A Christmas Carol – Dickens in der verzauberten Backstube

Seit nun schon über 15 Jahren wird eine spezielle Variante der Weihnachtsgeschichte „A Christmas Carol“ nach dem Roman von Charles Dickens (1812 – 1870) im Theater im Depot (Dortmund) auf die Bühne gebraucht. Regie führt dabei Thos Renneberg.



Am 16.12.2023 hatte das Publikum wieder die Möglichkeit, das besondere Kultstück um den vergrämten Geizkragen und reichen Geldverleiher Ebenezer Scrooge dort zu erleben. Wie vielen Menschen bekannt, ist der Kaufmann Scrooge rücksichtslos gegenüber Schuldnern, Angestellten, Verwandten, Kindern und auch zur Weihnachtszeit verbittert und kaltherzig. Durch den Einfluss von drei Geistererscheinungen, die ihm seine Vergangenheit, Gegenwart und trübe Zukunft vor Augen führen, wird er allmählich geläutert…

Bei dieser außergewöhnlichen Inszenierung wird der Klassiker humorvoll mit Herz und viel Fantasie „gegenwärtig“ von vier Bäcker*innen in ihrer verzauberten Backstube auf der Bühne erzählt.

Die vier wunderbar aufeinander eingespielten Darsteller*innen sind Cordula Hein, Jörg Hentschel, Thomas Kemper und Sandra Wickenburg.

Für eine heimelige Atmosphäre sorgt der Backofen und der entsprechende Backgeruch.

Die vier Protagonist schlüpfen nicht nur in verschiedene Rollen, sondern nutzen alle Requisiten (variable kleine Schränke auf Rollen, Lastenschieber, Eimer, Handpuppe) aber vor allem den Plätzchenteig ausdrucksstark und flexibel.

Neben dem bewegungsintensiven Spiel wird zwischendurch immer wieder nach dem Weckerklingeln auf die live gebackenen Plätzchen mit einem Aufschrei „Die Plätzchen“ geachtet.

Aus dem großen Dickens Romanbuch bekommt das Publikum nebenbei auch einzelne Abschnitte vorgelesen.

Mit viel Spielfreude und körperbezogenen Slapstick-Elementen wurden die Gefühlslagen „plastisch“ anschaulich auf die Bühne gebracht. Die Aufführung war für die beteiligten Personen physisch höchst anstrengend. Neben ihren komisch-ironischen Schauspieltalent konnten sie sich auch bewegungstechnisch voll austoben. Das Geschehen wurde musikalisch einfühlsam untermalt.

Der ernste Hintergrund mit der Frage nach sozialer Verantwortung und Werten einer Gesellschaft sind von zeitloser Aktualität.

Am Ende durften die gebackenen Plätzchen wie immer von allen Anwesenden probiert werden.

Bis zum Sonntag, den 26.12.2023 gibt es noch ein paar Termine, diese Inszenierung in der Originalbesetzung zu genießen.

Weitere Infos unter www.theaterimdepot.de

Jörg Hentschel und Thomas Kemper verabschieden sich nach dieser Saison schweren Herzens aus dem Kultstück. Verständlich wegen der körperlichen Anforderung. Ein bisschen Wehmut ist jedoch mit dabei.




Wortgefechte und skurrile Figuren

Es hatte ein wenig von Loriot oder von Monty Python, wenn die beiden Schauspieler Thomas Kemper und Jörg Hentschel im „HERRENspezial“ in den Sketchen mit Worten und Begrifflichkeiten duellierten. Ars tremonia war am zweiten Abend am 10. Februar 2019 im Theater Fletch Bizzel dabei.

Keine Angst. Bei „HERRENspezial“ geht es nicht um die berühmt-berüchtigten Herrenwitze von Fips Asmussen und Co, auch wenn das Outfit der beiden Herren und der Wackeldackel durchaus in die Zeit passen könnten. Doch die Texte von Hentschel zielen bei weitem nicht unter die Gürtelline, obwohl bei einem Sketch das leidige Thema „Nicht-Wasserlassen-können“ per Video präsentiert wurde. Durchaus eben in der Tradition eines Loriots, aber immer mit einer skurrilen Note. Viele Sketche scheinen gegen Ende fast ins Surreale abzugleiten.

Ein gutes Beispiel
ist die Nummer in der Fleischerei, bei der es zunächst um Fleisch
für ein Rezept geht, nach einigen Missverständnissen und
Wortklaubereien, dreht sich das Gespräch um die intime Beziehung der
eingeladenen Freunde des Kunden. Dieses Feuerwerk an absurden
Dialogen war das Markenzeichen des Abends.

Showlesen mit Kaktus präsentieren Thomas Kemper und Jörg Hentschel im Programm "HERRENspezial" im Theater Fletch Bizzel.
Showlesen mit Kaktus präsentieren Thomas Kemper und Jörg Hentschel im Programm „HERRENspezial“ im Theater Fletch Bizzel.

Diese Dialoge um
„des Kaisers Bart“ waren natürlich eine Verbeugung vor den
berühmten Komikerduos der Geschichte. Angefangen von Stan Laurel und
Oliver Hardy über Karl Valentin und Lils Karlstadt bis hin zu Lorot
und Evelyn Hamann.

Es gab nicht nur
geistreiches auf der Bühne: Wenn der Abend „Herren-Spezial“
heißt, dann war es auch logisch, dass Hentschel und Kemper diesen
Kräuterschnaps aus dem Münsterland dem Publikum kredenzten.

Das Herrenpaar
Hentschel und Kemper ist noch am 06. und 07. April im Fletch Bizzel
erleben. Es lohnt sich – nicht nur wegen des Kräuterschnapses.

Karten unter 0231 14
25 25 oder www.fletch-bizzel.de




Große Herausforderungen bei Culinaritas

[fruitful_alert type=“alert-success“]gegen den Grippe-Virus. (v.l.n.r.) Thomas Kemper, Jule Vollmer und Jörg Hentschel. (Foto: © Meike Willner)[/fruitful_alert]

Am Samstag, den 25.03.2017 war es endlich soweit. Das Theater im Depot Dortmund startete mit der Fortsetzung des Episodentheaterstücks „Culinaritas – Essen auf Rädern“. Die Staffel II unter dem Titel „Culinaritas – Essen auf Rädern – HaWe haut rein“, stammt wieder aus der Feder von Molly Müller alias Jule Vollmer.

Unter der Leitung von Regisseur Olaf Reitz sind wieder die bekannten Figuren der Firma „Culinaritas“ zugegen.

Der „Essen auf Rädern“ Service bietet neben diversen kulinarischen Angeboten für Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen nicht selbst versorgen können oder wollen, auch noch einen Zusatz-Angebot. Einsame Menschen können sich mit einem Aufpreis 15 Minuten soziale Zeit dazu kaufen. Der ehemalige Sternekoch Holger Wontorraczewski, kurz HaWe (Thomas Kemper) hat sich inzwischen unentbehrlich gemacht. Die Chefin Frau Liebermann spielt Jule Vollmer und den korrekten Buchhalter Herr Stöhr stellt wieder Jörg Hentschel dar. Gleich bei der ersten Episode hat Gastschauspielerin Miriam Langhoff in ihrem Rollstuhl einen eindrucksvollen Auftritt.

Wie es sich für eine Serie gehört, setzt die Staffel II nach einem Feedback-Video dort fort, wo die erste Staffel aufgehört hat. In der zweiten Staffel gibt es neue Herausforderungen für die Firma „Culinaritas“. So setzt eine fiese Grippewelle die Mitarbeiter nach und nach schachmatt. Auch HaWe kämpft mit sich und seinen Kunden. Bei seinem ersten Auftrag wird HaWe von einer Rollstuhlfahrerin, die sich als Chefin einer Softwarefirma entpuppt, mit seinen Vorurteilen konfrontiert. Bei einem Künstler, wunderbar gespielt von Jörg Hentschel, wird live ein Bild von ihm gemalt. Hier werden Künstlermarotten schön durch den Kakao gezogen. Doch es gibt auch ernste und berührende Momente wie der Umgang mit der dementen Mutter einer weiteren Kundin.

Als HaWe danach Grippe geschwächt endgültig ausfällt, muss Buchhalter Stöhr für ihn einspringen. Er bekommt es mit einem ehemaligen strengen und pedantischen Studienrat (ebenfalls Thomas Kemper) zu tun, der alle Klischees eines Vorstadt-Spießers entspricht inklusive privater Verkehrsüberwachung „seines“ Stoppschildes“. Hier entwickelt Stöhr eine ganz besondere Form des Mutes.

Am Ende wird auch noch die Chefin selber von der Grippewelle betroffen. Da muss man sich doch kümmern und zusammenhalten.

Staffel II zeigt wieder viel Liebe zum Detail, Humor, skurrilen Elementen und eine Priese Melancholie. Die Schauspieler überzeugen nicht nur verbal, sonder auch mit Mimik und Gestik. Übrigens: Das von Jörg Hentschel von HaWe live gemalte Bild „Schrecken des Proletariats 1“ wurde am Ende für 125 Euro versteigert.

Weiter Termine und Infos erhalten Sie unter www.depotdortmund.de

Kartenreservierungen & Vorverkauf unter Tel.: 0231/-98 22 336 (AB) oder ticket@theaterimdepot.de




Wenn der Essensmann zwei Mal klingelt

Harald Wontorraczewski (Thomas Kemper) beim Vorstellungsgespräch. Probenfoto! (Foto: © Olaf Reitz)
Harald Wontorraczewski (Thomas Kemper) beim Vorstellungsgespräch. Probenfoto! (Foto: © Olaf Reitz)

Ok, die Begeisterung wie bei einem bekannten Schuhlieferanten wird der Essensauslieferer Holger Wontorraczewski (HaWe) von „Culinaritas“ wohl nicht bekommen. Doch der Umgang mit den Kunden des „Essens auf Rädern“-Dienstes sorgt für skurrile Situationen. Aber in den lustigsten Situationen steckt oft ein trauriger Kern. Das Stück zeigte Thomas Kemper als Ex-Koch Holger in absoluter Hochform. Ein Premierenbericht vom 18. September 2015.

Eine Besonderheit hatte das Stück „Culinaritas – Essen auf Rädern“ schon von der Konzeption her: Es war wie eine Serie angelegt. So gab es eine Pilotfolge, danach folgten drei Folgen der ersten Staffel, den Schlusspunkt machte das Finale mit entsprechendem Cliffhanger.

Trotz vieler lustiger Elemente ist „Culinaritas“ kein reines Schenkelklopfer-Theater. Molly Müller (alias Jule Vollmer) packte in das Stück einige aktuelle Bezüge. So thematisierte das Stück schon zu Beginn die Frage um „ältere Arbeitslose“, denn der ehemalige Koch und Restaurantbesitzer HaWe ist weit über 50 Jahre alt. Schon das Bewerbungsgespräch zeigt die gängigen Klischees, die jeder Bewerber schon einmal kennengelernt hat. Die Chefin ist uninformiert („erzählen Sie mal von sich, bis ich ihre Unterlagen durchgesehen habe“), gibt sich keine Mühe, seinen Namen richtig auszusprechen und will den Bewerber schnell loswerden. Seine Chefin Hedwig Liebermann (Jule Vollmer) ist da zunächst keine Ausnahme. Erst in einem Test mit dem menschenscheuen Herrn Stöhr (Jörg Hentschel) rettet sich HaWe in die Probezeit. Eine Besonderheit hat „Culinaritas“ noch zu bieten: Hier kann der Kunde nämlich zu seinem Essen auch Gesprächszeit dazubuchen.

Der erste Tag konfrontiert ihn mit besonders skurrilen, aber auch traurigen Schicksalen seiner Kunden. Der erste Kunde versucht seine Trauer um seine Frau mit angeblichen Gebrechen (u.a. Blindheit) zu überspielen, seine zweite Kundin, Frau Lumière, zerfließt in ihrem Selbstmitleid, weil sie findet, dass ihre Schönheit verwelkt ist. Beim dritten Kunden trifft HaWe auf ein frisch verheiratetes Paar, dass sich vor kurzem erst beim AWO-Tanzabend kennengelernt hatte.

Einsamkeit, Melancholie und Liebe im Alter werden in diesem Stück angesprochen und von HaWe mit seiner Menschenkenntnis und Lebensweisheit kommentiert. Wunderbar, Jule Vollmer und Jörg Hentschel beim „erotischen“ Tango-Tanz zuzuschauen.

Auch wenn Jule Vollmer und Jörg Hentschel mehrere Rollen übernehmen, ist das Stück Thomas Kemper auf den Leib geschrieben. Von seiner Verzweiflung als Bewerber, bis hin zu den Begegnungen mit den Kunden, es war ein großer Spaß, seiner Figur dabei zuzusehen, am ersten Tag im Job ja nichts falsch zu machen.

Ein großer Spaß mit ernsten Hintergrund. Es wäre schön, wenn es irgendwann einmal auch eine zweite Staffel gibt. Wer noch die erste Staffel erleben möchte, der muss am 04. Oktober (18 Uhr), am 08. November (18 Uhr) oder am 19. November (20 Uhr) ins Depot Dortmund.




Episoden-Theaterstück über Essen auf Rädern

Die drei von Culinaritas (v.l.n.r.) Holger Wontorraczewski (Thomas Kemper), Hedwig Liebermann (Kule Vollmer) und Herr Stöhr (Jörg Hentschel). (Foto: © Meike Willner / Phil Niggemeier).
Die drei von Culinaritas (v.l.n.r.) Holger Wontorraczewski (Thomas Kemper), Hedwig Liebermann (Kule Vollmer) und Herr Stöhr (Jörg Hentschel). (Foto: © Meike Willner / Phil Niggemeier).

Essen auf Rädern hat nicht den besten Ruf, er gilt als „Alte Leute Essen“, obwohl jeder dort bestellen kann. Am 18. September 2015 hat die Produktion „Culinaritas – Essen auf Rädern“ im Theater im Depot Premiere. In der Tragikomödie geht es um einen Lieferdienst, der nicht nur Essen liefert, sondern auch „Gesprächs-Zeit“ im Angebot hat. Ähnlich wie bei einer Fernsehserie gibt es einen „Pilotfilm“ sowie mehrere Episoden der ersten Staffel.

Die Handlung in Kurzform: Der Hauptcharakter Holger Wontorraczewski (Thomas Kemper) ist ein ehemaliger Sterne-koch, der seinem Hartz IV Schicksal entkommen möchte und bei „Culinaritas“ als Essen Austräger anfangen möchte. Die Chefin von „Culinaritas“ ist Hedwig Liebermann (Jule Vollmer) und Jörg Stenzel spielt Herrn Stöhr, den Buchhalter mit leicht autistischen Zügen.

In den drei jeweils 25 Minuten langen Folgen geht es um die Erlebnisse von Wontorraczewski mit seinen Kunden, die ebenfalls von Vollmer und Stenzel gespielt werden. Am Ende gibt es eine Abschlussfolge mit einem Cliffhanger.

Am Anfang des Stückes stand die Recherche. Thomas Kemper ist also tatsächlich für einen Tag beim Dortmunder Menüservice mitgefahren. „Ich finde das Essen erstaunlich gut“, so Kemper über die Qualität der Speisen. Die Essensauslieferung ist für die überwiegend älteren Menschen eine der wenigen Gelegenheiten, bei der sie Kontakt zur Außenwelt haben. Daher spielt das Thema Einsamkeit auch eine Rolle in manchen Episoden niederschlägt. „Viele Menschen werden diese Situationen durch ihre eigenen Verwandten wiedererkennen“, ist sich Regisseur Olaf Reitz sicher.

Geschrieben wurde die gesamte „Staffel“ von Molly Müller, dem Pseudonym von Jule Vollmer. Das Konzept war, etwas ähnliches zu machen wie beispielsweise der „Tatortreiniger“. Und ähnlich wie beim Fernsehen gibt es eine Trailermusik, die von Elmar Dissinger komponiert wurde. Das Bühnenbild wird projiziert, ansonsten ist das weitere Bühnenbild auf Tisch und Stühle reduziert.

Neben der Premiere am 18. September um 20 Uhr gibt es weitere Aufführungen am 19. September (20 Uhr), am 04. Oktober (18 Uhr), am 08. November (18 Uhr) und am 19. November (20 Uhr).

Für ganz Neugierige hier der Trailer: [vsw id=“138319298″ source=“vimeo“ width=“425″ height=“344″ autoplay=“no“]