Wiener Klassik bot bekannte Melodien

Die dritte (und letzte) Ausgabe der Reihe Wiener Klassik in dieser Spielzeit am 18.05.2015 lockte wieder eine große Zahl Besucher in das Konzerthaus. Die Dortmunder Philharmoniker spielten die Oevertüre zur Oper „Guillaume Tell“ von Rossini, das Klavierkonzert Nr. 20 von Mozart und Beethovens fünfte Sinfonie. Am Dirigentenpult stand Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.

Ein Italiener komponiert eine französischsprachige Oper über einen Schweizer Nationalhelden: Willkommen bei „Guillaume Tell“. Rossinis Ouvertüre zu seiner Oper ist in vier Teile aufgespalten, die sich an der Handlung orientieren. Spürt man zu beginn die Stille und Erhabenheit der Bergwelt, endet die Ouvertüre mit dem bekannten „Freiheitsmarsch“ oder besser „Freiheitsgalopp“, denn dieser Abschnitt erklang in Filmen gerne in Reiterszenen.

Danach spielte Pianistin Anny Hwang das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 20 von Mozart. Für manche wohl Mozarts schönstes Klavierkonzert, im ersten Satz geheimnisvoll und düster, ist der zweite Satz dagegen ein „typischer Mozart“ voller Galanterie. Im dritten Satz kehrt der Komponist wieder zu seiner Tiefgründigkeit zurück. Hwang präsentierte einen anderen Mozart, düsterer, weniger galant, mehr schicksalsbewusst. Zusammen mit den Dortmunder Philharmonikern bot sie virtuos dem Publikum eine andere Seite Mozarts.

Nach der Pause erklang Beethovens Fünfte. Ta-ta-ta-taa. Oder für Musikkenner: Eine große Terz von G nach Es. Dieser Beginn der „Schicksalssinfonie“ ist weltberühmt und auch Menschen, die nichts mit Klassik zu tun haben, kennen ihn. Gabriel Feltz und seine Dortmunder Philharmoniker präsentieren an diesem Abend die Sinfonie in seiner ganzen Kraft und Wucht.




Mahlers Schicksalssinfonie in voller Pracht

Es war voll auf der Bühne des Konzerthauses. Die 6. Sinfonie von Gustav Mahler brachte Musiker und Organisatoren beim 8. Philharmonischen Konzert an ihre Grenzen. Hätte Mahler für seine Sinfonie noch ein paar (exotische) Instrumente hinzugefügt, dann wäre es eng geworden. Sehr eng. So konnten die Zuhörer am Dienstag und Mittwoch der geballten Wucht und den zärtlichen Klängen der Dortmunder Philharmoniker lauschen.

Eigentlich sollte die Sinfonie im vierten Satz drei Hammerschläge haben, aber Mahler hat den letzten (aus Aberglaube?) in einer Überarbeitung gestrichen. So gibt es Versionen mit zwei oder drei Hammerschlägen. Gabriel Feltz gab der Version mit zweien den Vorzug. Vielleicht ahnte er, dass am Mittwoch für viele Dortmunder die Ankündigung des Weggangs von Jürgen Klopp wie ein Hammerschlag wirkte. So waren es zumindest für manchen am Mittwochabend derer drei.

Feltz hatte also mit dieser großen Besetzung alle Hände voll zu tun und lenkte die Philharmoniker in sehr gewohnt energischen und mitreißenden Art durch die 6. Sinfonie. In Mahlers Werk mischen sich energisch-militärische Elemente mit idyllischer Klangmalerei. Eine Sinfonie für Schlagwerker. Von Kuhglocken über Rute, Glockenspiel, Pauken, Trommeln bis hin zum berühmten Hammer waren bekannte und exotische Instrumente vertreten. Die Musiker rund um den ersten Schlagzeuger Louis-Pierre Janquin waren auf Zack. Herauszuheben waren ebenfalls die drei Harfinistinnen, die meist kleine dissonante Akzente setzten.

Die 90 Minuten intensiver Musik, eine Pause brauchte es nicht, denn Mahler und die Dortmunder Philharmoniker fesselten die Zuhörer so sehr, dass die Zeit wie im Fluge verging.




Monumentalwerk im Konzerthaus

Nach „Nosferatu“ in der vergangenen Spielzeit hieß am 11. März 2015 im Konzerthaus „Film ab“ für das zweite Stummfilmkonzert mit Gabriel Feltz und seinen Dortmunder Philharmonikern. Und wieder wurde ein Film gezeigt, der technische Maßstäbe setzte: „Metropolis“ von Fritz Lang aus dem Jahre 1927.

Bei seiner Premiere 1927 ist „Metropolis“ gnadenlos gefloppt. Nur 15.000 Zuschauer soll er damals gehabt haben. Die Kritik war vernichtend und meiner Meinung nach inhaltlich auch gerechtfertigt. Das schwache Drehbuch von Thea von Harbou präsentiert eindimensionale Charaktere, die entweder gut oder böse sind. Kombiniert mit einem für heutige Verhältnisse schwülstigen Pathos. Vielleicht versuchte von Harbou die herrschenden politischen Strömungen in der Weimarer Republik unter einen Hut zu bringen, was aber nicht funktionierte.

Dafür lädt die Ästhetik des Filmes immer noch zum Staunen ein. Die futuristische Großstadt, mit ihren riesigen Verkehrsströmen und vor allem die Roboter-Maria sind futuristische Ikonen geworden. Das Labor von Rottwang, dem Erfinder, ist wahrscheinlich Vorbild von Legionen von Laboren „verrückter Wissenschaftler“ geworden.

Was passt zu einem Technik-feindlichen und christlich-mystisch überhöhtem Film besser als eine spätromantische Musik? Der Sänger, Schauspieler und Dirigent Gottfried Huppertz komponierte die Filmmusik für „Metropolis“. Schon für den Film „Nibelungen“ aus dem Jahre 1924 arbeitete er mit Fritz Lang zusammen.

Huppertz Musik passt wunderbar zum Film. Dunkel und düster in der Unterstadt der Arbeiter, hell und froh in der Oberstadt der Bourgeoisie. Bedrohlich als die Unterstadt überflutet wird, romantisch in den Szenen zwischen Maria und Freder. Natürlich durfte die „Marseillaise“ nicht fehlen, als die Arbeiter, angestachelt vom Maschinen-Menschen, ihr Schicksal in die eigenen Hände nahmen und die verhassten Maschinen zerstörten und ihre Stadt zum Untergang verurteilten.

Trotzdem, ob einem der Film gefällt oder nicht: Es ist immer wieder ein Erlebnis einen Stummfilm mit Live-Musik zu schauen. Das war bei „Nosferatu“ so und das galt auch für „Metropolis“. Ein großes Lob an Gabriel Feltz und die Dortmunder Philharmoniker für zwei Stunden intensives Klangerlebnis.




Untergang eines Manipulators

Masetto (Sangmin Lee) muss gute Miene zum bösen Spiel von Don Giovanni (Gerado Garciacano) und Zerlina (Tamara Weimerich) machen. (Foto: © ©Thomas Jauk / Stage Picture GmbH)
Masetto (Sangmin Lee) muss gute Miene zum bösen Spiel von Don Giovanni (Gerado Garciacano) und Zerlina (Tamara Weimerich) machen. (Foto: © ©Thomas Jauk / Stage Picture GmbH)

Am 08. März 2015 stand die Premiere von „Don Giovanni“ auf dem Programm des Dortmunder Opernhauses. Die Inszenierung von Opernintendant Jens-Daniel Herzog überzeugte mit einer pfiffigen Bühnenidee, guten Sängerinnen und Sängern und aufregender Musik von Mozart.
Beim Bühnenbild hat sich Regisseur Jens-Daniel Herzog mit dem Bühnenbildner Mathis Neidhardt etwas ganz besonderes einfallen lassen: Musiker und Dirigent hinter einem Gaze-Vorhang, es gab kein Orchestergraben, dafür wurde eine Art Laufsteg quer durch den Zuschauerraum errichtet. Ansonsten war das Bühnenbild spartanisch, die Sängerinnen und Sänger standen im Mittelpunkt.
Schon der Beginn war ungewöhnlich inszeniert: Die Sänger stellten Stühle mach vorne und simulierten während der Ouvertüre eine Reihe im Theater mit Hustenden, Zuspätkommenden usw. Schon hier wurden die Konflikte zwischen den Figuren angerissen.

Die Geschichte: Das Hobby von Don Giovanni ist Frauen verführen. Zusammen mit seinem Diener Leporello reist er quer durch die Lande. Bei Donna Anna hatte er Erfolg, auch Zerlina ist ihm nicht abgeneigt, obwohl sie mit Masetto verlobt ist. Ihre Männer stehen mehr oder weniger hilflos daneben. Masetto mit Wut im Bauch. Don Ottavio, der Verlobte von Donna Anna, ist eher der kühle Analytiker. Zum Ärger von Don Giovanni heftet sich Donna Elvira auf seine Fährte, denn er habe ihr dir Ehe versprochen, behauptet sie. Als Don Giovanni aber Donna Annas Vater, den Komtur (Christian Sist) tötet, setzt er eine Spirale in Gang, die er nicht mehr stoppen kann.

Einen Don Giovanni in seiner Umgebung zu haben, ist für die meisten Menschen vermutlich der Alptraum. Jemand, der wie ein chirurgisches Instrument die Bruchstellen einer Beziehung erkennt und gnadenlos ausnutzen kann, ist wie Sprengstoff. Während er den Frauen ihre geheimen Wünsche nach Leidenschaft und Aufstieg befriedigt oder zumindest so tut, bleibt den Männern der Frust. Ob sie ihn wie Masetto offen zeigen oder wie Ottavio unter ihrer kühlen Hülle verbergen, bleibt gleich.

Morgan Moody sang den Leporello. Der Diener von Don Giovanni ist ein typischer Sidekick. Eine komische Figur, in deren Wunsch auch mal Frauen abzubekommen, eine gewisse Tragik liegt. Moody liegt die Rolle sichtlich. Hier kann er sein komisches Talent ausleben, und seine Anmachversuche gegenüber Donna Elvira (Emily Newton) spielen beide mit herrlichem Witz. Moody gibt den treuen Diener mit Hingabe und singt die bekannte Arie „Madamina, il catalogo e questo“, in der er Donna Elvira über die Eroberungen seines Herren aufklärt.

Eleonore Marguerre singt die Donna Anna. Eigentlich eine einfache Figur, Don Giovanni hat ihren Vater ermordet und sie will Rache. Das soll ihr Verlobter, Don Ottavio, besorgen. Eigentlich. Denn was ist zwischen Don Giovanni und ihr wirklich abgelaufen? Die Vorgeschichte kennen wir nicht, aber es scheint, als ob die beiden sich schon länger kennen. Ist Donna Anna also nicht so ganz unschuldig wie es scheint? Marguerre bringt den Zwiespalt der Figur zwischen der Rächerin, der Verlobten von Don Ottavio und ihrer Begierde für Don Giovanni sehr gut auf den Punkt.
Don Ottavio, gesungen von Lucian Krasznec, ist eine interessante Figur in der Oper. Er bleibt ruhig, obwohl Don Giovanni an seiner Verlobten Donna Anna baggert. Wenn man soll will, ist Don Ottavio eine moderne Figur, denn er nimmt die Frauen ernst. Er will eigentlich nicht in das Ränkespiel gegen Don Giovanni mitmachen, doch aus Liebe zu Donna Anna macht er mit. Krasznec spielt den Don Ottavio kühl und nachdenklich, nur in den Momenten, in denen er seine Liebe zu Donna Anna gesteht, ist seine Leidenschaft spürbar.

Kommen wir nur „niederen Paar“: Zerlina und Masetto. Zerlina (Tamara Weimerich) scheint glücklich verlobt mit Masetto (Sangmin Lee), doch wie heißt es so schön „Glück und Glas, wie leicht bricht das.“ Denn Zerlina hofft, durch Don Giovanni in die höheren Kreise aufzusteigen, möglicherweise ein besseres Leben zu führen als mit dem Bauer Masetto. Doch Zerlina durchschaut das böse Spiel von Don Giovanni sehr spät. Weimerich singt wunderbar die Zerlina zunächst als Dummerchen vom Land, dass aber durch die Bloßstellung von Don Giovanni auch zu den Verschwörern gehört.
Masetto ist ein Bauer und weder vom Stand her noch von der Eloquenz Don Giovanni gewachsen. Sangmin Lee ist herrlich komisch in seiner Rolle von Masetto. Seine Wutausbrüche und sein Versuch, Don Giovanni mit Gewalt ans Leder zu gehen, scheitern grandios. Auch lässt er sich immer wieder von Zerlinas Liebesschwüren überzeugen.

Donna Elvira (EmilyNewton) ist eine ebenso tragikomische Figur wie Masetto oder Leporello. Eigentlich ist sie wie eine Stalkerin hinter Don Giovanni her, nur um unfreiwillig mit Leporello vorlieb nehmen zu müssen. In Elviras Arien ist bis zum Schluss immer noch die Liebe zu Don Giovanni spürbar. Newton bringt sehr viel Witz in ihr Spiel ein und ihre Kabbeleien mit Morgan Moody (Leporello) sind herrlich.
Don Giovanni ist die zentrale Figur in der Oper. Gerado Graciacano mimt ihn mit einer gewissen Überheblichkeit und einer Spur Brutalität. Er nimmt sich das, was er kriegen kann, wenn nötig mit Gewalt, auch wenn Menschen (Komtur) dabei zu Tode kommen. Zudem ist er manipulativ (oft auf Kosten von Leporello) und versucht, die Fäden in der Hand zu halten. Das unterscheidet ihn von einem reinen Hedonisten.

Der Höllensturz, das Ende von Don Giovanni, erinnerte ein wenig an den Krimi „Mord im Orient-Express“. Die sechs Verschwörer haben mit Hilfe des toten Komturs die Kraft gefunden, Don Giovanni unschädlich zu machen und nacheinander stoßen sie ihr Messen in den Körper des Verführers.
Auch Dank der gut aufgelegten Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz wurde dieser Abend wieder zu einem besonderen Opernabend in Dortmund. Die Idee, das Orchester weiter nach hinten zu versetzen und die Sängerinnen und Sänger näher an das Publikum zu bringen, ist meiner Meinung nach voll aufgegangen. Über den Sinn und Zweck des Laufstegs kann man streiten, ich fand diese Idee nicht überzeugend. Dennoch war die Inszenierung insgesamt ein voller Erfolg.

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Heldenmut und Manie

Auch das 5. Philharmonische Konzert am 13. und 14. Januar 2015 im Konzerthaus stand unter einem Heldenmotto, nämlich „Held_innen_leben“. Den Schwerpunkt des Konzertes bildete die Geschichte von Lamoral von Egmont, dem niederländischen Freiheitskämpfer, dem Goethe ein literarisches Denkmal gesetzt hat und Beethoven mit seiner Bühnenmusik ein musikalisches. Den Beginn machte jedoch Schumanns 2. Sinfonie in C-Dur.

Schumann ist sicherlich auch ein tragischer Held. Durch seine Krankheit, einer bi-polaren Störung, die wohl eine Folge seiner Syphiliserkrankung war, taumelte der Komponist entlang beider Extreme: Depression und Schaffensdrang. Die 2. Sinfonie in C-Dur schrieb Schumann nach einer langen Schaffenskrise und beschrieb auch deutlich sein Innenleben. In diesem Werk setzt er sich mit seinen Vorbildern Bach, Mozart und Beethoven auseinander, die auch in seiner Sinfonie wiederzuerkennen sind. Das Ringen von Schumann um Form und Gestaltung brachten die Dortmunder Philharmoniker unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz wunderbar zu Gehör. Vor allem der triumphale Schlussteil des vierten Satzes war eines der Höhepunkte des Abends.

Vielleicht ein Fluch des Erfolges: Von Beethovens Bühnenmusik zu „Egmont“ ist vielen nur die Ouvertüre bekannt. Schade, denn Schauspieler Sebastian Koch und Sopranistin Robin Johannsen zeigten, dass darüber hinaus noch viel an Musik von Beethoven zu entdecken gibt. Dass es einen qualitativen Unterschied macht, wenn ein gelernter Schauspieler einen dramatischen Text vorträgt, haben die interessierten Zuhörer bereits beim ersten Kammerkonzert in dieser Spielzeit hören können, als Andreas Beck vom Ensemble Dortmund die „Geschichte eines Soldaten“ zum Besten gab. Sebastian Koch fesselte die Zuhörer mit der Geschichte von Lamoral von Egmont und Robin Johannsen sang die Lieder von Clärchen dazu. Triumphal ging der Abend zu Ende: Mit der Siegessinfonie zeigt Beethoven, dass das tragische Heldenschicksal von Egmont doch nicht umsonst war.




Im Rausch der Melodien

Welche Epoche der Musik konnte die Menschen mit mehr Melodien verzaubern als die Romantik. Im 2. Philharmonischen Konzert am 21. und 22. Oktober 2014 spielten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz Werke von Barber, Tschaikowsky und Rachmaninov. Solist war der Schweizer Cellist Christian Poltéra.

Auch wenn das Werk „Medea’s Meditation und Dance of vengeance“ aus dem Jahre 1957 stammt, Samuel Barber (1910-1981) kann man durchaus als Neo-Romantiker bezeichnen. Auch sein kurzes Stück, dass die Geshcichte von Medea und die Tötung ihrer Kinder musikalisch umsetzt, setzt viel auf die tradierte Dur/Moll-Harmonik, auch wenn der zweite Teil dissonante Elemente bekommt.

Der Romantiker Peter Tschaikowsky führt uns mit seinen „Variationen über ein Rokoko-Thema für Violoncello und Orchester“ op.33 zurück in die Zeit Mozarts. Hier konnte Poltéra sein Können bei diesem anspruchsvollen Stück unter Beweis stellen.

Nach der Pause ging es mit einem gewaltigen Werk weiter: Der Sinfonie Nr. 2 e-Moll op.27 von Sergej Rachmaninow. Der Komponist war nach den schlechten Kritiken seiner ersten Sinfonie niedergeschlagen und hat erst einige Jahre gebraucht, um wieder eine Sinfonie zu schreiben. Rachmaninows Sinfonie war der absolute musikalische Höhepunkt. Zusammen mit Gabriel Feltz begannen die Musiker mit einer Reise in die spätromantische Welt von Rachmaninow. Obwohl sie in Dresden komponiert wurde, ist die russische Melancholie in seiner Komposition in allen vier Sätzen sehr gut herauszuhören.




Melodie ist Trumpf

Am 21. und 22. Oktober 2014 ist wieder Zeit für die Dortmunder Philharmoniker. Das Zweite Philharmonische Konzert steht auf dem Programm. Der Titel lautet „Melodien_selig“.Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz sind Werke von Samuel Barber, Peter Tschaikowsky und Sergej Rachmaninow zu hören.
Von Tschaikowsky werden die Variationen über ein Rokkoko-Thema für Violoncello und Orchester gespielt. Der Solokünstler ist der Schweizer Cellist Christian Poltéra. Ars tremonia sprach mit dem Künstler.




Abtauchen in einen Sommernachtstraum

Das erste Konzert „Wiener Klassik“ am 29.September im Konzerthaus brachte mehrere Sparten zusammen: Schauspiel, Oper und natürlich die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. Darüber hinaus war das Konzerthaus mit dem Sinfonischen Frauenchor der Chorakademie vertreten.

Doch zuvor stand Schuberts dritte Sinfonie in D-Dur auf dem Programm. Geschrieben 1815, ist sie in ihrer Gesamtheit erst 1881 uraufgeführt worden. Das relativ kurze (25 Minuten) Stück versprüht eine fröhliche Stimmung und wurde von Feltz und seinen Musikern entsprechend dynamisch aufgeführt. Das wurde vor allem im vierten Satz deutlich, als Feltz und die Musiker die Zuhörer zur schwungvollen Tarantella bat.

Nach der Pause wurde es voll auf der Bühne. Chor, zwei Solisten, zwei Erzähler und die Dortmunder Philharmoniker präsentierten „Ein Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Die Geschichte um Puck, Oberon, Titiana, Zettel und weiteren Akteuren aus dem Elfen- und Menschenreich von William Shakespeare ist ein Klassiker. Die Musik von Mendelssohn-Bartholdy ebenfalls, wer kennt den berühmten Hochzeitsmarsch nicht.

Friederike Tiefenbacher und Frank Genser vom Dortmunder Schauspielensemble übernahmen die Sprechrollen, während Ileana Mateescu (Mezzosporan) und Talia Or (Sopran) die Solostimmen sangen, unterstützt vom Sinfonischen Frauenchor. Gabriel Feltz ließ es sich nicht nehmen, die Rolle des Erzählers zu übernehmen. Dennoch hätte dem Stück vielleicht ein weiterer Schauspieler gut getan, so wechselte die Rolle von Puck zwischen Genser und Teifenbacher. Gut, letztendlich sind wir nicht beim Schauspiel. Der Chor und die Solistinnen fügten sich dem musikalischen Rahmen wunderbar ein.

Das 1. Wiener Klassik Konzert hat schon ein deutliches positives Signal gesetzt, aber auch schon die Messlatte recht hoch gelegt. Auf die weiteren Konzerte der Wiener Klassik freue ich mich schon.




Ein heldenhafter Einstieg

Mit Beethoven, Ullmann und Strauss ging es beim 1. Philharmonischen Konzert am 16. und 17. September im Dortmunder Konzerthaus los. Als Solist war an beiden Tagen der Pianist Moritz ernst dabei. Im Mittelpunkt des Konzertes standen gemäß dem Spielzeitmotto Heldinnen und Helden. Ars tremonia war am Mittwoch dabei.

In Beethovens Leonore Ouvertüre, genauer in Leonore II op. 72a, steht eine Frau im Mittelpunkt, eben genannte Leonore. Musikalisch ist das Stück mit rund 15 Minuten recht lang für eine Ouvertüre, doch langweilig ist sie keinesfalls. Generalmusikdirektor Gabriel Feltz akzentuiert die Pausen und hatte einen schönen Einfall, die Fanfare auf der gegenüberliegenden Seite des Konzertsaales zu platzieren.

Auch wenn das Klavierkonzert op 25 von Viktor Ullmann 1939 entstand, atmet es doch den Geist des 20er und 30er Jahre, doch es zeigt schon den künftigen Weg an. Rau , ruppig und gehetzt nimmt es das Schicksal des Komponisten vorweg, der 1944 in Auschwitz ermordet wird. Ullmann versucht, die neue Musik mit der Romantik zu verbinden. Im zweiten Satz seines Klavierkonzertes wird dies besonders deutlich. Pianist Moritz Ernst arbeitete die sanfte und verletzliche Seite des Klavierkonzertes gekonnt heraus. Bemerkenswert bei Ullmanns Stück ist die Verwendung eines Banjos, in einem klassischen Orchester ein eher seltener Gast.

Nach der Pause stand die Tondichtung „Ein Heldenleben“ op. 40 von Richard Strauß auf dem Programm. Das leitmotivische Stück ist in sechs unterschiedliche Sätze unterteilt, die aber ohne Pause gespielt werden. Strauß erzählt auf musikalische Art und Weise vom Leben eines typischen Helden, von seinen Gegnern und von seiner Gefährtin, seinem Einsatz in der Schlacht, seinen Taten im Frieden und seinem Tod. Feltz führt die Sinfoniker mit seiner bekannten Energie durch das Stück, in dem vor allem die Hörner eine tragende Rolle spielen.

Der Einstieg in die neue Spielzeit ist gelungen. Spielfreude und Engagement aus der alten Spielzeit wurden in die neue herübergerettet.




Wenn die Masken fallen

Welche Zukunft sagt Ulrica (Anja Jung) ihren Zuhörern voraus? (Foto: © ©Thomas M. Jauk / Stage Picture)
Welche Zukunft sagt Ulrica (Anja Jung) ihren Zuhörern voraus? (Foto: © ©Thomas M. Jauk / Stage Picture)

Die Oper Dortmund ging am Samstag, den 13. September 2014 mit dem Melodrama „Ein Maskenball (Un ballo in maschera)“ von Giuseppe Verdi unter der Regie von Katharina Thoma in die neue Spielzeit. Die Aufführung ist eine Koproduktion mit dem Royal Opera House Covent Garden in London.

Thoma verlegte die Handlung der Oper in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg , dem sogenannten Fin-de-siècle, einer Zeit der Unsicherheit und des Umbruchs. Verdis Maskenball wurde ja schon Mitte des 19. Jahrhunderts mehrfach wegen der damaligen Zensur in eine andere Zeit oder an einem anderen Ort „verlegt“. Die Zeit vor 1914 ist meiner Meinung nach nicht nur gut gewählt, weil gerade jetzt viel des vor einhundert Jahren ausgebrochenen Krieges gedacht wird. Sie gewinnt durch die vielen Krisenherde und die von vielen Menschen als bedrohlich empfundene Unsicherheit unser gegenwärtigen Zeit an Brisanz und Eindringlichkeit.

Das Bühnenbild mit seinen maroden Säulenkulissen, Grabsteinen mit Statuen weist schon zu Beginn deutlich auf das nahe Ende einer Zeitepoche. Der amtsmüde Graf Riccardo ist heimlich in Amelia, die Frau seines engsten Freundes und Sekretärs Renato verliebt.. Sein Freund Renato muss die Regierungsgeschäfte fast alleine leiten und warnt Riccardo vergeblich vor einer Verschwörung gegen ihn. Riccardo schlägt auch die Warnungen der Wahrsagerin Ulrica in den Wind,die ihm seine bevorstehende Ermordung durch eine vertraute Person ankündigt. Nachdem sich Amelia und Riccardo auf dem „Galgenfeld“ ihre „verbotene Liebe“ gestanden haben, treffen sie auf Renato und die Situation eskaliert. Der enttäuschte Ehemann von Amelia sinnt angesichts des seiner Meinung nach doppelten Verrats nach Rache.Riccardo spielt weiter mit dem Tod und geht trotz allem auf den Maskenball, um Amelia und Renato eigentlich wegzuschicken und auf die Liebe zu verzichten. Zu spät. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf…

Für die Inszenierung konnten hochkarätige, stimmgewaltige Sänger wie der Tenor Stefano La Colla, der nach Dortmund zurückgekehrte Bariton Sangmin Lee sowie die Verdi-Sopranistin Susanne Braunsteffer gewonnen werden. Es war schon ein Genuss, nicht nur diesen Stimmen zu lauschen, sondern auch ihrer leidenschaftlichen Darstellung zu folgen.

Begeistern konnten auch die immer als „Doppelpack“ auftretenden Verschwörer Morgan Moody als Samuel und Claudius Muth als Tom, sowie Anja Jung als Ulrica oder etwa Gerado Garciacano als Matrose Silvano.

Eine besondere Rolle hatte Tamara Weimerich als Riccardos Page Oscar. Diese Figur fiel nicht nur in seiner höfischen Funktion und Kleidung als ein Relikt aus einer älteren, feudalistischen Epoche auf. Sie war so gleichzeitig die jüngste, wie auch die älteste Figur des Stückes. .Nicht nur mit guter Stimme, sondern auch durch die gezeigte jugendliche Leichtfertigkeit, mit der sie sich beispielsweise als Page bei der Wahrsagerin vorgedrängelt hat, überzeugte Weimerich. Dabei aber dem vorgesetzten Grafen immer treu ergeben. Am Ende steht Oscar mit Stahlhelm auf dem Kopf desillusioniert und verloren auf der Bühne.

Die Kostüme wurden von Irina Bartels mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail ausgewählt. So konnte das Publikum unter anderem die zu dieser Zeit beliebten Matrosenanzüge und Frisurenmode bewundern. Ob die Auswahl wie etwa im Falle von Amalia immer vorteilhaft gelungen war, ist wohl Geschmackssache.

Die verstellbare Bühnenkulisse wurde genutzt, um bei Bedarf zusätzliche Räume an den Seiten zu schaffen. Eindringlich wie wie zum Beispiel der kleine Sohn von Amalia in seinem Bett im Zimmer nebenan liegt, während seine Mutter Renato anfleht, ihren Jungen noch einmal sehen zu dürfen. Auf der anderen Seite konnte man während des Gesprächs von Amelia und Riccardo während des Maskenballs auf der links ein Streichquartett sehen und hören.

Der Maskenball als ekstatisches Fest nach dem Motto „Heiter geht die Welt zugrunde“ gestaltet.

Ein großes Kompliment wieder einmal für den Opernchor des Theaters Dortmund unter der Leitung von Granville Walker. Hut ab auch vor den Statisten, die als „lebende Statuen“ fungierten, und schon mal mehr als zwanzig Minuten still stehen mussten. Die Dortmunder Philharmoniker unter der souveränen Leitung von GMD Gabriel Feltz sorgte mit einer passgenauen, harmonisch mit dem Bühnengeschehen abgestimmte musikalische Begleitung für einen gelungenen, runden Opernabend.

Wer „Ein Maskenball“ noch live erleben will, muss sich sputen. In knapp sechs Wochen wird die Oper nur noch in London zu sehen sein.

Weitere Termine: SO, 21. SEPTEMBER 2014, MI, 24. SEPTEMBER 2014, FR, 03. OKTOBER 2014, SO, 05. OKTOBER 2014, SO, 12. OKTOBER 2014, SA, 18. OKTOBER 2014 und SA, 25. OKTOBER 2014

Karten und Infos unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27 222.