Expressiv-modernes JugendTanzTheaterBallett Dortmund

Als partizipatives Projekt des hiesigen Balletts entwickelte das JugendTanzTheaterBallett Dortmund unter der Regie des Choreografen Justo Moret sein Projekt „Lamentos“ für das Jahr 2025. Am 02.07.2025 war Premiere im Opernhaus unserer Stadt.

Der Titel Lamentos bezieht sich auf „lamentieren“ bzw. „wehklagen“.
Die größere Gruppe junger Menschen (ab 16 Jahren) setzte sich durch ausdrucksstarken Tanz, Gestik und Mimik mit Fragen nach Möglichkeiten des friedlichen menschlichen Zusammenlebens sowie dem Begriff Glauben auseinander. Was ist das Verbindende? Wo und wie finden Menschen über diesen Begriff zueinander?

Dabei ging es auch darum, wie sehr Herkunft oder Glaube uns prägen und in unserer „Blase“ gefangen halten können. Können wir es schaffen, im anderen einen Spiegel unseres Selbst zu erkennen?
Dies vermittelten die Beteiligten auf der Bühne in sieben Bildern eindrucksvoll und empathisch: Widerstand, Ängste, Gefühle der Bedrohung und die verzweifelte Suche nach Menschlichkeit und Verbindung.

Leider gab es kein Bildmaterial von der Produktion "Lamento", daher musste die KI sich etwas überlegen.
Leider gab es kein Bildmaterial von der Produktion „Lamento“, daher musste die KI sich etwas überlegen.

Der Beginn erinnerte an aktuelle Konflikte (etwa im Nahen Osten). Menschen laufen verängstigt vor der drohenden Bombengefahr durch überfliegende Flugzeuge umher.

Der starke, moderne Ausdruckstanz wurde atmosphärisch durch Musik oder passende Geräusche begleitet. Eine unterstützend und verstärkend eingesetzte Projektionsfläche im Hintergrund sowie Tücher, die effektvoll auf den Boden geschlagen wurden, rundeten das einstündige Gesamterlebnis ab.

Da es kein spezielles Programmheft zu „Lamentos“ gab, konnte das Publikum dem Geschehen besonders frei mit eigenen Assoziationen begegnen und den Abend auf sich wirken lassen.




Tänzerisch auf den Spuren von Pablo Picasso

Das JugendTanzTheater des Ballett Dortmund, unter der Choreografie von Justo Moret, feierte am 3. Juli 2024 im hiesigen Opernhaus seine Premiere mit dem neuen Projekt „Picasso“, einer Stückentwicklung im Rahmen des Projektes PlayOn!. In Kooperation mit der Akademie für Theater und Digitalität erhielt der Tanz eine zusätzliche digitale Dimension durch eindrucksvolle Leinwandprojektionen. Die eigens für die Produktion von Tommy Finke, langjähriger musikalischer Leiter im Schauspiel, komponierte Musik sorgte für ein eindringliches Erlebnis.

Multimediales Gesamtkunstwerk

Für dieses Projekt begaben sich die jungen Tänzerinnen und Tänzer – etwa 30 Personen, darunter ein Mann – auf eine Spurensuche. Sie beschäftigten sich längere Zeit mit dem Ausnahmekünstler Pablo Picasso, einem Künstler mit absolutem Gespür für Schönheit, Maß, Farben und vor allem für neue Formen der Moderne. Malerei war für ihn kein ästhetisches Unterfangen, sondern ein Mittler zwischen der fremden, feindlichen Welt und uns Menschen.

Pi*cas*so: Ein Teil des Ensembles des JugendTanzTheaters. Foto: (c) Leszek Januszewski
Pi*cas*so: Ein Teil des Ensembles des JugendTanzTheaters. Foto: (c) Leszek Januszewski

Die Kostüme, bestehend aus lockeren weißen Anzügen mit kurzen Ärmeln und unterschiedlichen blau-violetten Zeichnungen, waren mit Bedacht ausgewählt. Es wurden sieben Schwerpunkte herausgearbeitet: Zunächst suchte sich das Chaos im Kopf einen Weg auf die Leinwand. Requisiten wie Malerkittel und Pinsel wurden in die Choreografie integriert und auch live zum Malen verwendet. Die Tanzenden entwickelten ein zunehmendes Tempo mit ihren wie Pinseln schwingenden Armbewegungen.

Emotionen im Wandel der Zeit

Es folgte die tiefe Traurigkeit nach dem Tod eines Freundes, repräsentiert durch die Figuren der Blauen Periode. Diese wurde von der Melancholie und Entsagung der Rosa Periode abgelöst. Der Bruch mit allen Konventionen zeigte sich im Kubismus, wo Gesichter zu Masken und Körper zu geometrischen Figuren wurden. Eine kurze, harmonische, ruhige Sommer-Strand-Atmosphäre voller heiterer Leichtigkeit folgte.

Unvermittelt brach Picassos bekanntes Kriegsbild „Guernica“ in die Szenerie ein, mit Dunkelheit, wildem Chaos, Zerstörung und Lärm. Ob als Einzelpersonen, zu zweit, in kleiner Gruppe oder als Gesamtensemble, die junge Gruppe begeisterte das Publikum durch ihren starken modernen Ausdruckstanz und ihre Dynamik.




Besondere Einblicke in die Arbeitsweise des JugendTanzTheaters

Schon seit 2008 arbeitet das JugendTanzTheater am Ballett Dortmund unter der Leitung von Justo Moret mit tanzbegeisterten jungen Menschen (ab 16 Jahren) und fördert sie. Die Gruppe ist divers mit Menschen verschiedenen Alters und Herkünften zusammengesetzt.

Nicht nur die Begeisterung für die „Weltsprache“ Tanz übt einen Reiz aus, sondern auch die Möglichkeit, in einem partizipatorischen Projekt gemeinsam etwas von Anfang zu erarbeiten. Da ist kein Choreograf, der von oben herab alleine alles vorbestimmt. Alle sind am Entwicklungsprozess beteiligt. Das ist eine große Verantwortung, macht den Beteiligten aber auch viel Spaß.

Beispielbild: Ballett ist eine tänzerische Erzählung einer Geschichte. (Foto: © romanen / pixelio)
Beispielbild: Ballett ist eine tänzerische Erzählung einer Geschichte. (Foto: © romanen / pixelio)

In einer Werkschau gaben am 21.06.2022 im Dortmunder Opernhaus eine Gruppe von zehn junge Frauen unter dem Titel „Wir stellen uns vor“ nicht nur Einblicke in den Prozess der Vorarbeit (zum Beispiel Aufwärmen), sondern ließen das Publikum an den sich schrittweise steigernden Anforderungen und Lernprozessen teilhaben.

Koordination von Armen und Beinen, Drehungen, stabiles Gleichgewicht und Präzision sind dabei wichtige Elemente. Die Auswahl der passenden Musik ist natürlich für die Wirkung ebenfalls sehr bedeutsam. Am Ende entsteht eine Art tänzerische Erzählung einer Geschichte ohne Worte. Als Inspiration für die Tanztheaterprojekte dienen etwa Bilder, Skulpturen oder Erzählungen. Gegen Ende wurden von den Tänzerinnen drei Kostproben geboten. Das Publikum konnte sich von einer professionellen Leistung der Beteiligten überzeugen.

Durch das Programm führten mit Humor und Begeisterung die Projektleitung Justo Moret und Svenja Riechmann sowie die Inspizientin Jelena-Ana Stupar Moody.

Zwischendurch wurden drei Trailer von früheren Projekten (2016: Faust, 2018: Being Titania, 2019: Trust) auf der Leinwand gezeigt.

Interessante Info nebenbei: Der Dortmunder Ballettdirektor Xin Peng Wang hatte sich nach Aufführung seines Handlungsballetts „Faust“ gefragt, wie die jungen Tänzer*innen den Stoff (mit der gleichen Musik) interpretieren würden. Das taten diese dann auf ihre ganz eigene Art.

Übrigens: Es war nur ein Teil des JugendTanzTheaters (größere Gruppe) auf der Bühne zu sehen und erleben. Manche sind erst kurz dabei, manche schon ein paar Jahre.

Junge tanzfreudige Männer sind ebenfalls willkommen, wenn auch noch in der Minderheit.

Niemand, der Spaß am Tanzen hat und sich ausprobieren möchte, sollte sich durch das Können der anderen in der Gruppe abschrecken lassen. Es gilt Teamwork.

Neue sind immer herzlich Willkommen!




Von Glückspilzen und Hans im Glück

Die Suche nach dem Glück – nicht nur Herr Rossi aus der bekannten italienischen Zeichentrickserie ist ihm auf der Spur, auch 17 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren vom Jugendtanztheaer im Depot Dortmund, wollen das Glück beim Schopfe fassen. Am 17. Januar 2015 war im Theater im Depot Premiere des Stückes „Glücks_Bringer“.

Das Streben nach Glück ist anscheinend allen Generationen eigen. 2013 präsentierte das Seniorentanztheater im Schauspielhaus die Produktion „glücklich?!“ und stellte die Frage in den Raum, was Glück sei, ob man es erreicht habe und wie man mit Enttäuschungen und Hoffnungen umgegangen ist. Nun sind Jugendliche an der Reihe. Beiden Produktionen gemeinsam ist die Kombination von Spielszenen und Tanzeinlagen. Manchmal zu zweit, aber vielfach gemeinsam gingen alle Tänzerinnen und Tänzer (besser gesagt einer) auf die Suche nach dem Glück.

Das Glück beim Schopfe packen. Wissen Sie, woher das Sprichwort kommt? Von Kairos, dem Gott der günstigen Gelegenheit. Vorne hat er einen riesigen Schopf, den man packen sollte, denn hinten ist er kahl. Wer den richtigen Zeitpunkt verpasst, der hat Gech gehabt.

Wobei Glück und Pech auch unterschiedliche Bedeutungen haben können. In einer Mathearbeit eine 1- zu bekommen, kann für den einen Pech bedeuten, während für den anderen eine 4+ schon ein Glücksgefühl auslöst.

Es kommt letztendlich auf die Perspektive an. Ob es Pech ist, wenn man den Bus verpasst und mit dem nächsten fahren muss mit der Folge, dass man zu spät kommt, aber vielleicht sein Traummann/seine Traumfrau trifft?

Sehr viel Mühe und Liebe haben die Jugendlichen in die Umsetzung des Grimmschen Schwanks „Hans im Glück“ gesetzt. Hans tauscht seinen Lohn gegen immer wertlosere Sachen ein, bis er gar nichts mehr hat. Vielleicht hat ja Ludwig Marcuse Recht, wenn er sagt: „Vieles kann einen glücklich machen; aber kein Gut macht einen glücklich in jeder Beziehung.“

Neben den Darstellerinnen und dem Darsteller haben auch Birgit Götz für die Choreografie und Katja Ahlers für die Regie Lob verdient.

Wer das Stück gerne sehen möchte, kann dies am 01. Februar um 15 Uhr im Big Tipi am Fredenbaum tun.