Ein Sommernachtstraum nach William Shakespeare

Eine Aphrodisische Verwechslungskomödie des Theater Phoebus im Fletch Bizzel … Das von angeblich einem gewissen Handschuhmacher verfasste Stück, durch den Fleischwolf gedreht, eingekocht und die Essenz a point humorvoll und respektlos dargebracht.



Ein unterhaltsames fasst rokokohaftes Stück Weltliteratur, aus der englischen Renaissance in dem zwei Schauspieler*innen, Josefine Schönbrodt und Jan Maria Meissner, in verschiedenste Rollen schlüpfen, minimalistisch „dekoriert“ und interpretieren Shakespeare, den Handschuhmacher, neu. Sicher und elegant wandeln sie dabei zwischen Comedy und magischer Verzauberung durch die Parallelwelt der Elfen.

Nicht nur einmal wird der Zuschauer, ganz im Sinne der ursprünglichen Aufführungsform, u.a. im Globe, London, mit einbezogen. So auch bei der nicht nur einmal gestellten Frage oder besser Überlegung ob denn nun Herr Shakespeare das Stück (und andere verfasst habe) … William aus Stratford-upon-Avon hinterließ keine Silbe zu Tantiemen, Stücken und ähnlichem in seinem Testament … wo er doch ein so erfolgreicher Theaterautor und Sonettenschreiber war …

Alleine sein Stück über die Liebe und Leidenschaft, mit einhergehender Blindheit, an sich Romeo und Julia, eine 13 jährige verliebt sich in einen 17 jährigen überwachsenen Heißsporn … hätte profunde Ortskenntnisse von Verona und den dort herrschenden Gepflogenheiten vorausgesetzt … durch Ortsanwesenheit … nur William verließ nicht einmal die Insel. Belegbar aus den Elisabethanischen Geheimdienstpapieren … Madame ließen ihr Volk strengstens überwachen.

So beginnt denn auch das Stück mit dem respektlosen Kauderwelschen des Namens des Autors … was an einen gewissen Big Brother „Insassen“ erinnerte, der unter Shakespeare ein Bier zum Schütteln verstand: Schüttelbier, was er nicht kannte … RTL …

Das Elfenkönigspaar Oberon und Titania liegt aufgrund ihrer beidseitigen Untreue im Streit. Oberon ersinnt einen süßen Racheplan, der Kobold Puck soll ihm die Zauberblume bringen, die einst von Amors Pfeil getroffen wurde und Liebesrasereien bewirkt. Über die Augen eines Schlafenden gestrichen, verliebt sich der Betreffende beim Erwachen in die nächste lebende Kreatur „Erwache erst, wenn ein Scheusal in Deiner Nähe ist“- mit diesen Worten bestreicht er die Augen der schlafenden Titania … Wem die Zauberblume sonst noch die Sinne betört und welche Verwechslungen daraus entstehen, das führte zu zahlreichen Lachern und klirrenden, zerspringenden Gläsern, in diesem Shakespearischen Welttheater.

Interessant waren dabei die subtil verarbeiteten Männlichkeiten, oder wie sagte dazu meine Grandmère immer: Männekens. Lysander, Hermia liebend, Demetrius, von Helena nicht begeistert, sehr toxischer Macho und Oberon, gekonnt gespielt und treffend überhöht durch Jan Maria Meissner. Wobei der Oberon sehr gut zur Diskussion von hegemonialer Männlichkeit passt … sich alle Freiheiten herausnehmen, während das Weib gefälligst züchtig zu Hause am Herd zu stehen hat.

Hermia, Lysander liebend, Helena, Demetrius liebend, Titania und Puck werden durch Josefine Schönbrodt fast absurd üb3rhöht charakterisiert. Dabei ist die leicht verliebt, verblödete Helena ein Lacher in sich. Ihre Verliebtheit in den Esel … schlüpfrig schön.

Das Stück ist ein respektloser und auf die Spitze getriebener Parforceritt durch den Sommernachtstraum des Handschuhmachers aus Stadford-ipon-Avon. Oder war es vielleicht doch eher Phillip Marlow?

Die Aphrodisische Verwechslungskomödie des Theater Phoebus ist in jedem Fall ein Genuss und ein Muss für jeden Fan des Midsummer Dreame, egal wer das Stück letztendlich verfasst hatte.




Ein bunter Sommernachtstraum

Ja, es ist noch Winter. Doch die Kulturbrigaden haben es für zwei Abende geschafft, ein wenig sommerliches Gefühl ins Theater im Depot zu bringen. Ihre neue Produktion besticht erneut mit fantasievollen Kostümen, kleineren Gesangseinlagen, eine große Portion Humor sowie exzellenten Darstellerinnen und Darstellern. Die Premiere war am 26. Februar 2016, ein Bericht vom 27. Februar 2016.

„Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare in farbenfrohen Bildern. Rada Radojcic und Jens Wachholz präsentierten dem Publikum die Komödie um die Wirrnisse der Liebe in jugendgerechter Weise. Neben einer modernen Übersetzung haben sie noch auf aktuelle Bezüge aufgenommen. So fordert Helena, der zwangsverliebte Lysander solle doch bitte „eine Armlänge Abstand“ halten.

Die Geschichte in kurz: Lysander liebt Hermia, Hermia muss aber Demetrius heriaten, in den aber Helena verliebt ist. In der Parallelwelt der Elfen möchte König Oberon seine Ehe mit Titiana ein wenig aufpeppen. Gleichzeitig will der Herzog von Athen, Theseus, die Amazonenkönigin Hippolyta heiraten und Handwerker proben für diese Feier ein Theaterstück. Klingt kompliziert? Keine Sorge, Oberons Diener Puck schafft es, die Verwirrung noch zu steigern.

Ähnlich wie bei den vorherigen Produktion wie „Alice“ oder „Carmen“ verzauberte das Ensemble der Kulturbrigaden (Petra-Meurer-Preisträger) mit originellem Kostümen und professionellem Spiel. Es hat Spaß gemacht und war selbst für die kleinen Zuschauer niemals langweilig. Zu den Highlights bei den Kostümen gehörte der mit slawischen Akzent sprechende Demetrius, der im Elvis-Look unterwegs war. Puck als Gothic-Queen war ebenfalls ein Hingucker. Herrlich war das Spiel der fünf Handwerker, die „Pyramus und Thisbe“ bei Theseus‘ Hochzeit aufführten.

Jemanden aus dem 13-köpfigen Ensemble hervorzuheben, wäre vielleicht nicht fair. Aber Puck war mit seinen Intrigen und seiner Schusseligkeit der Mittelpunkt des Stückes und wurde hervorragend interpretiert.

Es bleibt zu hoffen, dass die nächsten Termine für „Ein Sommernachtstraum“ bald veröffentlicht werden, denn dieses Stück hat es auf alle Fälle verdient, öfter gespielt zu werden. Mit Humor, Engagement und viel Phantasie schaffen es Wachholz und Radojcic sowie die Beteiligten auf der Bühne einen „Sommernachtstraum“ zu spielen, der Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene zum Träumen bringt.




Identitätsfindung mit Shakespeare

Der Sommernachtstraum der Kulturbrigaden verspricht ein farbenfrohes Spektakel zu werden. (Foto: © Kulturbrigaden)
Der Sommernachtstraum der Kulturbrigaden verspricht ein farbenfrohes Spektakel zu werden. (Foto: © Kulturbrigaden)

Die neueste Produktion der Kulturbrigaden bzw. des jungen Theaters Bubamara ist ein Klassiker auf den Bühnen: Der „Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare. Das Stück, das zwischen höfischer Hochkultur und anarchischen Naturidyll hin und her springt, kann auch als Suche nach dem wahren „Ich“ gesehen werden. Wunsch und Realität treffen in bunten Bildern aufeinander. Die Premiere im Theater im Depot ist am 26. Februar 2016 um 20 Uhr.

Im Mittelpunkt des Stückes stehen Demetrius und Lysander sowie Hermia und Helena. Die Liebeswirren werden noch komplettiert durch die Ehekrise des Feenkönigs Oberon mit seiner Frau Titiana.

In der Inszenierung von Rada Radojcic und Jens Wachholz werden die Liebeswirren quasi gedoppelt. Es gibt die geordnete Welt der Menschen sowie die Ungeordnete der Feenwelt. Das wird durch die Art des Spielens deutlich sowie durch die aufwändigen Kostüme. Die sind in der „realen Welt“ eher schwarz-weiß, in der Feenwelt hingegen farbenprächtig. Für die Kinder und Jugendlichen war das Thema der „Freiheit“ sehr akut, zumal manche der Ensemblemitglieder Migrationshintergrund haben. Denn im „Sommernachtstraum“ soll Hermia zwangsverheiratet werden und widersetzt sich. Somit konnten sie sich mit diesem leider immer noch aktuellen Thema auseinandersetzen.

Wer die vorherigen Produktionen der Kulturbrigaden wie „Carmen“ oder vor allem „Alice“ gesehen hat, kann sich wieder auf eine sehr bildhafte Inszenierung mit einer minimalistischen Bühne freuen.

Für die 13 Ensemblemitglieder von neun bis 22 Jahren geht eine sechsmonatige intensive Vorbereitungszeit zu Ende. Die Kulturbrigaden arbeiten zwar mit Laien, benutzen aber eine professionelle Herangehensweise. Neben den theaterpädagogischen Übungen, wird beispielsweise sehr viel Wert auf Sprechtraining gelegt.

Aufgrund der Menge des Stoffes wurde der Text eingekürzt, so dass der „Sommernachtstraum“ etwa 85 bis 95 Minuten dauern wird. Neben der Premiere am 26. Februar um 20 Uhr gibt es noch eine weitere Vorstellung am 27. Februar um 18 Uhr. Für den Juni sind weitere Vorstellungen geplant.