Die lebensnahen Bilder der Dortmunder Fotografin Annelise Kretschmer

„Kosmos des Lebens“: Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt Bilder einer Pionierin der Fotografie

Die Dortmunderin Annelise Kretschmer (1903-1987) gehört zu den bedeutenden Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Im MKK Dortmund wird ihr Schaffen mit etwa 60 Werken gewürdigt.
Die Ausstellung wird am Donnerstag, 25. Januar, um 18 Uhr im Museum für Kunst und Kulturgeschichte eröffnet und ist bis zum 21. April dort zu sehen. Anschließend wandert sie bis Oktober 2025 an acht weitere Standorte in Westfalen-Lippe. In Dortmund wird die Ausstellung ergänzt mit Bildern aus dem MKK Dortmund. Rund 50 Ausstellungsreproduktionen aus dem Bestand des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster sowie sieben Vintage-Prints aus dem Bestand des MKK zeichnen Kretschmers künstlerische Entwicklung in vier Kapiteln nach.



Annelise Kretschmers Fotografien zeigen ein breites Spektrum an Motiven und Themen – kaum ein Lebensbereich bleibt ausgespart. Sie behauptete sich mit ihrem Fotoatelier in Dortmund in einer Zeit als Künstlerin, als Männer noch unangefochten das Kulturleben dominierten.
Eigene künstlerische Handschrift
In den künstlerischen Entwicklungen der Weimarer Republik wie der Neuen Sachlichkeit oder des Bauhauses erarbeitete sich Annelise Kretschmer eine eigenständige Position. Auch nach der Zäsur des Zweiten Weltkrieges verfolgte sie ein eigenes ästhetisches Konzept. Sie besitzt eine frische Sicht auf die Dinge, was besonders bei ihren reportagehaften Bildern gut sichtbar ist.

Auswahl von Frauenporträts von Anneliese Kretschmer. (Foto: (c) Anja Cord)
Auswahl von Frauenporträts von Anneliese Kretschmer. (Foto: (c) Anja Cord)

Internationale Anerkennung
Als eine der ersten Frauen in Deutschland, die ein Fotoatelier eröffneten, fand Annelise Kretschmer bereits in den späten 1920er-Jahren international Anerkennung. Sie nahm an wichtigen Ausstellungen des noch jungen Mediums Fotografie teil, wie der „Film und Foto“ in Stuttgart, und konnte in Zeitschriften publizieren.

Dortmunder Atelier war wichtiger Anlaufpunkt
Die NS-Zeit bedeutete für Kretschmer, die einen jüdischen Vater hatte, nicht nur persönlich, sondern auch beruflich einen großen Einschnitt. Zwar konnte sie in geringem Umfang weiterarbeiten, an die frühen Erfolge aber nicht wieder anschließen. Später war sie sehr gut in der Kunst- und Kulturszene vor allem von Dortmund vernetzt, ihr dortiges Atelier war ein wichtiger Anlaufpunkt. So zeigt die Ausstellung auch einen Einblick in das kulturelle und städtische Leben von Dortmund. „Wir hoffen das auf Feedback von den Dortmunder* innen, die das Atelier besucht haben, wir suchen Fotos und Geschichten“, sagt Museumsdirektor Dr. Jens Stöcker. Anekdoten und Familienporträts könnten gerne an folgende E-Mail geschickt werden: CWalda@stadtdo.de.
Porträts von Künstlerinnen bis Wissenschaftlerinnen
Sie porträtierte zahlreiche Künstlerinnen und Kulturschaffende. Aber auch andere Personen wie Industrielle oder Wissenschaftlerinnen wurden von ihr fotografiert. Kretschmer entwickelte eine bildnerische Sprache, mit der sie die Persönlichkeit des Menschen einfangen konnte. Ihre Porträt-Aufnahmen sprechen durch ihre Unmittelbarkeit an und berühren, besonders bei ihre Frauenporträts schafft sie es, die Stärke der Frauen herauszuarbeiten. Sie schafft eine Situation des direkten Kontaktes zwischen Betrachtenden und fotografischem Abbild. „Mit dieser Ausstellung rücken wir eine ganz besondere Künstlerin in den Fokus. Ihre Arbeiten, vor allem ihre Porträts, bestechen durch Intensität und Unmittelbarkeit des Ausdrucks“, sagt die Kuratorin der Ausstellung, Ute Christina Koch

Digitale Führungen
Interessierte können sich nicht nur in der Ausstellung, sondern auch in digitalen Führungen der Künstlerin thematisch nähern, beispielsweise im Hinblick auf ihre Netzwerke. Die Führungen werden mittels eines QR-Codes vor Ort im Museum bereitgestellt. Zudem haben die Geschichtsmanufaktur Dortmund und Sophie Reinlaßöder vom LWL-Museumsamt ein Begleitprogramm für Erwachsene sowie Familien entwickelt.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Das Museum hat im Dezember 2019 den Nachlass der Künstlerin erworben, bestehend aus 2.600 Fotografien als Originalvergrößerungen und etwa 13.000 Negativen.
Foto-Ausstellung im Studio des Museums für Kunst und Kulturgeschichte,
Hansastr. 3, 44137 Dortmund

  1. Januar 2024 bis 21. April 2024
    Der Eintritt ist frei.



Besondere Ästhetik von Stahlbeton

Die beiden Künstler Ralf Heerbrand (links) und Ralf Neuhaus.
Die beiden Künstler Ralf Heerbrand (links) und Ralf Neuhaus.

Das Hoesch-Museum zeigt vom 18. Mai bis zum 7. September 2014 in seiner neuen Ausstellung unter dem Titel „StahlBeton“ in Fotografien 49 meist großformatige digitale Fotografien und 6 Original-Objekte der beiden Künstler Ralf Heerbrand und Ralf Neuhaus.

Die Exponaten zeigen nicht nur dokumentarisch den Herstellungsprozess, sonder auch künstlerisch die ganz besondere Ästhetik des Baustoffes sowohl während seiner Bearbeitung bis zum Endprodukt.

Michael Dückershoff, der Kurator des Hoesch-Museum erklärte, warum Stahl und beton wunderbare Partner sind und mit ihren Eigenschaften gut zusammen passen: „Beton ist sehr druckfest, Stahl sorgt dagegen für die nötige Zugfestigkeit. Es ist von Vorteil, das beide einen fast identischen Wärmeausdehnungskoeffizienten besitzen. Stahlbeton ist ein Verbundwerkstoff der zwei Komponenten. Beton ist ein Gemisch von Zement, Sand, Kies oder Splitt und Wasser. Im Verbund mit Betonstahl wird darauf Stahlbeton.

Ralf Heerbrand, Jahrgang 1947, jetzt pensioniert, ist gelernter Bautechniker und war Betriebsleiter der Firma Mönninghoff Betonfertigteile GmbH & Co KG in Senden. Wie Ralf Neuhaus ist er dem Hoesch-Museum schon länger verbunden wie zum Beispiel 2003 beim Diaporama „Der letzte Abstich, eine Reminiszenz an Hochofen 7“.

Ralf Neuhaus arbeitet als Maschinenbau-Ingenieur, beschäftigt sich aber schon über mehr als 20 Jahre im Selbststudium mit den verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten der Fotografie.

Im Mittelpunkt der Ausstellung sind die Kabelschächte aus Stahlbeton als ein Beispiel standardisierter Betonfertigteile. „Wir wollten nicht die üblichen Brücken zeigen, sondern eben die Kabelschachtabdeckungen von 70 x 70 cm aus Guss oder Stahl, wo viele Menschen oft achtlos vorbei gehen. Dabei sind die Schächte darunter interessant“, so Heerbrand. In unserer Stadt war die Firma Mönninghoff beispielsweise auch für die Kabelschachtabdeckungen am Dortmunder U oder der Thier-Galerie zuständig.

Gezeigt werden sowohl Detailbilder sowie auch solche vom Prozess der Entstehung der Schachtabdeckungen. Die meisten der schwarz-weißen oder farbigen Fotografien entstanden, wie die beiden Künstler verrieten, in den letzten drei Jahren. Diejenigen, die mit Stahl zu tun haben, sind aus dem letzten Jahr.

Wirkungsvoll werden die Bilder aber vor allem durch ihren Rahmen. „Der Rahmen besteht aus stahlfreiem Feinblech. Die Bilder sind gedruckt und wurden auf einen Träger aufgezogen und auf dem Rahmen montiert“, erläutert Neuhaus.

Die Ausstellungs-Eröffnung findet am Sonntag, den 18. Mai 2014 um 11:00 Uhr im Hoesch-Museum statt. Die Künstler sind selbstverständlich anwesend.