Freeze – Ein modernes Tanztheaterstück zur Schneekönigin

Mit Freeze präsentierte die Junge Tanztheaterwerkstatt ein eindrucksvolles Stück über Solidarität, Verantwortung und Freundschaft. Inspiriert von Motiven des Märchens Die Schneekönigin erzählt es die Geschichte der 15-jährigen Kai, die plötzlich verschwindet. Am 15. Dezember wurde das Werk im Fritz-Henßler-Haus uraufgeführt.

Die Geschichte von Kai und der Schneekönigin

Warum verschwinden Jugendliche? Familienkonflikte, psychische Belastungen, Drogenmissbrauch oder die Suche nach Abenteuern? Im Märchen Die Schneekönigin führen magische Spiegelsplitter dazu, dass Kai die Welt nur noch negativ sieht und sich von der Schneekönigin angezogen fühlt. Freeze greift diese Motive auf und überträgt sie in eine moderne, gesellschaftskritische Erzählung.

Die 15-jährige Kai, eine Schülerin mit albanischen Wurzeln, verschwindet plötzlich. Ihre Klassenkamerad*innen beginnen nach einiger Zeit, sich Gedanken zu machen: Wo ist Kai geblieben? Erinnerungen werden ausgetauscht, Suchen organisiert und Elemente des ursprünglichen Märchens neu interpretiert. So wirft Gerda im Original ihre roten Schuhe in einen Fluss, um Antworten zu bekommen. In Freeze wurde der Fluss von den Jugendlichen durch kreative blaue Plakate dargestellt – ein eindrucksvolles Bild.

Die Spiegelstücke der Schneekönigin verletzen Kai. (Foto: CDD20/ Pixabay)

Die Schneekönigin tritt in dieser Neuinterpretation als Dreiergruppe auf. Sie verkörpert nicht nur negative Emotionen, sondern auch Verlockungen wie Clubbesuche, Drogen und das Streben, zu den „coolen Kids“ zu gehören. Kai wird von diesen Einflüssen angezogen – doch welche Konsequenzen hat das?

Die Botschaft hinter Freeze

Im Märchen rettet Gerda ihren Freund Kai aus den Fängen der Schneekönigin. In Freeze gibt es jedoch eine weitere Ebene: Die Wahrheit könnte auch sein, dass die Klassengemeinschaft Kai nie wirklich akzeptiert hat, weil sie einen Migrationshintergrund hat. In einem Abschiedsbrief schreibt Kai, dass sie einfach ein neues Leben sucht.

Trotz der ernsten Thematik hat das Stück auch humorvolle Momente, wie die Szene, in der Kai erzählt, sie dürfe auf die „Magic High“. Musikalisch wurde ein abwechslungsreiches Programm geboten: Neben Popmusik erklangen Vivaldis Vier Jahreszeiten, ebenso wie Livemusik auf Gitarre, Klavier und Querflöte.

Ein gelungener Abend, bei dem 20 talentierte Performerinnen eine spannende und tiefgehende Neuinterpretation der Schneekönigin auf die Bühne brachten.

Mitwirkende: Team: Birgit Götz, Helen Greve-Groß, Laura Gebauer, Inge Nosal & Bhavdeep Kumar Projektleitung: Stella Pischke Performerinnen: Imani Abdoulaye, Frida Averesch, Lotti Brockmann, Salia Dresp, Merith Hopf, Karolina Jurczak, Emma Kassing, Glory Kumih, Olivia Langner, Viola Langner, Marlitt Larsen, Emily Merkel, Karla Müller, Sarah Neuß, Lili Rinscheidt, Martha Schröder, Marla Tenholt, Sarah Thirukumar, Charlotte Voges, Luise Voges




Rhythmus ist ein Tänzer

Das Tanzensemble in Aktion. Es wurde auf Live Musik gespielt! (Foto: © Ralf Maserski)
Das Tanzensemble in Aktion. Es wurde auf Live Musik gespielt! (Foto: © Ralf Maserski)

Tanz ist ein Ritual, etwas Archaisches, kann in eine Kunstform gepresst oder sogar missbraucht werden und ist einfach nur ein Ausdruck von Freude. Nach „Kein Stück über Liebe“ hat sich die Junge Tanztheaterwerkstatt den Tanz als Thema ausgesucht. „Give me a vibe, Mr. King“ nahm die Zuschauer am 09. Mai 2015 im Theater im Depot auf eine rhythmische Reise durch die Geschichte des Tanzes mit. Als besonderer Gast: König Ludwig, der XIV., der Sonnenkönig.

Dass Tanz etwas ursprünglich, archaisches ist, erlebten die Zuschauer gleich zu Beginn. Die 24 Tänzerinnen und Tänzer zeigten am Anfang, wie Rhythmus und Körper zueinander fanden. Die einfachste Form, das Klatschen oder Stampfen auf dem Boden, das rhythmische Atmen, der eigene Körper als Resonanzfläche: Die Zuschauer erlebten, dass Tanz etwas natürliches ist und die motorische Kontrolle über den Körper fördert.

Doch Tanz ist nicht gleich Tanz. Ludwig, der XIV. (1638-1712) war ein Förderer des Tanzes, vor allem des Balletts und des höfischen Tanzes. Tanz wurde aus einem freien Spiel in ein Korsett von Notationen gezwängt. Die Rolle des Königs wechselte in dem Stück und wurde von verschiedenen Akteuren übernommen. Natürlich traf der Sonnenkönig im Laufe des Stückes auch auf einen anderen König: Elvis, der King of Rock’n’Roll.

Doch auch die dunklen Seiten des Rhythmus wurde gezeigt, als die Tänzerinnen und Tänzer zu monoton stampfenden Rhythmen marschierten. Techno und Marschmusik ähneln sich auf verblüffende Weise.

Die Choreografien von Birigt Götz und Alexeider Gonzales wurden von den Tänzerinnen und Tänzern bravorös umgesetzt, oftmals gab es spontanen Applaus aus dem Publikum. Großes Lob gehört auch auch Cordula Hein, die zusammen mit Götz die künstlerische Leitung innehatte.

Wer Lust auf 90 Minuten mitreißender Musik, engagierte Tänzerinnen und Tänzer und schöne Choreografien hat, der sollte im Depot um eine Audienz beim König bitten. Er/Sie wird es nicht bereuen. Absolut empfehlenswert.

Weitere Termine:

22.05.15 um 20 Uhr

23.05.15 um 20 Uhr

27.06.15 um 20 Uhr

alle im Theater im Depot




All you need is love

So heißt ein bekannter Song der Beatles. Mit ihrem neuen Projekt „Kein Stück über Liebe“ setzen sich 16 Ensemble-Mitglieder der junge Tanztheaterwerkstatt des Theaters im Depot unter der Regie von Cordula Hein und Katja Ahlers mit den Themen Liebe, Sex und Beziehungen auseinander. Wie verhält es sich damit bei ihrer Generation? Mit ihrem Stück gehen sie der Frage nach, ob es noch lohnt, sich auch heutzutage damit zu befassen. Dafür benutzten sie mit musikalischen, spielerisch-sprachlichen und tänzerischen Ausdrucksformen. Bei diesem Projekt machten 13 junge Frauen und drei junge Männer mit. Das besonders Interessante dabei, ein junge Akteurin der Aufführung im elektrischen Rollstuhl wird wie selbstverständlich mit in das Projekt einbezogen.

Zu Beginn sieht das Publikum das junge Ensemble in Dessous. Es ist noch nicht klar, wo die Reise hingeht und und was wirklich bei dem Thema für die jungen Menschen von Bedeutung ist. Das Stück zeigt gut die Verunsicherung einer Generation, die in einer sexualisierten, fast tabulosen Welt zurecht finden muss. Da ging es um Fragen wie: Wie spreche ich eine mir sympathische Person richtig an? Bin ich hübsch genug? Schreibt man noch Liebesbriefe? Ist Liebe nur eine romantische Illusion? Auch das Thema Eifersucht und unterschiedliche Bedürfnisse wurde gestreift. Musikalisch wurden bekannte „Kino-Liebespaare“ etwa aus „Dirty Dancing“, „Titanic“ oder „Romeo und Julia“ beleuchtet. Ein moderner „Rap“ zum Thema durfte für die Jugend natürlich auch nicht fehlen.

Neben guten gesanglichen Talent überzeugten die Akteur/innen vor allem bei den starken und sensiblen Tanzchoreografien von Choreografin Birgit Götz. Humor und Selbstironie kamen bei der Vorstellung nicht zu kurz. Ein gelungener Einfall war zum Beispiel der Perspektivenwechsel, wo die jungen Frauen mit aufgeklebten Bart und mit Schlips in die Rolle der Männer schlüpften. Diese wiederum kamen zum großen Vergnügen des Publikums mit je einem einem hochhackigen Damenschuh bekleidet auf die Bühne als „Frau“. Lustig auch die „vergeblichen Versuche“, den Kamasutra-Anweisungen folge zu leisten.

Natürlich wurden nicht nur die positiven Seite der Liebe und des Zusammenseins herausgestellt. Mit der Einleitung „Ich kann es nicht leiden, dass“ wurden die Verhaltensweisen des Partners kritisiert. Kleinere Risse entstehen in der Beziehung. Sind sie noch zu kitten?

Geben Ende wurden die vor der Aufführung vom Publikum ausgefüllten Statements zum Thema „Liebe ist….“ vorgelesenen. Das sich die Menschen zu jeder Zeit nach Nähe sehen und das es kein Leben ohne Liebe gibt, wird zum Schluss noch einmal von allen gemeinsam besungen. Eine starke Leistung des gesamten Ensembles.