Drei Ballett-Visionen voll Imagination und Präzision

Im Opernhaus
Dortmund konnte das Publikum am 09.03.2019 sehr unterschiedliche und
beeindruckende Kreationen von drei renommierten Choreografen der
Ballett-Szene erleben.

Sie wurde extra für
das Ballett Dortmund entwickelt und in unserer Stadt als zwei
Uraufführungen und einer Erstaufführung präsentiert.

Unter dem Titel
„Visionen – Lee, Godani, Kuindersma“ brachten Douglas Lee (in
guter Erinnerung mit „PianoPiece“ aus dem Jahr 2013), Jacopo
Godani (beeindruckte mit „Versus Standard“) sowie die im Kamerun
geborene niederländische Choreografin Wubkje Kuindersma (2017
Ballettgala) ihre „Visionen“ auf die Bühne. Die Dortmunder
Ballettcompagnie waren ihrer Vermittler, Ausstattung und passend
projizierter Hintergrund aber vor allem auch die atmosphärisch als
verstärkendes Element eingesetzte moderne Musik und Klangbegleitung.

Los ging es mit der
Uraufführung „She Wore Red“ von Douglas Lee, der die bekannte
Geschichte von Rotkäppchen, wobei die Symbolik im Märchen, die
speziellen Archetypen und in ihrer bedrohlichen Situation.
Multifunktional von den Tänzerinnen und Tänzern genutzt wurde das
in schlichte glatten Design gehaltene Mobiliar wie etwa ein kleiner
Tisch oder verschieden große weiße Wände, die umgedreht einen
stilisierten Wald darstellten. Die „Wölfe“ trugen feine schwarze
Anzüge und konnten ihre „Wolfsmasken am Stil“ effektvoll
einsetzen. Das Rotkäppchen (Jelena-Ana Stupar) trug ein
futuristisches rotes Kostüm und die Großmutter(Sae Tamura) trat
ganz in Weiß auf. Besonders eindrucksvoll das „Spiel“ zwischen
Rotkäppchen und dem „bösen“ Wolf (Javier Cacheiro Alemán)
ob mit oder ohne seinen Anzug.

Die
ungewöhnliche Musikwahl aus Bernard Herrmanns Soundtrack zu der
amerikanischen Mystery-Serie „Twilight Zone“ aus den späten
fünfziger Jahren und der „Outer Space Suite“ zum
Science-fiction-Streifen „The Day The Earth Stood Still“ (1951)
unterstrichen und verstärkten die unheimliche mystische Stimmung.

Szene aus dem Ballett "„Kintsukuroi“ von Wubkje Kuindersma. (Foto: © Ballett Dortmund)
Szene aus dem Ballett „„Kintsukuroi“ von Wubkje Kuindersma. (Foto: © Ballett Dortmund)

Nach
einer kurzen Pause folgte die Kreation „Kintsukuroi“ (Reparatur
mit Gold) von Wubkje Kuindersma. In Japan stammt eine eigene Art,
zerbrochene Keramik mit Gold zu kitten. Der
Schaden wird nicht versucht zu verbergen, sondern wird mit Gold
aufgewertet.

Als
Hintergrund wurden die Risse zu Anfang als Projektion sichtbar. Der
erste Teil mit der archaischen Musik von Michael Gordon ist eine Art
Bestandsaufnahme unserer menschlichen Verletzungen. Die Tänzerinnen
und Tänzer tragen alle hautfarbene Kostüme, aber versteckt
zum Beispiel auf
der Stirn ist im inneren leuchtende Gold schon erkennbar. Der zweite
Teil ist eine tänzerische und musikalische (Peter
Gregson) Aufforderung,
die Brüche an und in uns
nicht nur zu akzeptieren, sondern ihren Wert
für unser Leben
zu erkennen. Wunsch ist, nicht an dem zu zerbrechen, was uns
widerfährt, sondern das uns die Lebenserfahrung von innen her zum
Leuchten bringt. Am Ende leuchtet das
Corps de Ballet mit
goldenen Kostümen und die Risse im Hintergrund werden mit goldenem
Kitt veredelt.

Nach
dem eher archaischen Kreationen bietet Jacobo Godani mit der
Erstaufführung von „Moto Perpetuo“ mit der Compagnie ein
modernes, futuristisches Feuerwerk an Dynamik und Präzision des
klassischen Balletts. Moderner expressiver und gleichzeitig
sensitiver Tanz gehen ihr
eine gelungene Verbindung ein. Der Einfluss von Godanis Vorbild
William Forsythes ist deutlich erkennbar. Dabei hat er eine ganz
eigene choreografische Sprache, die auf Virtuosität und physischer
Leistung jenseits des rein artistischen setzt.

Gemeinsam
ist allen drei Choreografien, bei allen Unterschieden, die hohe
technische Qualität des klassischen Balletts und gleichzeitig die
enorme Ausdruckskraft des neoklassischen Balletts der Moderne.

Informationen
zu weiteren Aufführungsterminen finden Sie wie immer unter
www.theaterdo.de oder Tel.:
0231/ 50 27 222.




Dortmunder Ballett funkelte in drei Farben

Da sind sie, die Kakteen: Aus dem Stück "Cacti" von Alexander Ekman. (Foto: © ©Bettina Stöß / Stage Picture)
Da sind sie, die Kakteen: Aus dem Stück „Cacti“ von Alexander Ekman. (Foto: © ©Bettina Stöß / Stage Picture)

Drei verschiedene Choreographien mit drei unterschiedlichen Tanzstilen zeigte das Ballett Dortmund bei der Premiere von „Drei Farben: Tanz“ am 09-November im Dortmunder Opernhaus. Die Choreographen Douglas Lee, William Forsythe und Alexander Ekman zeigten, wie verschieden heutiger Tanz sein kann und welche unterschiedlichen Stimmungen damit kreiert werden können. Quasi ein Triptychon des Tanzes.

Begonnen wurde der Abend mit der Uraufführung von „PianoPiece“ des Engländers Douglas Lee. Der Blick auf die Bühne bot ungewöhnliches: Vier Klaviere und sieben Tänzerinnen und Tänzer. In den acht Szenen wechseln die Stimmungen von dunkel und düster zu dynamisch und schwungvoll. Für die Musik von „PianoPiece“ benutzt Lee neben Franz Schubert vor allem zeitgenössische Klaviermusik niederländischer Komponisten. Neben der Musik spielt auch das Licht eine große Rolle. Die Tänzerinnen und Tänzer benutzten die Klaviere als Requisite, tanzten mal auf, mal neben den Instrumenten und verschwanden auch halb im Boden der Bühne. Beeindruckend war der Wechsel zwischen Bewegung und Stillstand. Waren eben noch fließende Bewegungen der Tänzer zu sehen, stoppen sie auf auf Kommando und blieben wie eine Statue stehen.

 

Nach einer kleinen Pause ging es mit „The Vertiginous Thrill of Exactitude“ (Schauder der Exaktheit) nach der Choreographie von William Forsythe weiter. Dem Publikum bot sich nun ein bunteres Bild. Die drei Tänzerinnen Monica Fotescu-Uta, Risa Tateishi, Sakura Sakamoto trugen in einem hellen Olivton gehaltenen Ballettkleider und Howard Quintero Lopez und Gal Mazor Mahzari standen ihnen in roter Bekleidung vor einem blauen Hintergrund zur Seite. Die Choreographie mit neoklassischen Elementen machte dem Titel „Schauder der Exaktheit“ aller Ehre. Nach Franz Schuberts neunter Sinfonie entfachten die Tänzer ein schwindelerregendes Feuerwerk für die Sinne. Dabei werden die Schranken des traditionellen klassischen Tanzes überschritten und altes Regelwerk mit neuen Bewegungsformen gespeist.

 

Dass hohe Tanzkunst durchaus mit Humor und Slapstick kombiniert werden kann, zeigte Alexander Ekmans Choreographie „Cacti“.Hier war fast das komplette Dortmunder Ballettensemble beteiligt. Zuerst hatte man das Gefühl, dass hier Michael Jacksons „Thriller“-Video als Ballett aufgeführt wurde. Die Tänzerinnen und Tänzer schienen aus den Gräbern eines imaginären Friedhofs zu kommen. Doch was am Anfang wie ein Grabplatte aussah, entpuppte sich als universale Requisite: Rechteckige schmale Kästen auf denen man tanzen oder hinter denen man sich verstecken konnte. Gegen Ende wurden sie sogar zu einer finalen Skulptur. Atemberaubend war, was Ekman von den Tänzern abverlangte. Der Höhepunkt des Stückes war das Duett von Risa Tateishi und Arsen Azatyan. Begleitet von „Spoken words“ vermischten sich Tanz und Text zu einer Einheit, sehr komisch interpretiert zum Vergnügen des Dortmunder Publikums.

Auch die Musik war ungewöhnlich, denn sie wurde teilweise live gespielt. Mit auf der Bühne standen Alexander Prushinsky (Violine), Frank Rudolph (Violine), Roman Nowicki (Viola) und Franziska Batzdorf (Cello). Zu Melodien von Beethoven, Schubert und Haydn gaben die Musiker den Takt an.

 

Dieser Abend zeigte nicht nur, welche Farben im Tanz möglich sind, sondern stellte auch die Fähigkeiten des Dortmunder Ballettensembles unter Beweis. Alle Beteiligten wurden zum Schluss mit Standing Ovation gefeiert. Ein Muss für Ballettfans und die, die es werden wollen. Noch zu erleben am 17. November 2013, 30. November 2013, 27. Dezember 2013, 31. Januar 2014, 06. Februar 2014 und 07. März 2014.