Zwischen Verlangen und Verlust: Soshiro Matsubaras „Sleeves of Desire“ im Dortmunder Kunstverein

Die Ausstellung „Sleeves of Desire“ von Soshiro Matsubara widmet sich den feinen Nuancen zwischen Verlangen, Begehren und Sehnsucht. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit dem Anderen – einem unerreichbaren Horizont, der stets nur als Ahnung existiert. Matsubara kombiniert eigene Werke mit Fundstücken, Antiquitäten, Zeichnungen und Objekten, die persönliche wie gesellschaftliche Dimensionen des Begehrens sichtbar machen.

Schon der Ausstellungsraum im Dortmunder Kunstverein wird selbst zum sinnlichen Körper: Verhüllt von raumhohen, blutroten Stoffbahnen entsteht der Eindruck, man bewege sich im Inneren eines lebendigen Organismus.

Der Titel „Sleeves of Desire“ spielt metaphorisch auf Hüllen an – etwa auf Schallplattenhüllen – als Symbole kapitalistischer Oberfläche und Projektionsfläche von Begierde. Matsubara hinterfragt, wie Konsumgüter unsere Sehnsüchte vereinnahmen, glätten und letztlich banalisieren.

Ein begehbarer Körper zwischen Begehren, Konsum und Kunstgeschichte

Antiquitäten verschmelzen mit neuen Zeichnungen, Secondhand-Vasen werden zu fragmentierten Torsoskulpturen umgearbeitet. Die Werke thematisieren die enge Verbindung zwischen Erotik, Tod und Erinnerung. Im Eingangsbereich liegt ein Skelett, während im Obergeschoss ein nacktes Puppenpärchen nebeneinander ruht. Sind die beiden am Ziel des Begehrens angekommen – oder ist dies nur eine illusionäre Erfüllung?

Der raum des Dortmunder Kunstvereins erscheint in ein blutrotes Licht getaucht.-
Der raum des Dortmunder Kunstvereins erscheint in ein blutrotes Licht getaucht.-

Zahlreiche kunsthistorische Bezüge – unter anderem zu Gustav Klimt, Francis Picabia, Oskar Kokoschka oder Édouard Manets Olympia – verweisen auf eine intensive Auseinandersetzung mit der westlichen Kunsttradition. Auch die Psychoanalyse findet ihren Platz, insbesondere in ihrer historischen Verbindung mit dem Eros, wie sie in Wien, Matsubaras Wohnort, entstand.


Die Ausstellung „Sleeves of Desire“ von Soshiro Matsubara ist noch bis zum 31. August 2025 im Dortmunder Kunstverein zu sehen. Weitere Informationen sowie das Begleitprogramm finden Sie unter www.dortmunder-kunstverein.de.




Leben im Hannibal 2: Ausstellung von Latefa Wiersch im Kunstverein

Die 1960er- und 1970er-Jahre waren geprägt von starkem Zuzug in die Städte und einem hohen Bedarf an günstigem Wohnraum. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, entstanden zahlreiche Hochhaussiedlungen, häufig in Form von Großwohnanlagen am Stadtrand. Eine dieser Anlagen war der Hannibal 2 in Dortmund-Dorstfeld.

Ein zentraler Gedanke beim Bau solcher Hochhaussiedlungen war, unterschiedliche soziale Schichten unter einem Dach oder in einer Nachbarschaft zu vereinen. Diese sogenannte „soziale Mischung“ sollte einerseits durch verschieden große Wohnungen gefördert werden, die sowohl für einkommensschwächere als auch für einkommensstärkere Haushalte erschwinglich waren. Andererseits sollten Gemeinschaftsräume, Kindergärten und Einkaufsmöglichkeiten die Begegnung zwischen den Bewohnern erleichtern. Doch gerade diese sozialen Treffpunkte fehlten beim Hannibal 2, da sie nie realisiert wurden.

Puppen, Popkultur und Zeitgeschichte

Die Künstlerin Latefa Wiersch verbrachte ihre Kinder- und Jugendjahre im Hannibal 2 und widmete ihm ihre Ausstellung „Hannibal“. Besucherinnen und Besucher erwartet ein beeindruckender Nachbau eines Teils der Hochhausfassade, fast im Maßstab 1:1. Der Raum ist jedoch gefüllt mit Puppen, die postmigrantische Identitäten darstellen. Diese Puppen wirken wie unheimliche Doppelgänger der Künstlerin und ihres sozialen Umfelds – Figuren, die bekannte Elemente der Popkultur mit Bezügen zur Zeitgeschichte verbinden.

Die drei Puppen stehen für die Dortmunder Girlsband "Tic tac Toe", die mit ihren Liedern auch feministische und antirassistische Themen behandelten.
Die drei Puppen von Latefa Wiersch stehen für die Dortmunder Girlgroup „Tic tac Toe“, die mit ihren Liedern auch feministische und antirassistische Themen behandelten.

Besonders eindrucksvoll ist der Nachbau eines Kinderzimmers. Hier sind als Puppen die Mitglieder der Girlgroup „Tic Tac Toe“ zu sehen. Als Kind der 1980er- und 1990er-Jahre – Latefa Wiersch wurde 1982 geboren – war die Dortmunder Band für sie ein prägendes Thema. Auch der mediale Zusammenbruch der Gruppe im Jahr 1997 bleibt unvergessen.

Der Hannibal 2 erlebte ein ähnlich dramatisches Ende. 2017 mussten die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Wohnungen wegen Mängeln im Brandschutz innerhalb einer Stunde verlassen. Nach langen Debatten durften einige von ihnen nur kurzzeitig zurückkehren.

Begleitprogramm zur Ausstellung

Parallel zur Ausstellung bietet ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm weitere Einblicke:

  • DO, 23.01., 18 UHR
    Kuratorinnenführung
  • DO, 20.02., 19 UHR
    Filmabend #26: Viola Shafik – Ali im Paradies (My Name Is Not Ali)
  • SA, 22.03., 14–16 UHR
    Erzählspaziergang
  • SA, 12.04., 17 und 18 UHR
    Performance von Latefa Wiersch – Hannibal

Latefa Wiersch – Hannibal

  1. Januar – 13. April 2025

Dortmunder Kunstverein
Rheinische Straße 1
44137 Dortmund

 




Essen und Trinken im Überfluss: Die Ausstellung „Schlaraffenland“ im Dortmunder Kunstverein

Vom 15. September bis zum 22. Dezember 2024 zeigt der Dortmunder Kunstverein die Ausstellung „Schlaraffenland“. Zehn künstlerische Positionen beleuchten die Utopie des Überflusses beim Essen und Trinken, wobei auch kritische Perspektiven nicht fehlen: Leben wir durch die industrielle Massenproduktion bereits im „Schlaraffenland“? Denn Lebensmittel sind immer und überall verfügbar.

Mythos und Moderne: Die kulturelle Bedeutung des Schlaraffenlandes

Der Mythos des „Schlaraffenlandes“ wird erstmals im „Le fabliau de Cogagne“ aus dem Jahr 1250 erwähnt und verbreitete sich anschließend nach den Niederlanden und Deutschland. Im Spanischen heißt das Schlaraffenland „Jauja“, was einen Ort in Peru bezeichnet, an dem Milch und Honig fließen. Verwandt damit sind das keltische „Tír na nÓg“ sowie das japanische 宝の国 (Takara no Kuni), wobei letztere weniger stark den Fokus auf Essen und Trinken legen.

Ausstellungsplakat von "Schlaraffenland" im Dortmunder Kunstverein.
Ausstellungsplakat von „Schlaraffenland“ im Dortmunder Kunstverein.

Die Besucher*innen werden von einem Werk von Hannah Levy begrüßt, das einen überdimensionalen Spargel zeigt, der in zwei metallenen Krallen ruht. Der Spargel, das beliebteste Gemüse der Deutschen, wird allerdings immer noch unter prekären Bedingungen geerntet.

Alwin Lays Fotografie „Knuspriges Hähnchen“ ist eine Referenz auf den zweiten Streich von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“, in dem die beiden die Hähnchen von Witwe Bolte stehlen. Lay thematisiert die moderne Esskultur, die zunehmend auf Snacks und To-go-Mahlzeiten setzt. Bereits in der Antike gab es jedoch Fast Food, sodass das Konzept des Essens „to go“ keine moderne Erfindung ist.

Von Mukbang bis Kaffee: Die kulturellen und sozialen Implikationen

Das To-go-Essen hat eine weitere Auswirkung, da es zur Vereinsamung führt. Ein kurioser Trend namens „Mukbang“, der aus Südkorea stammt, zeigt Menschen, die sich beim Essen filmen. Diese Videos haben teils groteske Ausmaße angenommen, da dabei riesige Mengen an Lebensmitteln konsumiert werden. Am 14. Juli 2024 verstarb Pan Xiaoting (24), die in China durch extreme Mukbang-Videos bekannt wurde, während eines Mukbangs. Das Duo „Artist Mukbang“ (Liza Dieckwisch und Julia Gruner) greift dieses Phänomen in ihren künstlerischen Videos auf.

Julia Gruner ist ebenfalls mit einer weiteren Arbeit vertreten, bei der sie Lebensmittel scannte und diese auf einem 7×5,80m großen Vorhang präsentierte. Der schwarze Hintergrund erinnert an klassische Stilllebenmalerei.

Belia Zanna Geetha Brückner untersucht das Motiv von Tischgemeinschaften, um Machtstrukturen zu analysieren und zu zeigen, wie sich diese systematisch herausbilden, transformieren und manifestieren. Für ihre Performance zur Ausstellungseröffnung wird ein Catering eines privaten Luftfahrtunternehmens serviert.

Alkohol ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet; wer keinen trinkt, muss sich erklären, nicht umgekehrt. Pablo Schlumberger lässt sich von der Figur des „Trinkers“ inspirieren, der Exzess und Abschweifung thematisiert. In der Ausstellung „Schlaraffenland“ stellt er sowohl alte als auch neue skulpturale Arbeiten aus.

Schlaraffenland: Globalisierung und Massenproduktion

Der Geruchssinn spielt beim Essen und Trinken eine zentrale Rolle. Vittorio Brodmanns Gemälde „Tag und Nacht im Leben einer Bäckerei“ zeigen die Arbeit eines Brot-Sommeliers.

Im Schlaraffenland bestehen die Häuser aus Brot, doch im Dortmunder Kunstverein ist das Gelände beim Aufgang aus Fondant mit einer leichten Vanillenote gestaltet – bitte nicht hineinbeißen! Josephine Scheuer schuf dieses Kunstwerk. Fondant erfüllt keinen kulinarischen Zweck und bietet keinen gesundheitlichen Mehrwert, sondern wirkt glatt und kalt wie Marmor.

Die ständige Verfügbarkeit von Lebensmitteln hat zu einem Verlust ihrer kulturellen Bedeutung geführt. So sieht es das Künstler*innenkollektiv „Slavs and Tatars“, das sich mit der Kultur Eurasiens auseinandersetzt. Früchte wie Maulbeeren oder Sauerkirschen haben auf spiritueller oder emotionaler Ebene ihre Bedeutung verloren.

Kaffee ist seit 1850 ein Massenprodukt. 1938 reichte Achille Gaggia das Patent für eine dampffreie Kaffeemaschine ein, was den Siegeszug des Kaffees einleitete. Alwin Lays 24-teiliger Bildzyklus zeigt eine Kaffeemaschine, die im Kaffee, den sie produziert, quasi ertrinkt – ein Symbol für den Burn-out moderner Menschen, die sich oft nur noch durch Kaffee über den Arbeitstag retten.

Aufstand im Schlaraffenland

Zum Schluss habe ich noch etwas von Deichkind zum Thema. „Aufstand im Schlaraffenland“ gefunden:

Die Leute kommen und protestieren
Sie wollen nicht länger konsumieren
Sie schmeißen all die Leckereien
Direkt in eure Fresse rein!
Sie reißen jetzt die Schnauze auf
Widerstand wird aufgebaut
Sie klettern auf den Käseberg
Und rufen auf zur Gegenwehr!
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Öffnungszeiten:
Mittwoch–Freitag: 15 – 18 Uhr
Samstag und Sonntag: 12 – 18 Uhr
Eintritt frei.
Sonderprogramm
21.09. (SA), 16–21 Uhr
MUSEUMSNACHT
Performance
Julius Metzger: Invisible Labor Bar
11.10. (FR), 20 Uhr
QUEER CINEMA III
Pride Power
17.10. (DO), 19 Uhr
FILMABEND #25
Ulrike Ottinger: Bildnis einer Trinkerin
25.10. (FR), 19 Uhr
WEINPROBE
In Kooperation mit Restaurant Labsal
21.11. (DO), ab 19 Uhr
THEMENABEND #7: SCHLARAFFENLANDSOZIOLOGIE
Dr. Daniel Kofahl (Ernährungskulturwissenschaftler):
Wo Genussüberfluss und Askesemangel herrschen
12.12. (DO), 19 Uhr
DIALOGISCHE FÜHRUNG
Mit Mira van Leewen (Deutsches Kochbuchmuseum, Dortmund) und Linda Schröer




Brice Dellsperger – Ein Spiel der Identitäten und Beziehungen

Unter dem Titel „Jalousies“ zeigt der Dortmunder Kunstverein bis zum 25. August Arbeiten von Brice Dellsperger. Im Mittelpunkt stehen seine Videoarbeiten, doch in der ersten Etage sind einige von Dellspergers Gouachen ausgestellt.



Filmszenen nachspielen haben vermutlich viele gemacht. Doch Brice Dellsperger geht einen Schritt weiter und verbindet ausgewählte Szenen in seiner Werkserie „Body Double“ mit einer queeren Perspektive. Dellsperger hat ein Faible für Thriller der 80er und 90er Jahre. Daher sind Szenen aus „Body Double“ von Brian De Palma, „Dead Ringers“ von David Cronenberg und „Blow Out“ ebenfalls von Brian De Palma zu sehen. Entweder spielt Dellsperger alle Rollen selbst („Blow Out“), dabei schlüpft er in Frauenkleidung, sodass alle Figuren auch weiblich gelesen werden.

Filmstill: Brice Dellsperger Body Double 39, 2023/24
Filmstill: Brice Dellsperger Body Double 39, 2023/24

Im Prinzip benutzt Dellsperger das Nachspielen eines Films als queeres Reenactment, um somit die narrativen Verschiebungen sichtbar zu machen, wenn sich die Geschlechter der Protagonisten ändern. In seinen Gouachen zeigt er Szenen aus Hollywoodfilmen oder referiert Popkultur. Dellsperger unterzieht seine Werke auch einer queeren Lesart.

Sonderveranstaltungen zur Ausstellung:

  • 06.06. DO, 19 UHR
    FILMABEND + KÜNSTLERGESPRÄCH
    Binge Watching Body Double
  • 27.06. DO, ab 19 UHR
    THEMENABEND: CAMP IM KINO
    FÜHRUNG & VORTRAG
    Prof. Dr. Sophia Prinz: Zwischen Widerstand und Pink-Washing
  • 05.07. FR, 20 UHR
    QUEER CINEMA II:
    EARLY CLASSICS
  • 20.08. DI, 18 UHR
    KURATORINNENFÜHRUNG
  • 24.08. SA, 21 UHR
    PERFORMANCE
    Zoe Williams, Katie Shannon & Keira Fox: TLC23PEDESTRIANFETISHMAG2024

Brice Dellsperger ist bekannt für seine einzigartigen Videoarbeiten und Gouachen, die Hollywoodszenen und Popkultur durch eine queere Linse neu interpretieren.




Geschichten und Objekte zur Fußballkultur gesucht

Der Dortmunder Kulturverein sucht fußballbezogene Erinnerungen von Privatpersonen, um sie in Schaukästen auszustellen. Als Kulturprogramm während der Europameisterschaft entsteht auf der Achse zwischen Hauptbahnhof und Stadion ein Ausstellungsparcours unter dem Titel „Denk ich an Dich, Europa“ (08. Juni bis 14. Juli 2024) durch zahlreiche Kneipen. Der Parcours stellt ungewöhnliche Objekte und ihre Geschichten über die Kultur rund um den Fußball in den Mittelpunkt und soll Anlass für Begegnungen ganz unterschiedlicher Menschen bieten.



Hierfür sucht der Dortmunder Kulturverein Ihre persönlichen Erinnerungsstücke zu internationalen Fußballbegegnungen: Fotografien, Dokumente, Texte, Kleidungsstücke oder selbstgestaltete Fanartikel – alle persönlichen Geschichten und Objekte, die Fußballkultur prägen, sind gefragt und könnten somit Teil der Schaukästen werden.

Ausgestellt werden die Objekte in eigens dafür vom hiesigen Designbüro NOSTUDIO entworfenen Vitrinensystem und an jenen Orten, an denen während der Spiele alle zusammenkommen: in Dortmunder Kneipen mit Ruhrgebietsflair.

Bewerbungen sind ab sofort und bis zum 22. April 2024 möglich. Am Das Formular sowie weitere Informationen finden Sie hier: euro24xdokv.de




Unselfing – Bekämpfung des Egoismus

Ein klein wenig Egoismus ist ja nicht schlecht, aber wenn es ständig nur „Ich!Ich!Ich!“ heißt, das Selbst zum Kapital wird, braucht es eine Korrektur. Das ist das „Entselbstung“ oder „Unselfing“.



Die gleichnamige Ausstellung „Unselfing“ in Dortmunder Kunstverein bezieht sich dabei auf die Arbeiten der Philosophin Iris Murdoch. Der Begriff „Unselfing“ beszieht auf ein Konzept, das sie in ihrem Buch „The Sovereignty of Good“ (Die Souveränität des Guten) aus dem Jahr 1970 eingeführt hat. Iris Murdoch argumentiert darin, dass wir unsere selbstzentrierte Sichtweise überwinden müssen, um moralisch gute Handlungen zu vollbringen. Das „Unselfing“ bezieht sich auf den Prozess der Entselbstung oder der Befreiung von egozentrischen Denkmustern. Das „Unselfing“ beinhaltet also eine Verschiebung von der Selbstbezogenheit zu einem größeren Verständnis und einer größeren Aufmerksamkeit für die Welt außerhalb des eigenen Ichs.

In der Gruppenausstellung, die bis zum 12. Mai 2024 im Dortmunder Kunstverein zu sehen ist, zeigen sieben KünstlerInnen ihre Arbeiten zu diesem Thema.

Ja Jess präsentiert Silikonmasken, die an der Zunge miteinander verbunden sind. Durch die Möglichkeit, dass zwei Menschen diese Masken tragen können, entsteht eine nonverbale Kommunikation, eine Art Nabelschnur. In einem weiteren Werk zeigt Jess umgedrehte Kopfkissen, die in Särgen eingesetzt werden. Damit symbolisiert Jess den Tod seines ursprünglichen Geschlechts.

Der ukrainische Künstler Yuri Yefanov fragte sich 2021, ob menschliche Verständigung auch ohne feste Sprachkonventionen gelingen kann? Aus dem Workshop entstand ein Audiostück, was im Kunstverein zu hören ist. Als Vergleich wird am 05. Mai 2024 in Dortmund ein ähnliches Projekt durchgeführt.

Wer nicht genug vom Hören hat, kann sich bei einer Hörstation ein Gespräch zwischen der Philosophin Iris Mudoch und dem Philosophen Jiddu Krishnamurti anhören. Bei denen geht es um die Frage des Selbst und des Entselbsten.

Nicht nur für Computerarchäologen interessant sind die Arbeiten von Lilian Schwartz. Lilian Schwartz‘ Arbeit konzentrierte sich hauptsächlich auf Computergrafik und digitale Kunst. In den 1960er und 1970er Jahren arbeitete sie mit den damals verfügbaren Computertechnologien, um abstrakte visuelle Kunstwerke und Animationen zu schaffen. Die Fortschritte in der Grafiktechnologie, die durch Künstler wie Schwartz inspiriert wurden, trugen zur Verbesserung der visuellen Darstellung in Computerspielen bei. Zu sehen sind frühe Filme, die zwischen 1970-1974 entstanden sind.

Motten haben in Deutschland wegen der Kleider- und Lebensmittelmotte keinen so ganz guten Ruf, aber ein riesiger Pfauenspinner (Lunar Moth) hängt in halber Höhe über den Boden. Die Motte ist die nächtliche Schwester des Schmetterlings, das Symbol der Trans-Community für Veränderung des Selbst (Raupe->Schmetterling). Geschaffen haben das Kunstwerk Avaf und David Reiber Otálora.

Mit einer anderen Philosophin, nämlich Donna Harraway beschäftigt sich der Künstler Jessy Razafimandimby. Harraway entwickelte das Konzept des „Kinship“. Ihr Ansatz zur Kinship-Idee basiert auf der Vorstellung von „geflickten Identitäten“ und „affektiven Verbindungen“. Statt fester, biologischer Verwandtschaftsbeziehungen setzt sie auf flexible und offene Konzeptionen von Gemeinschaft und Bindung. Razafimandimby benutzt als Kinship seine Beziehung zu seinem verstorbenen Hund und zwingt auch die BesucherInnen bei einem Objekt die Sichtweise eines Hundes anzunehmen.

Musik machen mit einem Teppich? Ja, das geht. Es ist sogar möglich, die Meeresgeräusche nachzuahmen. Cevdet Erek zeigt, wie mit einem Teppich und Handbewegungen die Meeresbrandung in die Dortmunder Innenstadt kommt. Ein Heft bietet eine Anleitung zur Vorbereitung und Durchführung des „See Szenen Stückes“.

„Insektenhotels“ heißen die Arbeiten von David Reiber Otálora. Seine Werke sind auf die Bedürfnisse von Insekten und Vögeln hin gestaltet. Sie können auch funktional als Insektenhotels eingesetzt werden. Beim Film von Yael Bartana „Pardes“ geht es um die persönliche Sinnsuche westlicher Menschen, die in den Urwald fahren, um an einem Ritual teilzunehmen. Bei diesem Ritual wird ein psychedelisches Getränk verabreicht, wobei es zu einer spannenden oder schrecklichen Erfahrung kommen kann. Darüber hinaus kann der Betrachter entscheiden, ob die Kommerzialisierung dieses Rituals positiv oder negativ ist.




Performative Kunst zwischen Fiktion und Realität

In den Räumlichkeiten des Dortmunder Kunstvereins (neben Haltestelle Westentor) ist die multimediale und performative Ausstellung „But who is Ulrike Mandrake“ des jungen französischen Künstlers Nils Alix-Tabeling (1990 *) vom 25.06.2023 bis 10.09.2023 zu sehen und erleben.



Die Besuchenden erwartet beim Eintreten ein mystisch-sakral wirkender Raum. Durch die besondere räumliche Anordnung verschiedener, aus unterschiedlichsten Stoffen zusammengearbeiteter Gegenständen mit einem vielfältigen symbolhaften visuellem Vokabular wird der Geist der titelgebenden fiktiven Figur „Ulrike Mandrake“ in den großzügigen Raum des Kunstvereins gebracht. Man hat die Möglichkeit, die weiße Sitze mit gebetsartig verschränkten Beinen und an Gehirne erinnernde Stoffkissen zu benutzen.

Bis zum 10.09.2023 stellt Nils Alix Tabeling im Dortmunder Kunstverein aus.
Bis zum 10.09.2023 stellt Nils Alix Tabeling im Dortmunder Kunstverein aus.

Der Künstler benutzt eine ambivalente und symbolhafte zum Nachdenken anregende Sprache.

Der Name der Figur setzt sich aus dem Vornamen der Journalistin und RAF-Terroristin Ulrike Meinhof (1934 – 1976) und der giftigen Heil -und Ritualpflanze Alraune (engl: mandrake) zusammen. Deren Pfahlwurzel ähnelt nicht nur einer Menschengestalt, sondern zieht sich als pflanzliche Kontinuität durch die Ausstellung. Der Name suggeriert eine semantische Verbindung zwischen Meinhof und der giftigen Ritualpflanze. Der Titel verweist zudem auf die menschliche Sehnsucht, die vermeintliche Wurzel des Bösen durch Wissenschaft auszumachen.

Alix-Tabelings Kunst drückt sich im Zusammenspiel von bildhauerischen, malerischen, akustischen und performativen Werken aus.

Das Vokabular reicht von Zitaten aus Science-Fiction, historischen Referenzen, Mobiliar, Mode, Schamanismus, Drag und 3d-Drucken. Dabei kombiniert er fein gearbeitete holzbildhauerische Element e mit gefundenen Objekten, Textilien mit Heilkräutern aus seinem Garten.

Humorvolle Verweise auf Homophobie finden sich etwa bei den kopulierenden Feuerkäfern (frz. Gendarme) im Gemälde „Aubépine“ (Spiral, Violence), deren Rückenzeichnung bei genauerem Hinsehen das Wort „Police“ ergibt.

Es geht um Gewalt gegen queere und weibliche Körper damals wie heute.

Sind patriarchalischen (nicht männliche) Gewaltstrukturen in der Vergangenheit und noch heute ursächlich für stärker werdenden Verzweiflung, Widerstand im Angesicht der existenziellen Bedrohungen und ungerechten Verhältnissen?

Ein beeindruckender Teil der Ausstellung ist das zu hörende fiktive Gefängnisgespräch zwischen Ulrike Meinhof (aus Briefen während ihrer zerstörerischen Isolationshaft 1973/1974) und Briefen aus der Haft von Rosa Luxemburg (1871 – 1919). Die eine nahm sich verzweifelt das Leben, die andere wurde zusammen Karl Liebknecht von Angehörigen der Garde-Kavallerie- Schützen-Division ermordet.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, den 24.06.2023 um 17.00 Uhr statt




Hoda Tawakol – Spezielle Oase im Dortmunder Kunstverein

Nach der Renovierung des neuen Standortes des Dortmunder Kunstvereins (direkt neben der Haltestelle Westentor) ist in diesem offenen Kunst-Ort die Ausstellung „Silent voices in a Palm Grove“ (Stille Stimmen im Palmenhain) der ägyptisch-französischen Künstlerin Hoda Tawakol (* 1968) vom 25.03. bis 11.06.2023 zu sehen.



Ars tremonia bekam beim Presserundgang mit der Künstlerin und Rebekka Seubert (Kuratorin und künstlerische Leiterin des Dortmunder Kunstvereins) einen ersten Eindruck.

Rebekka Seubert (links) und die Künstlerin Hoda Tawakol mit einigen ihrer Arbeiten im Dortmunder Kunstverein.
Rebekka Seubert (links) und die Künstlerin Hoda Tawakol mit einigen ihrer Arbeiten im Dortmunder Kunstverein.

Schon beim Hinkommen werden die Menschen von der großflächig von innen aufwendig gestalteten Dschungellandschaft auf Stoff eingeladen.

Auf der Erdgeschoss-Ebene erwartet die Besuchenden eine Installation aus großformatigen Textilskulpturen oder Haarmasken, die den Kunstverein zu einer Oase werden lassen.

In einem Palmenhain treffen Haarkostüme und stoffliche Skulpturen auf menschengroße Falkenmasken.

Die Werke bieten eine ambivalente Welt zwischen Sinnlichkeit und Brutalität.

Das beginnt schon im Eingangsbereich. Hier wartet eine „Kriegerin“ aus synthetischem Haarkostüm. Sie ist schön, kämpferisch und bedrohlich zugleich.

Hier spielen Fragen nach Körper und Identität sowie Ängste vor „mächtigen Frauen“ eine Rolle. Die Arbeiten nehmen Bezug auf die Kultur und die Traditionen des nordafrikanischen Raums, hybride Zustände oder die Mehrdeutigkeit von Zeichen und Sprache.

Haare sind nicht nur ein Attribut des Weiblichen, wie Hoda Tawakol erklärt hat, sondern stellen zudem eine Methode zur diskriminierenden Einordnung dar. (etwa „Bad Hair“ bei den Haaren der afrikanischen Sklavinnen).

Die großformatigen Stofffiguren mit stilisierten Brüsten dienen als Lockmittel wie der „Fleischköder“ dem Falken. Ihre Erscheinung ist gleichzeitig bedrohlich und raumgreifend. Diese Doppeldeutigkeit zieht sich durch die Ausstellung von Hoda Tawakol.

Die Falkenmasken auf der Ebene Zwei sind in einer riesigen Holzgitterkonstruktion in Form eines alten Palastes (Kairo) errichtet.

Schutz vor „äußeren Reizen“. Angst vor Macht und Selbstbestimmung der Frauen? Viel Raum für Assoziationen.

Ein gelungenes Gesamtkonstrukt, das Bewusstsein für die Blickbeziehungen zwischen Menschen oder Mensch und Kunst schaffen kann.

Einweihung & Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, dem 24.03.2023 ab 19:00 Uhr statt.

Neben den anderen Veranstaltungen oder der Führung mit der Kuratorin am Sonntag, dem 26.03.2023 ist sicherlich der Themenabend Haarpolitik (Ausstellungsgespräch) am 01.06.2023 interessant. 

Weitere Informationen zur Ausstellung von Hoda Tawakol erhalten Sie unter https://www.dortmunder-kunstverein.de/de/Ausstellungen/Aktuell–Vorschau-2/SOON/Hoda-Tawakol-Silent-Voices-in-a-Palm-Grove.htm




Wet resistance – Der Widerstand, der mit Wasser gefüllten Beutel

Die Künstliche Intelligenz (KI) scheint immer mehr Bereiche des Menschen zu dominieren. Sie kann besser Schach spielen und ist in Logik und Effizienz anscheinend dem Menschen überlegen. Dennoch haben die Menschen (noch?) mehrere Trümpfe. Ihre Kreativität in Kunst und Kultur, die Liebe und den Humor. Die Ausstellung „Wet resistance“ zeigt Arbeiten von neun KünstlerInnen in Dortmunder Kunstverein. Sie ist bis zum 30. Oktober 2022 zu sehen.

Die Arbeiten in der Ausstellung wurden von José Montealegre und Rebekka Seubert kuratiert und zeigen das Irrationale, Feuchte, Moosige, Wuchernde. Dazu wird das saubere, technische, rationale kontrastiert.



Der Titel der Ausstellung „wet resistance“ erinnert an ein Zitat aus Star Trek Folge „Ein Planet wehrt sich“  mit Picard als Captain. Dort bezeichnete eine anorganische Lebensform die Menschen als „Mit Wasser gefüllte Beutel“. Wie sieht uns die sich immer schneller entwickelnde KI? Bis etwas ähnliches wie Commander Data Realität ist, wird es sicher noch einige Zeit dauern, aber dann?

Gleich zu Beginn erwartet die BesucherInnen eine Überraschung. Denn die Fliesen scheinen nicht sachgerecht gelegt worden zu sein. Doch das ist gewollt. Die Arbeit von José Montealegre macht die Schritte der BesucherInnen hörbar. Zudem baut der Künstler eine alte Tomatenform aus Kupfer. Kupfer steht hier für die Technologie.

„Cup with stains“ von Anna Solal zeigt eine Kaffeetasse, die überall im Raum Flecken hinterlassen hat. Ihre Flecken bestehen unter anderem aus kaputten Smartphonebildschirmen, die wie Vögel aussehen. 

Darling Lopez-Salinas benutzt gefundene Materialien für ihre „Wasserpistole“. Das harmlos aussehende Gerät hat es in sich, denn darin befindet sich giftiges Wasser aus einem See in Managua (Nicaragua).

Die Arbeit von Tetsumi Kudos ist geprägt durch die Atombombenabwürfe auf Japan und die Möglichkeit der Auslöschung der Menschheit. Durch den Ukrainekrieg hat die Symbolik von „Souvenir de la mue“ eine neue Aktualität bekommen…

Mit dem Aussterben von Spezies beschäftigt sich auch Julian Irlinger. In seiner Fotoserie „before time“ kombiniert er Dinosaurierspielzeug mit Milch, die von Säugetieren produziert wird.

Die im Raum aufgestellten Fallen von Hanna-Marie Hammari wirken einerseits bedrohlich, sind aber zerbrechliche Objekte aus Keramik.

Die Arbeit von James Krone „Waterhome Series“ besteht aus zwei Teilen. Zum einen ein Aquarium, das vor Jahren mit Wassergefüllt wurde und danach von Algen überwuchert. Vom Mikrokosmos des Wassers inspiriert schuf Krone eine Reihe von Gemälden, die durch Schichtung von Farbe entstanden sind. Zu sehen sind einige Bilder mit ihrer Vorderseite (schwarz) und andere von ihrer Rückseite, auf der die Flecken der durchkommenden Farbe sichtbar sind.

Begrüßt werden die BesucherInnen von einer Plastik, die eine Art Meerjungfrau darstellt. Die Arbeit von Zoe Williams soll den Betrachter in eine Art Zwischenwelt ziehen. Ihre weiteren Zeichnungen spielen mit dem Gegensatzpaar Ekel und Anziehung.

Welche Mittel benötigen wir, um unser Dasein zu verlängern? Schon seit längerem nutzen wir Technik wie Herzschrittmacher, Dialyse oder eben Atemmasken, die die mexikanischer Künstlerin Berenice Olmedo für ihre Arbeiten „Homonyme“ und „Askésis“ benutzt. Auch hier bleibt ein dystopischer Gedanke bestehen: Was werden wir in Zukunft für Hilfsgeräte benutzen müssen, um hier weiterexistieren zu können.

 

José Montealegre_ Pagina 295_2022_Photo Roland Baege

PROGRAMM

Freier Eintritt zu allen Veranstaltungen

DO, 8. SEPTEMBER, 19 UHR 
KLEINER FREITAG 
LA DERNIÈRE SÉANCE #19
19 Uhr: Kuratorinnenführung im Kunstverein
20 Uhr: Filmvorführung im Kino im U: Mundane History (82’), Regie: Anocha Suwichakornpong, Thailand, 2009, Sprache: Thai mit englischen Untertiteln
Kuratiert von Julian Irlinger  

MO, 12. SEPTEMBER, 10-13 UHR 
KÜNSTLER*INNENFRÜHSTÜCK #2
Gastvortrag: Noor Mertens, Kunstmuseum Bochum
Anmeldung unter: artistled@dortmunder-kunstverein.de

DO, 6. OKTOBER, 19 UHR 
KLEINER FREITAG
VIDEOVORTRAG + Q&A
Dr. Astrida Neimanis (Kulturtheoretikerin und Professorin an der UBC Okanagan, Kanada) über ihr Sachbuch „Bodies of Water: Posthuman Feminist Phenomenology“ (2017), Hybridveranstaltung, moderiert von Rebekka Seubert und José Montealegre

SO, 9. OKTOBER, 17 UHR 
SLOW READING CLUB #4
mit Bryana Fritz und Henry Andersen für deutsch- oder englischsprachiges Publikum
Mit philosophischen und literarischen Texten zur Ausstellung schaffen die Lesesessions des Slow Reading Clubs ein kollektives körperliches Erlebnis: Durch Lichtstimmung, Sound, Interventionen und ein besonderes räumliches Setting werden künstliche Situationen erzeugt, in denen gemeinsam gelesen wird.
Anmeldung: visit@dortmunder-kunstverein.de

Dortmunder Kunstverein
Rheinische Straße 1
44137 Dortmund

Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag        15 – 18 Uhr
Samstag und Sonntag    11 – 18 Uhr
sowie nach Vereinbarung




Chaflierplatz – Ausstellung im Kunstverein von Iván Argote

Der kolumbianische, in Paris lebende Künstler Iván Argote präsentiert uns einen neuen Begriff: chaflieren. Mit diesem Begriff fördert uns der Künstler auf, den öffentlichen Raum fantasievoll zu nutzen. Der Kunstverein zeigt neben Videos verschiedene Bronzeskulpturen, gestaltete Bänke, Zeichnungen und einen großen Chaflierplatz. Die Ausstellung ist bis zum 21. November zu sehen.

Die Idee, sich den öffentlichen Raum anzueignen, ist nicht neu. Bereits in den 60er Jahren formulierte der französische Philosoph Henri Lefebvre das „Recht auf Stadt“, indem er dazu aufrief, den urbanen Raum als Ort der Begegnung zu gestalten. Argote geht noch einen Schritt weiter, indem er Orte des Dialogs schafft, die unser Verhältnis zum „Anderen“ sowohl in zwischenmenschliche Ebene als auch im globalen Kontext analysieren. Das erklärt er in Video „La Plaza del Cafleo“ von 2019.

Iván Argote auf seinem Chaflierplatz im Dortmunder Kunstverein.
Iván Argote auf seinem Chaflierplatz im Dortmunder Kunstverein.

Diese Plaza findet sich auch im Kunstverein wieder. Der „Chaflierplatz“ ist eine spielerische Bodenskulptur aus eingefärbt beton, deren Hände mal vier, mal sechs oder mal fünf Finger haben. Alle Hände sind durch ihre Fingernägel miteinander verbunden. Inspiriert wurde der Künstler auch durch die AfD, die „Deutschland. Aber normal“ zur Bundestagswahl plakatiert. Dabei stellt sich nicht nur für den Künstler die Frage: Was ist „normal“? Was passiert mit den „Unnormalen?“ Argote Arbeit zeigt, dass der „Andere“ nicht als Fremder angesehen werden sollte, sondern als Einheit in der Diversität.

Wenn der „Andere“ unbekannt ist und nur in der Fantasie existiert, dann macht man sich merkwürdige Vorstellungen. In der Antike und im Mittelalter stellte man sich die Menschen auf der Südhalbkugel als „Antipoden“ vor. Ihre Füße sitzen verkehrt herum am Körper, sodass sie nach einer Richtung schauen und in die andere laufen. Argotes Antipoden aus Bronze sind selbstbewusst und schauen stolz und fröhlich.

Es gibt verschiedene Sondertermine zur Ausstellung. Am 23.09.21 gibt es nicht nur um 19 Uhr eine Ausstellungsführung, im Kino im Dortmunder U findet um 19:45 Uhr ein Videoscreening mit vier Filmen, die der Künstler zusammengestellt hat.

Am 07.10.21 gibt um 18 Uhr eine öffentliche Führung statt und am 21.10.21 um 19 Uhr ein Ausstellungsgespräch.

Der Dortmunder Kunstverein ist geöffnet dienstags bis freitags von 13 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr. Weitere Informationen auf www.dortmunder-kunstverein.de.