Böse, böser, Geierabend!

Da schauen Sie nach den Boots-Flüchtingen vor Lampedusa. (Murat Kayı, Roman Henri Marczewski, Sandra Schmidt und Franziska Mense-Moritz). (Foto: © StandOut.de)
Da schauen Sie nach den Boots-Flüchtingen vor Lampedusa. (Murat Kayı, Roman Henri Marczewski, Sandra Schmitz und Franziska Mense-Moritz). (Foto: © StandOut.de)

Tiefschwarz und voller Ohrfeigen für die sogenannten „Gutmenschen“: das ist der Geierabend 2014, der am 09. Januar im Industriemuseum Zeche Zollern Premiere hatte. Die bunte Mischung zwischen karnevalistischen sowie den kabarettistischen Stücken sorgten für einen gelungenen Abend. Alte Bekannte wie „Die Zwei vonne Südtribüne“ oder „Joachim Schlendersack“ aus dem sauerländischen Schnöttentropp waren wieder dabei, neu im Geierabend Ensemble ist Murat Kayı. Geleitet wurde das Programm vom „Steiger“ Martin Kaysh.

 

Nein, ich möchte nicht mit langen Ausführungen über Karneval im Allgemeinen und Dortmund im besonderen beginnen, denn für mich hat sich der Geierabend längst aus dem Schatten des Karnevals herausgelöst und zu einer Dortmunder Tradition der besonderen Art gemausert.

 

Am 09. Januar 2014 ging es denn auch in die 23. Spielzeit oder Session, um trotzdem noch bei karnevalistischen Traditionen zu bleiben. Die Halle im Industriemuseum war voll, die Stimmung gut und nach der Begrüßung vom Präsidenten und vom Steiger ging es los. Und wie! Mit einer gehörigen Portion „Rock`n` Roll“ aus „Flaschen“ einer eigens erfundenen „Abfüllwerkstatt Görch und Gürgen“ wurde den Besuchern ordentlich eingeheizt.. Der zweite Programmpunkt wies die Richtung vor: „Osman und Yüksel – Sinti, Roma, Zigeuner“. Hier wurde der Kampf um den politisch korrekten Sprachgebrauch auf die Schippe genommen.

Noch böser wurde es bei der „Seefahrt vor Lampedusa“. Statt „whale whatching“ demnächst „boat people watching“. Mit gezückter Kamera kenternde Boote fotografieren und sich beschweren „warum die so schnell untergehen“. So manchem Besucher blieb das Bier im Hals stecken.

Natürlich wurde auch das Rauchverbot in NRW auf die Schippe genommen und zwar von der „Bandscheibe“ alias Franziska Mense-Moritz. Das Motto der „Bandscheibe“: Wo ich bin, ist Raucherecke“. Klar, dass ein Besuch beim Café Orchidee im Rombergpark nicht ohne Konflikte von Statten geht.

 

Sehr gut gefallen konnte auch der „Karnevals Sprechchor“, der Karneval – und Stimmungslieder in einer ganz besonderen Art vortrug oder Sandra Schmitz als überforderte alleinerziehende Hartz 4-Mutti, deren Sohn auf die Idee gekommen ist, sich vegan zu ernähren. Selbstredend war Tebartz-van Elst ebenfalls ein Thema, der, gespielt von Hans-Peter Krüger, gleich das neue Testament umschreibt.

 

Der Steiger alias Martin Kaysh, hat etwas besonderes vor: An jedem Abend will er eine Packung homöopathischer Globuli schlucken. Den Anfang machte er logischerweise bei der Premiere. Erinnert ein wenig an die Aktion, die am 05.Februar 2011 in mehreren Städten stattfand: Dort schluckten Menschen eine Packung Homöopathischer Arzneimittel in der höchsten Konzentration (10²³).

 

Traditionell vergibt der Geierabend auch den Pannekopp des Jahres. Verliehen wird er aber erst am 04. März. Zur Wahl stehen Gerald Baars, für den Boykott der Südtribüne im Vorspann der Lokalzeit und Schalke 04, für den Boykott des ZDF, weil der Sender keine Champions-League-Spieler des Vereins zeigen wollte. Der Tagessieger bei der Premiere wurde hauchdünn Gerald Baars.

 

Ein gelungener Start in die neue Session. So muss der Geierabend sein: Frech und böse.

 

Weitere Termine: Do.-So. 10.01. – 12.01. 2014

Fr.-So. 17.01. – 19.01. 2014

Do.-So. 23.01. – 26.01. 2014

Mi.-So. 29.01. – 02.02. 2014

Mi.-So. 05.02. – 09.02. 2014

Mi.-So. 12.02. – 16.02. 2014

Mi.-So. 19.02. – 23.02. 2014

Mi.-Di. 26.02. – 04.03. 2014

Zusatzshow: Mi. 21.01. 2014

 

Zeiten: Einlass: 18.30 Uhr / Beginn: 19.30 Uhr (Sonntags: 17.30 Uhr / 18.30 Uhr) Ort: LWL Industriemuseum, Zeche Zollern II/IV, Grubenweg 5, Dortmund-Bövinghausen

 

Preise: 33,00 Euro,

ermäßigt 20,90 Euro,

inklusive VVK-Gebühr

 




Mit Späßchen in die 23. Session

Nein, der Geierabend ist nicht auf den Hund gekommen. Zu sehen sind (v.r.n.l.) Horst Hanke-Lindemann (Veranstalter Fletch Bizzel), Franziska Mense-Moritz (Ensemble Geierabend), Roman Henri Marczewski als Präsi (Ensemble Geierabend) und Regisseur Günter Rückert.
Nein, der Geierabend ist nicht auf den Hund gekommen. Zu sehen sind (v.r.n.l.) Horst Hanke-Lindemann (Veranstalter Fletch Bizzel), Franziska Mense-Moritz (Ensemble Geierabend), Roman Henri Marczewski als Präsi (Ensemble Geierabend) und Regisseur Günter Rückert.

Seit heute, dem 11. November, beginnt wieder die Karnevals-Session. Und wie es in Dortmund Tradition ist, wird auch der Geierabend wieder aktiv. Das Motto lautet diesmal „Späßchen in der Grube“ und hat am 09. Januar im Industriemuseum Zollern II Premiere. 38 Veranstaltungen bis zum 04. März versprechen wieder Comedy, Kabarett und Karneval auf Ruhrpott-Art.

Mit Themen scheint das Ensemble des Geierabend gut versorgt zu sein. „Von NSA über Bischof Tebartz-van Elst bis zur Situation der Sinti und Roma, es waren gute Steilvorlagen für uns“, so Regisseur Günter Rückert. Es wird auch mal böse: Die Flüchtlingssituation vor Lampedusa wird auch Thema sein. „Wir sind dieses mal politischer, spitzer und böser“, verspricht Rückert.

 

Langjährige Besucher des Geierabends können sich freuen: Viele alte Bekannte sind wieder dabei: Der Präsi und der Steiger, die zwei vonne Südtribüne oder das FDP-Pärchen Udo und Moni. Neues Geierabend-Mitglied ist Murat Kayı Der Kabarettist, Autor und Musiker war bereits in der Vergangenheit als Texter für den Geierabend aktiv, nun wird er auch auf der Bühne zu sehen sein.

 

Traditionell wird auch der „Pannekopp des Jahres“ vergeben. Zum zwölften Mal versucht der Geierabend, den 28,5 Kilogramm schweren Orden für „besondere Dienste“ aus Stahlschrott an den Mann oder die Frau zu bringen. Vorschläge können noch über die Webseite des Geierabends (www.geierabend.de) eingereicht werden.

 

Der Vorverkauf hat bereits begonnen. Karten sind erhältlich ab 33 € (regulär) und 20,90 € (ermäßigt) im Theater Fletch Bizzel, in allen Leserläden der WAZ und LeserServices mit Ticketverkauf, in der Gastronomie Tante Amanda sowie online auf der Geierabend Homepage.