Wenn das Konzerthaus zum Club wird

Am 11. März 2019
war es wieder soweit: Die Groove Symphony lockte wieder Alt und vor
allem Jung ins Dortmunder Konzerthaus zum „2. Konzert für junge
Leute“. Mit dabei waren neben den Dortmunder Philharmonikern unter
der Leitung von Ingo Martin Stadtmüller der DJ Larse, der Gitarrist
Tim Bücher und Sebastian23 als Moderator.

Das Besondere bei
der Groove Symphony ist das Zusammenspiel zwischen den klassischen
Musikern auf ihren „analogen“ Instrumenten und den digitalen
Klängen der DJs. DJ Larse hatte sich zusammen mit dem Dirigenten
Stadtmüller sowie den Arrangeuren Henning Hagedorn und Matthias
Grimminger Sergej Rachmaninows „Symphonische Tänze“ näher
angeschaut und fand, dass sie sich ideal für die Bearbeitung mit
elektronischen Grooves eignen.

Der erste Teil des
Konzertes bestand aus sechs Musikstücken, die aus Elementen der
„Symphonischen Tänze“ bestanden. Das Besondere daran war, dass
die digitalen und analogen Klänge wunderbar miteinander
harmonierten. Zusammen ergaben sie einen faszinierenden Klang. Das
Schlagwerk der Dortmunder Philharmoniker machte einen tollen Job.

Besonders
hervorzuheben sind auch die beiden Solisten Matthias Grimminger
(Klarinette) und Tim Bücher (Gitarre). Ihre abwechselnden Soli waren
der Höhepunkt des gesamten Konzertes und wurden zu Recht mit
Sonderapplaus vom Publikum bedacht.

Groove Symphony: Wieder einmal eine gelungene Kombination zwischen klassischer und elektronischer Musik. (Foto: © Anneliese Schürer)
Groove Symphony: Wieder einmal eine gelungene Kombination zwischen klassischer und elektronischer Musik. (Foto: © Anneliese Schürer)

Im zweiten Teil
unterstützten die Philharmoniker die Tracks von DJ Larse. Mit „The
More I Want“ hatte er einen veritablen Hit auf Ibiza. Der
Dortmunder DJ zeigt in seinen Songs seine soulige, chillige Seite.
Leider hat im zweiten Teil niemand den Mut gehabt, im Konzerthaus zu
tanzen trotz der Aufforderung von Sebastian23. Der Poetry-Slammer
erzählte zwischen den Blöcken kurz etwas zur Geschichte der
elektronischen Musik.

Die „Groove
Symphony“ entwickelt sich zum Dauerbrenner im Konzertbetrieb. Die
angeblichen Gegensätze zwischen modernen elektronischer Musik und
klassischen Kompositionen werden in den knapp 75 Minuten
pulverisiert. Zurück blieben glückliche Besucher, die den Musikern
mit nicht endend wollenden Applaus von der Bühne verabschiedeten.




Gelungenes musikalisches Doppel mit Bach und Bartók

Es klingt nicht sehr
positiv, wenn jemand sagt „Sie spielt nur die zweite Geige“. Doch
in einem Orchester haben die zweiten Geigen eine wichtige Funktion
und sind veritable Musiker. Das konnte die Gruppe der zweiten Geigen
der Dortmunder Philharmoniker beim 3. Kammerkonzert eindrucksvoll
unter Beweis stellen. Am 04. März 2019 erklangen Werke von Bach und
Bartók im Orchesterzentrum.

Im Mittelpunkt des
Abends standen die 44 Duos für zwei Violinen von Bartók. Diese
kurzen Etüden schrieb Bartók für den Freiburger Musikpädagogen
Erich Doflein. Um den Übungscharakter der Stücke aufzubrechen,
hatten die Musiker die gute Idee, die Etüden in Gruppen zu ordnen
und mit Chorälen von Johann Sebastian Bach in Bezug zu setzen. So
erklangen nach dem Choral „Das alte Jahr vergangen ist“ (BWV 614)
vier Neujahrslieder aus den 44 Duos von Bartók. Es ist schon eine
besondere Mischung. Auf der einen Seite der protestantische Bach,
dessen Choral „Seelenbräutigam“ (BWV 496) sich natürlich auf
Jesus Christus bezieht, während der als einer der großen Atheisten
der Musikgeschichte geltende Bartók in seinen Etüden die
weltlich-bäuerliche Natur zum Klingen bringt.

Eine weitere
Inspirationsquelle von Bartók ist die Volksmusik. Es ist daher nicht
überraschend, wenn in den 44 Duos viele Tänze aus Ungarn sowie den
umliegenden slawischen Ländern zu finden sind.

Die zweiten geigen spielten ein erstklassiges Konzert mit Werken von Bach und Bartók im Prchesterzentrum. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)

44 Duos, elf Choräle
und neun zweite Geigen: Wie wurde das Konzert organisiert? In der
Regel standen vier Violinistinnen und Violinisten in der Mittel der
Bühne, während die fünf anderen an der Seite auf der „Ersatzbank“
warteten. Die vier spielten zunächst gemeinsam einen Choral und dann
abwechselnd als Duo einige Stücke von Bartók. Nach einem solchen
Block wurde gewechselt.

Eine weitere gute
Idee war, Anne Kussmaul als Moderatorin zu integrieren. Kussmaul ist
freischaffende Musikvermittlerin und spielte zehn Jahre lang bei den
zweiten Geigen der Dortmunder Philharmoniker mit. Sie erklärte
zwischen den Blöcken die Funktion der zweiten geigen und führte
kleine Interviews.

Ein kleines Bonbon
gab es als Zugabe. Denn das Konzert fand ja am Rosenmontag statt. So
wurde im Orchesterzentrum das bekannte Kölner Karnevalslied „Denn
wenn et Trömmelche geht“ von „De Räuber“ gespielt.

Es spielten an
diesem Abend Oleguer Beltran Pallarés, Frank Rudolph, Renate
Morocutti, Ulrike Grosser-Krotzinger, Vera Plum, Iris Plettner,
Natalie Breuninger, Susanne Schmidt, Kathrin Averdung und Anne
Kussmaul.




Wiener Klassik und musikalischer Sturm der Revolution

Die unruhigen Zeiten
zum Ende des 18. Jahrhunderts, die besonders in der Französischen
Revolution seinen explosiven Ausbruch fand, hatte auch auf die
zeitgenössische Musik seinen maßgeblichen Einfluss. Paris, als
Hauptstadt der politischen Umwälzungen, stand am Beispiel der Werke
von vier bedeutenden Komponisten im Mittelpunkt des 2. Konzertes
Wiener Klassik. Die Dortmunder Philharmoniker spielten unter der
schwungvollen Leitung vom 1. Kapellmeister und stellvertretenden
Generalmusikdirektor Motonori Kobayashi.

Direkt oder indirekt
hatte die Revolution in Frankreich Einfluss auf die Komponisten in
der Zeit. Zu Beginn stand die Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 op. 72 von
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) auf dem Programm. Diese
Ouvertüre ist quasi ein musikalische Mini-Drama, das dem Publikum
die Handlung der „Leonore“ eindringlich mit seinem langsamen und
harmonischen Anfang, seinen Dissonanzen und Steigerung sowie
magischen Momenten näher. Die Geschichte um den in einem Kerker
gefangenen Freiheitshelden Florestan, der von seiner Frau und
Protagonistin Leonore mit Hilfe einer Verkleidung als männlicher
Kerkerknecht aus seiner misslichen Lage gerettet wird.

Annika Treutler spielte das 4. Klavierkonzert in G-Dur von Joseph Haydn. (Foto: © Neda Navae)

Eine schöne Melodie
deutet das Happy End an, und Trompetenfanfaren von außerhalb des
Orchesters sorgen für einen besonders magischen Moment. Symbolisch
stehen sie für den Minister, der Florestans Rettung ankündigt.

Das folgende 4.
Klavierkonzert G-Dur von Joseph Haydn (1732 -1809) entstand in den
1780er Jahren, als ein Kompositionsauftrag aus Paris den Meister
erreichte. Obwohl als kein ausgesprochen virtuoses Werk, ist es doch
höchst anspruchsvoll und einfallsreich komponiert.

Die junge Pianistin
Annika Treutler bewies am Klavier durchaus ihr virtuoses und
Feingefühl an ihrem Instrument. Begleitet wurde sie für das
Klavierkonzert nur von den Streichern. Schon beim kraftvollen ersten
Satz wurde ihr Können herausgefordert. Im verträumten Adagio (2.
Satz) begleiteten sie die Streicher mit Dämpfer. Der letzte Satz
war ein temperamentvolles Rondo mit witzigen Akzenten. Als Zugabe gab
es für das begeisterte Publikum die „Fantasia C-Dur“ von Joseph
Haydn.

Étienne-Nicolas
Méhul
(1763 – 1817),
heutzutage eher selten
gespielt, ist als
französischer Komponist ein Kind der Revolutionszeit. Er komponierte
im Auftrag des Staates Soldatenlieder oder Hymnen. Gespielt
wurde nach der Pause mit der temperamentvollen Ouvertüre F-Dur sein
einziges Stück mit umfangreicher Bläserbesetzung. Eine Huldigung an
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Feierlich
majestätisch beginnt die Sinfonie D-Dur KV 297 „Pariser“ von
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) mit aufsteigenden Streicher
Einsätze. Eine verspielte musikalische Wendung durch die Violinen
bildet einen Kontrast hierzu. Der ruhige und heiter-tänzerische
zweite Satz glättet die Wogen. Das
Hauptthema erinnert beim genauen Hinhören etwas an „Kuckuck,
Kuckuck, ruft‘s aus dem Wald“. Einem barocken Concerto grosso
ähnlich, wechseln sich zum Finale konzertierende Instrumente mit dem
Orchester ab.

Diese
Sinfonie changiert
musikalisch zwischen glänzendem Tumult und ernster, feiner Grazie.




Große Bekenntniswerke beim 6. Philharmonischen Konzert in Dortmund

Das 6.
Philharmonische Konzert im hieigen Konzerthaus am 19. und 20.02.2019
stand unter dem Motto „Selige Stimmen“. Zwei große Komponisten
mit zwei persönlichen Bekenntniswerken standen im Mittelpunkt der
beiden Abende. Zum einen die mysteriös-unvollendete Messe c-Moll KV
427 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791), nach seinem Umzug
nach Wien und seiner Hochzeit mit Constanze Weber entstanden, zum
anderen die musikalische Liebeserklärung an Russland „Die Glocken“
op. 35 von Sergej Rachmaninow (1873 – 1943).

Für die beiden
herausragenden Werke wurde die ganz große Besetzung aufgeboten.
Neben den Dortmunder Philharmonikern unter der temperamentvollen
Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz waren noch insgesamt
sieben Solosängerinnen und Sänger mit ausdrucksstarken Stimmen
sowie der renommierte Tschechische Philharmonische Chor Brno an den
Aufführungen beteiligt. Chormeister und Direktor dieses
eindrucksvollen Chors ist Petr Fiala.

Die
herausragende Messevertonung der europäischen Musikgeschichte von
Mozart, aufgebaut in Kyrie, Gloria, Credo und Sanctus, zeichnet sich
durch viele stilistische Ebenen aus. Sie ist gleichermaßen von
barocken Passagen wie auch von der italienischen Oper durchdrungen.
Die Sopranistin Akiho Tsujii hatte den größten Gesangspart zu
bewältigen und tat dies mit Bravour. Auch ihre Gesangskollegen Anna
Harvey (Mezzosopran, Benjamin Glaubitz (Tenor9 und Lucas Singer
(Bass) standen ihr in verschiedenen Konstellationen, ob Solo- im
Duett, Terzett oder am Ende als Quartett in nichts nach. Der
„typische“ Mozart, mit dem ihm eigenen Stil als Meister des
Kontrapunkts, war bei der Aufführung unverkennbar heraus zu hören.

Für „Die Glocken“ von Sergej Rachmaniniow wurde das große Orchester, dazu eine Solosängerin (Olesya Goloneva als Sopran), Maxim Aksenov (Tenor), der in Dortmund gut bekannte Luke Stoker (Bass) als Solosänger sowie der Tschechische Philharmonische Chor Brno als gewaltiges klangliches Fundament eingesetzt.

Der Komponist wurde
durch das Gedicht „The Bells“ von Edgar Allan Poe, frei übersetzt
ins Russische von Konstantin Balmont, zu seinem chorsymphonischen
Werk angeregt. Diese russische Übersetzung wurde für die
Aufführungen übernommen. So kommt viel „russische Seele“ rüber.

Unterstützt wurden die Dortmunder Philharmoniker beim 6. Philharmonischen Konzert vom eindrucksvollen Tschechischen Philharmonischen Chor Brno. (Foto: © Pavel Nesvatba)
Unterstützt wurden die Dortmunder Philharmoniker beim 6. Philharmonischen Konzert vom eindrucksvollen Tschechischen Philharmonischen Chor Brno. (Foto: © Pavel Nesvatba)

In vier Sätzen wird
hier der vor der Verbreitung der Uhr durch Kirchenglocken bestimmte
Lebensrhythmus der Menschen, den Rachmaninow gut aus seiner Heimat
von früher kannte, musikalisch dargelegt.

Glocken kommen im
Konzert auch in verschiedenen Größen und mit unterschiedlichen
Klangfarben, die hervorragen die verschiedenen Stimmungen in den
unterschiedlichen Lebenssituationen begleiteten.

Im ersten Satz
„Silberne Glocken“ steht die jugendliche Lebensfreude im
Mittelpunkt. Er beginnt mit einem hellen Läuten von Schlittenglocken
(Glockenspiel, Triangel, Celesta und Streicher). Der Solotenor
begleitete mit seiner vollen Stimme im Wechsel mit den Chor das
Geschehen.

Im zweiten Satz
erklingen „Hochzeitsglocken“, und die helle klare Stimme der
Sopranistin gesellt sich nach dem feierlichen Choreinsatz in die
fröhliche Stimmung ein und es endet mit dem Einsetzen von
Röhrenglocken zu freudigen Rufen des Chors.

Im Dritten Satz
„Sturmglocken“ wird die Wirkung der Feuer-und Alarmglocke auf den
Menschen musikalisch eindrucksvoll beschrieben. Es geht hoch her in
den Wirren des Lebens. Klage und Schreckensrufe des Chors und werden
kontrastreich und dramatisch mit dem Sopran gesteigert.

Die „Todesglocken“
im vierten Satz deuten auf das Lebensende hin. Elegisch-melancholisch
beginnt er mit dem Einsatz des Englischhorn. Er wird dann monoton
traurig begleitet vom Chor und dem tiefen warmen Bass. Atmosphärisch
eindrucksvoll ist der musikalische Wechsel von Aufbäumen im Schmerz
und dem Versinken in Trauer bis zum. Da kommt viel rüber, was man al

Ein wunderbares
Orchesternachspiel, das harmonisch und melodisch etwa an das Ende von
Wagners „Götterdämmerung“ erinnert, bildete den eindrucksvollen
Abschluss.




Musik voll Triumph und Schmerz

Die Dortmunder
Philharmoniker unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor
Gabriel Feltz haben am 15./16.01 .2019 unter dem Motto „Teurer
Triumph“ ganz besondere Werke von zwei außergewöhnlichen
russischen Komponisten für ihr 5. Philharmonisches Konzert
ausgewählt.

Zum einen die
„Ouverture Solennelle „1812“ op. 49“ von Peter Tschaikowsky
(1840 – 1893, )und nach der Pause die 7. Sinfonie C-Dur op. 60
„Leningrader“ von Dimitri Schostakowitsch (1906 – 1975). Ars
tremonia war am 15. Januar im Dortmunder Konzerthaus anwesend.

Die beiden Werke
sind in mehrfacher Hinsicht beachtlich und besonders. Die „Ouverture
Solennelle „1812“ nimmt Bezug auf den Einmarsch der französischen
Truppen am 22.Juni 1812 in Russland, und den teuer mit vielen
Menschenleben erkaufte Sieg der Russen gegen Napoleon. Als historisch
einzigartigen Parallele beginnt genau 129 Jahre später, am 22. Juni
1941 der Überfall des deutschen NS-Regimes auf die Sowjetunion unter
dem Namen „Unternehmen Barbarossa“. Nach der Einkesselung der
Stadt Leningrad und dem lange Kampf voll Entbehrungen und am Ende
über 1.000.000 Toten gegen die Deutsche Armee begleitet als
musikalische Unterstützung Schostakowitsch mit seiner 7. Sinfonie
bis zum siegreichen Ende.

Die Ouverture 1812
entspricht vom Wesen her einer sogenannten „Battaglia ( einem
musikalischen Schlachtgemälde) und ist auch so aufgebaut.
Aufstellung der Heere – Kampflärm – Siegeslied. Die feierliche
Einleitung erinnert an russisch-orthodoxe Kirchenklänge. Nach einer
Passage der leichten Verunsicherung kann der Zuhörer die
französische „Marseillaise“ erkennen. Die war zwar 1812 nicht
die Nationalhymne Frankreichs, unter Napoleon erklang „Le Chant du
Départ“, aber 1882 (Zeit der Aufführung) schon. Es steht als
Sinnbild für die anfänglichen Siege der Franzosen. Nach dem
„Kampflärm“ strahlt das folgende Thema Hoffnung aus. Das
nachfolgende russische Volkstanzthema bringt eine folkloristische
Note (etwa mit dem Tamburin) in die Ouverture. Es entwickelt sich
ein weiterer musikalischer Kampf zwischen der „Marseillaise“ und
dem russischen Volkslied, bis am Ende der Anfangschoral
majestätisch-pompös mit Glockengeläut ein weiteres Mal erklingt.
Nun ist der russische Sieg Gewissheit.

Die 7. Sinfonie op.
60 von Schostakowitsch begleitete als stützende musikalische
moralische Begleitung die Zeit der Belagerung Leningrads durch die
Deutsche Wehrmacht. Es ist nicht nur eine heroische Sieges-Sinfonie,
sondern macht auch den tiefen Schmerz und die unzähligen Verlust
spürbar.

Nachdem im ersten
Satz zunächst ein eher idyllisches Bild mit in Hinblick auf eine
glücklichen Vergangenheit vermittelt wird, trübt diese sich schnell
ein. Die kleine Trommel läutet erst ganz leise, dann immer
deutlicher die folgende Invasionsepisode ein. Was folgt ist ein
gigantisches Crescendo, das sich Furcht erregend monströs steigert.

Imposante Musik von Tschaikowsky und Schostakowitsch, die das Ringen der Russen gegen Invasoren eindrücklich widerspiegelt. Dargeboten von den Dortmunder Philharmonikern unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. (Foto: © Anneliese Schürer)
Imposante Musik von Tschaikowsky und Schostakowitsch, die das Ringen der Russen gegen Invasoren eindrücklich widerspiegelt. Dargeboten von den Dortmunder Philharmonikern unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. (Foto: © Anneliese Schürer)

Das folgende
traditionelle Scherzo erinnert mit unbeschwerten Klängen zwar an die
„Glückliche Zeit“, wird aber durch subtil eingesetzte
Taktwechsel unterlaufen. Der schrille Mittelteil führt wieder
Invasionsepisode zurück und es bleibt nichts von der Unbeschwertheit
übrig.

Das Adagio ist ein
großer Trauer-Choral. Durch einzelne Instrumente werden klagende
Erinnerungstöne eingeführt. Der Mittelteil ist musikalisch wieder
von Klänge der Invasionsperiode geprägt und geht zum schwelgenden
Anfangs-Rhythmus über als Zeichen von dem Gewinn des Lichts über
die Dunkelheit.

Der Sieg über die
Invasoren im vierten Satz entwickelt sich musikalisch langsam zum
Sieg hin. Das feierliche und triumphale C-Dur der letzten Takte wird
dabei aber immer mit irritierende schreiende Untertöne gestört. Ein
klares Zeichen, das dieser Triumph schwer und teuer mit unzähligen
Opfern errungen wurde.

Dieses besondere
Konzert hat alle beteiligten Musiker mit ihrem Dirigenten spürbar
auch an ihre emotionalen Grenzen gebracht.

Das Konzert am
Dienstag, den 15.01.2019 wurde von WDR 3 live im Rahmen der Reihe
„WDR 3 Städtekonzerte“ übertragen.




Im ¾ Takt ins Jahr 2019

Gleich
mit zwei Konzerten „Alles Walzer“ an einem Tag schickten
die Dortmunder Philharmoniker unter der schwungvollen Leitung von
Generalmusikdirektor Gabriel Feltz ihr Publikum im ¾
Takt in das neue Jahr 2019. Feltz gelang es wieder einmal, ein
facettenreiches Programm auf die Beine zu stellen, und die hiesigen
Philharmoniker zeigten
sich wie gewohnt in ausgezeichneter Form.

Zur
Seite standen für eine
gelungene Vorstellung außerdem noch die Pianistin Tatiana
Prushinskaya und die usbekische
Sopranistin Hulkar
Sabirova.

Geboten
wurden Walzerklänge in ihrer Vielfältigkeit aus unterschiedlichen
Epochen und Ländern.

Bei
dem Thema Walzer kommt man natürlich nicht an Wien und Johann Strauß
(Sohn) vorbei

So
begann das Konzert passend mit dem Kaiserwalzer op. 437 des
österreichisch-deutschen Kapellmeister und Komponisten.

Wie gewohnt führte Gabriel Feltz mit seinen Dortmunder Philharmonikern beschwingt und walzerselig durch das Programm. (Foto: Anneliese Schürer)
Wie gewohnt führte Gabriel Feltz mit seinen Dortmunder Philharmonikern beschwingt und walzerselig durch das Programm. (Foto: Anneliese Schürer)

Mit
dem traurig-schönem Arie „Lascia ch‘io pianga aus „Rinaldo“
(1720)
von Georg Friedrich
Händel ging es in ein anderes Jahrhundert und es wurde
gleich deutlich, dass der ¾
Takt und Walzer nicht seinen Ursprung, wie man denken könnte, in
Wien hat. Hulkar Sabirova
sang die Arie mit viel Gefühl und Stimm-Volumen.

In
verschiedenen Tempi und Variationen fand dieser besondere Takt auch
bei dem „Valses nobles D 969“ von Franz Schubert, arrangiert für
Klavier zu vier Händen von Georg Kremser. Tatiana Prushinskaya und
Gabriel Feltz trugen gemeinsam am Klavier dieses meisterhafte Werk
von Schubert vor.

Von
der Liebe zu einer Frau inspiriert wurde der französische Komponist
Louis Hector Berlioz (1803 – 1869) bei
seinem „Un Bal“ (2. Satz der „Symphonie fantastique“ op. 14).

Beim
romantischen Liebeslied „je veux vivre“ aus „Romeo et
Juliette“ von dem französischen Komponisten Charles Gounod konnte
die Sopranistin Sabirova erneut ihre weiche und volle Stimme zur
Geltung bringen.

Gabriel
Feltz führte ab und zu mit witzig-humorvollen und bissigen
Überleitungen durch das Programm.
Es folgten mit dem Walzer
aus „Dornröschen“ von Peter Tschaikowsky (1848 – 1893) und dem
Walzer Nr.2 aus der „Suite für Varieté-Orchester“
von Dimitri Schostakowitsch (1906 – 1975) zwei russische Vertreter
mit ihrem ihren romantischen und bei Schostakowitsch in
trüben politischen Zeiten auch
melancholischen Walzer-Werken.Stimmungsvoll
wurde das Programm mit dem Frühlingsstimmen op. 410 von Johann
Strauß (Sohn) dem Ende entgegen geführt.

Sabirova
und Feltz ließen es sich nicht nehmen, dabei gekonnt einen
Walzertanz auf die Bühne zu bringen und danach auch zwei Gäste aus
dem Publikum zum Tanz zu bitten.

Einer
der wohl bekanntesten Walzer von Strauß Junior, der bekannte
„Donauwalzer“, sowie ein Czaras von Hulkar Sabirova dargebracht,
durften als Zugabe nicht fehlen.

Traditionell
wurde mit dem Radetzky-Marsch von Johann Strauss (Vater) das Programm
endgültig beendet und auf das neue Jahr angestoßen.




Konzert Wiener Klassik – Große Musikmetropolen im Blickpunkt

In der Spielzeit 2018/2019 wollen die Dortmunder Philharmoniker das Publikum in ihren „Wiener Klassik“- Konzerten in die großen Musikmetropolen führen und das musikalische Schaffen der genialen Komponisten dieser speziellen Zentren näher bringen.

Beim 1. Konzert Wiener Klassik am 03.12.2018 im hiesigen Konzerthaus stand die Stadt Wien mit den Komponisten Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) und Joseph Wölfl (1773 – 1812) auf dem Programm.

Unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz ging es mit Beethovens „Wellingtons Sieg“ oder „Die Schlacht beiVittoria“ op. 91 los. Ein Auftragswerk vor dem Hintergrund des Sieges der Engländer (zusammen mit portugiesischen und spanischen Truppen) über das napoleonische französische Heer am 21. Juni 1813 bei Vitoria (südlich von Bilbao) unter dem Oberbefehl Wellingtons. Die Anregung für die Komposition kam von Johann Nepomuk Mälzel, der ein wirkungsvolles Musikstück für sein mechanisches Panharmonikum suchte. Das merkt man der insgesamt etwas groben Arbeit an.

Mit Beethoven und Wölfl entführten die Dortmunder Philharmoniker das Publikum ins die Wiener Klassik. (Foto: © Anneliese Schürer)
Mit Beethoven und Wölfl entführten die Dortmunder Philharmoniker das Publikum ins die Wiener Klassik. (Foto: © Anneliese Schürer)

Es war für eine„Europa-Tour“ gedacht und könnte als eine Art frühes „Live-Aid“ Stück zugunsten der verwundeten bayerischen und österreichischen Soldaten bezeichnet werden. Wie in einem Video-Clip orientiert sich die Musik stark am direkten Geschehen. Die Musik wird zum Schlachtfeld mit Pauken und Trompeten und Kanonendonner. Gegenüber stehen sich zwei Abteilungen. Die eine tendiert zum Spielen in C-Dur, die andere musiziert als Konfrontation meistens in Es-Dur. Dann treten zwei Märsche, das das patriotisch den Sieger verherrlichende „Rule Britannia“ gegen das „Marlborough se vat‘en guerre“. Der Schlachtlärm wird durch knarrende Ratschen und gegen die Taktschwerpunkte eingesetzter Kanonendonner bildhaft vor Augen geführt.

Für einige Kunstfertigkeit sorgen die verschiedenen Variationen bis zu dem Abschlussfugato.

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Auch beim folgenden5. Klavierkonzert C-Dur op. 43 „Grand Concerto Militaire“ von Wölfl macht der Krieg vor der Musik nicht halt. Als hervorragender Pianist konnte der deutsch-chinese Julian Pflugmann gewonnen werden.Der kriegerische erste Satz beginnt schon mit marschartigen Klängen und Trompetenfanfare. Erst spät setzt das Klavier ein. Kennzeichnet sind hier viele Variationen und nach oben strebende Läufe. Die Stimmung trübt sich durch den Wechsel von Dur nach Moll. Das Andante zeigt die auch für Mozart typischen Verzierungen. Überraschend läuft der Satz bei Wölfl plötzlich aus und es schließt sich schnell das Allegro Finale an.

Der musikalische Witz und die überraschenden harmonischen Abweichungen sowie starker Virtuosität und eine gewisse Unbeschwertheit, lassen den pompösen militärischen Ton am Anfang vergessen. Seine große Virtuosität konnte Pflugmann auch bei einer Zugabe für das begeisterte Publikum unter Beweis stellen.

Nach der Pause ging es dann mit Beethovens 8. Sinfonie F-Dur op. 93 weiter. Trotz privater und gesundheitlicher Probleme gelang dem Komponisten hiermit ein geradezu humoristisches Werk. Allerdings wird die Heiterkeit auch schon mal mit gegen den Strich der Taktschwerpunkte gebürsteten Schlägen des Orchesters „gestört“.

Kontrastreich und unkonventionell entstehen immer wieder stehende und zugleich bewegte langfelder. Bekannt ist das Allegro scherzando, das mit seinen wie ein„tickendes Uhrwerk“ mit musikalischen Nadelstichen durch die Begleitung als Parodie auf mechanische Instrumente wirkt.Überraschende Akkorde platzen da wie Sand im Getriebe hinein. Im dritten Satz, dem „Tempo di Minuetto“ geht dann beschwingt rustikal-bäuerlich zu.

Rasant, fast unmöglich zu spielen, geht der letzte Satz nervös-bizarr die letzten Takte zu, und es wirkt wie eine Parodie (mit viel Selbstironie) auf die nicht enden wollenden Schlüsse und das Pathos der eigenen Sinfonien des Komponisten.

Ein Beispiel für die Originalität des unkonventionellen Komponisten und der Genialität.




Klassische Musik in Zeiten von Umbrüchen

Die neue Spielzeit 2018/2019 steht bei der Dortmunder Philharmoniker unter dem Motto „Krieg und Frieden“. Beim 1. Philharmonischen Konzert am 11. und 12.09.2018 stand Musik von Georg Friedrich Händel, Richard Strauss und Ludwig van Beethoven auf dem Programm, die geprägt war von ihrer jeweiligen „Zeitenwende“. Ars tremonia war am 11.09.2018 anwesend.

Unter diesem Titel luden der engagierte Generalmusikdirektor Gabriel Feltz und die gut aufgelegte Dortmunder Philharmoniker ihr Publikum ein.

Die „Zeitenwende“ für die Feuerwerksmusik HWV 351 von Händel (1685 – 1759) das Ende des sogenannten Österreichischen Erfolgskriegs (1740 – 1748), das in London mit einer Siegesfeier gebührend gefeiert werden sollte. Der zu dieser Zeit größte Komponist sollte zu dem geplanten Feuerwerk am 27.04.1748 die passende feierlich Musik komponieren. Die strahlende und feierliche und ebenso beschwingte Musik ließ auch nichts zu wünschen übrig. Einen kleinen (bewussten?) Affront leistete sich der Komponist jedoch. Bereits die Ouvertüre wurde von ihm rhythmisch im Stile der barocken französischen Opernouvertüre konzipiert. Frankreich war aber Hauptgegner der Engländer in diesem Krieg gewesen! Das Finale ist italienisch tänzerisch gehalten.

Dem folgenden Oboenkonzert D-Dur von Richard Strauss (1864 – 1949) , dass nach dem der Befreiung durch die Alliierten und dem Ende des 2. Weltkrieges entstand, wurde das melancholische „Soliloquy“ von Edward Elgard (1857 – 1934) für den großartigen Oboisten Leon Goossens geschrieben. In Gedenken auch an seine 1920 verstorbene Frau Alice.

Albert Mayer begeisterte mit seinem Oboenspiel das Konzerthaus. (Foto: © Anneliese Schürer)
Albert Mayer begeisterte mit seinem Oboenspiel das Konzerthaus. (Foto: © Anneliese Schürer)

Als Solo-Oboist konnte erneut der hervorragende und charmante Albrecht Mayer gewonnen werden. Im vergangenen Jahr überzeugte Mayer mit dem Oboenkonzert Nr. 1 von Frigyes Hidas. Dieses Mal interpretierte er zunächst „Soliloquy“ sensibel und zeigte direkt anschließend auch sein ganzes Können beim Oboenkonzert von Richard Strauss. Nach nur zwei kurzen Cello-Takten folgten 57 anstrengende Takte nahezu pausenlosen Soloflug für die Oboe. Der ersten Tutti-Akkord bringt die Erlösung und es folgt ein musikalisch elegischer Abschnitt. Heitere und getragene Passagen wechseln sich im Folgenden ab und es entspinnt ein munterer Dialog der Solo-Oboe mit einzelnen Instrumenten. Das Andante verfällt nach seinem reinen Fluss nur kurz in eine eher düstere Stimmung, um schließlich wieder zum klaren klang zurück zu kehren. Als es gen Ende musikalisch ruhiger und elegischer wird, kann die Solo-Oboe noch einmal ihr ganzes können beweisen.

Das begeisterte Publikum verzauberte Mayer dann mit seiner ersten Zugabe von J.S. Bach (Ich hatte viel Bekümmernis BWV 21).

Nach der Pause stand dann Ludwig van Beethovens (1770 – 1827) heroische Sinfonie Es-Dur op. 55 auf dem Programm. Es ist laut Widmung eine „Heldensinfonie, komponiert um das Andenken an einen großen Mann zu feiern.“ Es ranken viele Anekdoten darum, wem diese Widmung galt . Dem damaligen preußischen Prinzen Louis Ferdinand oder doch Napoleon Bonaparte?

Es ist vor allem Musik von revolutionärer Kraft. Nach zwei gewaltigen Akkorden beginnt das erste Thema mit einem eher pastoralen Dreiklang, ehe nach einigen Takte unvermittelt und tonartfremd ein Cis mitten in das Es-Dur hinein. Es ist eine Art Startschuss für ein revolutionäre thematische Arbeit mit einem Satz voller musikalischer Konflikte. Im folgenden wechseln sich triumphale Akkorde mit Trauermarsch-Musik ab. Statt eines für den dritten Satz üblichen höfischen Menuetts bringt Beethoven revolutionär ein und furioses Scherzo, bei dem die Streicher unerbittlich und rasant voran treiben. Romantisch wird es nur im Mittelteil, wo die Hörner musikalisch dominieren .Der vierte Satz mit seiner Mischung aus Rondo und den vielen Variationen mit den strengen Fugen-Elementen ist der formal wohl am anspruchsvollsten.

Eine fulminante Code steht am Ende einer unvergleichlichen Sinfonie.




Musik aus Videospielen im Konzerthaus

Die Computermusik ist die jüngere Schwester der Filmmusik. Beide schaffen eine Bild-Ton-Beziehung. Aber während der Film in der Regel nach 90 Minuten vorbei ist, kann ein Spiel über 100 Stunden dauern. Eine ziemliche Herausforderung für einen Komponisten.

War in den 80er Jahren noch die Technik das Limit, so wurden die Produktionen nach und nach umfangreicher und der orchestrale Sound hielt auch in Computerspielen Einzug.

Musik für Computer- und Videospiele gespielt von den Dortmunder Philharmonikern. (Foto: © Magdalena Spinn)
Musik für Computer- und Videospiele gespielt von den Dortmunder Philharmonikern. (Foto: © Magdalena Spinn)

Am 11.06.18 präsentierten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster im Konzerthaus Dortmund „Video Game Music in Concert“. Den Beginn machte ein Stück einer Legende unter den Videospielkomponisten: Chris Hülsbeck. Zu hören war „Katakis“ aus dem Jahre 1988.

Die rasante Entwicklung der Technologie kann man am besten am mobilen Telefon sehen. Das frühere Handy hat sich zum Smartphone entwickelt, mit dem man fotografieren, Spiele spielen oder durchs Internet surfen kann. Und die Spiele klingen gut, was an Komponisten wie Martin Schjøler (Clash of Clans) liegt oder den Finnen von „Angry Birds.

Durch das Programm führte Sofia Kats, die den überwiegend jüngeren Zuhörern im Konzerthaus die Funktion und Geschichte der Videospielmusik näher brachte.

Ein Schwerpunkt des Programms lag auf dem japanischen Komponisten Nobou Uematse, der bekannt ist als Komponist der „Final Fantasy“ Reihe. Zu hören waren neben „Final Fantasy“ auch Auszüge aus „Blue Dragon“. Von Hirko Kikuta wurde das Hauptthema von „Secrets of mana“ gespielt.

Als Vergleich zu der Videospielmusik wurde die Sinfonische Dichtung „Finlandia“ von Silbelius gespielt. Schon hier sind Elemente zu hören, die die späteren Videospielkomponisten aufgreifen.

Das Konzert zum Thema „Computer- und Videospielmusik“ war ein großer Erfolg. Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken. Die Computerspielmusik der 80er Jahre (z.B. Monkey Island) fehlte mir persönlich und auch Komponisten wie Jeremy Soule (Guild Wars, Oblivion) bieten viel spät romantische Musik für ein Orchester wie den Dortmunder Philharmonikern.




Musikalischer kontra_punkt im Konzerthaus

Im hiesigen Konzerthaus luden die Dortmunder Philharmoniker unter der souveränen Leitung des österreichischen Dirigenten Martin Haselböck am 5./6. Juni 2018 zu ihrem 9. Philharmonischen Konzert unter dem Titel „kontra_punkt“ ein. Ars tremonia war am 5.6.2018 anwesend.

Im Mittelpunkt des Konzerts standen mit Johann Sebastian Bach (1685-1750) und Ludwig van Beethoven (1770-1827) zwei der größten Komponisten aller Zeiten. Bach ist als „Urvater der Harmonie“ (Beethoven) und Meister des Kontrapunkts bekannt. Beide hatten der musikalischen Entwicklung entscheidende neue Impulse gegeben.

Der musikalische Stilbegriff „Kontapunkt“ wurde ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im weiteren Sinne als „Polyphonie“ (Mehrstimmigkeit) als Organisation von Gegenstimmen zu einer vorhandenen Tonfolge gesehen.

Es ging eindrucksvoll mit der bekannten Toccata und Fuge d-Moll BWV 565 von Johann Sebastian Bach mit Martin Haselböck an der Orgel los.

Interessant war an diesem Abend für das Publikum, dass dieses Werk am Ende des Konzerts in einer orchestrieren Version (Leopold Stokowski) von der Philharmoniker dargeboten wurde. Die gewaltige Toccata und Fuge d-Moll mit seinen vielen ineinander verzahnten Elementen wurde so zu einem ganz besonderen Klangerlebnis.

Ein andere Facette von Bach, teilweise leicht an die Harmonien von Wolfgang Amadeus Mozart erinnernd, konnten die Zuhörer beim folgenden Violinkonzert a-Moll BWV 1041 erleben. Die Streichfraktion des Orchesters wurde bereichert durch den virtuosen serbisch-französischen „Geigenderwisch“ Nemanja Radulovic als Soloviolinist.

Nemanja Radulovic erinnerte mit seinem Violinspiel ein klein wenig an Paganini. (Foto: Marie Staggat).
Nemanja Radulovic erinnerte mit seinem Violinspiel ein klein wenig an Paganini. (Foto: Marie Staggat).

Er begeisterte das Publikum mit einfühlsamen Spiel bei den harmonischen (an Mozart erinnernden) Passagen, mit viel Temperament bei den musikalischen Steigerungen des Violinkonzerts und im Zusammenspiel mit dem Orchester. Sein großes virtuoses Können zeigte dann auch bei einer Zugabe.

Die folgende Fantasie und Fuge c-Moll BWM 537, orchestriert vom britischen Komponisten Edward Elgar (1857-1934) zeichnet sich durch eine sich steigernde wechselreiche musikalische Intensität aus. Einzelne Instrumente wie Oboe, Klarinette, zweite Violine oder Bratsche hatten in den Solo-Kadenzen im Wechsel öfter Gelegenheit sich hervor zu spielen.

Nach der Pause ging es mit der viersätzigen 1. Sinfonie C-Dur op. 21 von Ludwig van Beethoven mit einem intensiven Wechselspiel von Streichern und Holzbläsern und einigen Steigerungen bis zum finalem Höhepunkt weiter. Der dritte Satz bietet eine kleine musikalische Revolution in der Geschichte der klassischen Sinfonie. Obwohl noch traditionell Menuett genannt, ist dieser Satz eigentlich schon ein rasantes und furioses Scherzo.

Ein grandioses Kabinettstück war zum Schluss die von Leopold Stakowski orchestrierte Fassung von Bachs Toccata und Fuge d-Moll BWV 565. Den ersten Lauf übernehmen die groß besetzten Streicher, den zweiten dann die Holzbläser. Der Dritte wird wuchtig und massiv von den Kontrabässen übernommen. Die musikalische Ausdifferenzierung in allen möglichen Klangfarben, ob zarte und feine Klänge der Streicher oder mächtige Klangpracht, sorgte für ein emotionales Erlebnis. Beim finalen Showdown war dann noch einmal das gesamte Orchester gefordert.