„Sonny Boys“: Ein Meisterwerk der Boulevard-Komödie mit Tiefgang

„Sonny Boys“ ist eine Boulevard-Komödie mit ernsten Zwischentönen, die besonders von der Chemie der Hauptdarsteller lebt. Hans-Peter Krüger und Heinz-Peter Lengkeit hatten bei der Premiere des Stückes am 21. Juni 2024 reichlich davon und sorgten im Fletch Bizzel für Begeisterung.

Kurz zur Story: Die beiden jahrzehntelang erfolgreichen Komiker Willy (Lengkeit) und Alfred (Krüger) haben sich vor elf Jahren zerstritten und seitdem nicht wieder gesehen. Für eine Show des WDR versucht Willys Nichte (Sandra Schmitz), die beiden für ihren berühmten Arztsketch wieder zusammenzubringen.
Die Geschichte der beiden in die Jahre gekommenen Komiker ist eigentlich eine Erzählung über das Altern, den verblassenden Ruhm und jahrzehntelang unterdrückte Konflikte. Dass das auch lustig sein kann, beweisen Lengkeit und Krüger häufig, wenn sie sich beispielsweise um die richtige Position von Möbeln für den Arztsketch streiten oder diskutieren, welche Funktion ein kürzlich Verstorbener innehatte.

Komische Elemente hat „Sonny Boys“ auch, weil Willy sich immer noch als erfolgreichen Künstler sieht, der jedoch auf Nachfrage zugeben muss, dass dies nicht stimmt. Seiner sich um ihn kümmernden Nichte fällt auf, dass die Wohnung kalt ist, was darauf schließen lässt, dass es bei Willy auch finanziell knapp wird.

Die unausgesprochenen Konflikte, die die beiden während ihrer erfolgreichen Karriere hatten, brechen immer wieder auf. Doch in manchen Szenen wird deutlich, dass es immer noch eine gemeinsame Verbindung gibt: Am Ende singen sie gemeinsam ein Lied.

Das Bühnenbild ist minimalistisch, aber sehr gelungen. Viele Szenen spielen in Willys Wohnung, wo ein Tisch mit zwei Stühlen und ein Liegestuhl genügen, um den Umbau mit wenigen Handgriffen zu erledigen.

Ein sehr gelungener Abend, der hoffentlich in der kommenden Spielzeit wieder auf dem Spielplan des Fletch Bizzel steht. Hans-Peter Krüger und Heinz-Peter Lengkeit hätten es verdient, mit „Sonny Boys“ öfter auf der Bühne zu stehen, denn das Stück passt perfekt zu den beiden. In den Streit der beiden Querköpfe passte Sandra Schmitz als „Fixstern der Vernunft“ sehr gut hinein, die verzweifelt, aber vergeblich versucht, die beiden wieder zur Zusammenarbeit zu bewegen…  




Sonny Boys – wie lange hält eine Haßliebe?

Einst waren sie Stars, berühmt für ihren Arzt-Sketch, doch das Komikerduo Alfred und Willy, alias die „Sonny Boys“, hat sich heillos zerstritten. Nun bekommen sie die Chance, nach elf Jahren bei einer Show wieder gemeinsam aufzutreten. Ob das gut geht?



Im Theater Fletch Bizzel schlüpfen Hans-Peter Krüger und Heinz-Peter Lengkeit am 21. und 22. Juni in die Rollen von Alfred und Willy. Unterstützt werden sie von Sandra Schmitz, die in verschiedene Rollen schlüpft. Regie führt Thomas Hollaender. Das Bühnenbild ist reduziert, und es gibt zwei Umbaupausen, die Heinz-Peter Lengkeit musikalisch überbrücken wird.

Die "Sonny Boys": Hans-Peter Krüger (links) und Heinz-Peter Lengkeit. Foto: Rada Radojcic
Die „Sonny Boys“: Hans-Peter Krüger (links) und Heinz-Peter Lengkeit. Foto: Rada Radojcic

Das Stück, geschrieben von Neil Simon, ist eine Boulevard-Komödie. Zwei Männer, geplagt vom Altersstarrsinn, streiten sich um Kleinigkeiten und machen sich gegenseitig das Leben schwer. Sie schwelgen in Erinnerungen und lassen den „alten, weißen Mann“ zum Vorschein kommen. Früher konnte man noch…

Dennoch liegt eine gewisse Tragik in „Sonny Boys“. Denn das Beharren auf Winzigkeiten macht beiden das Leben schwer und führt letztendlich ins Exil ins Sauerland. Sandra Schmitz wird vor allem als Nichte und Agentin von Onkel Willy versuchen, die beiden alten Streithähne irgendwie in den Griff zu bekommen.

Für Hans-Peter Krüger war es wichtig, die Figuren ernst zu nehmen, trotz aller Situationskomik, die dieses Stück bietet. Die „Sonny Boys“ werden auch ins Ruhrgebiet überführt, sodass lokale Bezüge sichtbar werden.

TERMINE:

Fr. 21. Juni 20.00 Uhr PREMIERE

Sa. 22. Juni 20.00 Uhr

Theater Fletch Bizzel, Humboldtstr. 45, 44137 Dortmund

Ticketshop: MO, DI & MI 10:00 – 14:00, FR 14:00 – 18:00

Telefon: 0231 / 14 25 25, Email: karten@fletch-bizzel.de oder www.fletch-bizzel.de




Der rechte Auserwählte – rassistische Klischees satirisch seziert

Im Dortmunder
Theater Fletch Bizzel hatte am13.04.2019 das Stück „Der rechte
Auserwählte“ vom französischen Drehbuchautor Eric Assous unter
der Regie von Thomas Holländer seine Premiere.

Das Ensemble Fletch
Bizzel bot mit Bianka Lammert (bekannt vom Kinder- und
Jugendtheater), Sandra Schmitz (bekannt vom Geierabend), Heinz-Peter
Lengkeit (seit 2017 im Fletch Bizzel aktiv), Hans-Peter Krüger
(Geierabend, Fletch Bizzel) sowie Thomas Kemper (Theater im Depot,
Artsenico, Fletch Bizzel) eine engagierte und spielfreudige
Schauspieler-Gruppe.

Ort der Handlung ist
ein gutbürgerliches Viertel in Paris, wo Melanie (Bianka Lammert)
und ihr Mann Greg (Hans-Peter Krüger), ein Sportjournalist mit ihren
zwei Kindern wohnen.

Sie sind natürlich humanistisch eingestellt, genießen aber auch ihren Luxus. Gegen das schlechte soziale Gewissen engagiert man sich im Wohltätigkeitsbereich.

Die Bühne ist mit
einer langen türkisfarbenen Couch und Wänden passend gestaltet.

Noel (rechts, Thomas Kemper) bringt die heile bürgerliche Fassade durch seinen Rassismus ins Bröckeln. Irritiert sind Jeff (Heinz-Peter Lengkeit), Melanie (Bianka Lammert) und Greg (Hans-Peter Krüger). Foto: Fletch Bizzel
Noel (rechts, Thomas Kemper) bringt die heile bürgerliche Fassade durch seinen Rassismus ins Bröckeln. Irritiert sind Jeff (Heinz-Peter Lengkeit), Melanie (Bianka Lammert) und Greg (Hans-Peter Krüger). Foto: Fletch Bizzel

Eingeladen von ihnen
ist der alte Freund von Greg, der arbeitslose Jeff, der aber durch
eine große Erbschaft ebenfalls gut betucht ist. Heinz-Peter Lengkeit
spielt den einsamen, sich selbst bemitleidenden gutherzigen Jeff mit
viel Humor. Pikant wird die Situation, als sich auch noch seine Ex
Charline (Sandra Schmitz) und ihr Verlobter Noel (Thomas Kemper)
auftauchen, den sie in New York unter besonderen Umständen
kennengelernt hat. Melanie ist nach Paris gekommen, um dort zu
heiraten. Freundin Melanie soll ihre Trauzeugin werden.

Jeff ist immer noch
unheilbar in Charline verliebt. Nicht genug, es stellt sich auch noch
heraus, das Noel ein Antisemit und Rassist ist. Er stellt nur bei
„Seinesgleichen“ den beschützenden Retter dar, ansonsten pflegt
er seine verallgemeinernden Vorurteile gegen Juden und ausländische
Migranten.

Da Noel sie aus
einer gefährlichen Situation gerettet hat, fühlt sich Charline ihm
trotz seiner Ansichten irgendwie verbunden und befindet sich dadurch
in einem Konflikt. Wegen der Bedenken ihrer Freunde verlässt sie die
Runde und verschwindet. Sie ist nicht zu Hause oder bei den Eltern
aufzufinden. Im Streit darüber, was zu tun ist, kommt Gregs früheres
Verhältnis zu Charline ans Licht, aber auch andere Enthüllungen.
Man ist gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen und miteinander
offen zu reden. Die Frage, was mit Charlene geschehen ist, löst sich
am Ende ebenfalls auf.

Eine Stärke der
Inszenierung war sicherlich, dass die Schauspielerinnen und
Schauspieler das Publikum zwischendurch immer direkt ansprachen, um
ihnen ihre Gedanken auf amüsante Weise zu vermitteln.

Eric Assous
behandelt in dieser scharfzüngigen Komödie ein höchst aktuelles
Thema. Ist rechtsradikales Gedankengut längst wieder salonfähig?
Der Kuschelkurs der Bildungsbürger mit dem neuen Faschismus wird
nicht nur vorgeführt, auch der schwierige Umgang damit wird
deutlich. Freundschaften können da vor eine harte Probe gestellt
werden.

Ein Theaterabend mit
vielen humorvoll-witzigen Momenten und zum Nachdenken anregend.

Informationen über
weiteren Aufführungen erhalten Sie unter Telefon: 0231/ 142525 oder
www.theaterfletchbizzel.de.