Wie umgehen mit den Ängsten?

Im Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) hatte am 19.04.2024 „Angst oder Hase“ (ab 12 Jahren) von Julia Haenni unter der Regie von Johanna Weißert seine Premiere.



Auf einer ganz in blau gehaltenen Bühnenkonstruktion mit zwei kleinen Leinwänden an den Seiten versuchen die vier Schauspieler*innen (Annika Hauffe, Bianka Lammert, Sar Adina Scheer, Jan Westphal) eine fetzige Mut-Mach-Show auf die Bühne zu bringen. Alle im knalligen Pink gekleidet und mit Perücken versehen. Ein unheimliches Geräusch stört sie und eine Angstspirale wird in Gang gesetzt…

Annika Hauffe, Jan Westphal, Bianka Lammert, Sar Adina Scheer in „Angst oder Hase“. Foto: (c) Florian Dürkopp

Unter den vier Personen entspinnt eine Diskussion darum, wer Angst hat und ein „Schisser“ ist. Nach und nach wird klar. Jeder von ihnen (auch jedes Lebewesen) hat seine Ängste. Viele versuchen sie zu verdrängen und möglichst zu verbergen, da Angst als „Schwäche und Uncool“ vor allem unter jungen Menschen gilt. Die Anzeichen einer Angstattacke, Herzrasen, Zittern Schweißausbrüche und mehr lassen sich jedoch nicht verbergen.

Das ausgestoßene Adrenalin und die Energie sind evolutionär als Überlebens-Alarmsignal vor Gefahren tief verankert. Es bietet die Möglichkeit, diese Situationen schnell einzuschätzen und sich ihnen bei Risikoabwägung entweder mutig zu stellen oder als Rettung zu fliehen. Die Ängste können sich bis zu Neurosen steigern und dazu verleiten, sich den auslösenden Objekten oder Situationen gänzlich zu entziehen. Das führt oft zur Isolation. Die Chance, schwierigen und bedrohlichen Erlebnissen mit Mut zu begegnen und gestärkt daraus heraus zu kommen, wird dann nicht gesehen. Um so wichtiger sind, wie das Stück zeigt – gute Freunde -, mit denen man offen und ehrlich über das Thema sprechen kann. So „outen“ sich auch die vier Protagonisten zu ihren ganz persönlichen „Angstproblemen“.

Mit einer interessanten Technik wird nebenbei die Hasenphobie von dem jungen Mann (Jan Westphal) erzählt. Zwei kleine Pappmodelle (Bad, Küche) wurden auf die Leinwand projiziert und von Sar Adina Scheer bedient.  

Ein links davon angebrachter Bildschirm sowie eine Kamera ermöglichte es dem Schauspieler, sich von der blauen Bühne aus in die Leinwandprojektion handelt und erzählend einzubringen. Da war Präzisionsarbeit nötig.

 Ein besonderer Einfall war der Auftritt eines knuffigen blauen Hasen (wunderbares Kostüm) im Hintergrund.

Das Geschehen wurde musikalisch und mit passender Geräuschkulisse von Peter Kirschke zielgenau begleitet.

Ein wichtiges Theaterstück gerade in diesen unruhigen, bedrohlich wirkenden und schnelllebigen digitalen Zeiten.

Informationen über weitere Aufführungstermine finden Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222




Borcherts Nachkriegsdrama expressiv auf die Bühne gebracht

Das Kinder- und Jugendtheater (KJT) Dortmund präsentierte am 23.02.2024 die Premiere des Nachkriegsdramas „Draußen vor der Tür“ (ab 14 Jahre) von Wolfgang Borchert (1921-1947) unter der Regie von KJT-Intendant Andreas Gruhn. Fast das gesamte Ensemble war an der Aufführung des schweren Stoffes beteiligt. Das Bühnenbild war düster gehalten, und auf der großen Wand wurde Videosequenzen (von Stalingrad, der Elbe und andere) im Hintergrund projiziert.



Das Drama zwischen Traum und Wirklichkeit wurden mit dem speziellen Kostümfundus aus der damaligen Zeit unterstrichen. Die Elbe bekam in Persona von Sar Alina Scheer im grünen zotteligen Kostüm einen selbstbewussten Auftritt. Verletzungen als Folge des Krieges wurden dem Publikum schonungslos gezeigt.

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Auch Gott (Rainer Kleinespel) weist jede Verantwortung für den Krieg und das Elend von Beckmann  (Jan Westphal) zurück. (Foto: Birgit Hupfeld)
Auch Gott (Rainer Kleinespel) weist jede Verantwortung für den Krieg und das Elend von Beckmann (Jan Westphal) zurück. (Foto: Birgit Hupfeld)

Kriegsheimkehrer Beckmann, synonym für all die physisch und psychisch traumatisierte Soldaten, kehrt aus der Gefangenschaft nach Hamburg zurück.

Nichts ist dort mehr wie es war. Seine Frau hat einen neuen Mann, sein kleiner Sohn ist tot, sein Vater war ein Nazi und hat sich mit seiner Mutter selbst „entnazifiziert“, also umgebracht. Niemand will mehr etwas von dem Kriegsgrauen und Schuld hören. Das Leben muss weitergehen. Er fühlt sich als Fremder „draußen vor der Tür“.

Beckmann, intensiv gespielt von Jan Westphal, mit Gasmaskenbrille, schäbigen Soldatenmantel und kurzgeschorenen Haaren, möchte sich verzweifelt mehrfach im Traum das Leben nehmen. Der „Andere“ als lebensbejahend- optimistischer Jasager, wurde kongenial von Thomas Ehrlichmann dargestellt. Dieser versucht mit aller Energie, Beckmann zum Weiterleben zu bewegen. Ein Rat ist, die Verantwortung und damit Schuld an dem gewissenlosen Oberst (Andreas Ksienzyk) abzugeben. Der kann mit dem Begriff „Verantwortung“ nichts anfangen. Das geht natürlich nicht. Auch Gott (Rainer Kleinespel) kann nicht zur Verantwortung gezogen werden.

Im Gegensatz zu den anderen Personen der Handlung kann Beckmann nicht mit seiner Verantwortung und Schulgefühlen als ehemaliger Unteroffizier ruhig sein Leben fortsetzen. Glaube, Liebe, Hoffnung schwinden immer mehr. Auch der kleine Funken Menschlichkeit, die er beim fremden Mädchen (Annika Hauffe) spürt, bleibt nur ein ganz kurzer Lichtblick. Es ist die Frau des Einbeinigen, deren Verlust des Beines und spätere Freitod er sich schuldig fühlt. Der einzige Kriegsgewinnler ist der fette Tod (Andreas Ksienzyk).

Wie soll es weitergehen? Was gibt noch einen Sinn? Er bekommt keine Antworten.

Eine starke Leistung des gesamten KJT-Ensembles. Den Schauspieler*innen gelang es, sich glaubhaft in verschiedenen Rollen und Charaktere hineinzuversetzen, die sie auf die Bühne bringen mussten.

Ein Bühnenstück von (leider) zeitloser Aktualität, wie die gegenwärtigen Kriege und Spannungen zeigen. Es kann eine Mahnung sein, sich nicht für terroristische Anschläge oder Angriffskriege instrumentalisieren zu lassen.

Wie Wolfgang Borchert es in einem Prosatext so deutlich sagt: Dann gibt es nur eins. Sag nein!

Infos zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222




Der Entstörer – ein tiefer Fall ins Kaninchenloch

Ein sehr intensives Klassenzimmerstück hatte am 28. September 2023 im KJT Dortmund Premiere. Es ging um das Thema „Verschwörungsideologien“, die vor allen durch die sozialen Medien immer wieder verbreitet werden. Zu den typischen Verschwörungsideologien gehören beispielsweise „Chemtrails“, die „Mondlandung ist fake“, „Die Impf-Verschwörung“ oder „9/11“. Während die „flache Erde“ meist noch ein Schmunzeln wert ist, gibt es mit „QAnon“ eine gefährliche Ideologie, die davon ausgeht, dass eine geheime Elite das Blut von Kindern trinkt und Donald Trump diese bekämpft.



Die „geheime Elite“, die alles lenkt, ist in fast allen Verschwörungsideologien die treibende Kraft, die hinter allem steckt. Es können Pharmakonzerne sein, die NASA, geheime Gesellschaften wie die Illuminaten oder die sogenannte Finanzelite, womit in der Regel die Juden gemeint sind. Daher kann der Brückenschlag von Verschwörungsideologien zum Antisemitismus auch recht klein sein.

Der Entstörer Jonas (Jan Westphal) mit seinen "Beweisen". Foto: (c) Birgit Hupfeld)
Der Entstörer Jonas (Jan Westphal) mit seinen „Beweisen“. Foto: (c) Birgit Hupfeld)

In „Der Entstörer“ spielt Jan Westphal den Schüler Jonas, der wahrscheinlich durch die Krebskrankheit seiner Mutter in den Bann von Verschwörungsideologien gerät. Durch das „Informieren“, dem stundenlangen Konsum irgendwelcher Google-Treffer und Youtube-Videos, gerät er immer weiter in diese Welt. Westphal macht das in seinem Spiel wirklich beeindruckend, schnell feuert er seine „Argumente“ und „Beweise“ ab, so dass das Publikum beinahe überrumpelt wird.

Doch in den Nebensätzen wird deutlich, dass die Welt von Jonas ziemlich geschrumpft ist. Seinen Kontakt zu seiner Schwester und ihren Kindern hat er verloren, weil er verhindern wollte, dass die Kinder gegen Masern geimpft werden, er bekommt keinen Zugang zu seiner netten Nachbarin und Besuch bekommt er eh nicht mehr, zumal er seine Wohnung vollständig mit Alufolie beklebt hat. Dafür wird er im Netz für seine Ideen bestärkt. Das ist ein wichtiger Punkt, denn der Mangel an sozialem Leben wird durch das Internet kompensiert.

Konzipiert ist „Der Entstörer“ für Klassen ab der 9. Stufe. Es ist auf jeden Fall ein lohnenswertes Stück, das hoffentlich zur Medienkompetenz beiträgt, die mittlerweile sehr wichtig geworden ist. Es ist wichtig, kritisch zu denken, Informationen aus verschiedenen Quellen zu beziehen und sich der Komplexität der realen Welt bewusst zu sein. Denn die von Verschwörungstheoretikern oft genannten Metapher der „roten Pille oder blauen Pille“ aus dem Film „Matrix“ greift zu kurz.  Die rote Pille repräsentiert die Bereitschaft, die Realität und die Wahrheit zu akzeptieren, auch wenn sie verstörend oder herausfordernd ist. Die blaue Pille repräsentiert die Entscheidung, in einer komfortablen Illusion zu bleiben und die Realität zu vermeiden. In der realen Welt kann die Suche nach Wahrheit jedoch komplex sein und unterschiedliche Perspektiven berücksichtigen.  

Es sollte in vielen Klassen zu sehen sein und wenn möglich auch anderen Gruppen zugänglich gemacht werden.      




Bodybild oder wie viel Sahne verträgt eine Erdbeere?

Das KJT Dortmund hat mit Bodybild ein heißes Thema aufgegriffen, dass sowohl Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene betrifft … nervt … bestimmt … quält …



Spätestens seit den Social Medien, hier besonders INSTAGRAM, herrscht ein unerbittlicher, ja fast schon faschistoider, Körperoptimierungsdruck, dem bereits Kinder ausgesetzt sind. Aber leider auch durch die Erwachsenen, ihre Eltern, zuerst, als ersten Rollenmodelle. Lange vor den A-Social Medien herrschte Druck in den Kinder- und Jugendzimmern. Waren es zuerst die Noten und der Numerus Clausus, kam schnell durch die Werbung, besonders die der Fashion Industrie, der optimierte Körper hinzu … der Leistungsdruck begann sich in den 1980er/90ern zu steigern.

Das Ensemble der Jugendclubproduktion "Bodybild" (Foto: (c) Birgit Hupfeld)
Das Ensemble der Jugendclubproduktion „Bodybild“ (Foto: (c) Birgit Hupfeld)

Waren die Bilder von Bruce Weber noch sportliche „Jedermann“ Typen bei Männern und Frauen, so wandelte sich das Trendbild in den 90er-Jahren mit den Female und Male Supermodels dramatisch. Die durchPeter Lindbergh für die Titelseite der Januar-Ausgabe 1990 platzierten Cindy Crawford, Naomi Campbell, Linda Evangelista, Christy Turlington und Tatjana Patitz setzten den Trend. George Michael veranlasste das, sie für sein Freedom ’90!Video zu casten. Später setzte Madonna mit Vogue einen weiteren Meilenstein, wie auch Dragqueen und LGBTIQIA+ Aktivist Ru Paul mit seinem Song Supermodel … ich liebe die Schluss Sentenz „you better work!“ Lange vor dieser Fashion Ikonen Welt galt u. a. Elizabeth Taylor als perfekte Schönheit. Zu den genannten Supermodels stießen später auch Claudia Schiffer, Stephanie Seymour, Kate Moss und Nadja Auermann. Aber auch bei den Männern gab es diese Supermodels. Da wäre zuerst einmal Markus Schenkenberg und Tavis Fimmel, von denen der Spruch kam, dass sie nicht im Fitness-Studio ihre Figuren geformt hätten … Tyson Beckford, später Jon Kortajarena, Evandro Soldati, Oliver Cheshire.

Ich selbst hatte eine langjährige Beziehung mit meinem idealtypischen Mann … in all den Jahren verdrängte ich dabei seine Probleme mit sich selbst, seinem Aussehen, seinem Körper, seiner Sexualität und seinem daraus resultierenden eigentlich nicht vorhandenen Selbstwertgefühl. Gutes zureden und an den richtigen Stellen bestätigen halfen nichts. Es wurde toxisch und ich musste die Reißleine ziehen. Der Teller war schön … aber … im Grunde leer.  Manchmal hatte ich das Gefühl, er lebt in einer Dailysoap oder einer Vorversion von Instagram.

Sie alle, inklusive der Modefirmen und Werbeindustrie, man denke allein an die ersten Lätta TV Spots, diktierten nun, wer wie auszusehen hatte … Tragisch, als Mann, wenn man nicht den V-förmigen Oberkörper hatte, besonders tragisch, weil als Unterdrückungsmechanismus verwandt, wenn Frauen nicht die Idealmaße hatten. Hier setzte erstmals Dove in seinen Spots in den 2000ern einen signifikanten und notwendigen Kontrapunkt. Sosehr die Dove Kampagne gerühmt wurde, so wenig Wirkung hatte sie leider … Bodyshaming ist besonders beliebt unter denen, die besser, sorry, ihren Mund halten sollten, wie die Maulaffen aus der Ansammlung führerputinageiler Dauerlutscher mit ihrem frauenverachtenden Weltbild, trotz Quotenfrauen … Wobei zu statuieren ist, dass Hass häSSlich macht.

Bodybild beginnt genau dort, bei und mit dem „geforderten“ Körperkriterien … sie werden im Intro aufgezählt und immer wieder mit dem Zusatz versehen „normal eben“.

Aber was ist „normal“? Dem genau geht Bodybild rasant auf die Spur, um sich in einem „Gehen Lassen“ orgiastisch fast zu implodieren, also dem Körperidealbild. Denn früh regt sich im fantastisch spielenden Ensemble erste Gegenwehr gegen das Schönheitsideal, weil der Druck zu groß, zu übermächtig wird. Weil man sich selbst nicht mehr in dem optimierten Körper wohlfühlt und sich in einer permanenten Diätspirale befindet. Wo bleibt die eigene Stimme, auch wenn man von seiner Umgebung angezweifelt, dass man den terrorhaften, faschistoiden Druck des/der geltenden Schönheitsideale nicht mehr gehorchen will.

Wie aber entdeckt man sein eigenes Schönsein, seinen eigenen Golden Cut, zwischen all den glatten glitzernden Oberflächen, schönen Körpern, perfekt ausgeleuchteten Werbungen und Instagram Fotos/Posts und Destinationen? Der Golden Cut ist evolutionär in uns und beflügelt das Schönheitsideal.

Das Selbst, sein eigenes Ich zu finden, ist gar nicht so leicht, wenn man sein Leben im Selfie Modus zu führen gewählt hat, aber trotzdem an sich zweifelt und sich selbst sucht. Wir Zuschauer können es nachvollziehen oder sich hineinversetzen in die Protagonisten auf der Bühne, die um ihr Selbst und Selbstbild sehr eindringlich und, wenn auch plakativ, authentisch kämpfen.

Am eindringlichsten wurde der Weg zum eigenen Selbst, und eigenen Schönheitsideal, bei dem orgiastischen Picknick mit Waffel und Sahne … Ich selbst pflege immer etwas Kaffee zu meinem Zucker zu trinken … Zur Sahne brauchte es eine Waffel als Grundlage, und kein in Orangensaft getauchtes Wattebäuschen … Oder wie viel Sahne passt auf eine Erdbeere?

Das Stück, basierend auf dem Text von Julia Haenni, welcher schon 2019 entstand, wurde am KJT zum Ausgangspunkt für das KJT Dortmund und seiner eindringlichen Bühneninterpretation zu den Themen Körper, Stereotypen, Schönheitswahn, Selbstwahrnehmung, Selbstoptimierung und Gender. Die Schauspieler*innen, zwischen 16 und 25 Jahren alt, erarbeiteten gemeinsam mit dem Regieteam eine körperliche Show der Bodybilder, extrem spielfreudig und begeisterndes, humorvolles, manchmal mit dem Lacher im Halse stecken bleibend und erfrischend direktes Schauspiel, das, so kurzweilig es ist, sehr nachdenklich macht und machen will.

Eine gelungene Theatershow mit Tiefgang und Grundberührung, Ein sehenswertes Stück, nein ein Must See egal welches Alters, von und mit

Künstlerische Leitung                        Christine Appelbaum und Franziska Hoffmann

Ausstattung                            Sandra Linde

Choreogrphie                          Janna Radowski

Dramaturgische Beratung      Milena Noëmi Kowalski

Produktionsassitenz               Hannah Löwer

Desreller*innen                      Carla

                                               Merit Briese

                                               Nessa Cofala

                                               Daria Deuter

                                               Charlie Lutomski

                                               Stelle Hanke

                                               Paula Hees

                                               Julie Meyer

                                               Hanna Pfafferot




Theaterstück über Hatespeech – CO-OP MODE

Im Kinder- und Jugendtheater hatte am 28. April 2023 die Stückentwicklung „CO-OP MODE“ unter der Regie von Nora Kühnhold und Renée Grothkopf Premiere. Das große Thema war der Umgang mit Hatespeech.



Hatespeech kann sowohl online als auch offline auftreten und kann schwerwiegende negative Auswirkungen auf die betroffenen Personen haben. Es kann zu einer Verbreitung von Angst, Hass und Intoleranz führen und kann dazu beitragen, bestehende soziale Ungleichheiten und Diskriminierungen zu verstärken.

Thomas Ehrlichmann und Jan Westphal in "CO-OP MODE" (Foto: (c) Birgit Hupfeld)
Thomas Ehrlichmann und Jan Westphal in „CO-OP MODE“ (Foto: (c) Birgit Hupfeld)

Darüber hinaus kann Hatespeech auch dazu beitragen, die freie Meinungsäußerung zu unterdrücken und die öffentliche Debatte zu verzerren. Es kann dazu führen, dass bestimmte Gruppen von Menschen aus der Diskussion ausgeschlossen werden und sich zurückziehen, aus Angst vor Angriffen oder aus Frust über eine nicht zugängliche Debatte.

In dieser Stückentwicklung ging es einerseits um das Onlinespiel „Consentia“, das auf einem Kooperationsmodus basiert und in dem Spielziele gemeinsam erreicht werden sollen. Doch der Server bricht zusammen. Ist es ein Hackerangriff von Rechtsextremen, denen das Spiel zu „links“ ist? Jedenfalls ist Vincent samt seinem Freund*innen im Netz ratlos.

Gleichzeitig stehen für Vincent (Thomas Ehrlichmann) und seinem Freund Lukas (Jan Westphal) ein Referat über Nietzsche an. Lukas, der sich auch nicht in „Consentia“ einloggen kann, stöbert durch Foren und wird durch die dortige negative Stimmung immer weiter heruntergezogen, bis er auch an Mobbing gegen eine Mitschülerin teilnimmt.

Nach dem chaotischen Referat vergisst Lukas sein Handy und Vincent entdeckt die Forengespräche. Vincent und seine Freunde machen sich zunächst daran, offensiv mit Gegenrede gegen das Mobbing vorzugehen und später stellt Vincent Lukas zur Rede.

Das Spiel „Consentia“ ist der Aufhänger und der Anker in diesem Stück. Es dominiert die Bühne, denn rechts neben der Bühne zeigt eine Leinwand die Grafik des Spiels, während in der Mitte auf einem aufgemalten Spielfeld die Avatare „in echt“ zu sehen sind.

Doch gezeigt wird, dass das größere Problem die Internetforen ist, in denen unmoderiert jeder schreiben kann, was ihm passt. Auch Hatespeech. Was die einen als „ultimative Freiheit“ sehen, dient rechtsextremistische und frauenfeindliche Gruppen wie INCELS dazu, junge und leicht beeinflussbare Menschen zu rekrutieren und zu radikalisieren.

Dennoch ist es falsch, das Internet in Bausch und Bogen zu verdammen. Denn gerade für marginalisierte Minderheiten kann das Internet ein Ort sein, sich mit Gleichgesinnten zu verbinden und Kontakt aufzunehmen. Das wurde in „CO-OP MODE“ durch kleine Einspielfilmchen gezeigt.

Wer Hatespeech bekämpfen möchte, kann sich unter anderem bei hassmelden.de oder der App „Meldehelden“ informieren.

Weitere Vorstellungen sind am 21., 22. und 23. Mai. Informationen unter www.theaterdo.de




SPAAASS – WER BESTIMMT, WAS LUSTIG IST?

Interaktives Theaterstück von Christian Giese im KJT Dortmund

Sportunterricht. Während des Wartens auf den Sportlehrer bringen sich die Kids (Sekundarsufe2, 11 – 12 Jahre) auf den neusten Stand:

Wer macht gerade was mit wem, welcher Schuh ist angesagt und was kann man jetzt unter keinen Umständen mehr tragen? Die Frisur von Bruno geht jedenfalls gar nicht und trägt er da etwa …!? Bruno hat ein Fernglas und beobachtet gerne Vögel … Strange, für die im Frühpubertierstadium befindlichen Kids. Daraus entwickelt sich eine ausgezeichnet dargestellte Dynamik mit einer Zielscheibe.



Der Buzzer ertönt und Stopp. Das Geschehen auf der Bühne ist eingefroren.

Die Moderation/Sportlehrer unterbrach das Geschehen und befragt konkret die Beteiligten, wieso wer was genau gerade tut oder nicht, um anschließend auch das Publikum zu befragen: Wer mobbt hier wen und warum eigentlich? Und welche Rolle spielt Thilo, welche Jana? Was könnten die verschiedenen Rollen aus der Klassengemeinschaft tun?

Thomas Ehrlichmann, Jan Westphal, Wenja Imlau, Bianka Lammert und Rainer Kleinespel (im Hintergrund). Foto: (c) Birgit Hupfeld

Dabei zeigten die jungen Erwachsenen im Publikum ein ausgesprochen reges Interesse und nahmen beherzt den Mikrowürfel in ihre Hände, um ihre Ansichten und Meinungen zu äußern. Erstaunlich wie sensibel die Kids auf Missstände reagieren und sie benennen können, selbst wenn ihnen die Fachtermini dazu fehlen. Und erhellend, welche Lösungen sie anbieten konnten.

Bevor jedoch das Stopp Signal buzzt werden die entscheidenden Szenen wiederholt, die dann zurückgespult wurden … was das Ensemble hervorragend im Rückwärtsgang zur Belustigung aller zurückspulte, um dann die entscheiden 4 Stellen zu kommen, bei denen dann das Publikum interagieren durfte, konnte, sollte … erfrischend. Auch wenn sich das Stück zuerst an die jüngeren Erwachsenen richtet, auch die älteren Erwachsenen spürten einen Drang, sich zu Wort zu melden. Aber die Kids sind in diesem Stück die Gefragten.

Ausgehend von Christian Gieses Text `Spaaaß – Wer bestimmt, was lustig ist? ´ geht Johanna Weißert, Ensemblemitglied des KJT und Regisseurin Gruppendynamiken im Umfeld der Schule auf den Grund. Schon in ihrer erfolgreichen Inszenierung `Kein leichter Fall´ beschäftigte sie sich mit dem gesellschaftlichen Miteinander und der Frage nach Verbrechen und Täter*innenschaft. Denn auch Mobbing ist ein Verbrechen!

Mindestens eine*n in der Klasse trifft es immer. Viel öfter ist es ein wechselseitiger Prozess, der mehreren der Schüler*innen gleichermaßen begegnet: Mobbing. Fühlt sich eine Gruppe erst durch Aus- bzw. Abgrenzung als Gemeinschaft? Was ist schlimmer, aktive Provokation oder die passive Rolle der Mitlaufenden? Wo verläuft die Grenze hin zur Straftat? Und vor allem: Wie kann Courage aussehen?

Gemeinsam mit den Spielenden und dem Publikum geht dieses interaktive Theaterstück auf die Suche nach Antworten, Motiven und Handlungsoptionen.

Und jeder von uns hat Mobbing in den verschiedensten Stationen erlebt oder miterlebt. Der eine oder andere fand sich in Bruno wieder, andere in Jana, wieder andere in Sophie oder gar auch dem Thilo … Was oder wer er war entgegen seinem Selbstbild, wurde in dem Stück auch sehr deutlich … Der Bully ist der eigentliche Loser in der ganzen Mobbing Geschichte. Und das zu erkennen kann ganz schön weh tun.

Das Stück bietet auch allen Brunos, Janas und Sophies einen Rettungsring, um aus bestimmten Mobbingsituation heraus zu kommen, und gegen zu steuern. Dem Opfer zu helfen.

Das Ensemble des KJT hat wieder einmal ein perfekt professionelles und doch leichtes Spiel geboten, dass ein sehr ernstes, ja sogar lebensbedrohliches Problem thematisiert und zum Nachdenken und Lösungen finden spielerisch anregt.

Gedankt wurde es dem Ensemble mit Standing Ovations der Kids die mit den Füßen trampelnd applaudierten.

In einem Interview antwortet mir Bianka Lammert einmal, auf die Frage welches Publikum das schwierigste sei: die Kinder! entweder Du begeisterst sie vom ersten Moment oder du bist verloren.

Hier hat das Ensemble wieder vom ersten Moment an gewonnen.

Das Stück ist sehenswert und sollte man wirklich ansehen. Ich würde sagen ein Must See.

Jana                                        – Bianka Lammert

Moderator/Sportlehrer            – Rainer Kleinespel

Thilo                                       – Thomas Ehrlichmann

Bruno                                     – Jan Westphal

Sophie                                    – Wenja Imlau




Das relative Empfinden der Zeit

Als erste Premiere in diesem Jahr hatte das KJT Dortmund (Sckelly)  am 17.02.2023 „Time out“ (Ein Spiel um Geschwindigkeit) von Christina Kettering unter der Regie von Antje Siebers auf seinem Programm.



Das Stück für Kinder ab 6 Jahre behandelt fantasievoll das Thema Zeit.

Eine*r (Sar Adina Scheer), mit schwarzem Hut und dunkler Kleidung (an Brust und einer Seite kariert gemusterte Jacke), ist da und wartet schon länger voll Ungeduld, als Noch Eine*r (Andreas Ksienzyk) endlich kommt.  Noch Eine*r ist nicht nur genau wie Eine*r jedoch spiegelverkehrt angezogen und eher der gemütliche Typ.

Sar Adina Scheer (li) und Andreas Ksienzyk in Time Out. Foto: (c) Birgit Hupfeld

Das Thema Zeit und Relativität wird von den Beiden mit Humor, Abenteuerlust und Spielfreude dargestellt.

Es geht unter anderem um die Frage, warum sich Zeit so lange „zieht“, wenn wir uns langeweilen oder auf irgendetwas lange warten müssen. Lohnt es sich manchmal Zeit für bestimmte Dinge zu lassen als immer nur von einer Sache zur nächsten zu hetzen? Vergeht die Zeit schneller, wenn wir sie vergessen (zum Beispiel beim Spielen, Natur beobachten, einem schönen Essen, Musik oder beim Theater)? Ist es wichtig, was wird aus der Zeit machen? Wäre es manchmal schön, sie anhalten zu können?

Der Einfluss von Tag (Sonne) und Nacht (Mond) oder Jahreszeiten wurden sensibel vermittelt.

Mehrere weiße Holzklötze werden als variable Spielfläche wie Bauklötze aus der Kindheit in unterschiedlicher Weise geschickt eingesetzt, egal ob als zum Bau eines Renn-Parcours, Haus, Garten oder Baum.

Mit passgenauem Einsatz der Beleuchtung sowie Musik & Soundeinsatz durch Michael Kessler sorgten für die entsprechenden Stimmungen.

Einfache Mittel, etwa der Einsatz eines Luftballons als wachsender Mond, und das ausdruckstarke Spiel der Schauspieler*innen bot viel Raum für die Fantasie. Das ist wohl nicht nur für Kinder wichtig.

Infos zu weiteren Aufführungsterminen erhalten sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222




Alice im Wunderland – Ein fast psychodelisches Weihnachtsmärchen

Am 11. November feierte das KJT Weihnachtsmärchen 2023 von Andreas Gruhn seine Premiere … und der „Märchenonkel“, der fantastische Geschichten auf die Bühne bringt, hat wohl wieder einen Weihnachtshit gelandet. Das Publikum war begeistert und spielte geradezu mit, denn bei Fragen auf der Bühne/im Stück, wo man denn nun müsse, kam die Antwort prompt von den jungen Zuschauern.



Der Klassiker Alice im Wunderland, 1862 geschrieben von Lewis Caroll. Alice’s Adventures in Wonderland, gilt als eines der hervorragenden Werke aus dem Genre des literarischen Nonsens.

Die Inszenierung war zum Glück wieder keine disneyesque Farce. Nur leider vermisste ich die in vorherigen Weihnachtsstücken die emanzipierte, selbstbewusste Hauptdarstellerin … nur ist in dem Stück von Caroll kein Platz für eine solche. Aber Malin Kemper präsentierte eine trotzdem frische Alice, jenseits von allem „ich muss einen Mann finden 1950er Disney Zuckertran“.

Malin Kemper als Alice und Sar Adina Scheer als Weißes Kaninchen unterstützten das gesamte Ensemble des KJT – Bianka Lammert, Johanna Weißert, Andreas Ksienzyk, Jan Westphal, Rainer Kleinespiel und Thomas Ehrlichmann.

Bianka Lammert spielte eine herrlich verstrahlte, narzistische Herzkönigin mit Enthauptungssyndrom. Der Hutmacher von Rainer Kleinespiel war eine wunderbare Farce, die adaptiert werden sollte oder könnte. Thomas Ehrlichmann als verliebter Herzbube und Prozessopfer der Herzkönigin entzückend naiv verliebt. Aber auch die anderen Mitglieder des KJT Ensembles gaben ihr Bestes zum Besten und gefallen der jungen und älteren Erwachsenen.

Der Rollen und Kostümwechsel der Schauspieler muss ein Parforceritt gewesen sein. So hatte Jan Westphal, 2022 der Prinz, gleich 5 Kostüme, inklusive der Grinsekatze (im Original die Chesirecat). Diese Katze wurde wie Szenen oder auch andere Figuren durch den Erfolg des Caroll Stückes zu einem Synonym für falsch lächelnde Menschen.

Die Figuren und Szenen des Originals sind auch in der glänzend psychedelischen Inszenierung von Gruhn eine altersübergreifende Auseinandersetzung mit Willkürlichkeiten und Zufälligkeiten des alltäglich eigenen Lebens. Zuweilen erinnerte es mich an Uderzo´s „Asterix Erobert Rom“ und das „Haus das Verrückte macht“ … denn Gruhn legt geradezu wie im Drogenrausch den Fokus auf die Absurditäten jeder Logik und Vernunftentscheidung und die Vernunft widersprechende Entscheidung/en. Es ist genau das Absurde, der Nonsens der, der Geschichte von Caroll innewohnt. Oder auch à la Hape Kerkeling, „Das ganze Leben ist ein Quiz“.

Die Regie führte Andreas Gruhn und übertraf mit seiner Regieassistenz von Franziska Hoffmann, wieder Erwartungen. Das Bühnenbild und die Ausstattung brachten psychedelisch, oder im Drogenrausch (eher weniger) eine 70er Psychodelic Show, die sich sehen lassen konnte/kann und mit Peter Kirschke und seinen Videos, dabei so manchen psychodelisch inspirierten Film aus der Zeit in den Schatten stellt. Die Dramaturgie von Milena Noemi Kowalski und Jaqueline Rausch war auf den Punkt.

Die Theatervermittlung: Christine Appelbaum, Martha Kleinhempel und Erika Schmidt-Sulaimon

Besetzung

Alice Malin Kemper

Schwester, Pilz, Herzkönigin Bianka Lammert

Weißes Kaninchen, Köchin, Herz-Zwei Sar Adina Scheer

Maus, Herzogin, Schildkröte, Herz-Neun Johanna Weißert

Dodo, Raupe, Märzhase, Herz-Sieben-Greif Andreas Ksienzyk

Adler, Pat, Grinsekatze, Herz-Fünf, Herz-Acht Jan Westphal

Papagei, Lakai 1, Hutmacher Rainer Kleinespel

Unke, Lakai 2, Murmeltier, Herz-Bube Thomas Ehrlichmann

 Regie Andreas Gruhn

Ausstattung Oliver Kostecka

Musik Michael Kessler

Video Peter Kirschke

Dramaturgie Milena Noëmi Kowalski, Jacqueline Rausch

Regieassistenz Franziska Hoffmann

Theatervermittlung Christine Appelbaum, Martha Kleinhempel, Erika Schmidt-Sulaimon

Termine

2022

27.11.  15:00 / 17:00   Restkarten!

28.11. 11:30               Restkarten!

29.11.  09:30               Restkarten!

30.11.  09:30               Restkarten!

01.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

04.12.  15:00 / 17:00   Restkarten!

05.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

06.12.  11:30               Restkarten!

07.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

08.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

12.12.  10:00 / 12:00   Restkarten!

13.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

14.12.  11:30               Restkarten!

15.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

18.12.  15:00 / 17:00   Restkarten!

19.12.  11:30               Restkarten!

20.12.  11:30               Restkarten!

21.12.  09:30 / 11:30   Restkarten!

25.12.  17:00

26.12.  11:00

2023

09.01.  11:30               Restkarten!

10.01.  09:30               Restkarten!

11.01.  09:30 / 11:30   Restkarten!

12.01.  09:30 / 11:30   Restkarten!     LETZTE VORSTELLUNG!




Gesunde Kartoffelsuppe und bewegende Geschichte

Am 30.09.2022 konnte die Premiere von „Die Kartoffelsuppe“ (ab 6 Jahre) von Marcel Cremer und Helga Schaus) unter der Regie von Andreas Gruhn (Intendant KJT) im Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) nach zweimaligem Ausfall erfolgreich durchgeführt werden.



Schauspielerin Bettina Zobel (KJT) schlüpfte live in die Rolle einer Köchin und zauberte während einer Stunde aus Kartoffeln, Zwiebeln, Rettich, Sellerie, Lauch Zucchini und Möhren eine gesunde Kartoffelsuppe. Außerdem erzählte sie dem anwesenden Publikum mit Körpereinsatz, was alles in diesen Gemüsen steckt und wie wichtig sie für unsere Gesundheit sind. Mission: gesunde Ernährung!

Während sie die Zutaten in einem großen Topf verarbeitete, erzählte die Köchin nebenbei die Geschichte ihrer Mutter Lene in Kriegszeiten.

Lene wuchs zusammen mit Eltern und Großmutter auf dem Land auf. Mit sieben Jahre bekam sie ein kleines Schwein geschenkt. Zunächst führt sie ein glückliche Leben mit Schweinchen Frieda. Kartoffeln waren natürlich auch ein wichtiges Nahrungsmittel für die Bevölkerung. Dann kommt der Krieg, der den Menschen alles nimmt. Es droht eine Hungersnot…

In einem warmen hellen, liebevoll gestalteten Küche mit Kartoffelsäcken und Holzkisten wechselte Bettina Zobel scheinbar leicht mit Feingefühl in die verschiedenen Rollen. Als Schweinersatz mussten auf der Bühne Kartoffeln herhalten.

War das Thema der Geschichte auch ernst, kam der Humor und am Spiel nicht zu kurz.

Besonders lustig: Als diverse Hutkreationen von Tante Friedchen aus Gemüseresten vorgeführt wurden. Das Schicksal von Schwein Frieda nach dem Besuch eines Scherenschleifers wurde offengelassen.

Nach der Aufführung konnten alle Anwesenden von der pürierten Suppe probieren und ein wenig reden und mutmaßen, was mit Frieda wohl passiert sein könnte.

Musikalisch begleitet wurde die Vorführung musikalisch von Michael Kessler.

Eine gelungene Premiere, die allen kleinen und großen Menschen im Publikum nicht nur die Bedeutung gesunder Nahrungsmittel verdeutlichte.

Auf dem Flyer zum Stück kann man übrigens das genaue Rezept für die ZubereitungKartoffelsuppe nachlesen.

Weiter Aufführungstermine erfahren sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Telefon: o231/50 27 222




Was ADHS mit Betroffenen und ihrem Umfeld macht

Am Freitag, den16.09.2022 stand als Premiere im Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) in der neuen Saison 2022/23 mit „Wild!“ (Stück von Evan Placey, ab 8 Jahren) ein Thema mit emotionaler Brisanz auf dem Spielplan. Regie hatte Milan Gather.



Die Diagnose ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) wird bei immer mehr Kindern von Ärzten diagnostiziert.

Die betroffenen Kinder können sich schlecht konzentrieren, können schlecht zuhören, nicht lange ruhig sitzen und haben einen starken Bewegungsdrang.

Sie lassen sich von ihren Gedanken und Dingen, die in der Umgebung passieren leicht ablenken. Dabei sind viele auch recht kreativ. Ihre Familie und ihr weiteres Umfeld (etwa Schule) stellen sie vor große Herausforderungen und werden selbst oft zu Außenseitern.

Zur Behandlung stehen Therapien und Medikamente (bekannt: Retalin) zur Verfügung. Die Medikamente wirken jedoch nicht auf Dauer, machen müde und wirken verändernd auf die Persönlichkeit.

Zum Stück: Bei Billy (gerade 11 Jahre alt) summen die Gedanken wild in seinem Kopf herum. Auf ihn treffen alle oben genannten ADHS-Symptome zu. Besonders nah fühlt er sich den Bienen aus dem Bienenstock seines Vaters, der die Familie anscheinend verlassen hat und woanders wohnt. Sie sind scheinbar chaotisch und wild, haben jedoch alle ihre wichtige Funktion.

Die Mutter sieht eigentlich ein, dass ihr Sohn Hilfe braucht. In der Schule ist er auffällig, seine Mitschüler nennen ihn „Billy Biene“. Wenn sein Vater einmal da ist, streiten seine Eltern. Das Verhältnis zum ist gestört. Billy möchte vor allem seinen Vater beweisen, was er kann. Er wünscht sich nicht nur, dass sein Vater zu seinem Geburtstag kommt, sondern kämpft um dessen Beachtung und Zuneigung….

„Wild“ ist ein Solo- Schauspielstück mit musikalisch passender Klang-Begleitung.

Der KJT-Schauspieler Thomas Ehrlichmann schlüpfte sensibel in die Person des Billy sowie zusätzlich noch in die Rolle der Mutter, des Nachbarjungen Justus, Therapeuten oder die des Bruders.  

Auch körperlich verausgabte er sich voll auf die Klettergerüst-Umrahmung des auf der Bühne aufgestellten kleinen Hauses.

Die Schuldgefühle seiner Eltern, die Verzweiflung des Billy – besonders als er erklärt, dass er sich als „beobachtetes Versuchsobjekt“ fühlt, wurden eindrucksvoll dargestellt.

Stark war auch sein kongenialer musikalischer Partner Lukas Joachim an verschiedenen Instrumenten.

Rainer Kleinespel und Bianca Lammert (KJT) liehen Vater und Mutter ihre Stimmen.

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