Emotionale Cello-Tour durch alle Epochen und Stilrichtungen

Die Cellisten der Dortmunder Philharmoniker luden am Montag, den
07.10.2019 zum 1. Kammerkonzert der neuen Spielzeit in das hiesige
Orchesterzentrum. Insgesamt sieben Cellisten und zwei Cellistinnen
waren mit von der Partie. Risto Rajakorpi, Emanuel Matz, Hauke Hack,
Markus Beul, Florian Sebald, Andrei Simion, Franziska Batzdorf, Weimo
Gao und Denis Krotov boten dem Publikum unter dem Titel „Plaisir
d‘amour“ (Vergnügen der Liebe) ein großes Spektrum aus allen
Epochen und Stilrichtungen. In verschiedenen Konstellationen kamen
sie an diesem Abend zum Einsatz.

Das Violoncello als
Instrument mit seiner Mittelposition zwischen Violinen bis zu den
tiefen Kontrabässen bietet vielfältige emotionale
Ausdrucksmöglichkeiten. Das zeigten die Musiker mit ihrem Programm,
bei dem sie zudem noch von Emily Newton unterstützt wurden. Die
Sopranistin ist vielen noch aus ihrem Zeit im Opernhaus Dortmund
(z.B. als Anna Nicole) in bester Erinnerung.

Mit Henry Mancinis
(1924 – 1994) „The Pink Panther“ ging es beschwingt los. Emily
Newton konnte dann schon beim bewegenden „Bachianas Brasileiras Nr.
5“ (Heitor Villa-Lobos, 1887 – 1959) ihre Stimmgewalt und
Einfühlungsvermögen unter Beweis stellen.

Nach einem kleinen
Ausflug in die Welt der barocken Fugen und Suiten, folgte noch eine
besondere Überraschung. Mit Hauke Hacks Arrangement ging es ganz
praktisch um die Bedeutung der „Fugen“ beim Maurerhandwerk. Hier
ließ es sich Emily Newton nicht nehmen, den gesanglichen Part mit
dem speziellen Text aus einem Lehrbuch für Maurer zu übernehmen.

Ein Höhepunkt
direkt vor der Pause war sicherlich das eindringliche „Nearer my
God to thee“ (Lowell Mason, 1792 – 18729), dass auch auf der
Titanic kurz vor ihrem Untergang gespielt worden war, so die Legende

Humor zeigten Hauke
Hack und sein Kollege Florian Sebald nach der Pause beim
Frühlingsstimmenwalzer op. 410 (Johann Strauß (Sohn), 1825 –
1899), arrangiert von Thomas Mifune. Beide spielte zusammen an einem
Cello!

Nach einem flotten
„Bossa nova“ von Wilhelm Kaiser-Lindemann (1940 – 20109)
begeisterten die Cellogruppe gemeinsam mit Emily Newton mit einer
sensiblen Interpretation von „Summertime“ (George Gershwin, 1898
– 1937). Auf einen flotten „Mambo for six“ (Wilhelm
Kaiser-Lindemann) folgte ein weiterer emotionaler Höhepunkt. Für
die Cellistin Franziska Batzdorf wurde vom Hauke Hack „Salut
d‘amour“ (Edward Elgar, 1857 – 1934) speziell arrangiert.

Zum Ende hin ging es
passend traditionell mit einer etwas jazzigen Version des bekannten
„Nehmt Abschied Brüder“ (arrangiert von Stefan Reichertz und
Hauke Hack). Mit „Voyage, Voyage“ von Dominique Dubois (*1951)/
Jean-Michel Rivat (*1939), bekannt geworden 1986 durch die Sängerin
Desireless wurde das offizielle Programm beendet. Hier konnte Emily
Newton und die MusikerInnen noch einmal ihr vielseitiges können
zeigen.

Ein gelungener
Abend, der dem Publikum viel Vergnügen bereitete und ihnen den
besonderen Zauber des Violoncellos näher brachte. Es wurde nicht nur
musikalisch berührt, sondern auch öfter durch den Humor und die
Spielfreude der Akteure zum Schmunzeln gebracht.




2. Philharmonisches Konzert unter dem Motto „Langsamer Abschied“

Am 23. und
24.10.2018 luden die Dortmunder Philharmoniker unter der sensiblen
Leitung des jungen skandinavischen Dirigenten Daniel Blendulf zum 2.
Philharmonischen Konzert mit dem Motto „Langsamer Abschied“ in
das hiesige Konzerthaus. Ars tremonia war am 23.Oktober 2018 dabei.

Die beiden
Komponisten und die drei Werke waren passend zur Thematik ausgewählt.

Von einem hohen
Schaffensgipfel blicken die Komponisten Jean Sibelius (1865 – 1957)
und Edward Elgar (1865 – 1934) in privaten sowie gesellschaftlich
schwierigen Umbruchzeiten musikalisch etwas melancholisch auf eine
versunkenen Epoche.

Nicht nur die
politischen Veränderungen und ein Weltkrieg (!914 -1918), sondern
auch neue Einflüsse durch die atonale Musik (zum Beispiel Arnold
Schönberg) lassen sie nostalgisch zurück blicken. Die Komponisten
der Spätromantik stehen im Spannungsfeld zwischen Romantik und den
modernen Einflüssen. Sibelius und Elgar machen zudem Depressionen
(Sibelius) und Krankheit (riskante Mandeloperation bei Elgar) zu
schaffen. Der „langsame Abschied“ betrifft also viele Bereiche
und gehört zu unserem Leben.

Mit „Die Okeaniden
op. 73“ von Jean Sibelius ging es los. Es ist das einzige
musikalische Werk des finnischen Komponisten, mit dem dieser sich der
griechischen Mythologie zuwendet.

Okeaniden nannte der
Dichter Hesiod die Töchter des Okeanos, der göttlichen
Personifizierung eines die bewohnte Welt umfließenden gewaltigen
Stromes. Sie durchwandern die Tiefen der Ursee.

Leicht und flirrend
beginnt nach einem kurzen Paukenschlag die Musik und lässt im
Publikum Bilder im Kopf von schwimmenden Okeaniden entstehen. Nach
ruhigeren und tänzerischen Passagen steigert sich das Ganze zu einem
orchestrieren rauen Sturm.zum Finale beruhigt sich alles und die
Klänge enden in einem ruhigeren elegischen Fahrwasser.

Virtuos interpretierte Franziska Batzdorf das Cellokonzert von Elgar. (Foto: © Paul Galke)
Virtuos interpretierte Franziska Batzdorf das Cellokonzert von Elgar. (Foto: © Paul Galke)

Das folgende
„Cellokonzert e-Moll op. 85“ von Edgar Elgar hatte mit Franziska
Batzdorf von der Dortmunder Philharmoniker eine hervorragende
Solo-Cellistin und Interpretin, die gut mit dem Orchester
interagierte. Das Konzert entstammt aus der letzten Schaffensphase
des Komponisten. Und ist überwiegend von einer melancholischen
Stimmung geprägt. Das viersätzige wechselvolle Cellokonzert hat in
seine Finale den umfangreichsten Satz des Werkes und es erscheint als
Reminiszenz erst die Melodie des Adagio und dann das Cello-Rezitativ
vom beginn des ersten Satzes. Zum einem fast abrupten Ende getrieben
wird der letzte Satz im vollen Orchesterklang .

Nicht ohne Grund
versah der Komponist sein Cellokonzert am Ende mit den Worten
„Fins.R.I.P.“ Es war sein letztes vollendetes Werk.

Das begeisterte
Publikum bekam noch einen berührenden „Elgar-Zuschlag“ als
Zugabe vo Franziska Batzdorf.

Nach der Pause
folgte die letzte vollendete Sinfonie, die „7. Sinfonie C-Dur op.
105“ von Jean Sibelius. Als dreisätzige Werk geplant, entwickelter
er eine Sinfonie in nur einem Satz. Die Musik ist, im Gegensatz zu
seiner Lebenssituation (Depression und Alkoholsucht) zunächst von
einer friedlichen Musik in schillernden Farben geprägt. Sie
befindet sich in einem ständigen organischen Fluss und
Gestalt-wandel. Mal heiter-tänzerisch, dann wieder
wild-temperamentvoll wechselt die Siebte ihr Erscheinungsbild wie ein
Chamäleon

Das Adagio-Finale
wird mit einem Posaunenruf eingeleitet und am Ende führt die Musik
in eine andere friedliche „himmlische“ Welt hinauf. Es sollte
sein letztes großes Vermächtnis werden.




Cellovergnügen von Beethoven bis Rachmaninow

Das zweite Kammerkonzert am 11. Januar 2015 im Orchesterzentrum präsentierte exquisite Kammermusik mit Cello, Klavier und Klarinette. Franziska Batzdorf (Cello), Martin Bewersdorff (Klarinette) und Julia Golkhavaya (Klavier) spielen Werke von Beethoven bis zu Rachmaninow.

Den Anfang machte Beethoven. „Bei Männern, welche Liebe fühlen“. Dieser etwas merkwürdig klingende Titel entstammt einer Arie aus Mozarts „Die Zauberflöte“, die Beethoven als Ausgangsmaterial für seine sieben Variationen benutzt hat. Cello und Klavier spielen hier die Hauptrolle und das Vorbild Haydn ist erkennbar.

Für Alexander von Zemlinsky war nicht Haydn das Vorbild, sondern Brahms. Für sein Trio in d-Moll nahmen Batzdorf und Golkhavaya die Unterstützung von Bewersdorff in Anspruch. Zemlinsky, mehr als Opern- und Liedkomponist bekannt, zeigt hier, dass er auch ein Komponist für Instrumentalstücke ist.

Nach der Pause spielten Batzdorf und Golkhovaya die „Pohádka“ von Leoš Janáček. Er steht in seiner Bekanntheit sicher hinter Namen wie Smetana oder Dvořak, aber sein kleines Stück ist ein schönes Beispiel tschechischer Komponistenkunst.

Beim letzten Stück blieben wir in slawische Gefilde. Die Sonate in g-Moll für Cello und Klavier von Sergej Rachmaninow war der krönende Abschluss des Abends. Rachmaninow widmete diese Sonate seinem Psychologen, der ihm von seinen Selbstzweifeln nach dem Verriss seiner ersten Sinfonie kurierte. Diese Befreiung von den Zweifeln ist in der Musik der Sonate zu spüren.

Franziska Batzdorf stellte wieder unter Beweis, wie abwechslungsreich und vielfältig das Cello ist. Auch ein großes Lob gebührt ihren Mitmusikern am Klavier und an der Klarinette.




Virtuose Klassik

Mit Werken von Haydn und Mozart zeigte sich das 2. Wiener Klassikkonzert am 16. Februar 2015 im Konzerthaus von seiner virtuosen Seite. Von Mozart wurde Musik aus „Idomeneo“ und seine Sinfonie Nr. 39 gespielt. Franziska Batzdorf, die bei den Dortmunder Philharmonikern das Cello spielt, zeigte sich an diesem Abend mit dem Violoncello-Konzert in D-Dur von Joseph Haydn als virtuose Solistin.

Zu Beginn stand Mozart auf dem Programm. Zu hören war die Ouvertüre und die Ballettmusik zu seiner Oper „Idomeneo“. Mit diesen fünf kurzen Tanzstücken endet die Oper. Doch auch ohne Tänzer hat man als Zuhörer an Mozarts Musik ein Vergnügen, zumal die Philharmoniker unter der Leitung von Motonori Kobayashi in guter Stimmung sind.

Danach konnten die Zuhörer wohl eines der anspruchsvollsten Cellokonzerte genießen. Franziska Batzdorf spielte Haydns Violoncello-Konzert in D-Dur mit Bravour. Vor allem ihre Solo-Kadenz am Ende des ersten Satzes war eine beeindruckende musikalische Leistung, zumal Batzdorf auch die sensible Seite des Konzertes herausgearbeitet hat.

Nach der Pause war es wieder Zeit für Mozart. Die Sinfonie Nr. 39 gehört zu seinen letzten Sinfonien und überrascht mit seinem Ende. Sie trägt auch den Titel „Schwanengesang“ als eine Art Allegorie auf den kommenden Tod von Mozart, doch in der Musik ist eher Freude und Glück zu spüren. Dann erklingt der vierte Satz: Typische Mozartsche Ideen erklingen, die ein wenig an die Ouvertüre von „Hochzeit des Figaro“ erinnern. Doch dann endet der Satz etwas überraschend, als ob man in einen Teig eine Nadel steckt, der dann in sich zusammensackt.




Kammermusik für drei

Klaviertrios aus drei Epochen waren am 18. November im Orchesterzentrum NRW auf der Brückstraße zu hören. Das 1. Kammerkonzert wurde präsentiert vom Berliner Klaviertrio, dessen Cellistin Franziska Batzdorf ist, die Solo-Cellistin der Dortmunder Philharmoniker. Das Berliner Klaviertrio besteht darüber hinaus aus Franziskas Vater Wolf-Dieter Batzdorf und Gabriele Kupfernagel.

Eröffnet wurde der Abend mit dem Klaviertrio Nr.12 in e-moll. Schnell wird klar, warum Hadyns Klaviertrios zu den schönsten Klavierwerken gehört. Es perlt, es vibriert, es macht Laune, Gabriele Kupfernagel bei ihrem Spiel zuzusehen. Doch Violine und Cello sind nicht bloßes Beiwerk, der österreichische Meisterkomponist sorgte für ein harmonisches Ganzes. Ein Auftakt nach Maß in das Konzert.

 

Ihm wurde von seinen russischen Komponistenkollegen „Gefälligkeit“ und „Schönspielerei“ nachgesagt. Anton Arenski hatte keinen leichten Stand mit seinen Kompositionen. Und wenn man ehrlich ist, hatten seine Konkurrenten recht. Typisch russische Klänge in winzigen Dosen, dafür klang es in seinem Klaviertrio Nr.1 in d-moll wie in einem Wiener Kaffeehaus. Eine hübsche Melodie an die andere geknüpft. Andererseits, wen stört das, wenn diese gefällige Musik von den drei Musikern überzeugend dargebracht wurde wie an diesem Abend.

 

Nach der Pause kam mit Dimitri Schostakowitsch ein „echter“ Russe. Seine 2. Klaviertrio in e-moll ist tief und emotional und so spielten es Kupfernagel sowie Vater und Tochter Batzdorf. Hervorzuheben ist das lyrische Largo. Eröffnet von langsamen Klavierakkorden, erklingt auf der Violine ein jüdisches Volksmusikthema, berührend und ergreifend. Mit Sicherheit der Höhepunkt des Abends.

 

Mit viel Applaus belohnte das Publikum die drei Musiker für den gelungenen Abend.

 

Ein weiteres positives Merkmal des Abends abseits der Musik: Das Restaurant Stravinski sorgte dafür, dass es in der Pause auch etwas zu trinken gab.




Familiäres Kammerkonzert

Die Solo-Cellistin Franziska Batzdorf freut sich auf das Kammerkonzert und ihren Lieblingskomponisten Schostakowitsch.
Die Solo-Cellistin Franziska Batzdorf freut sich auf das Kammerkonzert und ihren Lieblingskomponisten Schostakowitsch.

Am 18. November starten die Dortmunder Philharmoniker in die neue Kammerkonzert-Saison. Das 1. Kammerkonzert besteht aus drei Klaviertrios, die den Bogen von Haydn über Arenski bis hin zu Schostakowitsch spannen. Die Solo-Cellistin Franziska Batzdorf von den Dortmunder Philharmonikern holt sich familiäre Hilfe: Die Violine wird ihr Vater Wolf-Dieter Batzdorf spielen, die Pianistin ist Gabriele Kupfernagel, auch bekannt als das Berliner Klaviertrio.

„Schostakowtisch ist mein absoluter Lieblingskomponist“, verriet Franziska Batzdorf beim Pressegespräch. Gilt der russische Komponist gewöhnlich als schwer und intellektuell, so ist das bei seinem Klaviertrio Nr. 2 in e-moll anders. „Es ist eine emotionale Musik, der er in Trauer über seinen Freund geschrieben hat“, erklärte Batzdorf. Die Verwendung eines jüdischen Volksmusik-Themas steht durchaus mit dem Holocaust in Verbindung, denn Schostakowitsch benutzte es in seinem 8. Streichquartett, gewidmet „den Opfern des Faschismus und des Krieges“.

 

Vor der Pause hat Haydn das Wort. Sein Klaviertrio in e-moll nutzt die neuen Entwicklungen des Flügels, das Klavier wird zum absolut bestimmenden Teil des Trios. In die russische Romantik entführt uns das zweite Stück Anton Arenskis Klaviertrio Nr.1 in d-moll. Arenski wurde von seinen russischen Komponistenkollegen nicht gerade wertgeschätzt. Dennoch „hat er gefällige Musik geschrieben“, verteidigte Batzdorf den Komponisten.

 

In der Pause werden zum ersten Mal im Foyer des Orchesterzentrums Getränke angeboten.

 

Der Eintrittspreis beträgt auf allen Plätzen 20 €.