Dekonstruktion von Hoheitszeichen

"Scheinbogen" von Özlem Günyol und Mustafa Kunt. Zu sehen im Dortmunder Kunstverein.
„Scheinbogen“ von Özlem Günyol und Mustafa Kunt. Zu sehen im Dortmunder Kunstverein.

Der Dortmunder Kunstverein ist in die Nähe des Dortmunder U gezogen. In den neuen Räumen präsentiert er neue Arbeiten von Özlem Günyol und Mustafa Kunst in der Zeit vom 24. Mai bis zum 20. Juli 2014. Beide Künstler wurden in Ankara geboren und leben und arbeiten seit 2001 in Frankfurt am Main. Ihre sieben Arbeiten drehen sich überwiegend um Geld, Hoheitszeichen und Staatssymbole.

 

Gleich im Eingangsbereich läuft eine Video einer sich drehenden Euromünze. Kopf oder Zahl? Es wirkt wie eine Symbolisierung des sich immer drehenden Kapitalmarktes. Wird die Münze irgendwann auf eine Seite fallen? Wird es irgendwann eine weitere Finanzkrise geben? Insofern kann der Betrachter es auch positiv sehen: Solange sich die Münze dreht, kann nichts passieren.

 

Euromünzen sind auch ein wichtiger Teil einer weiteren Arbeit, die leider noch nicht aufgebaut war. Hier haben die beiden Künstler Stäbe aus den verschiedenen Metallen der Euromünzen gefertigt.

 

„Geld ist immer ein Thema“, sagte Özlem Günyol, denn auch das dritte Objekt beschäftigt sich mit dem Thema, hier geht es aber um Geldscheine. Die verschiedenen Farben der Euro-Geldscheine wurde in eine Regenbogen-Form gepackt. So ist lila (500 €-Schein) ganz oben und grau (5 €-Schein) ganz unten. Das Werk heißt demzufolge „Scheinbogen“.

 

Um die Fälschung von Dokumenten zu erschweren, benutzen die verschiedenen Länder Sicherheitsmerkmale wie beispielsweise Guillochen. Diese winzig kleinen Linien bilden interessante Muster, wenn man sie sehr stark vergrößert wie im großformatigem Buch „State painint“ der beiden Künstler.

 

Was passiert, wenn man alle Staatsgrenzen dieser Erde auf eine Größe bringt und dann übereinander klebt? Ein großes schwarzes Gebilde, was so ähnlich aussieht wie ein Wollknäuel. Es zeigt die Zufälligkeit und Beliebigkeit von Grenzen, die auf einmal in dem Wirrwarr völlig untergehen. Es wird wohl kaum jemanden geben, der die Grenzen „seines“ Landes wiederfinden kann.

 

In der Arbeit „Hemzemin“, was übersetzt so viel heißt wie „ebenerdig“, wurde ein Fahnenmast auf eine Fläche von 1,5 x 1,5 m eingeschmolzen. Der Fahnenmast, als Träger der Idee von Zugehörigkeit wird quasi auf die Ebene des Menschen (Boden) reduziert. In Dortmunder Kunstverein ist ein etwa 30-35 minütiges Video der Einschmelzaktion zu sehen. Der geschmolzene Fahnenmast liegt während der Ausstellung auf dem Hohen Wall.

Das blieb von einem Fahnenmast übrig. Zu sehen am Hohen Wall gegenüber vom "Heimatdesign".
Das blieb von einem Fahnenmast übrig. Zu sehen am Hohen Wall gegenüber vom „Heimatdesign“.




Kostenloser Energie Hotspot im City-Zentrum

Nicht nur ein einfacher Stein, er besitzt viele Sonderfunktionen. (Foto: © Peyman Azhari)
Nicht nur ein einfacher Stein, er besitzt viele Sonderfunktionen. (Foto: © Peyman Azhari)

In der Bibel konnte Moses aus einem Stein Wasser hervorsprudeln lassen. In unserer modernen Zeit kommt Strom und WLAN aus einem Stein. Ein großer Kunstfelsen mit einem Windradmast und zwei Solarpanelen, liefert mitten in unserer Stadt kostenlose Energie für alle und betreibt zudem einen Router, der offenes WLAN bietet. Das klingt zunächst etwas abenteuerlich. Zwei Künstlerduos haben nun in einem zweijährigem Prozess diese partizipatorische Skulptur als neues multifunktionales Kunstwerk im im öffentlichem Raum der Dortmunder Innenstadt geschaffen. Es befindet sich direkt gegenüber vom Modehaus Boecker in der Kampstr./Ecke Hansastr..

Der „Stein mit Vollausstattung: Energie für alle“ ist ein Ergebnis der Zusammenarbeit mit den vier Künstlern. Zu den Beteiligten gehören Lutz-Rainer Müller (Leipzig) und der Norweger Stisan Ẳdlandsvik sowie die Düsseldorfer Künstler Thomas Woll und Mark Pepper.
Pepper verriet bei der heutigen Einweihung des „Steins mit Vollausstattung“: „Leider wurden wir bei unserem Vorhaben nicht besonders unterstützt. Eigentlich wollten wir die RWE mit ins Boot nehmen. Sie glaubte aber nicht an das Projekt und hatte wohl auch keine Lust auf freien Strom für alle. Wir haben jetzt den Beweis angetreten, das es möglich ist.“

Ob Laptop, Toaster oder  Rasierer: Strom aus dem Stein. (Foto: © Peyman Azhari)
Ob Laptop, Toaster oder Rasierer: Strom aus dem Stein. (Foto: © Peyman Azhari)

Der Strom aus der aus dem Windrad und den Solarpanelen geht über Akkus zu dem Kunststein. An dem Stein befinden sich 5 Steckdosen ein Router und drei Schließfächer, die mit einem Pfand von zwei Euro kostenlos nutzbar sind. „Wenn die Passanten ihr Handy aufladen wollen oder ihr Laptop einschließen, können sie dies hier bequem machen und in Ruhe shoppen gehen. Sollte der Fall eintreten, das jemand seinen Schlüssel verliert, kann er zum Dortmunder Kunstverein in der Hansastr. 2-4 hier in der Nähe vorbeikommen. Hier haben wir Ersatz-Schlüssel.“
Man kann den Kunstfelsen als einen beliebten Treffpunkt mit WLAN- Zugangsmöglichkeit nutzen, seine Haare mit dem Fön trocknen, einfach ein paar Brotscheiben in den Toaster schmeißen, und noch vieles mehr.

Die Skulptur ist ein Sinnbild für die Nutzung des öffentlichen Raumes als Ort der Kommunikation und ein wichtiger Beitrag zur Diskussion rund um wichtige Themen wie erneuerbare Energien und der kostenlosen Nutzung des Internets für jedermann. Der Standort im Herzen unserer Stadt ist dafür ideal gewählt und wird sich hoffentlich auch als ein Treffpunkt zur Muße und Reflexion für die Menschen hier durchsetzen.