Philharmonisches Konzert entführt in mythische Nachtwelten

Mit der Sinfonie Nr. 7 von Gustav Mahler (1860–1911) fand am 11./12.03.25 ein großer Mahler-Zyklus im hiesigen Konzerthaus seinen gebührenden Abschluss. Es war ein bedeutender Schwerpunkt im über ein Jahrzehnt andauernden Wirken von GMD Gabriel Feltz bei den Dortmunder Philharmonikern.

Bereits einmal wegen der Corona-Pandemie verschoben, konnte dem Publikum nun doch noch dieses kolossale Werk mit großer Orchesterbesetzung dargeboten werden. Es zeichnet sich durch musikalische Vielfalt, Variationsreichtum und ein gezieltes Changieren zwischen den Tonarten aus. Dramatisch aufbrausende, geheimnisvolle und feierlich leise Passagen wechseln sich in den fünf Sätzen ab.

Die besondere Rolle der Nachtmusiken

Die Besonderheit dieser Sinfonie liegt in den beiden „Nachtmusik“-Binnensätzen, die geschickt über ein Scherzo mit unheimlichem Charakter im Wechsel von Dur und Moll verbunden werden.

Mahler führt uns in eine ganz eigene, mythisch-märchenhafte Nachtwelt mit all ihren musikalisch fühlbaren Geräuschen. Oft düster, entfaltet sich eine abwechslungsreiche Wanderung durch die „Musik der Nacht“, in der der Mensch mit dem Unbegrenzten und Erhabenen konfrontiert wird. Musik als Kunst der Nacht sowie als Schutz vor den Ängsten in der Dunkelheit spielen dabei ebenfalls eine Rolle.

GMD Gabriel Feltz dirigierte die 7. Sinfonie von Gustav Mahler (Foto: (C) Liudmila Jeremis)
GMD Gabriel Feltz dirigierte die 7. Sinfonie von Gustav Mahler (Foto: (C) Liudmila Jeremis)

Schon der erste, stark zerklüftete Satz beginnt furios mit einem marschartigen Rhythmus. Hierfür wählte der Komponist ein Tenorhorn – ein für den Einsatz in einem Symphonieorchester eher unübliches Instrument. Wie Mahler selbst vor seinem Tod gesagt haben soll: „Hier röhrt die Natur.“ Danach entwickelt sich durch die Verschiebung des Themas nach Es-Dur eine Art Choral und feierliche Stimmung, die von Harfen- und Mandolinenklängen unterstützt wird. Die beiden „Nachtmusiken“ mit ihrem leichten Serenadencharakter werden durch das Scherzo zu einem musikalischen Block verbunden. Jeder einzelne Satz wirkt dabei wie ein eigenes Universum.

Im optimistisch-euphorischen Finalsatz geht es temperamentvoll zu. Als Rondo angelegt, mit siebenfach wiederkehrendem Ritornell, wird er feierlich mit dem choralartigen Einsatz der Blechbläser eröffnet, den die Streicher weiterführen. Der Satz führt die Zuhörenden ins Helle – man könnte sich auf einer in leuchtendes Himmelblau getauchten Festwiese wähnen.

Ein grandioses musikalisches Finale.




Emotional aufwühlende Sinfonie in Umbruchzeiten

Die Konzerte der Dortmunder Philharmoniker haben in dieser Spielzeit einen Bezug zum Revier. Unter dem Titel „Im Ruhrgebiet geboren“ stand am 26. und 27.03.2024 beim 7. Philharmonischen Konzert die viersätzige 6. Sinfonie (a-Moll) von Gustav Mahler (1860-1911) auf dem Programm. Ars tremonia war am 26.03.2024 mit dabei.



Wie vielleicht nicht alle wissen, wurde die 6. Sinfonie 1906 in Essen (also in unserer Nachbarschaft) unter der persönlichen Leitung des Komponisten uraufgeführt. Sie endete als einzige in Moll und wurde die „Tragische“ genannt, obwohl sie viel mehr ist.

Gabriel Feltz (GMD), der einen besonderen Bezug zu dieser Sinfonie hat, dirigierte das Konzert mit großer Besetzung der hiesigen Philharmoniker. Für dieses expressive und anspruchsvolle Werk wird alles an Instrumenten aufgefahren.

Zur Zeit der Entstehung der Sinfonie war Mahler einerseits glücklich mit Alma Mahler-Werfel und seiner kleinen Familie, andererseits brodelten die Konflikte in der Monarchie Österreich-Ungarns. Im Balkangebiet regte sich vermehrt Widerstand und Unruhe.

Diese Kontraste, Glücksmomente, Zerrissenheit, Verzweiflung werden auch in der Musik deutlich spürbar.

In den vier Sätzen wechseln sich Marschcharaktere, romantische Nachklänge an Schubert, musikalische Gedanken, die von Mahlers Liebe zu Alma inspiriert sind, die Welt der Alpen hervorrufen, Volklieder, Tänze, Choräle bis hin zu Rutenhieben oder eindrucksvollen Hammerschlägen (zweimal) zwischen Moll und Es-Dur ab.

Der seelenvoll-trügerische Andante-Satz mit der „Alma“ und Choralthematik wurde bei dieser Aufführung an dritter Stelle nach dem dämonisch-distanzierten Scherzo-Satz gespielt. Das führte grandios als Kontrast zum furios-monumentalen Finalsatz bis hin zu seinem letzten Moll-Ton.

Das Konzert machte nicht nur auf die verschüttete Tradition aufmerksam, sondern wurde von der Dortmunder Philharmoniker und ihrem Dirigenten mit Herzblut, viel Empathie sowie Können interpretiert. Sie zogen das Publikum trotz der fast 90-minütigen Dauer in den ganz eigenen Bann der Sinfonie hinein.

Das wir im Augenblick auch in unruhigen Krisenzeiten leben, sorgt für ein spezielles Empfinden des musikalischen Erlebnisses.




Abschieds-Sinfonie von Gustav Mahler zum Spielzeitende

Wie schon im vergangenem Jahr beendeten die Dortmunder Philharmoniker
unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz die
Spielzeit 2018/2019 mit einem großen Werk eines bedeutenden
Komponisten.

Auf dem Programm mit
dem Titel „Ewige Heimkehr“ stand die 9. Sinfonie D-Dur von Gustav
Mahler (1860-1911). Eine musikalisch wegweisende Sinfonie von großer
emotionaler Kraft. Das Werk ist streng genommen eigentlich keine
Sinfonie in D-Dur, denn im vierten und letzten Satz findet ein
Wechsel nach Des-Dur und somit eine bewusste musikalische
Abwärtsbewegung zum Ende hin statt.

Abschied spielt
allen vier Sätzen eine entscheidende Rolle

Das Besondere dieser
9. und letzten vollendeten Sinfonie ist aber die parallelen Krisen im
Privatleben des Komponisten und die gesellschaftlichen Umbrüche
wenige Jahre vor dem drohenden Ersten Weltkrieg (1914 -1918). In
seinem persönlichen Schicksalsjahr 1907 verstarb Mahlers Tochter
Maria Anna mit nur vier Jahren an einer
Scharlach-Diphterie-Erkrankung und seine Ehe ging nach und nach in
die Brüche. Als ein Arzt bei dem Komponisten auch noch einen
schweren Herzklappenfehler diagnostiziert wird klar, dass ihm nicht
mehr viel Lebens- und Schaffenszeit bleibt. Hin und her gerissen
zwischen Depression und Phasen voll Lebenshunger und Freude,
komponierte er rastlos.

In seiner 9.
Sinfonie spiegelt sich der wehmütige Blick auf eine vergangene
Epoche und das Wissen um die Endlichkeit einerseits, und das
musikalische, fast trotzige Aufbäumen auf der anderen Seite.
Entgegen der Tradition sind bei dieser Sinfonie der Anfang und
Endsatz langsam angesetzt, während die beiden Mittelsätze im
schnellen Tempo komponiert. Mahler verfolgt auch hier sein Motto, mit
allen vorhandenen technischen Mitteln musikalische eine Welt
aufzubauen.

Gabriel Feltz dirigierte die Dortmunder Philharmoniker gewohnt energiegeladen durch Mahlers 9. Sinfonie. (Foto: © Anneliese Schürer)
Gabriel Feltz dirigierte die Dortmunder Philharmoniker gewohnt energiegeladen durch Mahlers 9. Sinfonie. (Foto: © Anneliese Schürer)

Schon der erste Satz
lebt von seinen krassen dynamischen Gegensätzen. Nach einem leisen
Anfang fast aus dem Nichts, kommt es nach einer längeren
Piano-Passage gleich zweimal zu einem großen und wütenden
Orchester-Ausbruch. Die kurzen Passagen mit Abbrüchen und
Dissonanzen, dem Auf-und Ab, sind Sinnbildhaft für den sehnsüchtigen
Blick auf das bisherige Leben und Natur und das verzweifelte
Aufbäumen gegen dessen Vergänglichkeit und dem Ende.

Lebendige
Mittelsätze

Es folgen zwei
furiose und lebendige Mittelsätze, wobei der zweite Satz als ein
Tanzsatz „Im Tempo eines gemächlichen Ländlers“ zunächst
unbeschwert konzipiert wurde. Besonders die zweite Geige strahlte
behagliche Gemütlichkeit aus, um dann mit einem zweiten wilderen
Tanz in den dritten Satz über zu leiten, bei der zu Beginn die Oboe
für idyllische Gelassenheit sorgt. Doch nur für kurze Zeit, um sich
dann allmählich furioser und doppelbödiger zu entwickeln. Der
dritte Satz folgt als eine trotzige Rondo-Burleske, um in rasant
wechselnden Besetzungen voran zu preschen. Nach einem nur vorläufigen
elegischem Mittelteil kehrt die Musik zu einer beinah grimmigen und
verbissenen Rekapitulation des Anfangs zurück.

4. Satz –
Sehnsuchtsvoller Rückblick

Der vierte Satz ist
ein sehnsuchtsvoller Rückblick durch eine elegische weit gestreckte
Melodie der Streicher eingeführt. Mit dem Wechsel zu Des-Dur findet
nicht nur eine Stimmungsänderung mit der Halbton-Vertiefung im
Gegensatz zum Anfang statt, sondern auch eine bemerkenswerte
musikalische Abwärtsbewegung. Üblicherweise findet in der
Musikgeschichte am Ende einer Sinfonie eine Aufhellung statt. Doch
bei Mahler stirbt die Musik nach einem letzten Tutti-Ausbruch ganz
langsam wie das Leben.

Die Dortmunder
Philharmoniker meisterte die große Herausforderung dieser Sinfonie
zusammen mit ihrem Dirigenten mit Bravur und viel Sensibilität und
Temperament.

Abschied nehmen hieß
es auch von dem langjährigen ersten Bratschisten Roman Nowicki als
wichtigen Bestandteil der hiesigen Philharmoniker.




Glanzvoller Abschluss der Spielzeit mit Gustav Mahlers 8. Sinfonie

Mehr als 40 Jahre war die 8. Sinfonie Es-Dur von Gustav Mahler (1860 – 1911) in Dortmund nicht mehr zu hören gewesen. Es war das wichtigste Werk des Komponisten und der Höhepunkt seines Schaffens und sprengte alle bis dahin bekannten Maßstäbe.

Im hiesigen Konzerthaus entführte Dortmunder Philharmoniker unter der schwungvollen Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz ihr Publikum zum Abschluss der Spielzeit mit der außergewöhnlichen Sinfonie im 10. Konzert am 03. und 04. Juli 2018 ins „himmel_reich“. Ars tremonia war am 03.07.2018 mit dabei.

Diese prachtvoll-gigantische Vokal-Sinfonie hat nicht nur eine riesigen Orchestrierung mit mehreren Harfen, sieben Posaunen, acht Hörner und Trompeten, Orgel sowie selten verwendete Instrumente wie Harmonium, Basstuba und Mandoline. Für die umfangreichen Vokal-Passagen kamen neben zwei gemischten Chören, ein Knabenchor, fünf Sängerinnen und drei Sänger zum Einsatz. Deswegen wird sie auch oft als „Sinfonie der Tausend“ bezeichnet

Die Sinfonie ist Oratorium, Messe, Oper und Kantate zugleich und wird fast vollständig durch gesungen.

Mit dem tschechischen Philharmonischen Chor Brno (Einstudierung: Petr Fiala), dem Slowakischen Philharmonischen Chor Bratislawa (Einstudierung : Jozef Chabroň) und dem Knabenchor der Chorakademie Dortmund (Einstudierung: Jost Salm) konnten erstklassige Chöre für das Konzert gewonnen werden.

Als hervorragende Sänger und Sängerinnen zeigten die hier bestens bekannte Emily Newton (Sopran), Ashley Thouret (Sopran), Michaela Kaune (Sopran), Iris Vermillon, Mihoko Fujimura (beide Alt), sowie Brenden Patrick Gunnell (Tenor), Marcus Eiche (Bariton) und Karl-Heinz Lehner (Bass) ihr Können.

Die Sinfonie ist in zwei Teile gegliedert:

Die Texte aus dem Hymnus „Veni creator spiritus“ aus dem neunten Jahrhundert (Rabanus Maurus) und dem 1832 veröffentliche „zweite Faust“-Teil von Goethe. Die beiden Jahrhunderte haben als inhaltlichen Zusammenhang . Zum einen die nach dem Schöpfergeist sehnende „unzulänglichen Menschen, Eros und Liebe als erlösendes Prinzip und deren Macht sowie der Vorstellung eines „höheren Wesens“, von dessen Gnade sie abhängig seien.

Für den vom jüdischen Glauben zum Katholizismus konvertierten Komponisten, entsprechend dem Dichter Goethe, mündet alles hin zur Überwindung des Todes.

Gabriel Feltz dirigierte das 10. Philharmonische Konzert mit der monumentalen 8. Sinfonie von Mahler. (Foto: © Magdalena Spinn)
Gabriel Feltz dirigierte das 10. Philharmonische Konzert mit der monumentalen 8. Sinfonie von Mahler. (Foto: © Magdalena Spinn)

Im ersten Teil seiner Sinfonie ist musikalisch gekennzeichnet durch alte Kompositionstechniken mit kompliziertem Kontrapunkt und einem dichte Geflecht von Motiven, die sowohl Einheit wie auch Bedeutungszusammenhänge schaffen. Wechselseitiger Gesang der Chöre im Zusammenspiel mit dem Orchester, einzelnen Instrumenten (zum Beispiel der Solovioline) und den Solisten (Gesang).

Dabei wechselt die Stimmung von andächtig über atmosphärisch spannungsgeladen (ähnlich wie auf einem Schlachtfeld) und dann wieder mit Hilfe der „Himmelstonart“ E-Dur in höhere Sphären gleitet. Mit dem hymnischen „Gloria“ endet der erste Teil.

Der zweite „Faust II“-Teil befasst sich vor allem in verschiedenen Variationen mit dem Thema Liebe.

Nach einem Beginn als instrumentales Naturstück steigert sich die Musik und der Gesangstext bis hin zu überirdisch-heiteren „himmlischen Sphären“. Als höchste Steigerung stand gegen Ende die „unberührbare Mater Gloriosa“ (Ashley Thouret) erhöht auf der linken Seite des Konzertraumes und sang dazu mit ihrem klaren und hellen Sopran. Das ganze gipfelt in einer letzten Verherrlichung und Erhöhung (Apotheose), in der das Leitmotiv ein letztes Mal beschworen wurde. Der Schluss ist eine Art Hymne auf den „ewig-weiblichen“ Eros und dessen Kraft.

Es war ein würdiger Ausklang zum Ende der interessanten und vielfältigen Spielzeit.




Natur-gewaltiges Musikerlebnis im Konzerthaus

Einen imposanten Abschluss der Spielzeit 2016/2017 bot die Dortmunder Philharmoniker unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz unter dem Motto „natur_erlebnis“ beim 10. Philharmonischen Konzert am 04. und 05. Juli 2017 mit der 3. Sinfonie d-Moll von Gustav Mahler (1860-1911) im Konzerthaus der Stadt. Das gigantische Werk versucht nicht nur einen musikalischen Abriss der menschlichen Entwicklungsgeschichte, sondern bemüht dazu neben einer großen Orchestrierung auch noch einen Frauen- und einen Knabenchor, sonder auch noch Solo-Partien für Mezzopsopran mit Textausschnitten aus Friedrich Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ (4. Satz: Oh Mensch! Gib Acht!) und aus „Des Knaben Wunderhorn“ von Achim von Arnim und Clemens Brentano (5. Satz: „Es sungen drei Engel“). Das zeigt schon einen starken Drang Mahlers zum Gigantischen.

Die Damen des Dortmunder Opernchors (Einstudierung: Manuel Pujol), Damen des Kammerchors der TU Dortmund (Einstudierung: Ulrich Lindtner) und der Knabenchor der Chorakademie Dortmund (Einstudierung: Jost Salm) sowie die Mezzosopranistin Janina Baechle übernahmen an den Abenden tatkräftig den unterstützenden Part.

Das höchst anspruchsvolle Programm zeichnet sich durch teils schroffe Nebeneinander von höchst unterschiedlichen musikalischer Elemente. Diese Collagetechnik mit melodisch-harmonischen Passagen, Brüchen und Dissonanzen bis hin zu extremen musikalischen Überhöhungen entspricht den sechs Stufen der Entwicklung. Diese gehen über die Materie, Flora und Fauna, Menschen mit Lust und Leid, bis hin zur Apotheose im „Himmel“. Als höchste Stufe der Entwicklung in den Sätzen vier bis sechs kumuliert sie für Mahler am Ende in der allumfassenden und unendlichen Liebe („Gott“) .

Die Sinfonie ist in zwei Abteilungen aufgeteilt. Der erste Satz alleine umfasst schon die erste Abteilung. Er beginnt mit einem starken Weckruf durch gleich acht Hörner und kann als zündender Funke, der die Dinge in Gang setzt, gesehen werden. Als Gegenwelt zur beherrschenden Materie meldet sich die Natur mit Hilfe der Streicher, Oboen und Trompetenklängen. Sie wirkt aber nur kurz und ziellos, auch wenn sie sich endlich zu einem schnellen Marsch mit gewaltigem Getöse entwickelt, dass am Ende ins Leere läuft.

Die zweite Abteilung mit den Sätzen zwei bis sechs zeichnen ein Bild von scheinbar harmonischen blühender Landschaften mit Flora Und Flaura, deren scheinbare „Idylle“ (unterstützt durch Glockenspiel und Harfen) aber immer wieder durch musikalische Dissonanzen gestört wird. Der fünfte Satz kommt zunächst etwas naiv und mit dem „Armer Kinder Bettlerlied“ (Wunderhorn) daher, wird aber am Ende mit dem Mezzosopran-Solo „Es sungen drei Engel“ ernster.

Im letzten Satz steigert sich die Musik zu einem grandiosen und leidenschaftlichem Finale.




Trauer, Dramatik, Hoffnung

Alle Beteiligten haben sich den Riesenapplaus redlich verdient. (Foto: © Müller-Girod)
Alle Beteiligten haben sich den Riesenapplaus redlich verdient. (Foto: © Müller-Girod)

Neben Beethovens Neunter und Gustav Mahlers Achter gehört die 2. Sinfonie des letztgenannten Komponisten sicherlich zu den Höhepunkten der Sinfoniekomposition mit Chor. Zusammen mit Lavinia Dames (Sporan) und Tanja Ariane Baumgartner (Mezzosopran) dem Tschechischen Philharmonischen Chor Brno sorgten die Dortmunder Philharmoniker mit ihrem Dirigenten Gabriel Feltz für einen Abend, der bis an seine Grenzen ging. Ein Bericht vom 21. Oktober 2015.

Zwei Solisten, ein Chor, ein volles Orchester (darunter zwei Harfen, zehn Hörner, neuen Musiker für das Schlagwerk): Mahler sparte in seiner zweiten Sinfonie nicht an Mensch und Material. An Gabriel Feltz lag es, alle Mitwirkenden aufeinander abzustimmen und wie ein Mischpult für einen ordentlichen Gesamtklang zu sorgen. Und das gelang ihm.

Mahlers Zweite ist dafür bekannt, dass sie in den „apokalyptischen Phasen“ im ersten und vor allem am Ende des fünften Satzes eine enorme Lautstärke erreichen kann, doch sie hat auch ihre leisen und zärtlichen Phasen. Die Stärke von Feltz und dem Dortmunder Philharmonikern ist, dass sie auch bei den piano-Stellen einen guten Klang erzeugen und so für einen Ausgleich sorgen.

Bei einer solchen Sinfonie muss das Orchester in seiner Gesamtheit an ihre Grenzen gehen. Von daher wäre es ungerecht, wenn man einzelne Musiker herausnehmen müsste, doch da die „Pauken und Trompeten“ eine besondere Rolle gespielt haben, sind den Blechbläsern und den Schlagzeugern ein besonderes Lob zu zollen.