Champagner, Polka und Operettenglanz nicht nur im Zeichen der Familie Strauss

Das Programm trug den Titel „6 Sträuße“ – und da es am 06.06.2025 im Opernhaus Dortmund stattfand, war schnell klar: Es ging weder um Blumensträuße noch um die gleichnamigen Vögel, sondern in erster Linie um die berühmte österreichische Musiker- und Dirigentenfamilie Strauss. Daneben hatten sich auch Richard Strauss und Oscar Straus „hineingemogelt“ – beide weder verwandt noch verschwägert mit der namensgebenden Dynastie.

Durch das Programm führte der unterhaltsame Götz Alsmann. Dabei fiel auf: Tatsächlich kamen nur fünf „Sträuße“ musikalisch zu Gehör – doch dazu später mehr.

Im Zentrum des Abends stand klar die Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauss (Sohn), die aktuell auch auf dem Spielplan des Hauses steht. So erklang die spritzige Ouvertüre, es wurde dem Champagner gehuldigt – jenem „Gesellen“, der in der Operette bekanntlich an allem schuld ist.

Götz Alsmann, Sungho Kim. Foto: © Björn Hickmann,
Götz Alsmann, Sungho Kim. Foto: © Björn Hickmann,

Auch Werke von Johann Strauss’ jüngeren Brüdern Josef und Eduard kamen zur Aufführung: Kleine, schwungvolle Polkas, temperamentvoll interpretiert von den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Motonori Kobayashi.

Für einen stilistischen Kontrast sorgten die Kompositionen von Richard Strauss. Von ihm spielte das Orchester unter anderem die Arie „Großmächtige Prinzessin“ aus Ariadne auf Naxos, die stimmungsvolle „Mondscheinmusik“ aus Capriccio sowie vier Orchesterlieder – ein Ausflug in die spätromantische Klangwelt mit modernen Anklängen.

Götz Alsmann, der in Dortmund bereits mit „Der Ring an einem Abend“ große Erfolge feierte, überzeugte erneut als charmanter Erzähler. Mit Witz und Wissen berichtete er über die „Sträuße“ und erzählte, wie „Die Fledermaus“ in seiner Familie zu einem jährlichen Ritual wurde.

Auch als Sänger trat Alsmann in Erscheinung: Mit „Ich hab’ ein Bad genommen“ aus Oscar Straus’ Operette Die lustigen Nibelungen lieferte er eine heitere musikalische Einlage.

Und was war mit Johann Strauss Vater? Dessen Abwesenheit im regulären Programm erklärte Alsmann augenzwinkernd mit seinem „unmoralischen Liebesleben“ – ließ es sich aber nicht nehmen, dessen bekanntestes Werk, den „Radetzky-Marsch“, dennoch zu präsentieren. Als Zugabe erklang dieser natürlich ein zweites Mal.

Besonders hervorgehoben sei auch Sungho Kim, der in seiner Rolle als Alfred aus der Fledermaus glänzte und mehrfach mit Auftritten das Programm bereicherte.

Weitere Aufführungen finden am 21.06.2025 um 19:30 Uhr sowie am 29.06.2025 um 18:00 Uhr statt.
Mehr Informationen unter: www.theaterdo.de




Ein Mops kommt in die Oper

Loriot bricht eine Lanze für Richard Wagner im Dortmunder Opernhaus

Im nächsten Jahr wird in Dortmund „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner wiederaufgenommen. „Der Ring“, wie das Mammutwerk unter Eingeweihten kurz heißt, umfasst einen Zyklus von vier Opern, die sich allesamt an der berühmtesten deutschen Heldensage abarbeiten. „Der Ring an einem Abend“ in Loriots Fassung ist da schon mal so etwas wie ein Vorgeschmack, der Trailer sozusagen zum kommenden Wagner-Marathon: ein unterhaltsamer Kurztrip in die blutig-bunte Nibelungenwelt, leidenschaftlich präsentiert vom Gesangspersonal des Opernhauses, von den präzise abgestimmten Dortmunder Philharmonikern und einem gut aufgelegten Götz Alsmann als Erzähler.

Ein Vorgeschmack auf Wagners Mammutwerk

Das Orchester wird an diesem Abend nicht in den Graben verbannt – die ganze Bühne füllt es aus, flankiert auf der rechten Seite von vier ansehnlichen Harfen, auf der linken Seite von dem berühmten Sofa, mit dem Loriot in seinen öffentlichen Auftritten sozusagen zu einer symbiotischen Einheit verschmolzen war. „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, behauptete der Altmeister der Komik stets, und dementsprechend ist auch das besagte Tier an diesem Abend präsent, wenn schon nicht leibhaftig, so doch als Aufdruck auf dem Sofakissen. Eine Stehlampe vervollständigt das kleinbürgerliche Ambiente am Rande der großen Opernwelt. Die Instrumentalisten sind fein frackiert in festlichem Schwarz; Siegfried und die Heldenschar tragen keine Rüstung, sondern Abendanzug, die Walküren lange Kleider, Brünnhilde statt Kettenhemd ein Glitzerkleid – Wotan immerhin eine Augenklappe. Und der Blick? Notwendigerweise geradeaus, mit großen Augen und ausdrucksstarker Mimik, in der wir vielleicht die Wagnersche Bedeutungstiefe erahnen sollen. Ein wenig steif wirkt das schon. Sei’s drum – es wird ja keine Oper gegeben, wir nehmen teil an einer konzertanten Variante der Wagnerschen Fantasien. Und mit dieser Vereinbarung lässt sich der Abend durchaus genießen: Bühnenfestspiel meets Wohnzimmerecke!

Loriots Humor trifft auf die Welt der Oper

Nun ist das mit Wagner ja immer so eine Sache: Die einen vergöttern ihn, die anderen verdammen ihn. Da scheint es keine Zwischentöne zu geben – Wagner polarisiert wie wohl kein anderer Komponist des 19. Jahrhunderts. Darüber hinaus gibt es aber auch Zeitgenossen, die den Erfinder des Gesamtkunstwerks gar nicht kennen, die nie etwas gehört haben von Leitmotiven oder dem berühmten Tristanakkord. Insbesondere für diese Unbeleckten hat Loriot seinen Text geschrieben, für all jene, die möglicherweise von der Wucht und der Humorlosigkeit einer kompletten „Ring“-Inszenierung völlig erschlagen wären. In verständlicher und humorvoller Sprache, die in krassem Gegensatz zu den von Wagner selbst verfassten archaisierenden Arien-Versen steht, erzählt Loriot auf seine unnachahmlich klar-komische Art die Geschichte der Nibelungen, entwirrt kurzweilig und verständlich die komplizierten Familienstränge und spart auch nicht mit kleinen witzigen Seitenhieben auf den Opernbetrieb. Wobei sich der bekennende Opernliebhaber Loriot nie despektierlich lustig macht – vielmehr versucht er, auf vergnügliche Weise den Unentschlossenen, den Zweifelnden, vielleicht sogar den Wagnermuffeln das Werk des Komponisten näherzubringen.

Götz Alsmann in Erzähllaune bei Loriots "Ring an einem Abend" (Foto: (c) Anke Sundermeier)
Götz Alsmann in Erzähllaune bei Loriots „Ring an einem Abend“ (Foto: (c) Anke Sundermeier)

Götz Alsmann seinerseits setzt diesen Text kongenial im Sinne Loriots um. Lässig betritt er die Bühne, wirft eine Kusshand ins Publikum und eine ins Orchester, tritt lässig hinters Rednerpult und inszeniert schon den ersten Satz in perfektem Timing: „Die Täter im gewaltigsten Drama der Musikgeschichte sind eigentlich ganz nette Leute.“ Vereinzelte Lacher, aber der Ton ist gesetzt. Das vollbesetzte Opernhaus lauscht fortan gespannt und amüsiert. Götz Alsmann ist ein charmanter Erzähler, streut gelegentlich kleine Extemporés ein und spielt gekonnt auf der Klaviatur seiner Entertainerqualitäten.

Ein Abend zwischen Unterhaltung und Wagner-Erlebnis

Zwischen den Leseeinheiten gibt es immer wieder Wagner – komprimiert, der „Ring“ in Ausschnitten. Dabei ist es großartig zu hören und zu sehen, wie die Solist:innen sich ins Zeug legen, wie sie, an die Rampe gebannt, die fehlende Bewegungsfreiheit wettmachen durch wirklich tollen Gesang. Insbesondere Mandla Mndebele als Wotan und Artyom Wasnetsov als Hagen liefern eine großartige Performance. Begleitet werden sie dabei von den wunderbar aufspielenden Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Gabriel Feltz.

Alles in allem ein gelungener Abend, der nach immerhin drei Stunden dennoch manche, die mit Wagners Kunst weniger anfangen können, etwas enttäuscht zurückließ: „Zu viel Wagner, zu wenig Loriot“, hört man von einigen. Insofern ist ein Leben ohne Wagner sicherlich möglich – ob es sinnlos wäre, mag ein jeder nach dem Besuch dieses konzertanten „Ring“-Konzentrats selbst entscheiden.

Hans-Peter Krüger




Stimmungsvolle Gala aus Oper und Operette mit Götz Alsmann

Nach der Operette „Gräfin Mariza“ und dem Musical „Cabaret“ stand in der Oper Dortmund am 14.01.2023 mit der Opern- und Operettengala „Roaring Oper(ett)a“ wieder die 1920-iger Jahre im Mittelpunkt.



Ein Glücksgriff war die Auswahl von Götz Alsmann für die Moderation des Abends. Mit Witz und Humor führte er nicht nur kurzweilig durch das Programm, sondern gab einige Anekdoten und wissenswertes zu Operette, Oper oder den Einfluss von Jazz und Blues zum Besten. Zweimal spielte er zudem zwei kleine humorvolle Stücke aus der Zeit auf einer Mandoline.

Götz Alsmann führte mit Witz und Humor durch das Programm. Foto: (c) Björn Hickmann)
Götz Alsmann führte mit Witz und Humor durch das Programm. Foto: (c) Björn Hickmann)

Ein passendes Bühnenbild (Putten sowie vielen Kronleuchtern) und direkt auf der Bühne im Hintergrund begleitete die Dortmunder Philharmoniker unter der souveränen Leitung von Motonori Kobayashi das Programm musikalisch.

Als Sänger*innen wurden mit Tanja Christine Kuhn (Sopran), Anna Sohn (Sopran), Sungho Kim (Tenor), Mirko Roschkowski (Tenor), Fritz Steinbacher (Tenor) und Morgan Moody (Bass-Bariton) für diese Gala aufgeboten.

Sie überzeugten nicht nur mit ihren starken Stimmen, sondern auch durch Humor, großer Emotionalität sowie Freude am Zusammenspiel. Unterstützt wurden sie zusätzlich vom Opernchor Theater Dortmund (Einstudierung: Fabio Mancini).

Auf dem Programm standen Werke von Franz Léhar, Emmerich Kálmán, Giacomo Puccini und Erich Wolfgang Korngold. Viel Raum für tiefe Emotionen wie Liebeslust und Leid, Wehmut aber auch Lebenslust in schwierigen Zeiten.

Ein stimmungs- und schwungvoller Galaabend, der vom Publikum mit viel Applaus belohnt wurde.