Die stille Glut der Rache

Jubiläumskrimi. Der 25. Fall der Polizeireporterin Maria Grappa von Gabriella Wollenhaupt führt unter anderem in die Abgründe des Stalkens. (Foto: © grafit-Verlag)
Jubiläumskrimi. Der 25. Fall der Polizeireporterin Maria Grappa von Gabriella Wollenhaupt führt unter anderem in die Abgründe des Stalkens. (Foto: © grafit-Verlag)

Für ihrem 25. Dortmund-Krimi um die Polizeireporterin Maria Grappa ließ sich Journalistin Gabriella Wollenhaupt von einem Fall, der 2013 in den Medien große Wellen schlug, inspirieren.

Der evangelischer Pfarrer Michael Hammerschmidt aus Meschede wurde von einer älteren Frau über Jahre penetrant gestalkt. Die Bilder, wie sie leicht bekleidet vor dem Haus des Pfarrers tanzt, gingen durch die Presse.

In „Grappa und die stille Glut“ wird ein 56-jähriger evangelischer Pfarrer von einer 72-jährigen Frau auf ähnliche Weise bedrängt. „Stalking“ ist in der Redaktion während des Sommerlochs Thema und der Geistliche wendet sich an Polizeireporterin Maria Grappa. Kurze Zeit später wird er auf grausame Weise umgebracht. Wie sich herausstellt, war der Pfarrer vor 22 Jahren Betreuer in einem Ferienlager für Jugendliche. Dort wurde eine junge Küchenhilfe aus der Schweiz ermordet. Oder hat doch die betagte Stalkerin etwas mit dem Mord zu tun? Sie umgibt ein düsteres Geheimnis, das fast fünfzig Jahre zurück reicht. Ihre 6-jährige Tochter Nelly verschwand damals spurlos auf dem Schulweg. Maria Grappa macht sich auf eine gefährliche Zeitreise.

Wollenhaupt greift in ihrem neuesten Krimi wieder viele aktuelle Themen in unserer Stadt auf, wie zum Beispiel Flüchtlingsproblematik, Pöstchenschieberei oder die internationale Terrorgefahr. Auch privat gibt es Turbulenzen. Ihr Liebhaber, Hauptkommissar Dr. Friedemann Kleist, weilt nämlich gerade als Leiter eines Analysezentrums gegen Salafistenkriminalität im Ausland.

Alle übrigen bekannten Figuren der Krimi-Reihe, wie zum Beispiel Fotograf Wayne Pöppelbaum oder Anneliese Schmitz von der Bäckerei sind wieder dabei.

Der Autorin gelingt es, verschiedene Handlungs- und Kriminalstränge bis zur Aufklärung spannungsreich zu verweben. Nichts ist wie es scheint. Das Schwarzweiß-Bild vom „guten“ Geistlichen und „böser“ Stalkerin wird einer differenzierten Betrachtung unterworfen. Auch die mit dem Älterwerden verbundenen Probleme werden nicht ausgespart. So ist Maria Grappa schon mal öfter müde und erschöpft und ein wenig „altersweise“ geworden. Zum Glück blitzt aber immer mal wieder ihre humorvolle Ironie und Lebensfreude durch.

Dieser Kriminalroman ist nicht nur für Dortmund-Insider eine unterhaltsame Urlaubslektüre.

Das 188 Seiten umfassende Taschenbuch ist im grafit Verlag erschienen.

€ 9,99 (D)

ISBN 978-3-89425-455-1

Auch als E-Book erhältlich




Grappa im rosa Milieu

Es ist kaum zu glauben. Die Dortmunder Fernsehredakteurin und Schriftstellerin Gabriella Wollenhaupt hat jetzt mit „Grappa sieht rosa“ schon ihren 24. Kriminalroman mit der engagierten, taffen Bierstädter Polizeireporterin Maria Grappa im Grafit Verlag herausgebracht. Ist das alleine nicht schon beachtlich genug, geht ihr dabei das Interesse an brisanten Themen, nahe am Puls unserer Zeit, nicht abhanden.

Diesmal bewegt sich die Protagonistin im Dunstkreis von Homophobie und bekommt, wie die Leser/innen, tiefe Einblicke in die Homosexuellen Szene von Bierstadt (Dortmund) samt seinem Umfeld. Geschickt gelingt Wollenhaupt dabei wieder einmal ein Brückenschlag zum aktuellen Zeitgeschehen in jüngster Gegenwart.

Grappas 24. Fall spielt im Bierstädter Schwulenmillieu. (Cover © grafit-Verlag)
Grappas 24. Fall spielt im Bierstädter Schwulenmillieu. (Cover © grafit-Verlag)

Worum geht es im Krimi? In Bierstadt, dass sich immer tolerant und weltoffen gibt, steht eine besondere Hochzeit an. Der Agrarminister im homophoben Russland Putins muss nach seinem „Outing“ als Homosexueller aus seinem Land fliehen. Als Fluchtziel bietet sich für ihn Bierstadt an, wo er seinen Freund, einem Tierpfleger im Dortmunder Zoo, heiraten möchte

Mitten in die Vorbereitungen auf dieses große Ereignis kommt die schockierende Nachricht von der brutalen Ermordung des berüchtigten Skandalreporter Felix Mohr, der durch homophobe, frauenfeindliche und gegen soziale Randgruppen hetzende Artikel auffiel. Er wusste anscheinend auch von einem geplanten Anschlag auf die Homo-Hochzeit. Als sich herausstellt, das Mohr selbst schwul war, führen Maria Grappa ihre Nachforschungen in eine ihr bisher unbekannte Welt. Dort erfährt sie Dinge, die sie nicht für möglich gehalten hätte….

Die Grappa-Krimis sind ja für viele, vor allem hier in Dortmund und Umgebung, inzwischen schon Kult. Die Autorin enttäuscht ihre Fans nicht, und lässt alle bekannten Figuren, wie unter anderem etwa den ihr zur Seite stehenden Fotografen Wayne Pöppelbaum oder die einfühlsame Bistro-Chefin Frau Schmitz auftreten.

Ihr Lebensabschnittsgefährte Hauptkommissar Friedemann Kleist kommt wieder einmal von Düsseldorf, wo er ein beim Aufbau eines (Terror)-Abwehrzentrums mithilft, zu seiner Liebsten nach Bierstadt vorbei.

Wollenhaupt behandelt nicht nur aktuelle Themen in ihren Krimis, sondern bringt passend dazu auch bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unserer Stadt in ihren Romanen unter. So kam etwa bei „Grappa im Netz“ ein allseits bekannter ehemaliger Oberbürgermeister vor.

Bei „Grappa sieht rosa“ spielt nun ein bekannter Kammersänger an der Dortmund Oper eine Rolle. Trotz der Namensänderung im Roman wird es einem kulturell einigermaßen interessierten Leser wohl schwer fallen, nicht zu erkennen, um wen es sich dabei handelt.

Humor und ironische Witz und Selbstironie sind auch im neuesten Grappa-Krimi wieder ein fester Bestandteil. Aber mit den Jahren wird Maria Grappa ein wenig nachdenklicher. Die Sinnfrage des Lebens gewinnt mit zunehmenden Lebensalter an Bedeutung. Am Ende offenbart sich dann der traurige Hintergrund dieser Geschichte. Es geht um mehr als sexuelle Identitätsfindung oder Homophobie – letztendlich um Vertrauen und Vertrauensmissbrauch.

Der Krimi ist nicht nur spannend und kurzweilig zu lesen, sondern der Autorin ist eine gut Balance zwischen Humor und nachdenklichem Ernst gelungen.Die Grappa-Fan würden sich sicher auf noch weitere Fortsetzung der Reihe freuen.

Das Taschenbuch umfasst 191 Seiten, ist im grafit-Verlag unter der ISBN: 978-3-89425-436-0 erschienen und für 9,99 Euro im Buchhandel (auch als E-Book) erhältlich.




Bizarre Morde im Künstlermilieu

Mit Ehemann Friedemann Grenz beschäftigt sich Gabriella Wollenhaupt mit Verbrechen im Künstlermillieu. (Foto: © Grafit-Verlag)
Mit Ehemann Friedemann Grenz beschäftigt sich Gabriella Wollenhaupt mit Verbrechen im Künstlermillieu. (Foto: © Grafit-Verlag)

Die Redakteurin und Kriminalschriftstellerin Gabriella Wollenhaupt, über viele Jahre mit ihren Romanen um die Dortmunder Journalistin mit kriminalistischen Gespür und viel Ironie Maria Grappa bekannt geworden. In den letzten Jahren hat sie zusammen mit ihrem Ehemann, den Literaturwissenschaftler Friedemann Grenz zwei spannende und informative historische Romane „Leichentuch und Lumpengeld“ sowie „Blutiger Sommer“ herausgegeben. Mit „Schöner Schlaf“hat das Duo nun ihren ersten zeitgenössischen Kriminalroman geschrieben.

 

Ohne es wissen vorher zu können, haben Wollenhaupt und Grenz mit diesem Krimi ein brandaktuelles Thema behandelt, denn das Künstlermilieu und Kunstraub spielen eine wichtige Rolle in dem Roman. Erst im November 2013 wurde in den Nachrichten von einem sensationellen Fund in der Münchener Wohnung von Cornelius Gurlitt berichtet. Der sogenannte „Schwabinger Kunstfund“ beinhaltete über 1200 Werke , die nach 1945 als verschollen galten. Bei fast der Hälfte der Werke wird vermutet, dass es sich um NS-Raubkunst handelt.

 

Der Krimi spielt in der fiktiven Stadt Rheinburg und hat mit dem geschiedenen Hauptkommissar Karlo Kant einem etwas bindungsängstlichen und dem Alkohol nicht abgeneigten Protagonisten. Wie ein barockes Gemälde mit entsprechender Kleidung wird eine junge Frau (Maja Schneider) ermordet aufgefunden. Die Spur führt Kant zu einer Freilichtbühne, wo diese Frau sich unter einem falschen Namen um eine weibliche Hauptrolle beworben hatte.

Zur gleichen verändert sich das Leben der schönen Anna Stern. Ihr verschollener Onkel meldet sich nach langer Zeit wieder bei ihr. Er ist im Besitz einer wertvollen Gemäldesammlung und sorgt nun dafür, dass seine Nichte eine Anstellung bei der städtischen Kunsthalle erhält.

Die Spannung in der Kunstwelt steigt, als die Vermutung aufkommt, ein Bild der Sammlung sei ein echter Vermeer. Maja ist nicht das einzige Opfer des „Kostümmörders“, und der Kommissar mit seinem Team sorgt sich bald auch um das Leben von Anna Stern….

 

Das Künstlermilieu wird von Wollenhaupt und Grenz kritisch und mit einem schonungslos offenen Blick in menschliche Abgründe und Schwächen dezidiert beschrieben. Dabei ist der Roman nüchterner und mit weniger Ironie als bei Grappa oder den beiden historischen Kriminalromanen. Mit überraschenden Wendungen gelingt es dem Duo, die Spannung bis zum Ende hin zu steigern.

Außerdem erfahrt der Leser auch noch einiges über neueste Technik, z.B. dem Einsatz von „Drohnen“ bei der Fotografie durch den Redakteur und Fotografen mit dem witzigen Namen Kay Schaumkuss. Da ist sie doch wieder, die feine Ironie. Wollenhaupt und Grenz haben eine Vorliebe für prägnante und (hinter) sinnige Namen.

 

Übrigens: In dem Krimi spielt das Anfang des 20. Jahrhunderts von der pharmazeutischen Firma Merck als erstes Barbiturat auf den Markt gebrachte Schlaf-und Beruhigungsmittel Veronal eine besondere Rolle. Das damals bei Selbstmördern beliebte Mittel wird heute nicht mehr hergestellt. Manche nannten Veronal auch Kalypnon. Das Wort kommt aus dem griechischen bedeutet „Schöner Schlaf“.„Kalos“ heißt auf griechisch schön und „hypnos“ Schlaf. Daher kommt der Titel.

 

„Schöner Schlaf“

Gabriella Wollenhaupt und Friedemann Grenz

grafit-Verlag, 313 Seiten, 10,99 €

ISBN 978-3-89425-428-5