Fotoausstellung zum Thema: Das eigene „Glashaus“ verlassen

Der Berufsverband der Bildjournalistinnen und Dokumentarfotografinnen in Deutschland, Freelens, präsentiert anlässlich seines 30-jährigen Bestehens bundesweit eine Reihe von Fotoausstellungen. In Dortmund thematisieren elf Fotografinnen der Freelens-Regionalgruppe Ruhrgebiet unter dem Titel „Glashaus – Räume, Rollen, Reflexionen“ das Verlassen der eigenen Filterblase. Die Ausstellung ist vom 9. bis 31. Mai 2025 in den Räumen „Hans A“ und „Hans B“ (Hansastraße 6–10, 44137 Dortmund) zu sehen. Die teilnehmenden Künstlerinnen beleuchten ein breites Themenspektrum – von Inklusion und Geschlechterrollen über Umweltfragen bis hin zu Drogenabhängigkeit und sozialen Brennpunkten.

Sinnbildlich für das Ausstellungsthema steht das Werk „Glashaus, Raum“ des Fotografen Axel M. Mosler: ein roter Bretterverschlag in Hausform mit durchscheinendem Lattengerüst und aufgemalten Fenstern – ein Bild, das architektonische Struktur und symbolischen Rückzugsraum in sich vereint.

Die großformatigen Fotografien laden dazu ein, gewohnte Sichtweisen zu hinterfragen. Sie zeigen eindrucksvoll, wie ein Perspektivwechsel zu mehr Reflexion, Problembewusstsein und Empathie für das „Andere“ führen kann.

Gesellschaft im Fokus – Fotografien mit Haltung

Die Ausstellung überzeugt nicht nur durch Vielfalt, sondern vor allem durch ihre persönliche Tiefe und gesellschaftliche Relevanz. Jede Serie eröffnet einen eigenen, prägnanten Blick auf Themen, die uns alle betreffen – mal leise beobachtend, mal mit deutlicher Haltung.

Die Fotoausstellung präsentieren unter anderem (v.l.n.r.) Axel M. Mosler, Andreas Buck, Merle Weidmann, Frank Schultze und Achim Pohl.
Die Fotoausstellung präsentieren unter anderem (v.l.n.r.) Axel M. Mosler, Andreas Buck, Merle Weidmann, Frank Schultze und Achim Pohl.

Hans Buck setzt sich mit dem Waldsterben auseinander. Seine Bilder zeigen nicht nur den Zustand der Natur, sondern auch die stille Ohnmacht des Menschen angesichts der Klimakrise.
Ravi Sejk führt das Publikum in die geheimnisvolle Welt von Averdunk-Island. Die Bewohner*innen dieser fiktiven Insel erscheinen nur von hinten oder ohne Gesicht – ein Spiel mit Sichtbarkeit und Schutz, aber auch mit Ausgrenzung.
Sascha Schürmanns Serie „Rausch-Raum“ gibt einen bewegenden Einblick in die Arbeit der Aids- und Drogenhilfe. Seine Fotografien zeigen die Realität derer, die oft am Rand der Gesellschaft stehen – würdevoll und direkt.
Achim Pohl dokumentiert mit „Lust for Life“ die Corona-Zeit aus einem ganz eigenen Blickwinkel. Menschen tauchen an Waldrändern oder auf Feldern auf – scheinbar geschützt, aber auch isoliert. Der Wald wird zum Rückzugsraum, zur Zwischenwelt.

Mit „Women of Wuppertal“ fängt Süleyman Kayaalp die Vielfalt und den Charakter eines Frauenchors ein. Die Bilder zeigen Individualität, Stärke und Gemeinschaft jenseits gängiger Klischees.
Frank Schultze blickt in „Flood-Postcards“ zurück auf die verheerende Flut im Juli 2021. Seine Arbeiten sind mehr als eine Dokumentation – sie halten fest, was geblieben ist und was noch zu tun bleibt.
Heike Thomese-Osthoff begleitet in „Freiheit hat keinen Wohnsitz“ unter anderem eine Frau, die in einem Wohnmobil lebt. Ihre Geschichte erzählt von Selbstbestimmung, Unabhängigkeit – und den Grenzen dieser Freiheit.
Dr. Jörg Jäger richtet den Blick auf die vielen leerstehenden Ladenlokale in unseren Innenstädten – stille Zeugnisse des Strukturwandels und des Verschwindens urbaner Öffentlichkeit.
Merle Weidmann porträtiert das Leben mit einem Kind, das mit Trisomie 21 geboren wurde. Ihre Fotografien sind liebevoll, nah und voller Respekt – sie zeigen den Alltag, aber auch das Besondere dieses Familienlebens.
Jörg Meier schließlich widmet sich in seinen Porträts Frauen, die sich bewusst gegen gesellschaftliche Normen stellen. Seine Bilder feiern Selbstbestimmung und Individualität – ein stilles, starkes Statement gegen Rollenzwänge.

Die Vernissage findet am 9. Mai 2025 um 18 Uhr in den Ausstellungsräumen „Hans A“ und „Hans B“ statt.
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag, jeweils von 16 bis 19 Uhr.




Weg vom Klischee – Fotos von Roma im Depot

Das harte Leben von Roma in Serbien fotografierte Uwe Jesiorkowski. (Foto: © Uwe Jesiorkowski)
Das harte Leben von Roma in Serbien fotografierte Uwe Jesiorkowski. (Foto: © Uwe Jesiorkowski)

Jeder hat ein bestimmtes Bild von der Volksgruppe der Roma im Kopf. Häufig wird dieses Bild von Armut und weiteren negativen Eigenschaft assoziiert. Doch die Kultur der Roma ist genauso vielfältig wie die ihrer Herkunftsländer. Im Rahmen des Festivals „Djelem Djelem“ präsentiert das Depot in Zusammenarbeit mit den Fotografen von Freelens die Fotoausstellung „Roma“, die vom 08. bis zum 18. September 2016 zu sehen ist.

In Deutschland leben Roma schon eine längere Zeit, manche von ihnen sind auch als Gastarbeiter oder als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Daher sind die Facetten ihrer Herkunftskulturen auch so unterschiedlich. Neun Fotografinnen und Fotografen des Berufsverbandes Freelens haben sich mit den unterschiedlichen Varianten der Romakultur auseinandergesetzt. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa.

In Serbien leben Roma auch heute in großer Armut und werden von der Mehrheitsbevölkerung diskriminiert. Uwe Jesiorkowski zeigt das (Über)leben der dortigen Roma. Magdalena Stengel hatte einen ähnlichen Ansatz und untersuchte die verschiedenen Romakulturen in Europa.

Andere Fotoserien zeigen die Farbigkeit und die Verschiedenheit der Romakultur. Von einem schwulen Roma, der gegen Homophobie und Rassismus kämpft bis hin zu einer adventistischen Romafamilie, die sehr auf Traditionen achtet.

Für die beteiligten Fotografinnen und Fotografen ist es wichtig zu zeigen, dass das gängige Klischee von Roma, das von den Medien propagiert wird, zur Stigmatisierung der Volksgruppe beiträgt. Es ist für Roma sogar schwierig geworden, außerhalb dieser Klischees wahrgenommen zu werden. Ein Roma, der studiert? Für manche unvorstellbar. Die Fixierung auf Armut und Diebstahl hat die Roma vorsichtig werden lassen. So sind sie sehr darauf bedacht, was mit ihren Bildern passiert.