Ein besonderer Aspekt der Dortmunder Musikgeschichte
Am 06.08.2025 fand im Dortmunder Pianohaus van Bremen die Vorstellung einer kommentierten Chronologie zu Leben und Wirken des Hörder (heute Dortmund) Komponisten und „Musikerlehrers“ Daniel Friedrich Eduard Wilsing (1809–1893) statt.
Der Herausgeber Gerhard Stranz hatte sich in jahrelanger, akribischer Quellenarbeit und mit großer Beharrlichkeit in das bis dahin fast in Vergessenheit geratene Leben und musikalische Schaffen des Komponisten vertieft. Mithilfe von Archiven, Bibliotheken und Melderegistern erschloss er sich Stück für Stück bislang unbekannte Zusammenhänge und musikalische Verbindungen in Wilsings Biografie.
Die Ergebnisse dieser Recherchen sind nun in einem Buch zusammengefasst. Auf der linken Seite werden chronologisch die Lebensstationen und prägenden Ereignisse des Komponisten aufgeführt. Die Sammlung von Werken Johann Sebastian Bachs und die Abschriften seines Urgroßvaters Johann Gottlieb Preller dienten Wilsing als Inspiration für eigene Kompositionen, Bearbeitungen und Klavierauszüge.
Gerhard Stranz präsentiert sein Buch zusammen mit dem Leiter des Stadtarchivs Stefan Mühlhofer.
Auf der rechten Seite ergänzen persönliche Anmerkungen in Wort und Bild die Chronologie – liebevoll gestaltet und in den zeitgeschichtlichen Kontext eingebettet.
Nach einer einführenden Begrüßung und Würdigung durch Hausherrn Maximilian van Bremen berichtete Gerhard Stranz – nach einem Dank an die vielen Unterstützer – auch von der inneren Zerrissenheit des Komponisten und dem Druck durch seinen strengen, sehr frommen Vater.
Musikalisch begleitet wurde die Vorstellung von der Pianistin Stanislava Ovdlichuk aus der Ukraine, die seit 2022 in Dortmund lebt. Beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ 2023/2024 gewann sie unter anderem den 1. Preis im Klavierduo mit Joseph Chang. Sie spielte von Johann Sebastian Bach die Englische Suite Nr. 2 in a-Moll, BWV 807.
Durch aktuelle Neuaufführungen – wie etwa die Psalmvertonung De profundis – und Neuveröffentlichungen werden Wilsings Werke auch heute einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Für die Stadt Dortmund überreichte der Herausgeber ein Exemplar der kommentierten Chronologie an den Leiter des Stadtarchivs, Dr. Stefan Mühlhofer.
Das Buch kann zum Preis von 29,90 € in jeder Buchhandlung, beispielsweise in der transfer – Buchhandlung in Wilsings Geburtsstadt Hörde, erworben werden sowie direkt beim Lit Verlag erhältlich (ISBN 978-3-643-15573-3).
Wiedergeburt einer Dortmunder Sinfonie
Eduard Wilsings großes Werk im Konzerthaus
Ein weiterer Meilenstein im Hinblick auf das Wiederentdecken des im Jahr 1809 in Hörde geborenen Komponisten der Romantik Daniel Friedrich Eduard Wilsing fand am Sonntag mit der Wiederaufführung seiner Sinfonie in D-Dur im Konzerthaus Dortmund statt. Das umfassende Wirken und Lenken von Gerhard Stranz hat dazu geführt, dass die Aufführung des Werkes mit Unterstützung vieler Vorbereiter und Mitwirkender möglich wurde. Das Dortmund Jugendsinfonieorchester DOJO unter der Leitung von Achim Fiedler hatte das Werk, für das es keine Aufführungsvorbilder gab, erschlossen. Eingebunden in ein komplettes Konzertprogramm, sogar der Uraufführung einer Auftragskomposition fand das Werk eine begeisterte Resonanz im ausgebuchten Konzerthaus. Ein historischer Abriss des Leiters der Kulturbetriebe der Stadt, Dr. Stefan Mühlhofer, über die Einordnung des Werkes von Eduard Wilsing in die Geschichte des Dortmunder Musiklebens ergänzte dieses musikalische Highlight.
Vor 191 Jahren entstanden, vor 182 Jahren im Festsaal der Gesellschaft Casino vom „Liebhaber Concert“, einem Vorläufer der Dortmunder Philharmoniker uraufgeführt, wurde diese Sinfonie vielleicht nur ein einziges Mal wiederaufgeführt, galt dann über lange Zeit als verschollen. Dem zielstrebigen Erkunden von Gerhard Stranz in den letzten Jahren ist es zu verdanken, dass auch diese Sinfonie sowie mehr als einhundert weitere Werke des Komponisten wieder bekannt und verfügbar wurden. Ein namhafter Kollege und Zeitgenosse Wilsings, Robert Schumann, hatte dessen Wirken nicht nur hoch gelobt. Auch zwei Werke von ihm stellte das DOJO der Sinfonie voran: Die Ouvertüre zu Shakespeares „Julius Caesar“ und den Kopfsatz aus Schumanns Cello-Konzert. Einem professionellen Orchester standen die etwa 80 jungen Musiker kaum nach. Auch die Solistin war ein Eigengewächs von DORTMUND MUSIK: Die 19-jährige Cellistin Maria Bovensmann, die bald ihr Musikstudium aufnehmen wird.
Das Dortmunder Jugendorchester unter der Leitung von Achim Fiedler spielten unter anderem die Sinfonie in D-Dur von Eduard Wilsing. (Foto: (c) privat)
Pathetisch eröffnete ein Hornsextett die Ouvertüre. Fiedler am Pult hielt die Spannung hoch, brachte die Jugendlichen dazu, Spitzenleistung abzuliefern. Drei Akkorde des Orchesters eröffneten das Cello-Konzert, bevor die Solistin mit zarten ebenso wie kraftvoll ansetzenden Strichen einsetzte. Sanfter Musikfluss, mit Akzenten des lustvoll aufbegehrenden Orchesters garniert, bestimmten diesen Satz. Dramatik, eine besondere Klangfarbe aus Pizzicato der Streicher und Flötenlinie im Finale. Großer Jubel war der jungen Solistin sicher. Doch Fiedler und der Direktor von DORTMUND MUSIK, Stefan Prophet, boten mehr auf, als das Flaggschiff DOJO. Mit einem Auftrag an den Kompositionslehrer der Dortmunder Musikschule, Gianluca Castelli, bekamen auch die Sinfonietta und das Dortmunder Kinderorchester DOKIO die Möglichkeit, sich einzubringen. Castelli nahm das Material der beiden Schumann-Werke, wie auch einen Auszug der Wilsing-Sinfonie zur Grundlage für sein auf die Fähigkeiten der beiden Vororchester abgestimmtes Werk „Der Schmetterlingseffekt“, anspielend auf Wilsings Gesänge vom Schmetterling. So konnten dann über zweihundert Kinder und Jugendliche gemeinsam bei einem Teil des Programms mitwirken. Zum DOJO auf der Bühne gesellten sich dahinter die Jüngsten des DOKIO und ihre mitwirkenden Betreuer, während die Sinfonietta sich auf der Orgelempore postierte. So leise er heranflatterte, so trumpfte dieser Schmetterling volltönend auf, wanderte von einer Instrumentengruppe zur nächsten, verhallte schließlich leise. Eine große Leistung der Vororchester, teils mit Kindern im Grundschulalter.
Wilsings Sinfonie erklingt wieder in Dortmund
Nach Mülhofers Ausführungen und Danksagungen an Gerhard Stranz als treibende Kraft sowie an Sponsoren, Herausgebern und Verleger war es schließlich so weit: Das DOJO präsentierte erstmals nach 180 Jahren wieder die Sinfonie in der Heimatstadt des Komponisten. Dazu wechselten die Streicher von der amerikanischen in eine Abart der deutschen Orchesterbesetzung, saßen die zweiten Violinen zwar den ersten gegenüber, jedoch rückten Bratschen und Celli lediglich auf, ohne die Plätze zu tauschen. Kraftvollem Einstieg ins Adagio, wiegender Melodie und an Beethoven erinnernden dramatischen Akzenten folgten frech auftrumpfende Streicher, lustig marschierendes Tutti-Spiel. Leichtfüßige Momente, nonchalant Erzählendes, sanft Schwelgendes förderte Fiedler zutage. Süßlicher Auftakt, blühende Streicherklänge, erzählerischer Duktus, durch Moll-Passagen bereicherte Farbigkeit kennzeichneten das Andante. Aufwühlend, bald sanft hüpfend, ließen im Menuetto, eigentlich eher einem Scherzo, die Akzente zusammenzucken. Eine Oboenlinie bezauberte die Zuhörer, unterbrochen vom Gewitter der Streicher. Ins Allegro molto starteten die Jugendlichen übergangslos mit einem Fugato der Streicher, wild und ungestüm. Marschierend, aufpeitschend, mit feurigen Repetitionen, vollem Blech schließlich ging es aufbegehrend dem Finale entgegen. Den großen Jubel teilte Fiedler schließlich geordnet den Instrumentengruppen zu.
Zu einem abschließenden Empfang trafen alle Beteiligten rund um Vorbereitung, Organisation und Mitwirkung in der WILO-Lounge des Konzerthauses zusammen. Mit zahlreichen Wortbeiträgen wurden auch die im Konzert nicht wahrnehmbaren Leistungen aufgezeigt. Ehrengäste wie die Familienangehörigen Wilsings waren angereist, sogar aus dem schottischen Edinburgh.
Martin Schreckenschläger
Jugend musiziert auf hohem Niveau
Unter dem Motto „Jugend musiziert Zukunft“ konnten am Mittwoch, den 28.02.2024, im Foyer des Konzerthauses Dortmund wieder einmal jugendliche Künstler*innen ihr beachtliches Können vor Publikum unter Beweis stellen. Zu hören waren Kompositionen aus unterschiedlicher Zeit und verschiedenen Stilrichtungen, gespielt von zwei jungen Pianisten vierhändig an einem Klavier oder jeweils gemeinsam an zwei einzelnen Instrumenten.
Ein liebevoll gestaltetes Programmheft gab ausführlich Auskunft zum Musikprogramm, persönliches über die jungen talentierten Musiker*innen und den gespielten Kompositionen.
Stanislava Ovdiichuk und Joseph Chang spielten die Ouvertüre von Mozarts „Don Juan“ in einer Bearbeitung von Eduard Wilsing. (Foto: (c) Martin Schreckenschläger)
Zu Anfang präsentierten Simon Laufen und Kristian Brill ihr Können bei zwei unterschiedlich anspruchsvollen Stücken.
Zunächst das spannend virtuose „Concertino op. 94 a-Moll für zwei Klaviere von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975). Das Hauptthema wechselte hier zwischen den Klavieren.
Das folgende „Night“ für Klavier zu vier Händen von Fazil Say (1970) kam modern daher und erweiterte die traditionelle Spielweise um präparierte Passagen, bei denen jeweils eine Hand Saiten im Flügel abdämpft und die andere auf den Tasten spielt.
Für den engagierten Organisator Gerhard Stranz war es von großer Bedeutung, dass die sechzehnjährigen Stanislava Ovdiichuk und Joseph Chang die von dem Hörder Komponisten Eduard Wilsing (1809-1893) bearbeitete Fassung der Ouvertüre Don Juan in D-Dur (Wolfgang Amadeus Mozart), arrangiert für Klavier zu 4 Händen (1839) mit jugendlicher Freude interpretierten. Die Don Giovanni Ouvertüre hat zwar einen eher düsteren und dramatischen Grundton, zwischendurch besaß sie auch leidenschaftlich-temperamentvolle Partien.
Die Beiden spielten zusätzlich das an Mozart erinnernde 1. Allegro assai aus der Sonate op. 6 Nr. 1 C-Dur für Klavier zu vier Händen von Muzio Clementi (1752-1832).
Poetisch und virtuos ging es dagegen bei der Romanze op. 2 für zwei Klaviere des argentinischen Komponisten Carlos Gustavino (1912-2000) zu.
Zum Abschluss boten sie die jazzig-rasanten Variationen über ein Thema von Paganini für zwei Klaviere von Witold Lutoslawski (1913-1994), das während der deutschen Besatzung 1941 entstand.
Großartig war auch das abschließende gespielte Oktett für Streicher in Es-Dur Op. 20 (1825) von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847).
Mendelssohn Bartholdy komponierte das schwierige Stück im jugendlichen Alter von 16 Jahren. Das Oktett mit Raphael Gisbertz, Til Stümpke, Paula Wilkes, Franka Wielath (Violine), Naomi Cichon, Jan Wolters (Viola) und Sophia Morys, Maria Bovensmann (Violoncello) brachte den Menschen im Foyer das Werk mit viel jugendlichem Elan (ähnliches Alter) zu Gehör. Sie transportierten die Komposition sozusagen von der Vergangenheit in die Zukunft.
Bei allen Musizierenden des Abends war eine große Harmonie und gegenseitiges Verständnis zu spüren.
Katrin Ann Bode, Vorsitzende der Mozartgesellschaft Dortmund, war ebenfalls begeistert.
Neben viel Beifall vom Publikum erhielten alle Beteiligten wie auch ihre Musiklehrerinnen am Ende kleine persönliche Geschenke.
„Piano-Klassik –Wilsing mit Genuss“
Eine gemeinsame Veranstaltung von Hörde International e.V. und den Dortmunder Philharmonikern.
Sonntags-Matinee, 14.5.2023, 11.30 – 13.00 Uhr im Hörder Bürgersaal/Hörder Bahnhofstraße 16 Musik von Eduard Wilsings und weiterer Meister der Klaviermusik und danach (ab etwa 13.15/13.30 Uhr) „Wilsing-Schmaus“ im Restaurant/Cabaret Queue Hermannstraße 74.
Auch bei dem 3. Wilsing-Klassik-Konzert im Bürgersaal wieder ein gerade neu entdecktes Werk des Hörder Komponisten Eduard Wilsing im Mittelpunkt stehen. Seine Bearbeitung der 8. Sinfonie von Ludwig van Beethoven in einer Klavierfassung für „4 Hände“ wird eine Überraschung sein. Die Sinfonie ist, ähnlich wie die Werke von Eduard Wilsing, zu Unrecht weniger beachtet worden. Mit 30 Minuten ist es Beethovens kürzeste Sinfonie. In ihr sprudelt es von Humor und überraschenden Wendungen, da sich Beethoven mit seinen Ideen nicht an die damals üblichen Konventionen gehalten hat. So ist dieses Werk gerade im Rahmen der kurzweiligen Matinee am Sonntag passend. Mit eingängigen Werken anderer Meister der Klaviermusik, nämlich Schubert und Debussy, sowie einer Fuge von Wilsing, die als Frühwerk stark an Bach erinnert, haben Tatiana Prushinskaya und Karsten Scholz ein stimmiges Programm zusammengestellt. Beide sind als Solorepetitorin bzw. Solorepetitor vielbeschäftigte Mitglieder der Dortmunder Philharmoniker. Ihre Mitwirkung macht erkennbar, dass die Veranstaltung gemeinsam von Hörde International und den Dortmunder Philharmonikern getragen wird und so Dortmunder Philharmoniker in Hörde präsent sein werden. Wilsing mit Genuss lautet der Titel nicht ohne Grund, denn im Zusammenwirken mit dem Cabaret Queue können Besuchende und Interessierte einen „Wilsing-Schmaus“ genießen. Nach dem Konzert am 14.5. umfasst der „Wilsing-Schmaus“ ein Hauptgericht (auch vegetarisch) und den damals „typischen“ Nachtisch zum Preis von 16 Euro. So kann nach dem Konzertgenuss bei einem Austausch zwischen Interessierten und den Musizierenden der Genuss auch noch weitergeführt werden und damit auch Alleinstehenden ein Angebot gemacht werden, sich mit jemandem über das Konzerterlebnis auszutauschen. Der Eintritt zu dem Konzert ist frei. Um Spenden für die Wilsing-Veranstaltungsreihe wird gebeten. Anmeldungen sind erforderlich: Zum Konzert per Email an: wilsing@hoerde-international.de Zum Wilsing-Schmaus über die Internetseite des Cabaret Queue: www.cabaretqueue.de oder telefonisch unter: 01514/6245611
Weiterer Meilenstein zur Sicherung des Wilsing-Werkes
Mit der Wiederentdeckung der sich seit dem Jahr 1930 in Besitz des Schuhmann-Hauses Zwickau – Dortmunds Partnerstadt – befindenden Sinfonie D-Dur des Hörder Komponisten Daniel Friedrich Eduard Wilsing (1809-1893) ist ein weiterer verborgener Musikschatz ans Licht gebracht worden.
Der Einsatz von Gerhard Stranz, zusätzlich das große Engagement des Herausgebers Johannes Guido Joerg, des Verlegers Christoph Dohr (Köln) ermöglichten es, dass dieser Beitrag aus Dortmund für die „Musikwelt verfügbar gemacht werden konnten. Für die Realisierung des Gesamtprojekts setzen sich zudem verschiedene Organisationen, Stiftungen und die Stadt Dortmund ein.
Dr. Stefan Mühlhofer erläuterte den musikgeschichtlichen Hintergrund Dortmunds. (Foto: (c) Oliver Schaper)
191 Jahre nach der Fertigstellung und 182 Jahre nach der wahrscheinlichen Uraufführung wurde die musikkritische Erstausgabe (Verlag Dohr) im Festsaal der Gesellschaft Casino Dortmund (Betenstraße 18) am 3. März 2023 präsentiert. Per Musiksoftware wurden auch ein erster musikalischer Eindruck gewährt.
Der Ort und das Datum dieser Präsentation wurden nicht zufällig gewählt.
Das Dortmunder „Liebhaber-Concert“ (Vorläufer des Musikvereins) führte am 3. März 1841 genau dort (damals ein Konzertsaal) die Sinfonie des Komponisten auf.
Nach der Begrüßung und einleitenden Worten durch Prof. Dr. Hans J. Sclosser (Gesellschaft Casino Dortmund) und Gerhard Stranz erfuhren die Anwesenden einiges zur musikgeschichtlichen Entwicklung in Dortmund vom Mittelalter bis heute durch Dr. Stefan Mühlhofer (Stadt Dortmund).
Dr. Raphael von Hoensbroech (Intendant und Geschäftsführer Konzerthaus Dortmund) betonte den wichtigen Beitrag zur Sicherung der Musiktradition in unserer Stadt und den Wunsch, Wilsings Sinfonie wieder erlebbar zu machen.
Der Verleger Christoph Dohr gab Einblicke in ausgewählte Abschnitte des Werks in Notenbild (Leinwand) und Klangbeispielen aus den vier Sätzen der Sinfonie D-Dur (1832 fertig gestellt von Wilsing).
Einflüsse durch Komponisten wie etwa Beethoven, besonders im zweiten Satz von der Romantik (Schubert) waren erkennbar, aber durchaus auch eine individuelle jugendliche Kraft.
Guido Johannes Joerg (Herausgeber) verschaffte Überblicke zu Notizen zur Entstehung und Aufführung sowie zum Verbleib der Handschrift (samt einem Einblick in die Arbeit des Herausgebers einer Erstausgabe). Zu besichtigen waren neben der Gesamtpartitur auch die Einzelstimmen.
Geplant ist ja die Wiederaufführung der der Sinfonie im Jahr 2024 (Konzerthaus Dortmund) durch das Jugendorchester Dortmund.
Achim Fiedler (Leiter des Dortmunder Jugendorchesters) berichtete über die Herausforderung und Chance für junge Musizierenden bei einem „neuentdeckten musikalischen Schatz“.
Wir dürfen gespannt auf das Ergebnis sein.
Eduard Wilsing im Kontext seiner musikalischen Vorbilder
Im Hörder Bürgersaal der Stadt Dortmund fand am 19.02.2023 das dritte Konzert in einer kleineren Reihe zum Hörder Komponist Daniel Friedrich Eduard Wilsing (1809 – 1893) statt.
Im Mittelpunkt des Klassik-Konzerts stand dieses Mal die musikalische Verbindung und die Verbundenheit des Komponisten mit seinen musikalischen Vorbildern. Die unermüdliche Recherche von Gerhard Stranz bringt immer wieder interessante „Schätze“ im Zusammenhang mit Wilsing hervor.
In ausdrucksstarker Aktion: Die Mezzosopranistin Pia Viola Buchert wird von der Pianistin Tatjana Dravenau begleitet. (Foto: (c) Oliver Schaper)
Nach seiner humorvollen Begrüßung und Einführungen, dem Grußwort des Hörder Bürgermeister Michael Depenbrock, gab es noch eine kurze persönliche Einleitung von Dr. Thomas Synofzik (Leiter des Schumann-Hauses, Zwickau).
Als Produkt mit unser Partnerstadt Zwickau ist soeben erst der Erstdruck von Wilsings Jugendsinfonie erschienen, die im Jahr 2024 in Zwickau und Dortmund uraufgeführt werden soll.
Als Künstlerinnen auf der Bühne standen die hervorragende Pianistin und mit Wilsings Werken gut vertraute Tatjana Dravenau sowie die stimmgewaltige Mezzosopranistin Pia Viola Buchert.
Den Anfang machte die vielseitige und musikalisch forschende Fantasie d-moll, KV 397 von Wolfgang Amadeus Mozart. Der vierte Satz aus Wilsings „Fantasie op. 10 wurde als Klammer mit etwas Abstand kurz vor der Pause dargeboten. Der Einfluss von Mozart auf das Werk von Eduard Wilsing war hier spürbar.
Das gleich galt für die Vertonungen der hebräischen Gesänge, die lyrische Jugenddichtung Lord Georg Gordon Byron – 6. Baron Byron (1810 -1856) – (1788–1824). Ihm wurde zum Schluss die „Drei Gesänge op. 95 sowie die hebräischen Gesänge op. 25.15 von Robert Schumann in einem Kontext gestellt. Ausdrucksstark und mit kraftvoller Stimme von Pia Viola Buchert gesungen, war der Text von viel Pathos und Melancholie getragen.
Auch Komponistinnen hatten durchaus einen prägenden Einfluss, wie die „Drei Lieder op. 1.-1-3“ von Fanny Hensel (geb. Mendelssohn Bartholdy, 1805–1847 verdeutlichen). Sie hatte es schwer, sich als begnadete Pianistin und Komponistin durchzusetzen.
Die frühe Prägung durch Johann Sebastian Bach durch die von seinem Urgroßvater Johann Gottlieb Preller vererbten Sammlung von Bach-Handschriften, zeigt sich im Aufbau der der Fuge E-Dur von Wilsing und Johann Sebastian Bachs (1685 – 1750) Präludium und Fuge E-Dur, BWV 878
Das temperamentvolle und emotionsgeladene „Caprice à la Boléro, op. 5.2 von Clara Wieck (später Clara Schumann) und Eduard Wilsings „Caprice op. 6“ machen eine musikalische Verbundenheit hörbar.
Ein interessantes und unterhaltsames Konzertprogramm ging nach zwei Stunden zu Ende.
Eduard Wilsing – Ein Hörder Komponist im Mittelpunkt
In Dortmund fand am Samstag, den 22.10.2022 im Hörder Bürgersaal ein besonderes Klassikkonzert statt, wobei ein Kind der Stadt Hörde im Mittelpunkt stand. Es handelt sich um den 1809 in Hörde geborenen und 1893 in Berlin gestorbenen Komponisten Daniel Friedrich Eduard Wilsing.
Durch beharrliche und unermüdliche Recherchen in den Archiven im In- und Ausland durch Gerhard Stranz an den verschiedenen Wirkungsstätten des Komponisten kamen einige verborgene Musik-Schätze zutage. So konnte Stranz fast 100 Werke von Eduard Wilsing identifizieren.
Auch zwei Urgroßnichten und der Urgroßneffe Wolfgang Hebbel (aus Hannover angereist) waren mit Dokumenten und Hinweisen behilflich.
Die Hörder Bezirksvertretung und als Träger Hörde International e.V. ermöglichen eine eigene Konzertreihe zu Wilsing. Unter dem Titel „Ein Hörder im Mittelpunkt“ wurde nun ein Wilsing Klassik-Konzert im Bürgerssaal (Hörde) durchgeführt.
Nach Gruß und Dankesworten von Jochen Deschner (Vorsitzender, Hörde International e.V.), Bezirksbürgermeister Michael Depenbrock und Bürgermeisterin Barbara Brunsing (Dortmund) konnte es los gehen.
Als Solisten konnte hochkarätige Musiker*innen gewonnen werden. Seowon Kim (Violine) und Ievgeniia Iermachkova (Klavier) konnten gleich zu Beginn ihr Können an ihren Instrumenten bei Eduard Wilsings Sonate für Violine und Klavier in A-dur unter Beweis stellen. Eine anspruchsvolle kraftvoll-quirlige Sonate, bei der die Instrumente wunderbare Zwiesprache miteinander hielten.
Als musikalisches Sahnestück folgte danach das Tripelkonzert (Großes Konzert op. 56 in C-Dur für Klavier, Violine und Violoncello) von Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) in der Bearbeitung von Eduard Wilsing. Er hat das Konzert sogar auch für Klavier (vier Hände) umgearbeitet!
Am Violoncello unterstützte Alexander Hülshoff, der Leiter des Orchesterzentrums, die beiden anderen Musikerinnen. Es entwickelte sich eine starke Dynamik zwischen den drei Instrumenten mit starker musikalischer Ausdruckskraft. Der zweite Teil strahlte eine melancholische Dramatik aus. Musikalische Motive werden abwechselnd von den verschiedenen Instrumenten aufgegriffen.
Die Bearbeitung von Beethovens „Tripelkonzert“ als Kammerkonzert macht sie für alle Menschen zugänglich.
Den Abschluss des starken Musikerlebnisses bildete „Der Sommer“ aus den 4 Jahreszeiten für Klaviertrio von Astor Piazzolla (1921 – 1992). Ein temperamentvoller Sommer-Tango mit Jazz-Elementen und dann wieder melancholisch-dramatisch.
Geplant ist die nächste Veranstaltung übrigens für den 19.02.2023, Sonntag um 11.30 Uhr! Wir dürfen gespannt sein, welche verborgenen Werke von Eduard Wilsing uns noch erwarten.
Neu-Edition des Klavierwerks von Eduard Wilsing
Mit der Neu-Edition (Dohr-Verlag) des Klavierwerks von dem Komponisten Eduard Wilsing (1809 – 1893) aus Hörde wird ein Komponist der Romantik aus unserer Heimatstadt wieder in das Blickfeld gerückt und gewürdigt. Es ist erstaunlich, dass eine damals noch so kleine Stadt, die erst 1928 nach Dortmund eingemeindet wurde, so einen bedeutenden romantischen Komponisten hervorgebracht hat.
Die kritisch revidierte Edition umfasst acht mehrsätzige Werke Wilsings, die schon von Robert Schuhmann oder Brahms große Wertschätzung erführen.
Die Dortmunder Wurzeln Eduard Wilsings reichen bis zu seinem Urgroßvater Johann Gottlieb Preller (1727 – 1786), ein Kantor der Dortmunder Marienkirche. Dessen Enkel, der reformierte Prediger Johann Wilhelm Wilsing, war sein Vater.
Nach dem Abitur auf einem Hörder Gymnasium machte er zunächst eine Lehrerausbildung in Soest. Dann war er Organist und Gesangslehrer in Wesel, bis der Weg ihn nach Berlin führte, wo er wie etwa Felix Mendelssohn Schüler des berühmten Konzertpianisten und Komponisten Ludwig Berger war.
Die neu aufgelegten Klavierwerke gehören alle nachweislich zu Wilsings Werken. Etliche Manuskripte soll der Komponist vor seinem Tod vernichtet haben. Neben den aufgelegten Klavierwerken gehören dazu außerdem eine Sinfonie, Lieder, Kammermusik, diverse Bearbeitungen anderer Komponisten, sowie das Oratorium „Jesus Christus“ und das 16-stimmige Chorwerk „De profundis“.
Willi Garth (Heimatmuseum Hörde) hatte schon 2009 zum 200. Geburtstag des Komponisten eine Lebensbeschreibung erstellt.
Der Dortmunder kulturell engagierte Gerhard Stranz war nach der beeindruckenden Aufführung von „De profundis“ mit vier Chören (bei einem sang Stranz mit) und der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von GMD Gabriel Feltz 2016 im hiesigen Konzerthaus begeistert von dem Werk Wilsings und war ab da ein eifriger Initiator zur Neuausgabe.
Über Kontakte zu der Ur-Großnichte des Komponisten Ulrike Wilson (lebt in Schottland) führte dazu, dass das Klavierwerk Bestandteil des Dortmunder van-Bremen-Klavierwettbewerbs wurde. In diesem Zusammenhang entstand eine Initiative von den drei Personen Gerhard Stranz, Rainer Maria Klaas (Pianist, künstlerischer Leiter des van-Bremen-Klavierwettbewerbs) und Maximilian van Bremen (Geschäftsführer des Pianohauses van Bremen).
Ziel war es, die Klavierwerke neu herauszugeben und einem breiten Interessentenkreis von jung bis alt zur Verfügung zu stellen und für die Zukunft zu sichern.
Beim Pressegespräch im Pianohaus van Bremen gab der Jung-Pianist Luis Benedict Alfsmann eine Kostprobe aus der abwechslungsreichen Klaviersonate Fis-Dur (op 7) von Wilsing.
Unterstützt wurde das Projekt tatkräftig von der Reinoldigilde zu Dortmund e. V., Werner Richard, Dr. Carl Dörken (Stiftung Herdecke), Sparkasse Dortmund, Kulturbüro Dortmund, Stadtbezirksmarketing Dortmund-Hörde und Ulrike Wilson (Edinburgh).