„Under Pressure – Die Zukunft war gestern“ im Schauspielhaus Dortmund

Wölfe heulen – und sie sind niemals schwach. Manchmal ist das Leben zum Heulen. Und nicht besonders einfach. Und was bringt die Zukunft? „Life is shit and then you die“? Zehn Jugendliche begeben sich auf eine Forschungsreise – durch ein Portal in eine ungewisse, andere Welt.

Drei zunächst graue Objekte und zwei Zelte bilden das Bühnenbild, die Darstellenden tragen graue Kostüme. Einheitlich und einförmig – und doch individuell durch farbig geschminkte Gesichtspartien. Die grauen Elemente dienen als Auf- und Abgänge, sind aber auch große Projektionsflächen für bewegte Bilder. Immer wieder wird eine Nachrichtensendung eingeblendet.

Individuelle Westen ergänzen bald die Kostüme. Keine homogene Masse. (Bühne und Kostüme: Slynrya Kongyoo.)

Gedanken zur Zukunft zwischen Krise und Hoffnung

Auf ihrer Forschungsreise führen sie Tagebuch, machen sich Gedanken um ihre persönliche Zukunft – und das große Ganze. Sie sind gesellschaftlich und politisch, lokal und global hochaktuell. Das Dortmunder Weihnachtsbaum-Szenario aus dem Jahr 2024 findet Erwähnung, vor allem jedoch das Klima und andere Krisen.

Das ensemble vom Jugendclub 16Plus. (Foto: (c) Lena liedmann)
Das Ensemble vom Jugendclub 16Plus. (Foto: (c) Lena Liedmann)

Eine Fülle von Themen, mit denen sich die Jugendlichen des Jugendclubs 16Plus des Schauspielhauses Dortmund in der neuesten Ausgabe unter der Leitung von Sarah Jasinszczak seit Beginn der Spielzeit auseinandergesetzt haben. Sie haben eigene Texte und Songs verfasst, die nun auf der Bühne gespielt, gesungen und vertanzt (Choreografie: Birgit Götz) werden.

Eine Begegnung mit Aliens. Putin, Musk und Trump ziehen mit Einkaufswagen auf Shoppingtour und kaufen sich eine neue Welt, die sie „great“ machen wollen. Auch immer wieder: persönliche Gefühle. Wie ist es in der Zukunft? Man verlässt Trampelpfade, geht durch unberührten Schnee oder fährt mit einem Zug ins Neue, ins Ungewisse. Angst? Sicherlich. Aber auch freudige Erwartung.

Sehr amüsant ist die Drucker-Szene – eine schöne Wortspielerei. Und wenn man ins Publikum horcht, kommen vor allem die Gesangs- und Tanzszenen besonders gut an. Auch wenn die Spielfläche dafür gern ein wenig größer hätte sein dürfen.

Zum Abschluss ein an James Krüss und seine „sonderbare Stadt Tempone“ erinnernder Text, in dem es von der Gegenwart rückwärts geht. So können einige Fehlentwicklungen quasi rückgängig gemacht werden – doch es bedeutet auch: „Die Zeit läuft und läuft, bis wir plötzlich nicht mehr da sind.“

Ein ausgefüllter Theaterabend mit gut aufgelegten Darstellenden, mit poetischen, persönlichen, nachdenklichen und humorvollen Texten. Zum Abschluss gab es jede Menge verdienten Applaus für eine starke Leistung.

Weitere Termine:

14.05.2025, 20 Uhr, Studio des Schauspielhauses Dortmund
Das Stück läuft zudem beim „UnruhR-Festival“ der Jugendclubs in Duisburg im Juni.

Für die neue Spielzeit ist wieder ein Stück zu einem selbst gewählten Thema geplant. Infos folgen.




INSOMNIA – Was uns schlaflos macht

Das Projekt „BE CONNECTED – Schlaflos in Dortmund“ hat über ein halbes Jahr junge Menschen mit Workshops in ihrer Kreativität und Darstellungsfreude gefördert. Passend dazu hat der Jugendclub 16Plus am Dortmunder Schauspiel unter der Regie von Sarah Jasinszczak ein neues Stück entwickelt.  Für die schöne Choreografie sorgte Birgit Götz.



„INSOMNIA – Wenn meine Gedanken Pyjamaparty machen“ feierte am 28.03.2024 im Studio des hiesigen Schauspiels seine Uraufführung.

Jugendclub 16Plus bei "Insomnia". (Foto: (c) Florian Dürkopp)
Jugendclub 16Plus bei „Insomnia“. (Foto: (c) Florian Dürkopp)

Die zwölf jungen Personen (darunter ein junger Mann) wurden atmosphärisch stimmig mit klassisch-hellen Pyjamas oder Nachthemden ausgestattet. Für den Schutz vor hellem Licht wurden sie mit pastellfarbenen Augenklappen ausgestattet. Jede(r) hatte ein plüschiges Kissen zur Verfügung. Dies wurde auch ausgiebig als multifunktionales Ausdrucksmittel genutzt.

Über ihnen schwebte eine weiße Wolke, auf der die jeweilige Uhrzeit während der Nacht eingeblendet wurde oder sich „Bernd das Brot“ mahnend meldete.

Eindrucksvoll stand auf der rechten Seite eine riesige leuchtende Vollmondkugel sowie auf der anderen ein offenes Hausgestell als Wohnungssymbol.

Das jugendliche Ensemble aus verschiedenen Perspektiven und Formationen auf die Farben der Nacht. Sie setzten sich mit ihren verborgenen Ängsten, dem gesellschaftlichen Druck (Familie, Schule, beruflicher Erfolg usw.), Versagensängsten, eventuell Mobbing u.a. auseinander, die zu Albträumen führen.

Außerdem spielen aber auch Wunschträume und Sehnsüchte eine Rolle, die zu einer Flucht in Träume führen können. Kurz wird auch die Möglichkeit, in seine Träume aktiv einzugreifen, angesprochen. Andere haben Angst vor dem Aufwachen, wenn sich nichts an ihrer prekären Situation ändert oder man wieder scheinbar hilflos den vielen Weltkrisen gegenübersteht.

Musik spielt eine große Rolle bei der gemeinsamen Stückentwicklung.

Patricia Kalde und Ley-Vannah Amani Monthé begeisterten mit ihren starken Stimmen mit einem Song aus der „Eisprinzessin“.

Am Ende steht der Song „Lila Wolken“ (Marteria, Yasha, Miss Platnum) für eine gemeinsame Feier des Lebens, egal wie reich oder klug man ist und woher man kommt.

Es bleibt spannend zu verfolgen, welche Wege die jungen Künstler*innen in der Zukunft beschreiten.

Die gelungene Premiere wurde mit einer ausgelassenen Aftershow-Party gebührend gefeiert.

Weitere Termine: 28.04 (18 Uhr), 9.5. (im Rahmen des Unruhr-Festivals)