Zerfall von Intimität und Interieur

[fruitful_alert type=“alert-success“]Ausschnitt aus dem Werk „Life on Earth“, von Tobias Spichtig. 2017, verschiedene Materialien.[/fruitful_alert]

Im Dortmunder Kunstverein ist noch bis zum 16.07.2017 die Gruppen-Ausstellung „Hunger“ zu sehen. Vier junge KünstlerInnen aus dem In-und Ausland sind mit ihren Werken und Installationen  daran beteiligt. Marcel Hiller, Clémence de la Tour du Pin, Mélanie Matranga und Tobias Spichtig setzen sich in insgesamt 20 Installationen mit der durch die die modernen sozialen Medien wie YouTube, Instagram oder Facebook durchlöcherte Privatsphäre auseinander. Das private Intime wird immer mehr Bestandteil des Öffentlichen.
Die Ausstellung konzentriert sich im Wesentlichen auf den Zerfall des Interieurs und der Intimität. Der Titel „Hunger“ deutet auf ein existenzielles Bedürfnis und Sinnbild für Mangel sowie Begierde hin.
Beeindruckendes Beispiel dafür sind die Raumteiler von Clémence de la Tour du Pin. Drei Duschkabinen aus Stahl mit einem darüber geworfen benutzten Handtuch sind in der Quersicht offen einsichtig. Auf dem Boden sind braune Spuren aus einer Mischung von Kaffeesatz, Leinöl und Gips wie schmutziges Wasser zu sehen. Von der Längsseite sind durchlöcherte Raumteiler mit verschiedener Möglichkeiten der Durchsicht zu erkennen. Sie stehen als Metapher für verschieden Typen und Charaktere von Menschen, die unterschiedlichen Wert auf ihre Intimsphäre legen. So bieten die an Beichtstuhl-Trenngitter erinnernden Raumteiler je nach Enge der Gitterlöcher mehr oder weniger Einblicke. Die Privatsphäre ist nur scheinbar gewährleistet, da die Querfront offenen Einblick bietet.
Die fetischartigen Arbeiten der KünstlerInnen spielen mehr oder weniger auf die Ausstattung eines Innenraums an. Hier werden die verschiedenen Gegenstände zu Projektionsflächen für Emotionen wie Frust, Ausgrenzung oder Verlust. Die privaten Kreationen einer Parallelwelt in den sozialen Medien führt immer mehr zum Verschwinden des nichtöffentlichen Individuums. Da wird der Fetischismus zum politischen Vehikel und bietet die Möglichkeit zum Widerstand. Die Projektionsflächen sind die Gegenstände, deren viele Risse und Mängel Verwirrung auslösen und Fragen zum Thema aufwerfen.
Die grotesk wirkenden „besetzten Stühle“ von Tobias Spichtig zeigen zum Beispiel einen Tisch mit einigen heruntergekommene Stühle herum gestellt. Auf ihnen sitzen keine Menschen, sondern unterschiedlich bemalte und teils beleuchtete Globen aus verschiedenen Materialien. Es erinnert an ein politisches Krisengespräch. Versteckt im Hintergrund kauert eine als Person im Jogginganzug stilisierte Skulptur ohne Kopf, die das ganze beobachtet und auf den Boden uriniert hat.
Alle vier beteiligten KünstlerInnen arbeiten mit Kontrasten. So werden etwa weiche und harte Materialien kombiniert.
Ein künstlerischer Beitrag zur Auseinandersetzung mit den Einflüssen der modernen sozialen Medien auf unseren höchst persönlichen und privaten Lebensbereich und dessen Folgen.




Die Malerei als Vorgang der Abstraktionen

[fruitful_alert type=“alert-success“]Aufgemalte Jalousien schaffen einen lebendigen Kunstraum.[/fruitful_alert]

Darauf konzentriert sich die aus Venezuela stammende und in Berlin lebende junge Künstlerin Sol Calero mit ihrer ersten großen Einzelausstellung „Interiores“ in Deutschland hier in den Räumen des Dortmunder Kunstvereins neben dem U. Die Ausstellung wird vom 4. März bis zum 7. Mai 2017 dort zu sehen sein. Die Eröffnung dieser Ausstellung ist am Freitag,den 3. März 2017 um 19 Uhr.

Der Raum als Gesamtgemälde

Sol Calereo verwandelt die gesamten Räume in eine malerisches Kunstwerk. Darin können die Besucher in Ruhe eintauchen. Sie spielt dabei geschickt und einem westlichen Blick mit den gängigen Klischees über Venezuela (Südamerika). Mit unterschiedliche bunten Motiven und verschiedenen schönen Ornamenten bedient sie die Sehnsucht nach Sinnlichkeit und Ablenkung.Die schönen bunten Farben wirken dabei nicht aufregend grell, sondern eher beruhigend. Mit einer guten Portion Humor hat sie einen schwarz-weißen PVC-Bodenbelag als Kontrast für den Boden ausgewählt.

Die Ausstellung lädt zum Flanieren und Entdecken von immer neuen Einzelheiten ein. An diesem Ort ohne Funktionalität werden aber auch die Widersprüche und Konflikte unseres eigenen Wertesystem deutlich.

Zu den zahlreichen Veranstaltungen während der Ausstellungszeit erhalten sie Informationen unter info@dortmunder-kunstverein.de oder aber auch unter Telefon: +49 (0) 231 57 87 36




Zwischen den Ichs und dem Nichts

Olga Pedan, "Trollagem Trollerei Rumpetroll"; 2016
Olga Pedan, „Trollagem Trollerei Rumpetroll“; 2016

Mit der Ausstellung „Ichts“ präsentiert der Dortmunder Kunstverein bis zum 30. Oktober fünf spannende Künstlerinnen und Künstler. Ein Spiel zwischen dem körperlichen Ich und dem körperlosen Nichts. Oder um mit einem Philosophen zu fragen: Wer bin ich und wenn ja, wie viele?

Trolle sind im Internetzeitalter nicht mehr nur die nordischen Sagengestalten, sondern auch die körperlosen und meist anonymen Personen, die Diskussionen und Unterhaltungen zerstören. Olga Pedan gibt diesen fiktiven Charakteren eine Art von Identität. Dabei spielt sie mit dem Niedlichen und Komischen, wobei sie auch das Unförmige und Groteske dieser Kreaturen betont.

Ein zentraler Ort für Menschen sind Plätze. Frieder Haller baut sie auf vorgefundenen Materialien wie Holz, Moos oder industriellen Abfallprodukten. Die Miniaturplätze wirken wie Relikte vergangener Zeiten oder sie scheinen aus einer dystopischen Zukunft zu stammen.

Beim Tod wird aus dem Ich das Nichts. Sam Andersons Skulptur „Helpful Waitress Angel“ greift eine Friedhofsskulptur aus Barcelona auf. Hier wird das geflügelte Skelett in eine Kellnerin transformiert, der die männliche Figur aus den Händen gleitet. Der Tod als Zwischenzustand.

Groteske Figuren entdeckt man bei Aleksander Hardashnakov. In seinen zeichnerischen Arbeiten variiert der Künstler das Konzept der Körperlichkeit bis zu seiner Auflösung.

Die Arbeiten von Arjan Stockhausen beschäftigen sich mit dem menschlichen Körper und seiner Hybridität, die Betrachter sind aufgefordert, über die Wahrnehmung des eigenen Körpers zu sinnieren.




Fleisch in Stein verwandeln

Keoghs Auseinandersetzung mit dem Mord an Versace.
Keoghs Auseinandersetzung mit dem Mord an Versace.

Die mystische Medusa, eine der Gorgonen, war kein erfreulicher Anblick. Denn sie verwandelte Menschen bei ihrem Anblick in Stein. Der griechische Held Perseus konnte sie besiegen. Doch in der Populärkultur lebt sie noch immer in verschiedenster Form. Der irische Künstler Sam Keogh beschäftigte sich mit dem Mythos in unterschiedlicher Form. So sehen ist seine Ausstellung „Eurocopter EC 135“ im Dortmunder Kunstverein bis zum 14. August 2016.

Die Medusa ist nicht nur als Gorgone bekannt. Gianni Versace hat sie als Logo für seine Modefirma genutzt, sie ist der wissenschaftliche Fachbegriff für Quallen und eine miltärische Operation im Afghanistan trägt ihren Namen. All dies hat Keogh für seine Ausstellung inspiriert. Im Mittelpunkt stehen drei umgrenzte Gebiete. In ersten hat sich der Künstler mit dem Mord an Versace auseinander gesetzt. Gegenstände, wie ein nachgebautes riesiges Dumdum-Projektil, stehen alle in Verbindung mit der Tat.

Einen symbolischen Soldatenfriedhof entstand im zweiten Gebiet. Hier geht es um die „Operation Medusa“, die 14 britische Soldaten wegen eines Flugzeugabsturzes das leben kostete. Das dritte gebiet hat einen Dortmunder Ort zum Thema: Das Hotel Unique. Hier war der rote Marmor der Auslöser, denn es sieht aus wie zu Stein erstarrtes Blut.

Neben diesen drei zentralen Objekten, hat Keogh eine Vielzahl an kleinen Objekten im Raum verteilt, die manchmal Erinnerungen wecken an archäologische Fundstücke aus dem Meer. Dazu läuft es eine Videoperformance.

Der Dortmunder Kunstverein hat geöffnet Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr.




Postapokalyptische Archäologie

Die Installation von Veit Laurenz Kurz wirk wie ein außerirdisches Artefakt auf den Betrachter.
Die Installation von Veit Laurenz Kurz wirk wie ein außerirdisches Artefakt auf den Betrachter.

Mit der Ausstellung „Picknick am Wegesrand“ zeigt der Dortmunder Kunstverein sechs Positionen zeitgenössischer Künstler, die sich mit der Fusion von Technik und Natur auseinandergesetzt haben. Angesiedelt zwischen postapokalyptischen Szenarien wie „Mad Max“ und Entdeckung von Artefakten wie bei „Prometheus“ entwickeln die entstandenen Kunstwerke eine fremde Aura von Zukunft und Vergangenheit. Die Ausstellung läuft vom 05. März bis zum 22. Mai 2016.

Der Titel der Ausstellung nimmt Bezug auf die Erzählung „Picknick am Wegesrand“ von Arkadi und Boris Strugazki, die Basis war für den Film „Stalker“ von Andrei Tarkowski war. In dieser Erzählung gibt es eine Zone mit außerirdischen Artefakten, die zwar abgeriegelt ist, dennoch von Schatzsuchern heimgesucht wird. Veränderungen der Natur und der Schatzsucher sind die Folge.

Die Arbeiten der Ausstellung haben zumeist etwas Archäologisches an sich. Am deutlichsten wird das in der Arbeit von Phillip Zach, dessen Teppichstücke aus Erde, Schaumstoff und Restmüll an Relikte von Ausgrabungen erinnern. Dazu hat er seine Teppichstück in Stücke geschnitten, die an das Spiel Tetris erinnern.

Auch die Beton- und Sandskulpturen von Tiril Hasselknippe scheinen aus einer Ausgrabung zu kommen, oder sind es moderne Artefakte aus einem postapokalyptischen Zeitalter?

Wenn Menschen eine ausgestorbene außerirdische Zivilisation entdecken würden, gebe es dann eine Maschine wie sie Veit Laurenz Kurz ersonnen hat? Sein raumfüllendes Werk stellt eine Art Produktionsanlage für ein „Vitaminpräpaprat“ oder ähnliches dar, denn es scheint Extrakte von Pflanzen ab zu zapfen. Jedoch scheint es schon über Jahrhunderte nicht mehr benutzt worden zu sein, der Behälter ist überwuchert und die Schläuche lecken. Der Besucher kann sich in einen Astronauten versetzen, der auf einem neu entdeckten Planet erste Erkundungen macht und staunend vor dieser Maschine steht.

Die Zeichnungen, die Martin Schepers ausstellt, scheinen wissenschaftlicher Natur zu sein, haben aber auch eine extraterristische Funktion.

Rochelle Goldbergs Arbeiten erinnern etwas an die Terminator-Filme. Hier wirkt es, als ob das tote Material sich selbstständig verändert. Noch ist die alte Erscheinungsform, ein Krokodil, schwach zu erkennen, der untere Teil hat sich aber schon „verflüssigt“. In welcher Form das Material sich danach manifestiert, bleibt unklar.

Hybride Gestalten zwischen Tier, Mensch und Maschine entwirft Raphaela Vogel. Action-Kameras lassen das Digitale zu einem Teil der Natur werden und die Natur zu einem Teil des Digitalen.

 

Dortmunder Kunstverein
Park der Partnerstädte 2 (neben dem Dortmunder U)

Öffnungszeiten: Dienstag-Freitag 15 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr




Ungewöhnliche Bildhauertechniken

Angelika Loderer, Ohne Titel (Dose), 2105 (Foto: © Angelika Loderer)
Angelika Loderer, Ohne Titel (Dose), 2105 (Foto: © Angelika Loderer)

Bis zum 01. November 2015 zeigt der Dortmunder Kunstverein in der Ausstellung „Coming in pieces“ Werke der österreichischen Künstlerin Angelika Loderer. Ihre Arbeiten spielen mit dem Spannungverhältnissen zwischen Oberflächen, Materialität und Fragilität.

Schon die erste Arbeit im Eingangsbereich zeigt die ungewöhnliche Arbeit mit Materialien. Denn die bildhauerische Arbeit aus Gips, Plastik, Sand und einem Teppich liegt flach auf dem Boden. „Die Arbeit ist hier entstanden. Teilweise mit Materialien, die ich hier vor Ort gefunden habe wie zum Beispiel den Teppich“, erklärte Loderer. „Für mich ist es eine Skulptur, aber vielleicht kann man es auch als Collage betrachten Oft entstehen diese Arbeiten aus Neugier zum Material, wie verhält sich beispielsweise Sand auf Plastik oder es sind Beobachtungen aus der Natur.“

Die Arbeit wird nach dem Abbau der Ausstellung wieder zerstört. Doch das macht Loderer nicht traurig. „Es gibt so viele Materialien aus denen ich mich bedienen kann, da brauche ich nicht neue zu kreieren, sondern verwende, was mich umgibt. Sachen bestehen und sind dann wieder weg. Das Vergängliche finde ich schön daran. Ich kann es ja immer wieder machen.“

Ein Schwerpunkt in der Ausstellung sind die Aquarien. Die bestehen aus Aluminium, Glas und Wasser. Die Metallumfassungen haben eine Anmutung von weichen Ton und wirken organisch. Hier geht die Künstlerin zurück in die Vergangenheit. „Bei den Aquarien geht es mir um die Geschichte des Objektes. Im 19. Jahrhundert schauten die Aquarien ganz anders aus. Sie bestanden aus Stahlgerüsten mit Jugendstilelementen und Verschnörkelungen“, so Loderer.

Diese Faszination hat sie künstlerisch umgesetzt und mit modernen Elementen kombiniert. „Diese Konstruktionen wollte ich bildhauerisch interpretieren“, beschreibt die Künstlerin. „Die Aschenbecher und Dosenhalter sind für mich eher Pop-Art-Elemente, die wieder auf die Gegenwart zurückführen.“ Hinzu kommt das Spiel der Gegensätze wie Härte und Weichheit und der Fragilität von Glas.

Jeder kennt es, jeder fürchtet es: Ein vergessenes Papiertaschentuch in der Hosentasche, die in der Waschmaschine gewaschenen wurde. Diesen Fusseln hat Loderer mit ihren „Waschmaschinenskulpturen“ ein kleines bildhauerisches Denkmal gesetzt. „Diese Fussel sind die Ausgangspunkte zu den Arbeiten. Sie wurden in eine Gipsform integriert“, so Loderer. So sind Arbeiten aus einem Zufallsprinzip mit organischen Formen entstanden, die zeigen, wie eine Hosentasche von innen ausschaut. Das ist auch typisch für eine Künstlerin, die gerne mit alltäglichen Materialien arbeitet.

Angelika Loderer „Coming in pieces“

Dortmunder Kunstverein

Park der Partnerstädte 2

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag 15 bis 18 Uhr

Samstag und Sonntag 11 bis 16 Uhr




Der Wandel der Emscher in Fotografien

Verlassene Industriestandorte werden zu städtischen Highlights, früherer Unorte werden neu entdeckt, die Stadtlandschaft der Emscherregion wandelt und verändert sich. Diesen Transformationsprozess einer ganzen Region begleitet das „BRIDGES Fotoprojekt Emscher Zukunft“ der Emschergenossenschaft. Seit ihrer Gründung vor 100 Jahren dokumentiert die Emschergenossenschaft Umbau und Wandel in einem fotografischen Archiv, das heute über 200.000 Aufnahmen beinhaltet. Im letzten Jahr konnten die Dortmunder einen Teil dieser Sammlung in der Ausstellung „Das Flussarchiv“ im MKK bestaunen.

In der diesjährigen Ausstellung der Bridges-Sammlung sind im Dortmunder Kunstverein sieben Arbeiten zu sehen. Die Bilder der diesjährigen Preisträger Ekkehard Bussenius mit der Arbeit „Handlungsräume“ und Fatih Kurceren mit „My German Diary“. Eine Konzeptarbeit von Axel Braun und vier Auftragsarbeiten, die sich mit typischen Aspekten des Lebens in der Region auseinandersetzen.Von außen durch die gläsernen Wände sind Bilder der Preisträger der letzten zehn Jahre des Bridgesprojekts zu sehen.
Die Arbeit von Ekkehard Bussenius beschäftigt sich mit der Darstellung von Gebäuden und Orten an der Peripherie des Phönixsees. Die menschenleeren Bilder muten leicht artifiziell an, sie sind in der Dämmerung zur blauen Stunde mit Langzeitbelichtung entstanden, Landschaften und Gebäude verändern ihre Oberflächen und Strukturen. Die Wahrnehmung des Alltäglichen ändert sich.

In „My German Diary“ zeigt Fatih Kurceren Menschen, die als Migranten in eine Region gekommen sind, die seit 150 Jahren von Zuwanderung und Wandel durch die Industrialisierung und deren Ende geprägt ist. Er zeigt junge Menschen am Rhein-Herne-Kanal, einen Mann, der Werbeplakate klebt oder Menschen die sich in den Armen liegen. „Es sind die Menschen selbst, die in beiläufigen Inszenierungen und Beobachtungen als diejenigen betrachtet werden, die ihr Selbst und ihre Umgebung von Moment zu Moment neu erschaffen“.

Eine Konzeptarbeit von Axel Braun entstand zum Bridges-Aufruf „sustain and ability“. Ein großformatiges Foto zeigt eines der wenigen originalen Teilstücke der Emscher. Es befindet sich zu einem Parkteich reduziert im Kaisergarten hinter dem Schloß Oberhausen. Ein Buch als Leporello angelegt zeigt zahlreiche alte Schwarzweiß-Fotos des Emscherverlaufs. In einem Video dokumentiert der Fotograf den Fortgang der Emscherrenaturierung.

Ausgewählte Studenten der FH Dortmund und der Essener Folkwangschule zeigen ihre Arbeiten im Stil der Autorenfotografie. Zum Beispiel verschiedene Bergehalden im Winter, das Centro Oberhausen in einer kontrastarmen Schwarzweißfotografie oder Details aus Kleingartenanlagen die chaotisch oder abgezirkelt kontrolliert wirken.

Die Ausstellung läuft vom 30. Mai bis zum 12. Juli.




Entspannung im Dortmunder Kunstverein

Hineinsetzen und Wohlfühlen: "ain't nobody got time for that" von Janina Lemparty, Stoff- und Soundinstallation und Oerformance, 2015
Hineinsetzen und Wohlfühlen: „ain’t nobody got time for that“ von Janina Lemparty, Stoff- und Soundinstallation und Oerformance, 2015

Haben Sie das Wort „Snoezelen“ schon einmal gehört? Nein? In den Niederlanden ist der Begriff (entstanden aus „snooze“ und „doze“ , was dösen bedeutet) eine Form therapeutischen Arbeiten und hat mittlerweile in vielen Ländern Einzug gehalten.

Hierbei werden Räume so gestaltet, dass Licht, Duft, Klang und weitere sensorische Eindrücke ein Wohlbefinden erzeugen. Es ist quasi eine Komfortzone. Studentinnen und Studenten der Kunstakademieklasse von Shana Moulton haben sich mit dem Thema Komfort auseinandergesetzt. Ist der Komfort ein Zufluchtsort? Installationen, Videos und Performances laden zum Entspannen ein.

Die Ausstellung unter dem Titel „to seek out, to explore, to doze, to snooze“ läuft vom 07. März bis zum 03. Mai 2015 im Dortmunder Kunstverein und ist auch ein Begleitprogramm des Internationalen Frauenfilmfestivals in Dortmund, das vom 14. bis 19. April stattfindet.

Generell sei gesagt, dass viele der Installationen zum Anfassen oder Hinsetzen einladen. Daher werden gleich zu Beginn die Besucher gebeten, ihre Schuhe auszuziehen. Der Kuscheltiersessel von Mila Stoytcheva und Kathrin Heyer wirkt auf den ersten Blick zerbrechlich, doch er lädt zum Hineinsetzen ein. So kann sich der Besucher durch Assoziationen an seine Kindheit behütet und geborgen fühlen.

Für die Verbesserung des Selbstbewusstseins hat sich Janina Lemparty verdient gemacht. In den kreisförmig angeordneten Sitzsäcken sind Arme eingenäht, so dass man sich selbst umarmen lassen kann. Aus dem Lautsprecher ertönt ein „You are special“.

Auch von haptischer, bei-greifender Art sind die glitzernden kegelförmigen Skulpturen von Yi Cui, die sich nach Anstoßen hin und her wiegen.

Auf der Suche nach Arkadia macht sich Elisabeth Schröder in ihrer Videoarbeit. Sie hat sich gefilmt, als sie Motorrad fahrend eine Landschaft durchquert. Weitere Videoarbeiten stammen von Vanessa Möbel, Mileva Testas und Gilsuk Ko.

Insgesamt sind Arbeiten von 24 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen und zu hören.

Am Samstag, den 21. März gibt es um 15 Uhr eine Künstlerführung und während des Internationalen Frauenfilmfestivals findet ein Performance-Programm statt. Nähere Informationen unter www.dortmunder-kunstverein.de oder www.frauenfilmfestival.eu




Materialität der Architektur

Sebastian Freytag stellt im Dortmunder Kunstverein aus. (Foto: © Anja Cord).
Sebastian Freytag stellt im Dortmunder Kunstverein aus. (Foto: © Anja Cord).

Vom 22. November bis zum 25. Januar zeigt der Dortmunder Kunstverein die Ausstellung „Werkstein“ von Sebastian Freytag. Der Künstler benutzt die klassischen Werkstoffe der Architektur und formt sie neu um. Seine Arbeit umfassen nicht nur den Ausstellungsraum, sondern ragen auch in den innerstädtischen Raum hinein.

Eine moderne Stadt besteht aus Steinen unterschiedlicher Art. Im Laufe ihrer Geschichte ist ein Mix an unterschiedlichen Architekturen entstanden, die ihr Gesamtbild prägen. Das ist mit Dortmund nicht anders. Der mittelalterliche Sandstein, der Naturstein waren die Grundlage für Häuser, Kirchen und andere Gebäude.

Früher kamen die Materialien aus der Umgebung, nämlich aus den Dortmunder Steinbrüchen. Daher hat Freytag die Wände des Kunstvereins mit seiner Arbeit in einen Steinbruch verwandelt. Der Steinbruch an sich hat schon Maler früherer Zeiten inspiriert wie beispielsweise im

Werk von Paul Cezanne oder Max Slevogt. Obwohl noch gegenständlich, ist bereits der Beginn der Abstraktion in die Fläche deutlich zu erkennen.

Die Ausstellung wird flankiert von einem Parcours durch das Stadtgebiet sowie einer Arbeit im Steinbruch Oberste in Dortmund.




Zart gespannte Fäden

Aiko Tezuka in einem ihrer Kunstwerke. (Foto: © Anja Cord)
Aiko Tezuka in einem ihrer Kunstwerke. (Foto: © Anja Cord)

Seit dem 13. September zeigt der Dortmunder Kunstverein die Ausstellung der japanischen Künstlerin Aiko Tezuka „Thin Membrane. Pictures Come Down“. In ihren Arbeiten zeigt Tekuza Textilarbeiten, in die sie traditionelle mit modernen vermischt oder designete Stoffe in einzelne Fäden auflöst. Ihre Arbeiten sind bis zum 09. November zu sehen.

In der Ausstellung sind drei ganz neue Arbeiten zu sehen. Diese Einzelstücke wurden von der Künstlerin im Textilmuseum Tilburg angefertigt. Sie beschäftigt sich darin mit der Ikonografie und Ornamentik der Kolonialzeit in Indonesien, verbindet ihre Entwürfe mit modernen Signé –Ikonen und Schriftzügen z.B. @ oder visa.

Nachdem der am Computer erstellte Entwurf in Tilburg gewebt wurde, war der nächste Schritt die Webarbeit wieder zu zerlegen. So entfernt sie die Schussfäden an ausgesuchten Stellen und erreicht somit eine De- und Rekonstruktion des Materials.

Spannend ist die pinkfarbene Arbeit. Sie wird zum ersten Mal in Deutschland gezeigt. Auf der Vorderseite der Stoffes sind mit den Fäden wieder Ornamente dargestellt.

Sieben Drucke von Arbeiten können für 150 Euro bzw. mit Rahmen für 220 Euro gekauft werden. 30% des Erlöses gehen an das Projekt „Hilfe für Japan“ der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Dortmund, um Kinder aus Fukushima für vier Wochen in ein Feriencamp auf Okinawa schicken zu können.

Die Arbeit im Hintergrund besteht aus zwei Schals von H&M, die Aiko Tezuka umgestaltet hat. Im Vordergrund (v.l.n.r.) Marion Edelhoff (Vorsitzende Dortmunder Kunstverein), Aiko Tezuka (Künstlerin), Yoko Schlütermann (Deutsch-Japanische Gesellschaft), Klaus Wegener (Präsident Auslandsgesellschaft NRW), Sandra Dichtl (künstlerische Leiterin Dortmunder Kunstverein) und Linda Schröer (Kuratorin der Ausstellung). Foto: © Anja Cord.
Die Arbeit im Hintergrund besteht aus zwei Schals von H&M, die Aiko Tezuka umgestaltet hat. Im Vordergrund (v.l.n.r.) Marion Edelhoff (Vorsitzende Dortmunder Kunstverein), Aiko Tezuka (Künstlerin), Yoko Schlütermann (Deutsch-Japanische Gesellschaft), Klaus Wegener (Präsident Auslandsgesellschaft NRW), Sandra Dichtl (künstlerische Leiterin Dortmunder Kunstverein) und Linda Schröer (Kuratorin der Ausstellung). Foto: © Anja Cord.