Musical über Mobbing und religiösen Fanatismus

Als neues partizipatorisches Projekt der Jungen Oper Dortmund (ab 16 Jahren) präsentierten die OpernYoungsters und YoungSymphonics am 17.05.2025 im Operntreff des Dortmunder Theaters die Inszenierung Carrie – Das Musical, basierend auf dem Buch von Lawrence D. Cohen und dem gleichnamigen Roman von Stephen King.Regie führte Alexander Becker, die musikalische Leitung der Projektband übernahm Andreas Reukauf. Die Songtexte stammen von Dean Pitchford, die Musik von Michael Gore. Die deutsche Textfassung wurde von Martin Wessels-Behrens und Judith Behrens erstellt.

Zwischen innerer Zerrissenheit und gesellschaftlichem Grauen

Carrie ist ein Klassiker des Horrorgenres, der die verheerenden Folgen von Mobbing und Ausgrenzung an amerikanischen Highschools thematisiert – und dabei nichts an Aktualität eingebüßt hat. Zwar spielen übernatürliche und paranoide Elemente eine zentrale Rolle, doch liegt der Fokus dieser Inszenierung deutlich auf den emotionalen Innenwelten der Hauptfiguren. Die jungen Darsteller*innen vermittelten diese mit großer Offenheit und spürbarer Empathie – stets nah am Publikum.

Schon vor Beginn der Aufführung deuteten weiße, blutbefleckte Tücher auf dem Boden, unter denen sich Körper verbergen, das erste Horrorelement an. Die Handlung wird rückblickend erzählt.

Tabitha Affeldt 8und die OpernYoungsters. (Foto: (C) Björn Hickmann)
Tabitha Affeldt 8und die OpernYoungsters. (Foto: (C) Björn Hickmann)

Ein fragiler Abend – und sein zerstörerisches Ende

Im Mittelpunkt steht die 16-jährige Außenseiterin Carrie White – im Musical zusätzlich als übergewichtig dargestellt –, die von Tabitha Affeldt beeindruckend verkörpert wurde. Carrie wächst isoliert und unter der Kontrolle ihrer fanatisch religiösen Mutter Margaret White auf. Das Bühnenbild ist entsprechend düster und karg gehalten. Susanna Panzner (ehemaliges Ensemblemitglied der Oper Dortmund) zeichnete ein intensives Porträt dieser von Angst und Wahnvorstellungen geprägten Mutterfigur.

Carolin Bernhard als engagierte Sportlehrerin Miss Gardner versucht, den Schikanen der beiden Hauptmobber Chris Hargensen (Jule Giesenkirchen) und Billy Nolan (Jan Kamischke) entgegenzuwirken, indem sie die beiden vom Abschlussball ausschließt. Die beiden Unruhestifter suchen daraufhin in Carrie ein neues Opfer.

Im Gegensatz dazu zeigt sich Carries Mitschülerin Sue Snell (Selma Kirketerp) reumütig. Von Schuldgefühlen geplagt, bittet sie ihren sensiblen Freund Tommy Ross (Lennart Pannek), Carrie an ihrer Stelle zum Abschlussball zu begleiten. Was als versöhnlicher Abend beginnt, endet schließlich in einer dramatischen Katastrophe …

Die Inszenierung überzeugte durch ihre eindringliche Erzählweise und die stimmige musikalische Begleitung – eine kraftvolle Mischung aus dramatischen Rock- und Popsongs sowie gefühlvollen Balladen.

Weitere Informationen zu Aufführungsterminen finden Sie unter www.theaterdo.de oder telefonisch unter 0231 / 50 27 222.




Junge Oper Dortmund begeistert mit humorvoll-ironischer Musiktheaterkomödie

Die Oper „Marie-Antoinette oder Kuchen für alle!“ von Marc L. Vogler (Libretto: Daniel C. Schindler), basierend auf dem gleichnamigen Schauspiel von Peter Jordan, feierte am 01.10.2024 im Operntreff Dortmund ihre Uraufführung. Es handelt sich nicht um eine historische Erzählung über Frankreichs Königin Marie-Antoinette (1755–1793), die durch die Guillotine starb. Stattdessen präsentiert das Stück eine frische und freche Operngeschichte, die nie stattgefunden hat. Marie-Antoinette wird als Pop-Ikone dargestellt.

Zahlreiche Bezüge zur Gegenwart werden geschickt eingearbeitet. Die Hauptfigur wird von Wendy Krikken mit starker Stimme und viel Humor verkörpert. An ihrer Seite stehen Franz Schilling als König Ludwig XVI. sowie Cosima Büsing als Cécile, die einzige Dienerin im Schloss Versailles. Büsing meistert außerdem mehrere Rollen wie Kardinal de Rohan, Guillaume und Napoleon. Dabei überzeugt sie mit passender Mimik und Gestik.

Ironie, Anspielungen und beeindruckende Bühnenbilder

Die Bühnenausstattung des barocken Schlosses zeigt virtuelle Ausblicke auf die Gärten von Versailles. Die Requisiten sind sorgfältig gewählt und unterstreichen die Wirkung des Stücks. Das unzufriedene Volk wird eindrucksvoll von Mitgliedern der We DO Opera und der Bürger*innenOper dargestellt.

Wendy Krikken als "Marie Antoinette". Foto: (c) Björn Hickmann
Wendy Krikken als „Marie Antoinette“. Foto: (c) Björn Hickmann

Ein kleines „Zelt“ an der Bühne dient den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Marc L. Vogler als Spielstätte. Hier wird die Musik vielseitig eingebracht – von Barock-Pop und Rock über Jazz bis hin zu Weltmusik.

Der Plot: Seit über zwanzig Jahren sind Marie-Antoinette und König Ludwig im Schloss Versailles gefangen – mit nur einer Dienerin und ohne Kuchen. Ihre Hinrichtung wird immer wieder hinausgezögert. Müssen sie es selbst in die Hand nehmen? Während Marie-Antoinette die große Dame spielt, versinkt Ludwig im Selbstmitleid. Die Dekadenz und Ignoranz gegenüber der neuen Zeit sind überall spürbar. Warum protestiert das Volk? Und warum erscheinen ständig ungebetene Gäste?

Am Ende überschlagen sich die Ereignisse: Ludwigs selbstgebaute Guillotine funktioniert. Die beiden Herrscher müssen erkennen, dass sie in der neuen Welt keinen Platz mehr haben. Der im Keller gefundene Kuchen ist längst verdorben.

Die Aufführung lebt von ironischen Brechungen, gezielten Anspielungen und starken Leistungen aller Beteiligten.

Infos zu weiteren Aufführungsterminen finden Sie unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/50 27 222.




Ahoi, die Piraten von Penzance kommen

Mit dem partizipativen Projekt „Die Piraten von Penzance“ bewies die Junge Oper Dortmund am 30. Juni 2024, dass Oper ein riesiger Spaß sein und auch junges Publikum begeistern kann. Gilbert (Librettist) und Sullivan (Komponist) waren Ende des 19. Jahrhunderts im britischen Empire und in den USA berühmt für ihre komischen Opern, die geschickt Kritik am britischen Klassensystem übten. Sie prägten den britischen Humor nachhaltig.

In Dortmund wurden die Arien auf Englisch gesungen, die Dialoge jedoch von Regisseur Alexander Becker ins Deutsche übertragen. Gilbert und Sullivans Gesellschaftskritik und Themen sind oft spezifisch für die britische Kultur und Politik des 19. Jahrhunderts. Das macht sie für ein heutiges internationales Publikum manchmal weniger zugänglich.

 

Eine absurde Geschichte – Die Piraten von Penzance

„Die Piraten von Penzance“ aus dem Jahr 1879 erzählt die absurde Geschichte von Frederic, der versehentlich als Lehrling bei einer Piratenbande gelandet ist. An seinem 21. Geburtstag will er seinen Pflichten entkommen und die Piraten verlassen. Er trifft Mabel, die Tochter eines Major-Generals, und verliebt sich in sie. Ein Missverständnis über sein Geburtsdatum – er wurde am 29. Februar geboren und ist deshalb technisch gesehen noch nicht 21 Jahre alt – zwingt ihn, zu den Piraten zurückzukehren. Nach vielen komischen und turbulenten Verwicklungen findet die Geschichte ein glückliches Ende: Frederic ist frei und kann mit Mabel zusammen sein. Für die Premiere in Dortmund hatte Alexander Becker einen besonderen Kniff: Die altgewordene Amme Ruth erzählt die Geschichte von Frederic ihren Enkelkindern, wodurch auch die OpernKids integriert wurden.

Szene aus "Die Piraten von Penzance": Malte Beran Kosan (Piratenkönig), Georg Kirketerp (Generalmajor Stanley), Ensemble OpernYoungsters. Foto: (c) Björn Hickmann 
Szene aus „Die Piraten von Penzance“: Malte Beran Kosan (Piratenkönig), Georg Kirketerp (Generalmajor Stanley), Ensemble OpernYoungsters. Foto: (c) Björn Hickmann 

Das Ensemble OpernYoungsters, die Young Symphonics und der Universitätschor der TU Dortmund sorgten für viel Bewegung auf der Bühne, insbesondere beim abschließenden Kampf zwischen Polizei, Piraten und den Mädchen.

Musikalische Parodien und überzeugende Solisten

Musikalisch bot die Oper einiges, denn Sullivan parodierte gerne bekannte Komponisten. In der Szene, in der der Chor „Hail, Poetry!“ singt, erinnert Sullivans Stil an die dramatischen Chorpassagen von Giuseppe Verdi. Der „Major-General’s Song“ weist hingegen Merkmale von Rossinis schnellen, zungenbrecherischen Buffo-Stilen auf. Bei den Solisten überzeugten Malte Beran Kosan als Piratenkönig, Lennart Pannek als Frederic und Johanna Schoppa als Ruth. Georg Kirketerp sang den leicht versnobten General-Major, und Lisa Pauli glänzte als Frederics Freundin Mabel.

Insgesamt war es ein wunderbarer Abend mit starkem britischem Flair, der zwar fast drei Stunden dauerte, aber keine Minute langweilte. Dies ist ein großer Verdienst der Regie sowie der Bühnen- und Kostümgestaltung. Ein besonderer Dank gilt auch allen Beteiligten auf der Bühne und im Orchestergraben.




Das NEINhorn in der Jungen Oper

Im Foyer des Dortmunder Opernhauses hatte „Das NEINhorn“ (eine Mobile Oper von Michael Essl, Libretto: Pamela Dürr) nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Marc-Uwe Kling am 13.12.2023 seine Uraufführung.



Dieses Auftragswerk (hiesige Oper) unter der von Regie Kristina Stahl wurde von den Ensemble-Mitgliedern der Jungen Oper Cosima Büsing (NEINhorn), Wendy Krikken und Franz Schilling (beide in mehreren Rollen) stimmgewaltig sowie bewegungsintensiv mit Leben erfüllt. Mit viel kindlicher Spielfreude brachten die Drei ihr junges Publikum (ab 4 Jahre) auf ihren Kissen zum Mitfiebern und lachen. Sie wurden am Ende auch zur Unterstützung in die Geschichte einbezogen. Das Geschehen wurde durch die sensible musikalische Leitung (Koji Ishizaka) begleitet.

Wendy Krikken, Cosima Büsing und Franz Schilling. Foto: (c) Björn Hickmann 
Wendy Krikken, Cosima Büsing und Franz Schilling. Foto: (c) Björn Hickmann 

Die Regisseurin war zudem für die „flauschige“ Bühnen sowie Puppengestaltung (Hund und Waschbär) sowie die passenden Kostüme verantwortlich.

Es geht um ein „trotziges“ junges Einhorn, dass sich von seiner schnuckeligen-süßen und flauschigen Herzwald-Welt (das alle Kinderträume zu erfüllen scheint) in das Nirgends verabschiedet und seine Ruhe sowie Freiheit haben möchte. Auf seiner Reise trifft es einen Waschbären (WASbär), der nicht richtig zuhört, einem Hund (NAhund), den nichts aus der Ruhe bringt und einer Königstochter (KönigsDOCHter), die ständig Widerworte gibt. Nachdem die Königstochter trotz der unterschiedlichen Persönlichkeiten gemeinsam befreit wurde, können alle zusammen herrlich bockig sein…

Seine eigene Persönlichkeit zu entfalten, Grenzen ausloten und sich mit anderen Individuen auseinandersetzen sind wichtig für den weiteren Lebensweg.

Die Musiktheatervermittlung lag in der Hand von Kristina Senne.

Das Opernfoyer bot einen intimen Rahmen, und die Kinder waren sehr nah am Geschehen. So werden auch später Berührungsängste zur Oper abgebaut.

Interessant war, diese Version für die Junge Oper im Vergleich zur Theaterversion im Fletch Bizzel (05.09.2022) zu erleben. Die zusätzliche Kraft des Gesangs und der Musik in der Oper auf der einen, und die schauspielerische Energie plus zeichnerische Begleitung auf der Leinwand im Theater auf der anderen Seite.

Infos zu weiteren Vorstellungterminen im Opernfoyer erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/50 27 222 Für die Buchung der mobilen Vorstellungen wenden Sie sich bitte an das Team der Musiktheatervermittlung: jungeoper@theaterdo.de




Inside Carmen

… oder befreit man eine Bühnenlegende von toxischer Männlichkeit

Carmen aufgefrischt und „zurecht“ gemacht für das 21.Jahrhundert. Eine emanzipierte Carmen, befreit von Klischees und Zerrbildern des 19.Jahrhunderts, in dem sich heute leider immer noch zu viele bewegen oder wieder zurückhaben möchten.



Die Carmen, der in Noten gegossene feuchte Männertraum, der Jungen Oper Dortmund entstieg schon mal untypisch einem toten Stier … wobei der Stier Carmens unausweichliches Schicksal symbolisiert, wie auch der Stier im Kampf in der Arena etwas archaisch Sexualisiertes darstellt.

Lennart Pannek (Don José), Lina Förster (Carmen)
Foto: (c) Björn Hickmann
Lennart Pannek (Don José), Lina Förster (Carmen)
Foto: (c) Björn Hickmann 

Meine Grandmère benutzte gerne, auch für Braunauer, das Wort Männeken/s, weil sie ihr toxisch daherkamen. Erstaunlich für eine Dame Jahrgang 1899. Aber meine Grandmère war schon vor 1919 emanzipiert und brauchte auch keine verlorene Schwarzer.

Hört man den Namen der Oper von George Bizet, Carmen, dann haben die meisten sicher ein Bild von Erotik, überbordender Sinnlichkeit, Verführung und verbotener Liebe, aber von einer verruchten Halbwelt. Lina Förster präsentierte uns eine andere Carmen als die gewohnte Projektion von toxischer Männlichkeit.

Die Carmen, ein erotisch prägender oder besser geprägter Bühnenklassiker, von George Bizet tropfte immer schon vor toxischer Männlichkeit und stellte Carmen als Lustobjekt ins Rampenlicht. Frei nach „mit der könnte ich auch mal“ … die typische Aussage derer, die aus welchen Gründen auch immer, über bleiben am Ende einer Party, oder einer anderen Veranstaltung mit Brautschaueffekt. Die Carmen von Bizet war als Produkt des 19. Jahrhunderts und der „Nichtrolle“ von Frauen darin, ein somit typisches Weibchen Schema und Projektionsfläche für Männerphantasien … etwas das in AltRight Kulturkampf gerade widerliche Auswüchse erlebt.

Doch das schillernde Wesen von Carmen kommt mit einem immens hohen Preis. Die leidenschaftliche Affäre mit Don José, von Lennart Pannek eindringlich dargestellt, besessen von dem Bild, dass er sich von Carmen gemacht hat, endet in einer Katastrophe.

Hat Carmen es mit ihrem Freiheitsdrang, ihrer Lust am Leben zu weit getrieben? Sie eckt an, auf der Arbeit, bei Feiern. Sie lebt ihr Ding, emanzipiert und frei von Zwängen. Sie ist kein Weibchen, wie so mancher Mann / Männeken es gerne haben möchte. Frauen auf Augenhöhe mit ihnen können sie nicht vertragen, reizen sie. Wie der Chef der Polizeitruppe, der kurz davor ist abzudrücken … ein Menetekel dem Carmen fassungslos gegenüber steht.

Was Carmen unter Liebe versteht, sie liebt ihre uneingeschränkte Freiheit der Gefühle. Sie will sich auch von moralischen Bindungen und gesellschaftlichen Zwängen nicht einengen lassen. Sie weiß ihre Reize einzusetzen und betört damit Frauen, eher ungewollt, wie die Kartenlegerinnen, und Männer gleichermaßen. Aber, sie ist aber kein leichtes Mädchen. Ihre bei Bizet doppelt sexualisierte Rolle, weil dessen Carmen nicht nur wie ein leichtes Mädchen daher tanzt, sondern auch eine „Zigeunerin“, Sinti. ist. Damit bricht Alexander Becker und lässt seine Carmen leben wie eine selbstbewusste Frau des 21.Jahrhunderts.

Leichtfüßig und humorvoll, auch dank des Conferencier Quartetts (Moderator*innen), kommt unsere Carmen der Jungen Oper Dortmund auf die Bühne und nutzt dabei auch Popsongs neben den Opernmelodien. Das Carmen eine Sinti ist wird durch GIPSY La Gaga verdeutlicht. Ihr Lebensgefühl hingegen kommt viel besser in den Popsongs DON’T LET ME BE MISUNDERSTOOD von  Santa Esmeralda in seiner nunmehr auch klassischen DISCO Version und HUMAN von The Killers zum Vorschein.

Alexander Becker und die Junge Oper haben Carmen wirklich ins 21.Jahrhundert geholt und auch jungen Menschen zugänglich gemacht.

Dadurch wird auch das aufgeladene Spannungsverhältnis zwischen dem alten und überkommenen Wunschbild von einer Frau und ihren tatsächlichen Wünschen und Bedürfnissen, hier von Carmen, aufgelöst … obgleich Carmen immer noch in einem Femizid endet. Die Femme Fatal aber wird von ihrem Sockel gehoben und bekommt Menschlichkeit. Das zeigt sich auch in dem Zwiegespräch von Micaëla, glänzend gespielt und gesungen von Lisa Pauli und Carmen deutlich-

Die Junge Oper spielte und spielt eine von toxischer Männlichkeit, aber durch sie bedrohte, befreite Carmen ohne die Korsage des 19.Jahrhunderts oder irgendeinen Kopftuchzwang. Ein Ohren- und Augenschmaus, auch für das Instagram Zeitalter.

Carmen                       Lina Förster
Don José                     Lennart Pannek
Micaëla                       Lisa Pauli
Escamillo                    Malte Beran Kosan, Jan Schebaum
Le Remendado           Ulrich Kemajou
Le Dancaïre                 Massimo Buonerba
Zuniga                         Maximilian Berns
Mercédès                    Celina Sedlatschek
Frasquita                     Lilli Schnabel
Moderator*innen       Jacob Ambrosius, Lena Frericks, Selma Kirketerp, Jonathan Pannek

Ensemble

(OpernYoungsters)     Lilli Bracklow, Kathrin Engelhardt, Sabine Flora, Katja Lehnen,                                           Johanna Niesse, Sophie Marie Stein
Ensemble

(OpernKids)                Lilia Al-Jundi May, Rosa Al-Madani, Emil Schreier, Hannah Boeck,                                     Can Böhler, Enya Dehrenbach, Lisa Kemper, Felix Kemper, Cataleya                                 Maria Kronwald, Liselotte Thiele

Projektorchester        Inside Carmen
Flöte                            Marlene Ambrosius
Oboe                           Pauline Hensel
Klarinette                    Simon M. Schebaum
Trompete                    Marc Scherbarth
Posaune                      Jonas Wirtzfeld
Violine 1                      Johanna Töpfer, Patricia Gildekötter, Lukas Meyer Puttlitz
Violine 2                      Elisabeth Bovensmann, Nevio Cafuk, Fay Fahl
Bratsche                      Carolin Bernhard, Lars Pollmeier
Kontrabass                  Daniel Gruber
Schlagwerk                 Finn Birk
Piano                           Florian Koch
E-Gitarre                     Anton Krun
E-Bass                         Sabrina Neumann

Musikalische Leitung Andres Reukauf
Inszenierung               Alexander Becker
Bühne und Kostüme   Dorothee Schumacher
Licht                            Bianca Fischer
Choreografie              Jutta Maas
Choreinstudierung &

Musikalische Assistenz Karsten Scholz
Vocal Coaching           Marcelo de Souza Felix, Wendy Krikken
Dramaturgie               Daniel Andrés Eberhard
Projektleitung &

Orchester Koordination Kristina Senne
Regieassistenz            Fabius Tietje
Produktionsleitung     Fabian Schäfer
Kostümassistenz         Nina Albrecht-Paffendorf




Mädchen in Not – absurd-komisch und gesellschaftskritisch

Am 16.12.2022 konnte die Oper „Mädchen in Not“ (Michael Essl, Libretto v. Paula Fünfeck) unter der Regie von Sybrand van der Werf als Uraufführung der Jungen Oper in Dortmund endlich durchstarten. Die Oper entstand nach dem gleichnamigen Schauspielstück von Anne Lepper für Jugendliche ab 16 Jahre.



Musikalisch und mit passenden Geräuschen unterstützt wurde die Aufführung von einer kleinen Delegation der Dortmunder Philharmoniker unter der empathischen Leitung von Olivia Lee-Gundermann.

Die Bühne war romantisch gestaltet und die vier beteiligten Personen Mangatypisch gekleidet.

Natascha Valentin (Dolly), Wendy Krikken (Baby), Daegyun Jeong (Franz), Marcelo de Souza Felix (Jack)
(c) Björn Hickmann
Natascha Valentin (Dolly), Wendy Krikken (Baby), Daegyun Jeong (Franz), Marcelo de Souza Felix (Jack)
(c) Björn Hickmann

Nicht nur stimmlich, sondern auch spielerisch und mimisch forderte die Oper den beteiligten Sänger*innen einiges ab.

Das reiche und schöne junge Mädchen Baby, stark gespielt und gesungen von der Sopranistin der Dortmunder Oper Wendy Krikken, träumt von einem selbstbestimmten Leben in Italien mit einer Puppe als Mann. Mit Geld kann man sich ja viel kaufen. Das gefällt ihren beiden Geliebten Franz (der lyrische Bariton Daegyun Jeong) und Jack (Marcelo de Souza Felix, Junge Oper Dortmund) nicht. Sie sind in ihrer Macho-Ehre gekränkt und wollen in die Rolle von Puppen schlüpfen und ihr dann das Leben schwer machen. So wird sie schon zu ihnen zurückkommen.

Natascha Valentin (Mezzo-Sopran) füllte die Rolle der ärmeren und „hässlicheren“ Freundin Dolly großartig aus. Männer lassen sie im Gegensatz zu Baby links liegen Puppen als Ersatz hat sie auch keine. Dann gerät sie auch noch in die Fänge der Gesellschaft der Freunde des Verbrechens….

Die Rolle der aufhetzenden Gesellschaft übernimmt die Gruppe der Musiker*innen der Philharmoniker.

Mit viel schwarzen Humor und Kritik an gesellschaftlichen Strukturen werden Probleme wie überkommene Geschlechterbilder, Gewalt, Rassismus, Ausgrenzung, Körperkult und Bodyshaming, Homophobie sowie Frauenfeindlichkeit geschickt miteinander verwoben.

Musikalisch wird die dystopische Handlung mittels Musikzitaten etwa von Strawinskys „Sacre du printemps“ oder Wagners „Walkürenritt“ satirisch überzeichnet.

Die Aufführung bietet dem Publikum einen scheinbar überraschenden Schluss. Leider ist es auch aktuell für einige Menschen verlockend, einen Sündenbock für komplexe Probleme zu suchen, um sich besser zu fühlen.

Viel Stoff zum Nachdenken und diskutieren.

Infos zu weiteren Aufführungsterminen finden Sie unter www.theaterdo.de oder Tel: 0231/ 50 27 222




Wenn eine Gans aus der Reihe tanzt

Am 31.03.2022 konnte „Die kleine Gans, die aus der Reihe tanzt“, eine Kooperation des Dortmunder Kinder und Jugendtheaters mit der hiesigen Jungen Oper endlich seine Premiere im KJT feiern.

Das Musiktheaterstück (ab 4 Jahren) nach dem Bilderbuch von Jean-Franҫois Dumont wurde mit der Spielfassung von Johannes Gaudet und Musik von Michael Kessler für das KJT bearbeitet. Die Regie übernahmen der Leiter des Theaters, Andreas Gruhn, zusammen mit Johannes Gaudet.

Mit Johannes Büker (Klarinette), Maik Hester (Akkordeon) und Norbert Gögh (Fagott) zeigten drei Musiker nicht nur ihr Können an den jeweiligen Instrumenten, sondern auch viel Spielspaß in ihren Tierkostümen (Schein, Schaf).

Sängerin, Schauspieler und Musiker von "Die kleine Gans": Anna Lucia Struck, Jonathan Büker, Rainer Kleinespel, Norbert Gögh und Maik Hester (Foto: © Birgit Hupfeld)
Sängerin, Schauspieler und Musiker von „Die kleine Gans“: Anna Lucia Struck, Jonathan Büker, Rainer Kleinespel, Norbert Gögh und Maik Hester (Foto: © Birgit Hupfeld)

Anna Lucia Struck (bekannt aus Produktionen der Jungen Oper Dortmund) als kleine Gans Zita mit starker Stimme und Rainer Kleinespel vom KJT-Ensemble als strenger Marsch-freudiger (Ganter) Igor standen ihnen in nichts nach.

Das Publikum wurde schon vor Anfang in der Eingangshalle rhythmisch musikalisch von Zita und der nun neuen Swinging-Animal-Band empfangen. Da dieses Stück auf einem Bauernhof spielt, gibt es dort verschiedene Tiere. Für die Vorstellung wurden die Anwesenden (ob klein oder groß) auf ihre Unterstützung mit diversen Tiergeräuschen und Tanzbewegungen vorbereitet.

Dann ging es in den Vorstellungsraum. Die Story spielt auf einem Bauernhof, wunderbar ausgestaltet mit Wäscheleine, Wegweisern, Töpfen und vieles mehr.

Der Ganter Igor führt alle Tiere morgens mit Marschrhythmus (Eins und zwei) hinaus. Die kleine Gans Zita hat jedoch Schwierigkeiten damit kann nur ihrer „eigenen Melodie“ folgen. Igor verdonnert sie dazu, alleine zu laufen. Zunächst traurig, merkt Zita, dass die anderen Tiere ihre Melodie gut gefällt und nach und nach entwickelt sich ein gemeinsamer Rhythmus. Auch Igor wird letztendlich mit in die „Jamsession“ hineingezogen.

Eine schöne musikalische Geschichte über das Anderssein, Gemeinschaft und Selbstbewusstsein. Nebenbei erleben auch die jüngeren Kinder die drei Instrumente einmal ganz aus der Nähe.

Karten und Informationen zu weiteren Vorstellungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel. 0231/ 50 27 222




Die fantastische Reise der Kinder des Sultans

Am 20.03.2022 war es endlich so weit. Die wegen einer Corona-Erkrankung verschobene Uraufführung von „Die Kinder des Sultans“ (Fantastische Oper in neun Szenen) von Avner Dorman (Libretto Ingeborg von Zadow) konnte in der Oper Dortmund stattfinden.

Es handelt sich um ein Auftragswerk der hiesigen Oper im Rahmen einer Kooperation der Jungen Oper Rhein-Ruhr. Die musikalische Leitung hatte Christoph JK Müller.

Die bekannten Sänger*innen der Dortmunder Oper brachten neben ihren starken Stimmen eine gehörige Portion Spielfreude mit, obwohl durch die Erkrankung von Hyona Kim (Tante, Kamel) Ruth Katharina Peeck (Junge Oper) helfend einspringen musste.

Zum Schluss gibt es ein großes Fest: (v.l.n.r.) Youngbin Park (Wasserverkäufer), Morgan Moody (Onkel), Denis Velev (Sultan), Sooyeon Lee (Fadeya), Santiago Sánchez (Taseh), Natascha Valentin (Wahrsagerin) Foto: (c) Anke Sundermeier, Stage Picture
Zum Schluss gibt es ein großes Fest: (v.l.n.r.) Youngbin Park (Wasserverkäufer), Morgan Moody (Onkel), Denis Velev (Sultan), Sooyeon Lee (Fadeya), Santiago Sánchez (Taseh), Natascha Valentin (Wahrsagerin) Foto: (c) Anke Sundermeier, Stage Picture

Die Geschichte: Die Zwillinge Fadeya (Sooyeon Lee) und Taseh (Fritz Steinbacher), bisher mit ihrer Mutter Constanze in einer modernen westlichen Welt aufgewachsen, machen sich auf eine große Reise. Sie wollen endlich ihren Vater, den Sultan von Sultanien kennenlernen und viele Fragen stellen. Auf ihren abenteuerlichen Weg müssen sie sich nicht nur fremdem Gebräuchen und Menschen stellen, sondern begegnen auch Dämonen in Form einer hungrigen Riesenschlange, einem reißenden Fluss sowie einer scheinbar unüberwindbaren Wand. Hilfe und Unterstützung bekommen sie vor allem von einem Kamel (verwandelte Tante). Während ihr neidischer und intriganter Onkel (mit viel Spaß gesungen und gespielt von Morgan Moody) verhindern will, dass sie zum Palast zu ihrem traurigen und einsamen Vater (Denis Velev) gelangen. Begleitet wird das Geschehen von einer Wahrsagerin (Natascha Valentin) und dem Wasserverkäufer (Youngbin Park).

Ein großes Kompliment an Tatjana Ivschina für die bunten und fantasievolle Kostüme sowie eindrucksvolle Bühnenbilder und Effekte. Die Musik war abwechslungsreich, rhythmisch mit orientalischen anmutenden Elementen und eindrucksvollen Klangwelten.

Hoffnungsvoll optimistisch im Fall des „Kamel-Songs“ (Wer ein Kamel als Freund hat)

Das „Lied der Eltern“ (Aus zwei Welten kommen wir) ist ein Statement für mutige Offenheit gegenüber „dem Fremden“ und Zusammenhalt.

Außerdem zeigt diese Oper (ab 8 Jahre), wie wichtig es ist, Freunde zu finden und auch in schwierigen Situationen nicht aufzugeben.

Der Dortmunder der Opernchor unter Leitung von Fabio Mancini spielte wieder einmal eine bedeutende Rolle als „Volkschor“ oder zur Darstellung des reißenden Flusses.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder 02321/50 27 222




Der Häßliche – sind schöne Menschen im Vorteil?

Glaubt man der Wissenschaft, dann ja. Schon Babys schauen hübsche Gesichter länger an als hässliche. Zum anderen schließen Menschen von den äußeren Attributen auf die inneren Merkmale. Das heißt schöne Menschen gelten als erfolgreicher, kompetenter, selbstsicherer und so weiter. So kommt es in der Oper „Der Häßliche“ von Thierry Tidrow, dass der gute Herr Lette (Marcelo de Souza Felix) sein eigenes Projekt nicht auf dem Kongress vorstellen darf, sondern sein Assistent Karlmann (Daegyun Jeong). Die Begründung vom Chef (Ruth Katharina Peeck) lautet: Er sei zu hässlich. „Ihr Gesicht geht nicht“, wird Lette gesagt. Auch seine Frau (Anna Lucia Struck) findet ihn hässlich, sagt aber zur Entschuldigung „Als Mensch bist du sehr schön“.

Lette geht zum Schönheitschirurgen und lässt sich ein neues Gesicht verpassen und siehe da, alle lieben ihn. Sie lieben ihn so sehr, dass er sich vor weiblichen Avancen kaum retten kann und er mit dem Doktor als Anschauungsmaterial durch die Lande zieht. Lettes Erfolg bringt Neider auf den Plan, sein Kollege Karlmann lässt sich ebenfalls das Gesicht verschönern.

Die OP scheint gelungen: Ruth Katharina Peeck (Scheffler), Marcelo de Souza Felix (Lette), Anna Lucia Struck (Fanny) Foto:Björn Hickmann, Stage Picture
Die OP scheint gelungen: Ruth Katharina Peeck (Scheffler), Marcelo de Souza Felix (Lette), Anna Lucia Struck (Fanny) Foto:Björn Hickmann, Stage Picture

Und hier wird die Geschichte der Oper etwas abstrus, denn der Doktor hat anscheinend in der „VEB Schönheitschirurgie“ gelernt und kann nur ein Gesicht modellieren. So bekommen mehr und mehr Menschen Lettes Gesicht und sind nicht mehr zu unterscheiden, außer durch die Stimme. Klingt ein wenig wie „Angriff der Klonkrieger“. Nachdem sich viele Menschen Lettes neues Gesicht tragen, wie beispielsweise Karlmann, ist die Besonderheit nicht mehr da. Lette wird gefeuert, verliert auch seine Frau und findet erst in der Beziehung zum Sohn einer Unternehmerin, der auch „sein“ Gesicht trägt, anscheinend eine gewisse Erfüllung. Obwohl beide wie verliebte Narzissten wirken.

Die Premiere vom 20. Februar im Operntreff zeigte vier gut aufgelegte Sängerinnen und Sänger. Das Bühnenbild von Emine Güner konnte gefallen, denn aus den wenigen Elementen wurde viel gemacht. So verwandelte sich der Arbeitsplatz in einen Küchentisch oder eine OP-Liege. Die Musik von Tidrow ist abwechslungsreich, mal erklingt ein Walzer, mal scheint man barocke Elemente herauszuhören.

Mehr Informationen zur Oper „Der Häßliche“ gibt es auf dieser Seite




Constanzes Befreiung in der Jungen Oper Dortmund

Mit „Constanzes Befreiung“ brachte die Junge Oper in Kooperation Dortmund am Samstag, dem 30.10.2021 um 15:00 Uhr „Die Entführung aus dem Serail“ von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1793) aus der Sicht des Raben Rik einem jungen Publikum (ab 6 Jahren) näher.

Auf der kleinen Bühne befand sich neben Christoph JK Müller als musikalischer Leiter am Klavier auch noch Dominik Kastl als Erzähler der Geschichte.

Ruth Katharina Peeck, Sooyeon Lee und Marcelo de Souza Felix bei einer Aufführung aus "Constanzes Befreiung" (Foto: © Björn Hickmann, Stage Pictures)
Ruth Katharina Peeck, Sooyeon Lee und Marcelo de Souza Felix bei einer Aufführung aus „Constanzes Befreiung“ (Foto: © Björn Hickmann, Stage Pictures)

Puppenspieler Udo Wodrich war nicht nur für den Raben Rik, sondern auch für die anderen Puppen zuständig, die fast identisch gekleidet waren wie ihre lebendigen Pendants auf der Bühne.

Die Constanze wurde von Anna Lucia Struck (Sopran), Belmonte von einer Ruth Katharina Peeck (Mezzosopran) und Osmin von Marselo de Souza Felix (Bariton) des Ensembles stimmgewaltig gesungen und lebendig dargestellt.

Der freche Rabe Rik möchte mithilfe von Dominik seine ganz „eigene Version“ der Geschichte von Mozarts Singspiel erzählen. Mit seiner forschen und witzigen Art bringt er zwischendurch das junge Publikum zum Lachen. In seiner Version liegt es an Belmonte, Constanze aus den Fängen ihres Entführers Osmin zu befreien. Mit dem ist nicht zu spaßen…

Die Kinder werden auch in das Geschehen mit einbezogen, als es etwa um die Frage geht, wie man Constanze am besten befreien könnte.

Interessant bei der Aufführung war, dass die Puppen gleichberechtigt neben den Sänger*innen agierten. Manchmal zusammen, manchmal getrennt.

Natürlich gibt es auch ein Happy End und Osmin muss erkennen, Constanze und Belmonte sind füreinander bestimmt und er lässt sie frei.

Zum Schluss stehen alle Sänger*innen zufrieden zusammen mit ihren Puppen-Pendants auf der Bühne.

Ein gelungener und guter Versuch, kindgerecht junge Menschen für die Oper zu interessieren.

Informationen zu weiteren Vorstellungen unter www.theaterdo.de oder Tel. 0231/5027222