Wenn Religionsfreiheit andere Freiheiten bedroht
Zur Premiere des 1.
Dortmunder Wortklubs hatte Gastgeber Thomas Koch ein durchaus
brisantes Thema gewählt. Am 14. Februar 2019 hieß es im domicil
„Religion vs. Freiheit“. Zu Gast waren Güner und Misha Vérollet,
für die Musik war Paul Wallfisch, der frühere musikalische Leiter
des Schauspielhauses Dortmund.
Im Artikel 18 der
Menschenrechte wird unter anderem die Religionsfreiheit erwähnt.
„Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und
Religionsfreiheit.“ Doch es scheint, dass je stärker die Religion
wird, die anderen Menschenrechte in Mitleidenschaft gezogen wird.
Besonders auf Frauen und Mädchen wird immer stärkerer Druck
ausgeübt.
Zu Beginn begrüßte
Thomas Koch Misha Vérollet. Die Eltern von Vérollet sind Zeugen
Jehovas und so wuchs er in einem streng religiösen Umfeld auf. Viele
Dinge, die für andere Kinder selbstverständlich waren, wurden ihm
verwehrt, so beispielsweise Kindergeburtstage.Auch zu viel Bildung
kann störend sein, Kinder sollten möglichst nicht auf eine
Hochschule gehen, dann hätte es Nachteile für die Eltern.
Danach kam Güner
Balci auf die Bühne. Balci stammt aus einem religionsfernen,
alevitischen Elternhaus und bekam die schleichende religiöse
Veränderung in Berlin-Neukölln mit. Gab es beispielsweise vor gut
zehn noch genügend öffentliche Ort, wo Jungen und Mädchen zusammen
kamen, ist jetzt alles streng nach Geschlechtern getrennt. Balci
benennt die schleichende religiöse Dogmatisierung in ihren Büchern
und journalistischen Beiträgen.

Nach einer kurzen
Pause las Koch noch einen eigenen Text zum Thema. Der drehte sich um
das „Untenrum“. Auf sehr humoristische Weise zeigt Koch wie sehr
sich die Religion um den Bereich „Untenrum“ einmischt. Alle
Religionen wollen anscheinend über Penis und Vagina kontrollieren
und stellen bisweilen merkwürdige Regeln auf.
Danach diskutieren
Koch, Vérollet und Balci gemeinsam über das Verhältnis Freiheit
und Religion. Besonders Vérollet und Balci kritisierten Teile der
Linken, die Religionskritik ablehnen, weil man damit das Geschäft
der Rechten betriebe. Belci wandte sich konkret gegen den Begriff des
„Feminismus des Kopftuchs“.
Zwischendrin sang
Paul Wallfisch am Klavier einige zum Thema passende Lieder. Am
eindrucksvollsten war sicherlich die Gospel-Version von Motörheads
„God was never on your side“, aber auch die anderen Lieder, u.a.
„Time“ von Tom Waits und seine Lieder aus „Der Meister und
Margarita“ waren passend.
Der 1. Dortmunder
Wortklub öffnet seine Tore wieder am 14. März 2019 zum Thema
„Erfolg“. Gäste sind Melanie Raabe und Torsten Sträter, die
Musik kommt Cynthia Nikschas. Am 04. April 2019 dreht sich alles um
„Fußball“, dabei sind Klaus Theweleit und Birgit Schönau, hier
spielt das „Sergej Gorlukowitsch-Sextett“ auf. Am 02. Mai 2019
geht es ums Kochen, hier begrüßt Thomas Koch Verena Lugert und
Helmut Gote und Musik machen „The Zucchini Sistaz“.
Alles um 19:30 Uhr
im domicil. Tickets gibt es unter www.wortklub.de
und www.domicil-dortmund.de