Ein besonderer Aspekt der Dortmunder Musikgeschichte

Am 06.08.2025 fand im Dortmunder Pianohaus van Bremen die Vorstellung einer kommentierten Chronologie zu Leben und Wirken des Hörder (heute Dortmund) Komponisten und „Musikerlehrers“ Daniel Friedrich Eduard Wilsing (1809–1893) statt.

Der Herausgeber Gerhard Stranz hatte sich in jahrelanger, akribischer Quellenarbeit und mit großer Beharrlichkeit in das bis dahin fast in Vergessenheit geratene Leben und musikalische Schaffen des Komponisten vertieft. Mithilfe von Archiven, Bibliotheken und Melderegistern erschloss er sich Stück für Stück bislang unbekannte Zusammenhänge und musikalische Verbindungen in Wilsings Biografie.

Die Ergebnisse dieser Recherchen sind nun in einem Buch zusammengefasst. Auf der linken Seite werden chronologisch die Lebensstationen und prägenden Ereignisse des Komponisten aufgeführt. Die Sammlung von Werken Johann Sebastian Bachs und die Abschriften seines Urgroßvaters Johann Gottlieb Preller dienten Wilsing als Inspiration für eigene Kompositionen, Bearbeitungen und Klavierauszüge.

Gerhard Stranz präsentiert sein Buch zusammen mit dem Leiter des Stadtarchivs Stefan Mühlhofer.
Gerhard Stranz präsentiert sein Buch zusammen mit dem Leiter des Stadtarchivs Stefan Mühlhofer.

Auf der rechten Seite ergänzen persönliche Anmerkungen in Wort und Bild die Chronologie – liebevoll gestaltet und in den zeitgeschichtlichen Kontext eingebettet.

Nach einer einführenden Begrüßung und Würdigung durch Hausherrn Maximilian van Bremen berichtete Gerhard Stranz – nach einem Dank an die vielen Unterstützer – auch von der inneren Zerrissenheit des Komponisten und dem Druck durch seinen strengen, sehr frommen Vater.

Musikalisch begleitet wurde die Vorstellung von der Pianistin Stanislava Ovdlichuk aus der Ukraine, die seit 2022 in Dortmund lebt. Beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ 2023/2024 gewann sie unter anderem den 1. Preis im Klavierduo mit Joseph Chang. Sie spielte von Johann Sebastian Bach die Englische Suite Nr. 2 in a-Moll, BWV 807.

Durch aktuelle Neuaufführungen – wie etwa die Psalmvertonung De profundis – und Neuveröffentlichungen werden Wilsings Werke auch heute einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Für die Stadt Dortmund überreichte der Herausgeber ein Exemplar der kommentierten Chronologie an den Leiter des Stadtarchivs, Dr. Stefan Mühlhofer.

Das Buch kann zum Preis von 29,90 € in jeder Buchhandlung, beispielsweise in der transfer – Buchhandlung in Wilsings Geburtsstadt Hörde, erworben werden sowie direkt beim Lit Verlag erhältlich (ISBN 978-3-643-15573-3).




Mobil zur Wiener Klassik

Mit sehr viel Eigeninitiative konnten die Dortmunder Theater- und Konzertfreunde ein erfreuliches Zeichen für mehr Teilnahme am Kulturleben von Seniorinnen und Senioren setzen. Zu den ersten drei Konzerten der Wiener Klassik wird es künftig möglich sein, für 8 Euro per Sammeltaxi von Zuhause zum Konzerthaus und wieder zurück zu fahren. Bei einem Erfolg wird das in Deutschland wohl einzigartige Konzept fortgesetzt.

Konzerte am Abend können für manche ältere Menschen zum Problem werden. „Die Hemmnisse sind beispielsweise der später Anfangstermin, die hohen Kosten. Menschen in Seniorenheimen bekommen nur etwa 100 € Taschengeld, von dem sie die Dinge des täglichen Bedarfs bezahlen müssen“, erzählt Gerhard Stranz, Koordinator der Publikumsinitiativen „Theater- und Konzertfreunde“ und „Publikum pro Philharmonie“. „Hinzu kommt, dass manche Besucher eine Begleitung zum und im Konzerthaus brauchen. “

Wenn die Konzerte zu Ende sind, ist es – vor allem im Herbst und Winter – dunkel, bei einer Fahrt mit den öffentlichen Nahverkehrsmittel müssen sie im Dunkeln nach Hause laufen und ein Taxi ist meist zu teuer. Daher bleiben diese Menschen lieber zu Hause, statt ins Konzerthaus zu gehen.

Um dieser Gruppe dennoch die Möglichkeit zu geben, die Konzerte der Wiener Klassik zu besuchen, mussten erst dicke Bretter gebohrt werden. Zunächst wurde versucht mit der DSW21 zusammenzuarbeiten. Ideen wurden diskutiert wie etwas Schulbusse einzusetzen oder eine Art System wie der Behindertenfahrdienst einzurichten. Nachdem die Pläne aber nicht realisierbar waren, sprang die Taxigenossenschaft ein, die auch die Logistik übernahm.

Warum zunächst bei „Wiener Klassik“? Die Konzertreihe ist ein idealer Startpunkt für das Projekt, denn die Konzerte beginnen bereits um 19 Uhr und sind gegen 21.30 Uhr beendet. Hinzu kommt, dass der Eintrittspreis auf allen Plätzen 20 € beträgt und Personen, die auf Begleitung angewiesen sind, erhalten 50 Prozent Rabatt.

Für das Sammeltaxi können sich alle Personen anmelden, die eine Eintrittskarte haben. Service Bestellungen sind unter der Telefonnummer 0231 / 90600 (Stichwort: Wiener Klassik) möglich. Damit die Taxigenossenschaft entsprechend planen kann, müssen die Sammeltaxen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt bestellt werden. Für das erste Konzert am 05.10.2015 bis zum 25.09.2015, für das zweite Wiener Klassik Konzert am 01.02. 2016 bis zum 22.01.2016 und für das dritte Konzert am 02.05.2016 bis zum 22.04.2016. Alle Sammeltaxen können faltbare Rollstühle sowie faltbare Rollatoren transportieren. Wichtig: Der Fahrdienst ist auf den Bereich der Stadt Dortmund und die Wiener Klassik Konzertreihe beschränkt.

Über die ehrenamtlich tätigen Mitglieder von proKultur kann eine Begleitung von zu Hause oder innerhalb des Konzertes organisiert werden. Anmeldungen sind bei proKultur unter 0231 22696263 möglich. Hierbei gelten die gleichen Stichdaten wie beim Taxidienst.