Virtuose Gesangskunst im Orchesterzentrum

[fruitful_alert type=“alert-success“]Musiker und Solisten präsentierten Vivalidis „Best of italienische Komponisten“ im Orchesterzentrum. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Für die Fans von Barock-Opern wurde am 02.06.2017 im Rahmen des Musikfestivals Klangvokal im Orchesterzentrum ein besonderer Leckerbissen geboten. Das 1735 entstandene Oper-Pasticcio „Tamerlano“ aus der Feder von Antonio Vivaldi (1678-1741) als konzertante Aufführung. Kompositionen von zur damaligen Zeit modernen Komponisten aus der sogenannten Neapolitanischen Schule wie Riccardo Brosch, Geminiano Ciacommelli oder Johann Adolf Hasse wurden von Vivaldi mit eingebaut. Das Libretto stammt von D‘Agostino Piovene. Bekannter ist die Oper von Vivaldi unter dem Namen„Bajazet“, denn die Oper von Georg Friedrich Händel (1685-1759) ist unter dem Namen „Tamerlano“ bekannter.

Die Geschichte der Oper basiert auf der historischen vernichtenden Niederlage des osmanischen Herrschers Sultan Bajazet (1402). Der gerät danach in die Gefangenschaft des tatarischen Herrschers Tamerlano. Dieser verliebt sich in die Tochter des Kontrahenten Asteria. Da ist er nicht der Einzige. Viel Stoff für für große Gefühle wie Liebe und Leidenschaft sowie Intrigen und Machtspiele. Platz für die ganze Bandbreite der Emotionen.

Die stilistisch hervorragenden Musiker des „Ensembles Les Accents“ aus Frankreich unter der Leitung von Thibault Noally, der auch Violine spielte, brachte die exzentrisch-schöne Musiksprache Vivaldis sowie die schwungvolle, wie auch gefühlvolle Musik des italienischen Südens wunderbar zur Geltung.

Trotz dreier männlicher Akteure in der Oper, war nur ein Mann als Solist auf der Bühne. Denn der Part des Tamerlano wurde von Delphin Galou (Alt) und der des Andronico von Sophie Rennert (Mezzosopran) stimmlich stark ausgefüllt. Der einzige Mann unter den SängerInnen, Florian Sempey (Bariton) drehte vor allem im dritten Akt noch einmal richtig auf.

Dilyara Idrisova als Vertraute des Andronico Idaspe überzeugte mit einem strahlend klaren Sopran. Auch Anthéa Pichanick (Alt) als Asteria und Blandine Staskiewicz (Mezzosopran) als Tamerlanos Braut gefielen mit ihren starken und sensiblen Gesang.




Jazz-Power im Domicil

Das Jazz-Programm im Rahmen des Klangvokal Musikfestivals Dortmund 2017 ist zwar im Vergleich zu den Vorjahren etwas ausgedünnt worden, aber mit der Queen of R&B und Soul China Moses (USA/Frankreich) und ihren Kollegen wurde wieder hohe Qualität für den Bereich Jazz gewonnen.

Moses brachte am 01.06.2017 auch gleich Song-Erzählungen von ihrer neuesten Werk „Nightingales“ (Nachtgeschichten.

Sie führte mit viel Humor und Selbstironie durch das Programm und verband die Songs mit ihren speziellen Nachtgeschichten um Liebesrausch und Liebesende, Leidenschaften oder Mut und Aufbruchstimmung. Sprühend vor Energie und Beweglichkeit begeisterte sie das Publikum mit ihrer warmen und ausdrucksstarken Altstimme. Stimmungsbilder wurden geformt und das Publikum auch mal zum Mitklatschen und Mitsingen eines Vokalrefrains animiert.

Die Musiker an ihrer Seite boten Jazz-Einschübe von hoher Qualität. Luigi Grasso am Saxophon, Joe Armon Jones am Piano sorgten für Begeisterung bei den anwesenden Jazz-Kennern. Marijus Aleska legte ein starkes Solo an den Drums hin und Luke Wynter war für die Tiefe Untermalung mit seinem Bass zuständig.

Es war schon beeindruckend, was für eine Power und Energie von der Bühne ausging.

Die harmonische Mischung von Jazz, R&B, Soul oder Pop und Hintergrund-Erzählungen sorgte für einen, ganz besonders bei den Jazz-Fans, für einen unterhaltsamen Abend.




Klangwelten aus Nord- und Südeuropa

[fruitful_alert type=“alert-success“]Das Ensemble Hirundo Maris verzauberte die Besucher der Marienkirche. (Foto: ©  Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Im Rahmen des Musikfestivals Klangvokal trat am Mittwoch, den 31.05.2017 die Folk-Gruppe Hirundo Maris in der Dortmunder Marienkirche auf. Das spanisch-norwegische Quintett präsentierte alte Lieder und Balladen von Katalonien bis Norwegen. Den gesangliche Mittelpunkt bilden Arianna Savall und Petter Udland Johansen, die mit ihrem klaren Sopran und Tenor beeindruckten. Sie spielten zudem auf alten Instrumenten wie der gotischen Harfe oder Tripelharfe, der Hardangerfiedel (eine norwegischen Kastenhalslaute), oder der Mandoline.

Instrumental sensibel begleitet wurden die beiden Sänger und Musiker von ihren Kollegen Sveinung Lilleheier an der Gitarre und der Dobro (Resonator Guitar), Miquel Àngel Cordero am Contabass und Aleix Tobias (Percussion).

Die alten Weisen handelten von Sehnsucht, Liebe, Wehmut, Verlust und Hoffnung. Sowohl die Norwegischen wie die aus Katalanien und den jüdisch-saphardischen Lieder und Balladen waren oft getragen von einem schwermütigen Klang und ähnlichen fließenden Rhythmus von Nord- und Südeuropa. Das schottische Lied „The water is wide“ oder etwa die „Tarantela“ von Lucas Ruiz de Ribayaz (1626-nach 1777) zeigen aber auch temperamentvolle Seiten.

Starke instrumental Stücke wechselten sich mit gesungenen Beiträgen ab.

Mit einem skandinavischem Troll-Wiegenlied als Zugabe schickte Hirundo Maris das Publikum nach Hause.

Nord- und Südeuropa passten auf alle Fälle musikalisch gut zusammen.




Festival-Eröffnung mit Opernspektakel

[fruitful_alert type=“alert-success“]Gelungener Auftakt mir Rossini. Das WDR Rundfunkorchester mit WDR Rundfunkchor und Solisten. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Das Dortmunder Musikfestival Klangvokal unter dem Motto „Heimat Europa“ wurde am 28.05.217 im hiesigen Konzerthaus mit der Belcanto-Oper „Le Compte Ory von Rossini als konzertante Aufführung stimmungsvoll eröffnet.

Es wurden viele internationale Opernstars eingeladen. Etwa der bekannte Belcanto-Tenor Lawrence Brownlee aus den USA als charmanter Troubadour Graf Ory, eine Art Casanova der Kreuzritterzeit, Sopranistin Jessica Pratt (Australien) als umgarnte Grafin Adèle de Formoutiers, Mezzosopranistin Jana Kurucová (Slowakei ) in der „Hosenrolle“ des Rivalen Isolier. Stark ergänzt wurde das Ensemble von Sänger/innen wie etwa Roberto de Candida (Raimbaud), Stella Grigorian (Ragonde), Monika Rydz( Alice), Oleg Tsybulko (Le Gouverneur) oder als treuer Ritterbegleiter Gheorghe Vlad (Coryphée).

Diese Oper verbindet auf grandiose Weise übermütige französische Deklamationslust mit italienische Lyrismen, Melancholie und temperamentvollen Schwung. Die SängerInnen mussten neben ihrer guten Stimme in der der konzertanten Aufführung durch Mimik, Gesten die Komik und Paradoxie der Situationen darzustellen.

Die Oper spielt zur Zeit der Kreuzritter. Viele adelige und nicht adelige Frauen sind alleine Zuhause und warten mit Bangen auf ihre Männer, Söhne und Brüder. Der amourösen Abenteuern und Herausforderungen suchende Graf Ory versucht mit immer neuen Tricks, die Nähe und Liebe der verwitweten Gräfin Adèle de Formoutiers. Die wartet darauf, dass ihr Bruder als Kreuzritter heil nach Hause kommt. Der Graf Ory versucht es erst Rat und Hilfe spendender Emerit, dann als verkleidete Pilgerin. Er hat aber einen klugen Nebenbuhler, den verliebten Pagen Isolier, der ihn zum Schluss aus der Patsche helfen muss.

Eine komische Oper um die Fragen.Wann schlägt Ernst in Witz um und umgekehrt? Wie weit lässt sich die Wahrheit verdrehen, bis es eine Lüge wird.

Das WDR Rundfunkorchester Köln unter der Leitung von Giacomo Pellegrino setzte die emotionale Musik Rossinis sensibel um und der WDR Rundfunkchor Köln wirkten als Verstärker im Hintergrund mit eindrucksvoller Kraft.

Starke Stimmen und eine würdige Eröffnung des Klangvokal Festivals 2017.




Musikalische „Heimat Europa“

Simone Kermes kehrt nach Dortmund zurück und singt zusammen mit Special Guest Roland Kaiser bei „„Berlin, Mailand, Hollywood“. (Foto: © Simone Kermes)

Europa droht immer mehr zu zerfallen und nationale Populisten in den einzelnen Staaten Oberhand zu gewinnen. Ein Grund mehr für Festivaldirektor Torsten Mosgraber das 9. Klangvokal Musikfestivals vom 28. Mai bis zum 25. Juni 2017 unter dem Motto „Heimat Europa“ durchzuführen. Was verbindet Europa eigentlich musikalisch?

An verschiedenen Veranstaltungsorten wird das Publikum Gelegenheit haben, die musikalische Vielfalt und Einflüsse von Europa zu erleben. Mosbacher hat musikalische Entdeckungen aus 30 Ländern, von Norwegen bis Zypern, von Großbritannien bis Russland zusammengestellt. Es werden insgesamt in 29 Tagen 22 Aufführungen stattfinden. Dabei wird der Schwerpunkt in diesem Jahr auf der Oper und der Chormusik liegen. Das Programm von Jazz-Welt- und Popmusik wird diesmal einen kleineren, aber feinen Raum einnehmen. Die Aufführungen finden wieder an verschiedenen Orten statt. Die Propsteikirche fällt in diesem Jahr jedoch als Veranstaltungsort aus.

Im Fokus des Festivals steht die Oper vom 17. bis 20. Jahrhundert. Das Festival wird am 29.05.2017 mit der komischen Oper von Gioachino Rossini „Le Compte Ory“ eröffnet. Freunde des Barock können sich gleich auf drei Werke im Programm freuen.

Henry Purcells „King Arthur“ (24.06.2017) wird auch halb-szenisch für das Publikum in der Reinoldikirche sicher ein musikalischer Genuss werden. Das Gleiche gilt für Georg Friedrich Händels „Acis and Galatea“ am 10.06.2017 im Orchesterzentrum in einer originellen Neuinszenierung mit Puppen. Schon am 02.06.2017 werden die schönen, dynamische Melodien von Vivaldis „Tamerlano“ auch das Publikum auch konzertant am gleichen Ort erfreuen. Geachtet wurde bei der Organisation des Festivals auf eine hohes Qualitätsniveau bei den Sänger/innen.

Im Bereich der Chormusik sind international gefeierte Ensembles aus Belgien, Deutschland, Frankreich oder Großbritannien eingeladen. Dabei reicht die Spanne von der Musik des 14. Jahrhunderts mit der Schola Gregoriana Pragenensis über Kleinode des französischen Barock mit einem aktuellen ECHO-Preisträger, dem Ensemble Correspondances aus Frankreich, über skandinavische und russische Chormusik mit dem Chor des Lettischen Rundfunks, bis hin zu Chormusik von der Renaissance bis zur Gegenwart mit dem renommierten Chor Tenebrae aus Großbritannien. Eines der beliebtesten Oratorien der Spätromantik von Edward Elgar, „The Dream of Gerontius“ ist auf dem Programm.

Ein Höhepunkt ist das Fest der Chöre am 17.06.2017 im gesamten Innenstadtbereich.

Ein kleines musikalisches Experiment findet am 18.06.2017 im Konzerthaus statt. Unter dem Titel „Berlin,Mailand, Hollywood“ tauschen Sopranistin Simone Kermes und Schlagersänger Roland Kaiser gesanglich auch schon mal die Rollen. Die Grenzen von Schlager, Oper und Filmmusik verschwimmen.

Jazz und Weltmusik werden durch Konzerte des polnischen Jazzstars Anna Maria Jopek, dem spanisch-norwegischen Ensembles Hirundo Maris, der Soul- und R&B-Sängerin China Moses und der zypriotischen Sängerin Vakia Stavrou vertreten.

Beendet wird das Musikfestival (bei schönem Wetter) am Sonntag, dem 25.06.2017 im Dortmunder Westfalenpark mit einer „Spanischen Nacht“ mit der Zarzuela, einer hoch emotionalen Form zwischen komischer Oper und Operette. Unter der Leitung des WDR Rundfunkorchesters werden exzellente Zarzuela-Interpreten werden an diesem Abend ein wenig spanischen Flair in unsere Stadt bringen. Ein Feuerwerk beendet den Abend.

Der Vorverkauf für die einzelnen Veranstaltungen läuft ab jetzt. Zur näheren Information sind Folder und Programmhefte bei Dortmund Tourismus, den Ruhr-Nachrichten und allen anderen bekannte Vorverkaufsstellen erhältlich.

Weitere Informationen zu Preisen und Terminen erhalten sie unter: www.klangvokal.de

Genaue Orte und Termine entnehmen sie bitte dem Programmheft zu erhalten bei Dortmund Tourismus, den Ruhr Nachrichten und allen anderen Vorverkaufsstellen.




Ein apokalyptisches Oratorium

Am Samstag, den 12.11.2016 wurde in der Dortmunder St. Reinoldi Kirche das Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“ von dem österreichischen Komponisten Franz Schmidt (1874–1939) aufgeführt. Ein seltenes Erlebnis in Deutschland.

In Zusammenarbeit mit dem Klangvokal Musikfestival dieser Stadt, dem Dortmunder Bachchor an St. Reinoldi und der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Klaus Eldert war dies ein beeindruckendes musikalisches Ereignis und eine Anspruchsvolle Aufgabe. Die schwierigen Gesangparts übernahmen der Tenor Luca Martin als Johannes, Sopranistin Martina Schilling (Wesen, Engel, Tochter), Altstimme Maria Hilmes (Wesen, Engel, Mutter), Tenor Markus Francke (Wesen, Engel, Überlebender) und als als tiefer Bass Philipp Meierhofer (Stimme des Hern, Wesen, schwarzer Ritter, Überlebender). Das Zusammenspiel wurde dem Publikum die gesamte Facette der Offenbarung musikalisch vor Augen geführt.

Der Seher Johannes sieht als eine Vision vor Gottes Thron Christus als Lamm. Nur dieses Lamm ist würdig, das siebenfach versiegelte Buch mit den Offenbarungen über zukünftige Geschehnisse aus Gotteshand entgegenzunehmen und sie zu öffnen. Nach der ersten sechs Siegel zeigt sich, dass die Menschheit immer mehr in Dunkelheit, Krieg, Krankheit und großer Verzweiflung verfällt. Die wenigen Gläubigen Menschen hören von Gott nur den Rat, noch weiter durchzuhalten und auf Gerechtigkeit am Tage de jüngsten Gerichts zu verharren und zu vertrauen. Das ganze geschehen wird musikalisch eindringlich ausgemalt.

Im zweiten Teil wird das siebte Siegel geöffnet und nach kurzer musikalischer Stille blasen die sieben „Posaunenengel“ mit einem infernalisch-schaurigem Appell zum Jüngsten Gericht. Die „Gerechten“ erlangen danach das „ewige Leben“ und der Weg ist frei für „einen neuen Himmel und eine neue Erde“. Nun beruhigt sich auch der musikalische Hintergrund langsam und Gott verspricht am Ende allen überlebenden „Gerechten“ die Überwindung von Tod und jedwedem Leid.

Musikalisch grandios ist das „Das Buch mit sieben Siegeln“ inhaltlich jedoch durchaus fragwürdig

Mag für gläubige Menschen die Hoffnung auf ein jüngstes Gericht in der Zukunft, dass alles Leiden auf der Welt beendet tröstlich sein, verführt diese fatalistische Einstellung doch zu einem passiven Ausharren.

Die „sündigen und vom Teufel verführten“ Menschen werden als von Gotteswillen abhängig gesehen, die unvermeidlich der „Götterdämmerung“ entgegen gehen. In der Historie gibt es viele Beispiel für Berechnungsversuche der Apokalypse.

Menschen sind hier nicht selbstbewusste, selbstbestimmte und aufgeklärte Wesen, die ihr Schicksal und die Verhältnisse auf ihrem Planeten auch mitbestimmen können. Wie heißt da noch im Text der Internationale?

„Es rettet uns kein hö’hres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun.
Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!




Mystische Klangwelt aus Aserbaidschan

Erneut war die Marienkirche Schauplatz für Musik aus dem islamischen Raum. Verzauberte Alireza Ghorbani bereits am 18. Mai 2016 mit seinen persischen Liebesliedern das Publikum, brachte uns Alim Qasimov samt seiner Tochter Fargana und seinen musikalischen Mitstreitern ins ferne Aserbaidschan. Ganz ohne fliegende Teppiche.

Der typisch aserbaidschanische Mugam-Gesang wird nicht in Noten aufgeschrieben, sondern von Generation zu Generation weitergegeben, es enthält komponierte und improvisierte Elemente. Es ist eine spirituelle Musik, die Ähnlichkeiten mit den Sufismus hat.

Ohne Zweifel ist Alim Qasimov ein Meister des Mugam. Schon mit den ersten Tönen erfüllte er die Marienkirche mit seinem fremdartigen, immer hypnotischer werdenden Gesang, der im Wechselgesang unterstützt wurde von seiner Tochter Fargana.

Wer beim Konzert von Ghorbani dabei war, wird einige Instrumente wiedererkannt haben. Die Kamantsche (eine Stachelgeige) spielte Rauf Islamov. Die Tar, ein Instrument, das einer Laute ähnelt, Zaki Valiyev. Ein besonderes Instrument spielte Rafael Asgarov: Eine Balaban. Sie ist eine aserbaidschanische Flöte, die mit ihrem Klang orientalische Welten öffnete. Javidan Nabiyev spielte eine Nagara, eine spezielle Trommel.

Das Konzert zeigte, warum Qasimov bereits mit dem Kronos Quartett und anderen Akteuren aus dem klassischen Bereich zusammengearbeitet hat. Er schaffte es, zusammen mit seiner Tochter, die Magie des Mugam für das Publikum in der Marienkirche erfahrbar zu machen. Für Freunde der Weltmusik war es ein ganz besonderer Abend.




Schöner Abschluss für Klangvokal Festival

Mit „Von Wien nach New York“ im Dortmunder Konzerthaus endete am 12.06.2016 das Klangvokal Festival 2016 mit einer musikalischen Mischung aus Oper, Operette und Musical.

Mit der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung des erfahrenen Dirigenten Friedrich Haider, der renommierten Sopranistin Elsa Dreisig und den in unserer Stadt beliebten Tenor Lucian Krasznec hatte man für dieses Programm eine gute Wahl getroffen. Ausgewählt wurde Musik von Gioacchino Rossini, Franz Lehár, Johann Strauß Sohn und Leonard Bernstein.

Eine instrumentale Einführung der Musik der Komponisten wurde durch das Orchester jeweils voran gestellt. So zu Beginn spritzig-temperamentvolle italienische Musik von Rossini, die Ouvertüre zur Oper „Semiramide“ (1823). Bei der „Cavertine der Semiramide „Bel raggio lusinghier“ konnte eine strahlende Elsa Dreisig gleich ihr Können beweisen.

Lucian Krasznec zeigte bei bei Rossinis „La Danza“ seine temperamentvolle Seite. Die folgenden Arie des Octavio aus Franz Lehárs Giuditta „Freunde, das Leben ist lebenswert!!“ sang er mit starker Inbrunst und Überzeugung.

Mit viel Gefühl wurde von Dreisig das Lied der Hanna Glawary (Vilja-Lied) gesungen. Das folgende Duett „Lippen Schweigen aus der Lustigen Witwe war einer der romantisch-emotionalen Höhepunkte des Nachmittags. Melancholisch wurde es kurz vor der Pause mit dem „Wolgalied“ aus dem Zigeunerbaron von Johann Strauß Sohn. Berührend gesungen von Krasznec.

Nach der Pause ging es zunächst weiter mit der Österreich-ungarisch geprägten Musik von Johann Strauß Sohn zwischen Walzerklängen und Zigeunermusik. Das Lied der Saffi „So elend und so treu“ aus dem Zigeunerbaron, zeugt von einem ambivalenten Verhältnis zu den „Zigeunern“. Das folgende Duett „Wer uns getraut“ aus dem Zigeunerbaron hat etwas ironisch komisches.

Der letzte Abschnitt war der Musik von Leonard Bernsteins aus dem New York der 1950er Jahre gewidmet. Das 1956 kurz vor seiner „West Side Story“ !957) entstandene „Candide“, eine Mischung aus Operette, Opern-Persiflage und Musical, dürfte einigen im Publikum nicht so bekannt gewesen sein. Die fröhlich unbeschwerte Ouvertüre zu „Candide“ ist jedoch das meistgespielte konzertante Werk Bernsteins.

Mit „Candide´s Lament“ und dem Duett „Oh, Happy We“ wurden dem Publikum zwei Stücke aus „Candide“ näher gebracht. Mit den bekannten Stücken aus der West Side Story „I feel pretty“ und und dem Duett von Maria und Tony (Balkonszene) mit „Tonight, tonight“ endete das offizielle Programm.

Das begeisterte Publikum ließ die Akteure natürlich nicht ohne Zugaben von der Bühne. Lucian Krasznec ließ es sich nicht nehmen, für „Dein ist mein ganzes Herz“ aus „Land des Lächelns“ von Lehár eine junge Dame aus der ersten Reihe als Partnerin auf die Bühne zu holen.

Wunderbare Stimmen, ein gut aufgelegtes Orchester und ein insgesamt gut zusammengestelltes Programm bildeten ein würdigen Abschluss für das Klangvokal Festival.




Afro-kubanischer Zauber

Yilian Cañizares mit Kontrabassist David Brito und Schlagzeuger Cyril Regamey. (Foto: © Anja Cord)
Yilian Cañizares mit Kontrabassist David Brito und Schlagzeuger Cyril Regamey. (Foto: © Anja Cord)

Verdienter Applaus für eine hervorragende Sängerin samt Hochkarätiger Band. Der Auftritt der Kubanerin Yilian Cañizares am 11. Juni 2016 im domicil im Rahmen des Festival klangvokal verband Jazz und afro-kubanische Weltmusik.

Cañizares brachte viele Songs aus ihrer aktuellen CD „Invocacion“ (Anrufung) mit. Hierbei ging es textlich vor allem über ihre Familie und weitere Personen, die sie stark beeinflusst haben. Aber auch poltische Themen wurden nicht ausgespart. So dreht sich „Mapucha“ um die Frauenemanzipation.

Gesanglich wird Cañizares gerne eine Nähe zu Edith Piaf attestiert wegen ihrer rauchigen Stimme, sie konnte aber auch mit klaren Obertönen singen. Ihre Spezialität ist nicht nur das Geigenspiel, sondern auch der lautmalerische Scatgesang. In der Mischung zwischen Jazz, Pop und Weltmusik lag eine besondere Energie, die sich sofort aufs Publikum übertrug. Zu ihren musikalischen Einflüssen gehört auch die Kultur der Yoruba, einem afrikanischen Volkes, das hauptsächlich in Nigeria lebt.




Renaissance-Polyphonie aus Böhmen

Mit dem Konzert des Ensembles Cappella Mariana am 10. Juni 2016 im Rahmen des Festivals Klangvokal erklang in der Marienkirche eine selten gehörte Spezialität: Lieder aus dem Codex Speciálník, einem böhmischen Liederbuch aus dem späten 15. Jahrhundert.

Neben vielen unbekannten Komponisten ist der Einfluss flämischer oder französischer Komponisten im Codex Speciálník deutlich. Werke des franko-flämischen Komponisten Gaspar von Weerbeke sind ebenfalls darin verzeichnet wie die von Johannes Touront oder des Deutschen Heinrich Finck.

Vojtěch Semerád, der Leiter des Ensembles hatte das Konzert zweigeteilt: Für den ersten Teil hatte er Lieder aus dem Codex für eine typische Messe – also Credo, Gloria u.a. – zusammengestellt, nach der Pause erklangen Lieder für besondere Feste.

Die Musik der Renaissance kann man sich ohne Humanismus nicht vorstellen. Natürlichkeit und „Vermenschlichung“ der Musik waren die Forderungen. Klanglich war das beim Konzert der „Cappella Marinan“ deutlich zu hören. Musik, die man im heutigen Konzertbetrieb leider viel zu wenig zu hören bekommt. Ein großes Lob an die Sänger und Musiker.