Ein Auftakt mit kleinen Schritten

Am Dienstag, dem 01. September 2020 war es soweit: Das Theater Dortmund spielte wieder live. Die Philharmoniker, die Oper und das Ballett präsentierten vor Publikum Musik und Tanz. Gewöhnen muss man sich daran, dass 286 Besucher „ausverkauft“ bedeutet.

Maskenpflicht im Foyer und reichlich Abstand im Saal. Das Theater Dortmund hatte ihr Sicherheitskonzept perfekt umgesetzt. Es war sicherlich ungewöhnlich, so viel Platz zwischen den einzelnen Zuschauern zu erleben, aber es kam am Dienstag schon ein wenig Stimmung auf.

Dafür sorgten die Akteure und die Verantwortlichen. Der geschäftsführende Direktor Tobias Ehinger zeigte seine Erleichterung über den Start ebenso wie Ballettdirektor Xin Peng Wang, Opernintendant Heribert Germeshausen und Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.

Das Theater Dortmund öffnet wieder seine Pforten für Besucher. (Foto: © Anja Cord)
Die neue Spielzeit kann beginnen: Das Theater Dortmund öffnet wieder seine Pforten für Besucher. (Foto: © Anja Cord)

Doch das Wichtigste an der Eröffnungsgala waren die SängerInnen, MusikerInnen und TänzerInnen. Zu hören waren Ausschnitte aus kommenden Produktionen wie Mozarts „Entführung aus dem Serail“ mit der neuen Sopranistin Sooyeon Lee, oder einfach nur schöne Musik und Choreografien. Vor allem für Xin Peng Wang und sein Ballett werden die Abstandsregeln zu einer neuen Herausforderung, ebenso wie für die Philharmoniker, die nicht mehr mit „voller Kapelle“ agieren dürfen. So muss das Spielzeit-Programm den Gegebenheiten angepasst werden.

Das Beruhigendste ist aber: Das Theater Dortmund tut alles in seiner Macht stehende, damit die Zuschauer einen sicheren Abend genießen können. Damit kann sich der Vorhang für die kommende Spielzeit wieder öffnen.

Wer Lust hat, die Eröffnungsgala zu erleben, kann sie am 05. September um 16 Uhr und um 20 Uhr genießen.




Wiener Abend beim Philharmonischen Konzert

Im Städteprogramm des Konzerthauses entführten die Dortmunder Philharmoniker im 4. Philharmonisches Konzert ihr Publikum nach Wien. Aus dem vielfältigen Repertoire der mit Wien verbundenen Komponisten fiel die Wahl auf Werke von Johann Strauß (Sohn), Joseph Haydn und Johannes Brahms. Ars tremonia besuchte das Philharmonische Konzert am 22. Januar 2020.

Naheliegend für Musik der Donaumetropole eröffneten die Musiker den Abend mit den „Geschichten aus dem Wienerwald“ von Johann Strauß (Sohn). Der Konzertwalzer, bestehend aus fünf Walzerstücken, nahm das Publikum mit in das vom Tanzen beseelte Wien des 19. Jahrhunderts. Verstärkt wurde diese fröhlich, beschwingte, zeitweilig melancholische Stimmung durch das überzeugende Zithersolo von Wolfgang Hubert.

Für das Konzert für Violoncello und Orchester C-Dur Hob. VIIb:1 von Joseph Haydn verkleinerte sich das Ensemble auf 26 Musiker. Als Solistin des teilweise Barock angelegten Konzertes brillierte die junge niederländische Cellistin Harriet Krijgh.

Die 29-jährige Musikerin ist eine der vielversprechendsten jungen Cellistinnen der Gegenwart. Sie spielte auf einem Violoncello von Giovanni Paolo Maggini aus dem Jahre 1620, das ihr von einem privaten Sammler zur Verfügung gestellt wird.

Zeigte ihr Können beim Konzert für Violoncello und Orchester in C-Dur von Haydn: Harriet Krijgh (Foto: © Marco Borggreve)
Zeigte ihr Können beim Konzert für Violoncello und Orchester in C-Dur von Haydn: Harriet Krijgh (Foto: © Marco Borggreve)

Die einleitende Melodie des ersten Satzes spielte das Orchester mit großer Klarheit, bevor Harriet Krijgh die Melodie aufnimmt. Alle drei Sätze des Werkes kennzeichnete der stetige Wechsel zwischen Soli und Tutti. Die Übergänge gelangen hier fließend. Die schnellen und hoch gespielten Läufe besonders im 2. Satz stellten höchste Ansprüche an die Virtuosität der Solistin, die sie brillant meisterte. Nach anhaltendem Applaus des begeisterten Publikum spielte sie am Mittwoch als Zugabe eine Sarabande von Bach.

Das Klavierquartett g-moll op. 25 von Brahms spielte das Orchester, hier wieder in voller Besetzung, nach einer Orchesterfassung von Arnold Schönberg. Dem wuchtigen Hauptthema des ersten Satzes, folgte ein sanfter, träumerischer zweiter Satz, getragen von Flöten und Oboenklängen. Nach einem etwas getragenen dritten Satz, der zwischenzeitlich durch donnernde Paukenschläge und einem marschähnlichen Rhythmus etwas martialisch daher kam, folgte ein rasanter vierter Satz. Das wild wirbelnde Rondo alla Zingarese verlangte den Musikern und auch dem Dirigenten höchste Aufmerksamkeit und Präzision ab. Das „Presto“ gespielte Stück war ein leidenschaftliches Bekenntnis Johannes Brahms’ zu seiner Begeisterung für ungarische Zigeunermusik und den Cardaskapellen. Durch die hohe Kennerschaft des Werkes von Brahms ist es Schönberg gelungen, aus einem Kammermusikstück ein berauschendes und doch in Teilen auch zartes Orchesterwerk zu schaffen.

Mit Bravour meisterte Dirigent Motonori Kobayashi die Herausforderung seine Musiker durch die so unterschiedlich gearteten Kompositionen zu führen. Im 5. Philharmonischen Konzert am 11. und 12. Februar 2020, geben die Philharmoniker die Messa da Requiem von Guiseppe Verdi.




Musikalisch schwungvoller Start in das Jahr 2020

Traditionell luden die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor wieder mit einer Nachmittags- und einer Abendvorstellung zu einem festlichen Neujahrskonzert. In diesem Jahr erstmals als Kooperation in das Dortmunder Konzerthaus. Dies ist ja auch ihr eigentlicher „Heimatort“. Ars tremonia war beim Abendkonzert mit dabei.

Mit einem orchestrales Feuerwerk ging es schwungvoll mit der brillanten Musik von George Gershwin, Maurice Ravel und Leonard Bernstein in das neue Jahrzehnt. Die Komponisten sind auf die eine oder andere Weise miteinander künstlerisch durchaus verbunden. Spuren davon führen vom Kaleidoskop Amerika über Frankreich (Europa) und wieder zurück.

Temperamentvoll, karibisch anmutend ging es mit der „Cuban Overture“(1932) von George Gershwin sofort sehr dynamisch los.

Nicht nur die Dortmunder Philharmoniker , auch ars tremonia wünscht ein frohes neues Jahr 2020. (Foto: © Samkh/pixabay)
Nicht nur die Dortmunder Philharmoniker , auch ars tremonia wünscht ein frohes neues Jahr 2020. (Foto: © Samkh/pixabay)

Für die 1924 entstandene bekannte „Rhapsody in Blue“ (George Gershwin) konnte die in Frankreich lebende „junge Wilde“ Pianistin Lise de la Salle (*1988) gewonnen werden. Sie konnte im feinen Zusammenspiel mit der Dortmunder Philharmoniker ihr ganzes Können zeigen. Die Herausforderung der rasanten Passagen meisterte sie mit musikalischen Virtuosität, während die ruhigeren Abschnitt von ihr gefühlvoll vermittelt wurden.

Die hiesigen Philharmoniker unter der temperamentvollen Leitung von Gabriel Feltz gelang es dann, die entfesselnde Energie der „Rhapsody Espagnole“ (1908) von Maurice Ravel für das Publikum spürbar zu machen.

Ein Höhepunkt des Konzerts war sicherlich der legendäre „Boléro“ von Ravel(1928). Das fast meditative musikalische Grundthema, nur ab und zu variiert, entfaltete seine grandiose Wirkung. Begleitet von der „kleinen Trommel“, spielen zunächst verschiedene einzelne Blasinstrumente das musikalische Thema, wobei das Tempo stetig aber langsam erhöht wird. Später kommt die Streicherfraktion hinzu, bis das Ganze in einem fulminantem Showdown des gesamten Orchesters gipfelt.

Es zeigt sich hier besonders, wie wichtig das exakte Zusammenspiel der verschiedenen Instrumente ist.

Das könnte man erfolgreich auf das gesellschaftliche Zusammenleben übertragen. Mehr ist im Zusammenspiel und -halt zu erreichen!

Zum Abschluss stand dann noch Leonard Bernsteins „Ouvertüre zu „Candide“ (1956) als schwungvolle Ergänzung auf dem Programm.

Diese verquere Ouvertüre mit seien wechselnden Taktarten und übereinanderliegenden Metren war ein anspruchsvolles musikalisches Stück, dass den Beteiligten noch einmal alles abverlangte.




Sankt Petersburg im Blickpunkt der Dortmunder Philharmoniker

Am 05.11.2019 und 06.11.2019 stand „Sankt Petersburg“ im
Mittelpunkt beim 2. Philharmonischen Konzert der Dortmunder
Philharmoniker unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor
Gabriel Feltz.

Die russischen
Komponisten Sergej Rachmaninow (1873–1943) und Peter Tschaikowsky
(1840 – 1893) waren eng und nicht immer ungetrübt mit der Stadt
Sankt Petersburg verbunden.

Im Dortmunder
Konzerthaus erwartete das Publikum in der ersten Hälfte ein
interessantes Experiment.

Fünf
„Études-Tableaux“,
sogenannte
Miniatur-Kompositionen
wie
Gabriel Feltz sie nannte,
von Rachmaninow wurden zunächst einzeln vom
renommierten Pianisten Bernd Glemser gespielt, und jeweils danach im
Wechsel in einer
Orchesterfassung (Ottorino Respigh) von den
hiesigen Philharmoniker.

Für die Orchesterfassung hatte Rachmaninow dankbarer Weise für die jeweiligen Miniatur-Kompositionen bezeichnende Titel vorgegeben. Nr. 1 hieß passend „Die See und die Seemöwen.

Genau
dieses Bild vermittelte die Musik mit einem harmonisch ruhigen Beginn
und den „Turbulenzen“ zwischendurch. Virtuos sehr anspruchsvoll
waren die fünf „
Études
Tableaux“ nicht allein für den Pianisten, sondern natürlich für
ein komplexes musikalisches System wie ein Orchester. Allen
Beteiligten wurde viel abverlangt.

Interessant
war der Vergleich der beiden Versionen, die eigene Stärken und
Möglichkeiten des Pianos und des Orchesters verdeutlichten. Das
Ausdrucksstarke Klavierspiel mit individuellen Betonungen auf
der einen, und die Klangvielfalt durch die unterschiedlichen
Instrumente auf der anderen Seite.

Nr.
2 bot einen temperamentvollen „Volkstanz“ und Nr. 3 einen
entschieden gravitätischen „Trauermarsch“. Eine besondere
Herausforderung war Nr. 3 „Rotkäppchen und der böse Wolf“ mit
seinen rasanten Tempo. Als Abschluss dieses gelungenen Experiments
bot Nr. 5 einen „Marsch“ mit eher flotten
Volkstanzfest-Atmosphäre.

Virtuosität
und eine musikalische Tiefe waren auch für die nach der Pause
folgende 1. Sinfonie g-Moll op. 13 „Winterträume“. Es ist eine
musikalische Reise durch winterliche Russland im 19. Jahrhundert mit
all seinen Freuden, aber auch Härten.

Der
erste Satz „Träumerei
auf winterlicher Fahrt“ beginnt noch
recht träumerisch lyrisch
und harmonisch,
gesteigert mit einigen
furiosen Akkorden. Auf eine wechselhafte und rauere musikalische
Fahrt geht es im zweiten Satz „Rauhes Land, Nebelland“.
Unbeschwerter und melodisch harmonischer geht es im dritten Satz
(Scherzo) weiter. Der letzte Satz fängt mit düsteren Fagott,
Klarinette und Flötenklängen an und steigert sich in Folge
dynamisch, um dann wieder abzufallen.

Reizvoll ist der Gegensatz zwischen wilden Fugen-Episoden und markanten Hauptthema zum furiosen Finale hin für eine virtuose Schlusssteigerung.




Wiener Klassik im Puls von Wolfgang Emanuel Schmidt

Der Generalmusikdirektor Gabriel Feltz und die Dortmunder
Philharmoniker überraschen uns wieder einmal in der neuen
Spielzeit. Im Rahmen der Wiener Klassik-Konzerte werden jeweils drei
herausragende Solisten eingeladen, damit sie als Solisten und
Dirigenten mit dem hiesigen Orchester auf Augenhöhe musizieren
können.

Den Anfang verbindet
diese beiden Passionen der renommierte Cellist Wolfgang Emanuel
Schmidt (*197 im Zusammenspiel mit der Philharmoniker. Auf dem
Programm standen Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 – 1791) Sinfonie
A-Dur KV 201, die Variationen über ein Rokoko-Thema A-Dur op. 33 von
Peter Tschaikowsky (1840 – 1893) und die 98. Sinfonie B-Dur von
Joseph Haydn (1732 – 1809).

Obwohl Tschaikowsky
eigentlich zeitlich aus dem Rahmen der „Wiener Klassik“ fällt,
war er doch ein großer Bewunderer von Mozart. Seine Variationen über
ein Rokoko-Thema ist ein Beleg dafür.

Mozarts Sinfonie
A-Dur beginnt zunächst leise, in den insgesamt vier Sätzen
entwickelt sich aber eine überraschende Dynamik mit Tempowechsel.
Der zweite Satz besticht durch eine emotionale Tiefe, und als dritten
Satz hat der Komponist noch ein forsches Menuett eingefügt. Das
quirlige Finale im vierten Satz ist voller Bewegungsenergie, selbst
im zweiten leiseren Thema, und die Sinfonie endet ebenso furios. Auch
in diese ersten „reifen Sinfonie“ ist die Vorliebe des
Komponisten für das musikalisch Verspielte zwischendurch erkennbar.

Wolfgang E. Schmidt zeigte sein Können am Cello. (Foto: © Andreas Malkmus)
Wolfgang E. Schmidt zeigte sein Können am Cello. (Foto: © Andreas Malkmus)

Bei den folgenden
sieben Variationen über ein Rokoko-Thema von Tschaikowsky konnte
Wolfgang Emanuel Schmidt nicht nur sein Können und Feingefühl im
Umgang mit seinem Violoncello zeigen, sondern das Zusammenspiel mit
der Dortmunder Philharmoniker war sehr gut. Die starke Emotionalität
und Variationsvielfalt dieses Werkes kam in all seinen Facetten zur
Geltung. Als Zugabe für das begeisterte Publikum gab es noch ein
Haydn-Menuett im Zusammenspiel des Cellisten mit seiner damaligen
ersten Studentin Franziska Batzdorf (Violoncello) von den hiesigen
Philharmonikern.

Nach der Pause
folgte noch die in seiner Londoner Zeit entstandene 98. Sinfonie
B-Dur von Joseph Hadyn.

Die Einleitung im
ersten Satz ist eher langsam barock und im traurigen Moll angelegt,
um das Thema dann später in einem schnellen Allegro-Hauptteil
doppelt so schnell zu spielen. Immer wieder weicht der Komponist von
gewohnten klassischen Formen formal und harmonisch ab und irritiert
so das Hörverhalten des Publikums. Das emotionale zweite Satz mit
einem kräftigen Mittelteil scheint wie ein Requiem für den im Jahr
1791 verstorbenen Mozart zu sein.

Der dritte Satz ist
ein temporeiches Menuett, bei dem im intimen Mittelteil eine
Drehfigur dominiert, die von Fagotte und Streicher etabliert wird
und sich durch die gesamte Passage zieht. Dann wird der Rahmenteil
mit Pauken und trompeten wiederholt.

Wie ein klassisches
Jagd-Finale beginnt danach der vierte Satz Haydn bricht das Ganze
aber durch einen plötzlichen Wechsel in ungewohnte Harmonien.

Für die
allerletzten Takte hat sich der Komponist mit scherzhafter Ironie
etwas besonderes auf. Ein Cembalo-Solo. Für die damalige Zeit
ungewöhnlich.

Hat dieses
Instrument als Generalbass-Instrument in der Sinfonie doch eigentlich
nur eine begleitende Funktion. Damit stiehlt der Cembalist am Ende
allen anderen die Show.




1. Philharmonische Konzert – Musik aus der neuen Welt

Mit einem Konzert, dessen Schwerpunkt auf „New York“ lag,
begannen die Dortmunder Philharmoniker ihre Spielzeit. Samuel Barber,
Bernd Franke, Leonard Bernstein und Antonín Dvořak
hießen die Komponisten in dem abwechslungsreichen Programm. Gespielt
wurde am 01. und 02. Oktober im Konzerthaus.

Das
„Adagio
for Strings“ wurde 2004
von Hörern der BBC zum „traurigsten klassischen Stück“ gewählt.
Darüber kann man geteilter Meinung sein. Vor allem, nach welchen
Maßstäben misst man das? Jedenfalls wurde es auf Beerdigungen
verschiedener berühmter Persönlichkeiten gespielt und zum Gedenken
an die Opfer der Terroranschläge von 2001. Selbstverständlich
untermalte es besonders traurige Filmsequenzen. Der Nachteil war,
dass Samuel Barber (1910-1981)
auf das eine Stück
reduziert wurde. In der Popmusik würde man von einem
„One-Hit-Wonder“ sprechen, was dem Komponisten aber nicht gerecht
würde.

Der
Schlüssel zur emotionalen Wirkung des Adagios liegt in seiner
harmonischen Spannung. Die brachten die Dortmunder Philharmoniker,
unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz gut zu
Gehör.

Danach
wurde es modern. Bernd Franke (*1959) ist zwar kein Amerikaner, doch
sein Stück „open doors“ für Bandoneon und Orchester wurde von
New York inspiriert. Genauer gesagt von der dortigen U-Bahn. So waren
zunächst Audioaufnahmen von einfahrenden Zügen von der Empore
abgespielt und dann ging die Fahrt los. Musikalische Einsprengsel,
in der Pop-Musik würde man Loops dazu sagen, unterstützen den
Dialog zwischen Bandoneon, gespielt von Per Arne Glorvigen, und dem
Orchester. Das Bandoneon hat wie das Akkordeon den Ruf als reines
Tangoinstrument zu dienen. Glorvigen zeigte in der Komposition, dass
das Instrument zu weiteren Klangfarben fähig sein kann. So spielte
er in einer Zugabe zusammen mit der Cellistin Franziska Batzdorf das
Prélude aus der Cello Suite Nr. 1 von Bach. Aber als
Bandoneonspieler kann man wohl nicht anders, als zweite Zugabe
erklang ein Tango.

Wenn nach einem amerikanischen Komponisten gefragt wird, wird vermutlich nach Gershwin Leonard Bernstein genannt. Aus seinem ersten Musical „On the Town“ wurden drei kleine Stücke gespielt, die das nervöse Stadtleben New York musikalisch untermalten. Wie bei Franke spielt die U-bahn eine wichtige Rolle. Die drei Stücke sind sehr unterschiedlich, vor allem das zweite „Lonely Town“ ist ein langsamer, träumerische Pas de deux, das zärtlich vom Orchester interpretiert wurde.

Nach
der Pause war Antonín Dvořak
an der Reihe: Seine 9. Sinfonie ist eine der am häufigsten
gespielten Sinfonien und wer diese Melodien schon einmal gehört hat,
der weiß, warum. Dvořak
wollte einer Art „amerikanischen Musik“ den Weg weisen und
versuchte, die Musik der negro spirituals und der Indianer in seine
Sinfonie aufzunehmen. Ob ihm das gelungen ist, ist nicht so sicher,
wahrscheinlich steckt auch viel Böhmisches in dem Werk, aber es ist
ihm gelungen, seine Empfindungen der „neuen Welt“ in Musik
umzusetzen. Und manchmal malt Dvořak
auf dem Notenblatt monumentale Landschaftsbilder, die sicher spätere
Filmkomponisten inspiriert haben. Berühmt geworden ist das
Dreiklangs-Hornthema. Es erscheint als Leitmotiv in allen vier
Sätzen. Egal, ob böhmisch oder amerikanisch: Die gesamte Sinfonie
ist ein gelungenes Meisterwerk, das von den Dortmunder Philharmoniker
mit großen Engagement dargebracht wurde.




Abschieds-Sinfonie von Gustav Mahler zum Spielzeitende

Wie schon im vergangenem Jahr beendeten die Dortmunder Philharmoniker
unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz die
Spielzeit 2018/2019 mit einem großen Werk eines bedeutenden
Komponisten.

Auf dem Programm mit
dem Titel „Ewige Heimkehr“ stand die 9. Sinfonie D-Dur von Gustav
Mahler (1860-1911). Eine musikalisch wegweisende Sinfonie von großer
emotionaler Kraft. Das Werk ist streng genommen eigentlich keine
Sinfonie in D-Dur, denn im vierten und letzten Satz findet ein
Wechsel nach Des-Dur und somit eine bewusste musikalische
Abwärtsbewegung zum Ende hin statt.

Abschied spielt
allen vier Sätzen eine entscheidende Rolle

Das Besondere dieser
9. und letzten vollendeten Sinfonie ist aber die parallelen Krisen im
Privatleben des Komponisten und die gesellschaftlichen Umbrüche
wenige Jahre vor dem drohenden Ersten Weltkrieg (1914 -1918). In
seinem persönlichen Schicksalsjahr 1907 verstarb Mahlers Tochter
Maria Anna mit nur vier Jahren an einer
Scharlach-Diphterie-Erkrankung und seine Ehe ging nach und nach in
die Brüche. Als ein Arzt bei dem Komponisten auch noch einen
schweren Herzklappenfehler diagnostiziert wird klar, dass ihm nicht
mehr viel Lebens- und Schaffenszeit bleibt. Hin und her gerissen
zwischen Depression und Phasen voll Lebenshunger und Freude,
komponierte er rastlos.

In seiner 9.
Sinfonie spiegelt sich der wehmütige Blick auf eine vergangene
Epoche und das Wissen um die Endlichkeit einerseits, und das
musikalische, fast trotzige Aufbäumen auf der anderen Seite.
Entgegen der Tradition sind bei dieser Sinfonie der Anfang und
Endsatz langsam angesetzt, während die beiden Mittelsätze im
schnellen Tempo komponiert. Mahler verfolgt auch hier sein Motto, mit
allen vorhandenen technischen Mitteln musikalische eine Welt
aufzubauen.

Gabriel Feltz dirigierte die Dortmunder Philharmoniker gewohnt energiegeladen durch Mahlers 9. Sinfonie. (Foto: © Anneliese Schürer)
Gabriel Feltz dirigierte die Dortmunder Philharmoniker gewohnt energiegeladen durch Mahlers 9. Sinfonie. (Foto: © Anneliese Schürer)

Schon der erste Satz
lebt von seinen krassen dynamischen Gegensätzen. Nach einem leisen
Anfang fast aus dem Nichts, kommt es nach einer längeren
Piano-Passage gleich zweimal zu einem großen und wütenden
Orchester-Ausbruch. Die kurzen Passagen mit Abbrüchen und
Dissonanzen, dem Auf-und Ab, sind Sinnbildhaft für den sehnsüchtigen
Blick auf das bisherige Leben und Natur und das verzweifelte
Aufbäumen gegen dessen Vergänglichkeit und dem Ende.

Lebendige
Mittelsätze

Es folgen zwei
furiose und lebendige Mittelsätze, wobei der zweite Satz als ein
Tanzsatz „Im Tempo eines gemächlichen Ländlers“ zunächst
unbeschwert konzipiert wurde. Besonders die zweite Geige strahlte
behagliche Gemütlichkeit aus, um dann mit einem zweiten wilderen
Tanz in den dritten Satz über zu leiten, bei der zu Beginn die Oboe
für idyllische Gelassenheit sorgt. Doch nur für kurze Zeit, um sich
dann allmählich furioser und doppelbödiger zu entwickeln. Der
dritte Satz folgt als eine trotzige Rondo-Burleske, um in rasant
wechselnden Besetzungen voran zu preschen. Nach einem nur vorläufigen
elegischem Mittelteil kehrt die Musik zu einer beinah grimmigen und
verbissenen Rekapitulation des Anfangs zurück.

4. Satz –
Sehnsuchtsvoller Rückblick

Der vierte Satz ist
ein sehnsuchtsvoller Rückblick durch eine elegische weit gestreckte
Melodie der Streicher eingeführt. Mit dem Wechsel zu Des-Dur findet
nicht nur eine Stimmungsänderung mit der Halbton-Vertiefung im
Gegensatz zum Anfang statt, sondern auch eine bemerkenswerte
musikalische Abwärtsbewegung. Üblicherweise findet in der
Musikgeschichte am Ende einer Sinfonie eine Aufhellung statt. Doch
bei Mahler stirbt die Musik nach einem letzten Tutti-Ausbruch ganz
langsam wie das Leben.

Die Dortmunder
Philharmoniker meisterte die große Herausforderung dieser Sinfonie
zusammen mit ihrem Dirigenten mit Bravur und viel Sensibilität und
Temperament.

Abschied nehmen hieß
es auch von dem langjährigen ersten Bratschisten Roman Nowicki als
wichtigen Bestandteil der hiesigen Philharmoniker.




9. Philharmonisches Konzert – Konflikte musikalisch verarbeitet

Wen kann man in Krisen oder Kriegszeiten noch trauen? Wie stellt sich
das Individuum dann gegenüber der Gemeinschaft? Welche Wege geht es,
und wer sind seine verlässlichen Gefährten?

Bei den drei
Komponisten und deren ausgewählten Werken beim 9. Philharmonischen
Konzert am 4./5. Juni 2019 konnte das Publikum diese Konflikte
musikalisch spüren.

Die Dortmunder
Philharmoniker unter der schwungvollen Leitung des niederländischen
Dirigenten Antony Hermus nahm sich zunächst den Zyklus „Le Tombeau
de Couperin“ von Maurice Ravel (1875 – 1937) vor. Als Verbeugung
vor der französischen Barockmusik (Memoria-Komposition) und als
Erinnerung an die im 1. Weltkrieg gefallenen Freunde des Komponisten
und nach dem Tod seiner Mutter (1917) war es komponiert worden.

Die Komposition ist
zum einen vom barocken Geist (etwa beim Menuett) beeinflusst,
andererseits von harmonischen und rhythmisch-modernen Klangfarben
durchbrochen.

Die einzelnen Sätze
sind seinen gefallenen Freunden gewidmet. Nach einem fast pastoralen
leichten Beginn blitzt später auch immer wieder eine modernere
Harmonik durch. Melancholische und fröhliche Passagen wechseln sich
bis zum furiosen Finale ab. Unterschiedliche Instrumente, wie etwa
die Oboe, die Trompete oder das Englischhorn, stehen zwischendurch
abwechselnd im Mittelpunkt.

Obwohl das folgende
Violoncellokonzert des polnische Komponist Witold Lutosławski
(1913-1994) in
Konfliktreichen politischen Zeiten (Kalter Krieg) musikalisch auch
deutlich ein Konfliktverhältnis zwischen Violoncello und Orchester
beinhalten, wollte der Komponist es nicht als Allegorie zwischen dem
unter den Repressionen durch das sowjetische System leidende und sich
am Ende befreiende Individuum sehen.

Das
moderne Werk zeichnet sich durch eine klare melodische Komponente und
dissonante musikalische Narrative aus. Spektakulär zauberte der
Cellist Johannes Moser aus seinem Instrument beeindruckende Klänge.
Wie ein Herzklopfen fühlt es sich für das Publikum an, wenn schon
zum Auftakt das Solocello
mit einem großen Monolog fünfzehn bis zwanzig mal einen einzelnen
Ton wiederholt, bis sich eine mehrminütige Solofantasie anschloss.

Dem Interpreten werden auch im weiteren Verlauf Freiheiten eingeräumt, die dem Cellisten viel abverlangen. In die Fantasie fährt der erste harsche Gegenwind durch die Trompeten aufzieht. Es folgen eine Reihe von „Kampfscharmützel“ zwischen Violoncello, einzelne Instrumenten und dem Orchester. Es gibt aber auch immer mal Unterstützung für den Solocellisten. Schlussendlich
triumphiert am Ende das Violoncello.

Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Antony Hermus und dem Solocellisten Johannes Moser. (Foto: © Anneliese Schürer)
Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Antony Hermus und dem Solocellisten Johannes Moser. (Foto: © Anneliese Schürer)

Nach der Pause stand Felix Mendelssohn Bartholdys (1809 – 1847) 3. Sinfonie a-Moll op. 56, auch die „Schottische“ genannt, auf dem Programm. Sie
entstand unter dem Einfluss eine Schottlandreise 1829, die den
Komponisten auch nach Holyrood Palace, der ehemaligen Residenz von
Königin Maria Stuart (und deren Geschichte) führte. Erst zwölf
Jahre später wurde die Sinfonie 1841/1842 fertigt gestellt.

Passend
zu Schottland ist auch der dunkel-elegische Anfang mit den tiefen
Klängen der Holzbläser, Hörner und Bratschen. Die folgenden
bewegenden Themen und Motive
werden
später furios in einer
Art „Sturm“durch die Streicher gebrochen um am Ende wieder
düster-elegisch auszuklingen.

Die nächsten Sätze folgen wie aus einem Guss fast ohne Unterbrechung mal tänzerisch ausgelassen, mal kraftvoll elegant. Der vierte und letzte Satz hat teilweise den Charakter eines musikalischen „Schlachtfeldes“, das dann langsam ins Leere läuft. Das Finale ist stark und hymnisch.




Wiener Klassik mit viel Berlin-Bezug

Die Dortmunder
Philharmoniker unter Leitung des jungen Dirigenten Justus Thorau
(seit Herbst 2018 1. Kapellmeister am saarländischen Staatstheater),
lud Musikfreunde am 27.05.2019 zum 3. Konzert Wiener Klassik unter
dem Motto Berlin in das hiesige Konzerthaus.

Auf dem Programm
standen Werke von drei Komponisten des 19. Jahrhunderts, die eine
besondere Beziehung zur Musikmetropole Berlin. Diese Stadt zählte um
1800 schon über 150.000 Einwohner und hatte eine wachsende
Anziehungskraft und Einfluss für vielen Kulturschaffende.

Da wäre zunächst
E.T.A Hoffmann (1776 – 1822) mit seiner Sinfonie Es-Dur. Auch wenn
ihn im Laufe seines Lebens zuweilen in andere Städte trieb, blieb
Berlin doch immer ein Zentrum seines Wirkens. Vielen ist Hoffmann
eher als Vater der fantastischen romantischen Literatur bekannt.

Bei ihm mischten
sich jedoch Musik und Literatur und als Komponist war er vor allem
ein Verehrer von Wolfgang Amadeus Mozart. Im Jahr 1805 machte er
sogar aus „Theodor Wilhelm“ „Theodor Amadeus“.

Kirill Troussov spielte das Violinkonzert e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. (Foto: © Marco Borggreve)
Kirill Troussov spielte das Violinkonzert e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. (Foto: © Marco Borggreve)

Seine Sinfonie
Es-Dur ist durchaus (wie damals üblich) an die von Mozart (KV 543)
angelehnt. Das merkt man vor allem beim ersten Satz mit seiner
feierlichen Einleitung. Die verarbeiteten Themen sind aber von ganz
anderer Natur. Es strebt zunächst ausgestattet mit Trillern in die
Höhe, um nach einem kurzen Verarbeitungsteil in einer musikalischen
Rekapitulation zu enden.

Der zweite Satz
Andante con moto (gleiche Satzbezeichnung wie bei Mozart) ist wieder
ähnlich verspielt wie wir es von Mozart kennen. Das Menuett hat dann
etwas Fantastisches und skurriles, wie es nur von E.T.A. Hoffmann
kommen kann. Es folgt ein furioses Finale, das wieder an Mozart
erinnert.

Vor der Pause wurde
dem Publikum noch die Ouvertüre G-Dur des italienischen Komponisten
Luigi Maria Cherubini (1760 – 1842). Er zählt ebenfalls zu der zu
Unrecht vernachlässigten Kategorie von Komponisten. Bis Ende des
Zweiten Weltkriegs waren seine Handschriften und Partituren für
lange Zeit in der Berliner Staatsbibliothek zu finden. Nachdem sie
danach in Krakau verbracht wurden, sind sie nun in einer Werksausgabe
seit vier Jahrzehnten der Öffentlichkeit zugänglich.

Die Ouvertüre
G-Dur, eine Sammelbestellung der Londoner Philharmonic Society,
entfacht nach einer eher langsamen Einleitung bis zu seinem an Tempo
reichen effektvollen Schluss viel dramatisches musikalisches Feuer.
Das wurde auch vom Meister Ludwig van Beethoven sehr geschätzt.

Nach der Pause
erfreute die Philharmoniker unter schwungvoller Regie von Justus
Thorau und den in St. Petersburg geborenen und in München wohnenden
Violinisten Kirill Troussov mit dem Violinkonzert e-Moll von Felix
Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847). Dieser hatte einen Großteil
seiner Kindheit und Jugend in Berlin verbracht, litt aber immer unter
den unterschwelligen nationalistisch-antisemitischen Ressentiments
der Umgebung.

Sein Violinkonzert
ist nicht nur wie aus einem Guss, sondern bietet auch kleine
Überraschungen. So wurden etwa die musikalischen Themen am Anfang
nicht vom Orchester vorgestellt, sondern gleich im zweiten Takt von
der Violine. Der technisch brillante Violinist hatte schnell
Gelegenheit, sein Können und spielerische Sensibilität zu zeigen.
Schwelgerisch, leichtfüßig und filigran begeistert das Konzert. Das
Allegro molto vivace liefert zum Ende einen prickelnden aufgeräumten
Abschluss.

Als Zugabe für das
begeisterte Publikum gab in diversen Variationen (mit
Orchester-Unterstützung) das alte neapolitanische Lied „Carnevale
di venezia“ (Niccolo Paganini), vielen besser bekannt als „Mein
Hut der hat drei Ecken“.




Stummfilmkonzert voll revolutionärer Dramatik

Die Dortmunder
Philharmoniker unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor
Gabriel Feltz hatte sich mit „Panzerkreuzer Potemkin“ von Sergej
Eisenstein (1898 – 1948) am 26.03.2019 einen besonderen Film in
aufregender revolutionärer Zeit Russlands ausgewählt.

Eine dazu passende
Musik stammte von Dimitri Schostakowitsch (1906 – 1975) und
entstand als Auftragsarbeit des Zentralkomitees der Kommunistischen
Partei für eine Jubiläumsfeier 1925 aus Anlass des Aufstands auf
dem Panzerkreuzer. Gezielt ausgewählte Abschnitte aus seinen
Vierten, Fünften, Achten, Zehnten und Elften Sinfonien
unterstreichen die dramatischen Bilder der „Meuterei“ russischer
Matrosen auf dem Panzerkreuzer Potemkin im Jahr 1905.

Zum Hintergrund:

Die verheerende
Niederlage im Russische-japanischen Krieg 1905 mit den sozialen
Folgen brachte den wachsenden Unmut der betroffenen Menschen gegen
das repressive Zarenreich zum Kochen.

Bei den Matrosen auf
dem Panzerkreuzer Potemkin entlädt sich die Unzufriedenheit
anlässlich der katastrophalen Versorgung mit Nahrung in einer
Meuterei gegenüber der Admiralitäten.

Unter der Führung
von Wakulintschuk und mit Unterstützung der Wachen zum gelungenen
Widerstand. Unter den Opfern der Aktionen ist auch der revolutionäre
Anführer Wakulintschuk.

Szene aus dem Fim "Panzerkreuzer Petemkin". (Foto: © Deutsche Kinemathek)
Szene aus dem Fim „Panzerkreuzer Petemkin“. (Foto: © Deutsche Kinemathek)

Seine Leiche wird in
Odessa, wo man auch Lebensmittel erhalten will, unter reger
Anteilnahme der solidarischen Bevölkerung in einem Zelt aufgebahrt.
Auf der langen imposanten Treppe der Hafenstadt schießen die
zaristische Armee samt Kosaken-Einheiten auf die verzweifelt
fliehende Bevölkerung. Es gibt viele Tote und Verletzte. Um die
Menschen zu unterstützen, beschießen die Matrosen das Theater von
Odessa. Noch während überlegt wird, zwecks weiterer Hilfsaktionen
zu laden, kommt es zur Konfrontation mit dem Admiralsgeschwader, dass
in einer Verbrüderung endet.

Der Film ist aber
nicht nur einfach nur ein geschickter Propagandafilm, der die
Zuschauer gezielt emotional berühren und vor Augen führen will, mit
welchen Handlungsträgern er sympathisieren sollte. Eisenstein setzte
mit dem Mittel der Montage, Schnitten und eindrucksvollen
Nahaufnahmen zugleich eine filmisch-ästhetische Revolution durch.

Die Dortmunder
Philharmoniker mit ihrem Dirigenten gelang es punktgenau, die
jeweiligen Stimmungen musikalisch zu untermalen. Erstaunlich, wie sie
es schafften, mit nicht für möglich gehaltenen Steigerungen die
Dramatik der Ereignisse und Bilder für das Publikum fühlbar zu
machen. Die traurigen Momente, wenn zum Beispiel ein kleines Kind auf
der Treppe stürzt und von den Fliehenden praktisch zertrampelt wird,
wurde entsprechend sensibel musikalisch untermalt.

Es war wieder einmal
ein wunderbares Zusammenspiel von Filmbildern und Live-Musik, dass
den Beteiligten auf der Bühne alles abverlangte.