Global Jazz Spaniens auf hohem Niveau

Im Rahmen des diesjährigen Klangvokal Musikfestivals Dortmund wurde am 18. Juni 2025 im Domicil ein weiterer Höhepunkt für Fans des spanischen Global Jazz gesetzt. Als hochkarätiger Gast trat die junge katalanische Sängerin, Posaunistin und Komponistin Rita Payés gemeinsam mit ihrer Band auf.

Dass Payés aus einer musikalischen Familie stammt, zeigte sich nicht zuletzt durch die energiegeladene Unterstützung ihrer Mutter Elisabeth Roma an der spanischen Gitarre. Ergänzt wurde das Ensemble durch Juan Rodriguez Berbin (Percussion), Horacio Fumero sowie Pol Batlle (Gitarre, Gesang) – allesamt exzellente Musiker.

Die Sängerin mit ihrer leicht angerauten Altstimme, die auch mühelos höhere Lagen erklimmen konnte, beeindruckte zudem durch ihre sprachliche Vielseitigkeit: Ob Spanisch, Portugiesisch, Katalanisch oder Englisch – sie wandte sich stets charmant an ihr Publikum.

Rita Payés verzauberte das domicil. (Foto: (c) Clara Ruiz)
Rita Payés verzauberte das domicil. (Foto: (c) Clara Ruiz)

Das abwechslungsreiche Programm war geprägt von einem spannenden Stilmix. Mal klanglich leicht verschleiert und portugiesisch-melancholisch, dann wieder durchzogen von lateinamerikanischen oder brasilianischen Rhythmen wie Bolero-Son oder Bossa Nova.

Ihr Gesang – häufig inspiriert von persönlichen Lebenserfahrungen – wurde eindrucksvoll durch ihr ausdrucksstarkes Posaunenspiel ergänzt. Ihre starke Bühnenpräsenz erfüllte den Raum mühelos.

Immer wieder bekamen auch die anderen Bandmitglieder Gelegenheit, ihr Können solistisch oder in kleineren Formationen unter Beweis zu stellen. Dabei entstand stellenweise eine mitreißende Jam-Session-Atmosphäre.

Ein gelungener und klangvoller Abschluss des Klangvokal Musikfestivals im Domicil – und ein überzeugender Beweis dafür, wie lebendig und facettenreich der spanische Global Jazz sein kann.




Westafrikanischer Groove im domicil

Am 3. Juni 2025 machte ein Weltstar Halt im Dortmunder domicil: Der malische Musiker Habib Koité trat im Rahmen des Festivals Klangvokal mit seinem neuen Ensemble Mandé Sila auf. Mit über 400.000 verkauften Alben und mehr als 1.700 Konzerten weltweit zählt Koité zu den bekanntesten Musikern des afrikanischen Kontinents.Er war bereits an internationalen Projekten wie Desert Blues mit Touareg-Musikern und Acoustic Africa mit Künstlern wie Vusi Mahlasela und Dobet Gnahoré beteiligt.

Der Name Mandé Sila bedeutet „Der Weg des Manding-Reiches“ und steht sinnbildlich für die kulturelle und musikalische Vielfalt Westafrikas. Das Ensemble zelebriert diese Vielfalt, indem es traditionelle Musikformen bewahrt und zugleich neue klangliche Perspektiven erschließt. Begleitet wurde Koité von drei herausragenden Musikern: Aly Keïta aus der Elfenbeinküste am Balafon, Lamine Cissokho aus dem Senegal an der Kora und Mama Koné aus Mali, langjähriger Begleiter Koités an Djembe, Kalebasse und elektronischen Pads.

Mandé Sila (v.l.n.r.) Aly Keïta, Habib Koité, Lamine Cissokho  und Mama Koné. (Foto: (c) Celine-Christine Spitzner)
Mandé Sila (v.l.n.r.) Aly Keïta, Habib Koité, Lamine Cissokho und Mama Koné. (Foto: (c) Celine-Christine Spitzner)

Karibische Assoziationen und westafrikanische Lebensfreude

Besonders Aly Keïta begeisterte mit seinem virtuosen Spiel auf dem Balafon und zog immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Die hellen, schnarrenden Klänge erinnerten an karibische Musik – kein Zufall, denn das Balafon gilt als Vorläufer von Instrumenten wie der Marimba. Durch die traurige Geschichte des transatlantischen Sklavenhandels gelangten viele musikalische Traditionen Westafrikas in die Karibik, wo sie sich weiterentwickelten.

Doch auch Lamine Cissokho und Mama Koné überzeugten mit Spielfreude und Virtuosität an Kora und Percussion. Habib Koité selbst benötigte nicht mehr als seine akustische Gitarre und seine charismatische Ausstrahlung, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen.

Das Konzert war wie geschaffen dafür, sich vom Rhythmus mitreißen zu lassen – was viele im Publikum auch begeistert taten. Für einen Abend verwandelte sich das Dortmunder domicil in eine westafrikanische Tanzfläche voller Energie und Lebensfreude.




Musik zum Ende der Zeit: Messiaens Meisterwerk

Wann endet die Zeit? Laut der Relativitätstheorie bilden Raum und Zeit eine Einheit. Die Raumzeit kann entweder durch eine starke Expansion des Universums oder durch dessen Kollaps enden. Doch der Komponist Olivier Messiaen, ein gläubiger Katholik, hatte eine ganz andere Vorstellung vom Ende der Zeit: die Apokalypse, wie sie in der Offenbarung des Johannes beschrieben wird.Diese Vision hat er in seinem berühmten Werk „Quatuor pour la fin du temps“ („Quartett für das Ende der Zeit“) musikalisch umgesetzt. Das Stück wurde im Rahmen des 3. Kammerkonzertes am 23.01.2025 im domicil aufgeführt.

Die Entstehung des „Quatuor pour la fin du temps“

Das „Quatuor pour la fin du temps“ entstand 1941 unter außergewöhnlich schwierigen Umständen. Messiaen komponierte es während seiner Gefangenschaft im deutschen Kriegsgefangenenlager Stalag VIII-A in Görlitz (heute Zgorzelec, Polen). Die Uraufführung fand ebenfalls im Lager statt, mit Musiker:innen , die wie Messiaen Kriegsgefangene waren. Die zur Verfügung stehenden Instrumente waren rudimentär, was die Aufführung zusätzlich erschwerte. Im domicil interpretierten Bianca Adamek (Violine), Andrei Simion (Cello), Ailina Heinl (Klarinette) und Çağdaş Özkan (Klavier) das Werk mit großer Hingabe.

Das Ende der zeit wie es sich die AI ausdenkt. Massiaen hatte andere Vorstellungen. (Foto: ensen Art Co from Pixabay)
Das Ende der Zeit wie es sich die AI ausdenkt. Massiaen hatte andere Vorstellungen. (Foto: Jensen Art Co from Pixabay)

Messiaens Kompositionsstil ist geprägt durch den Einsatz von modalen Skalen, rhythmischer Freiheit und seiner Faszination für Vogelgesänge. Viele Sätze des „Quatuor pour la fin du temps“ besitzen eine meditative und zeitlose Qualität, die durch langsame Tempi und schwebende Harmonien verstärkt wird. Diese Elemente verleihen dem Werk eine einzigartige Tiefe und Spiritualität.

Messiaens Botschaft: Zeit und Spiritualität

Obwohl Messiaen das Stück aus seiner tiefen religiösen Überzeugung heraus schuf, spricht es auch nicht-religiöse Menschen an. Das „Quatuor pour la fin du temps“ lädt dazu ein, über das Konzept der Zeit jenseits von religiösen Vorstellungen nachzudenken. Messiaen löst die Musik in vielen Sätzen von der klassischen linearen Zeitstruktur – durch langsame, schwebende Melodien und rhythmisierte Formen, die zyklisch statt zielgerichtet wirken.

Die Entstehungsgeschichte des Werks unterstreicht zudem, wie Kunst selbst unter den widrigsten Umständen – wie in einem Kriegsgefangenenlager – eine Quelle der Hoffnung, des Widerstands und der Menschlichkeit sein kann. Das „Quatuor pour la fin du temps“ ist nicht nur ein musikalisches Meisterwerk, sondern auch ein Triumph des menschlichen Geistes über Leid und Zerstörung.

Durch die Verbindung von Spiritualität, zeitloser Schönheit und historischer Bedeutung bleibt Messiaens Werk ein faszinierendes Thema für Musikliebhaber:innen und ein wertvoller Beitrag zur klassischen Musik. Das Stück ist ein Muss für alle, die sich für das Thema Massiaen und seine einzigartige musikalische Vision interessieren.




Verzaubernde Rückkehr: Nesrine begeistert erneut beim Festival Klangvokal

Nach fünf Jahren wieder beim Festival Klangvokal. 2019 verzauberte die algerisch-französische Sängerin Nesrine Belmokh mit ihrem Trio NES das domicil (wir berichteten), und am 11. Juni 2024 präsentierte sie am gleichen Ort ihr neues Programm.



Ein wenig aufgeregt war die Cellistin und Sängerin schon, denn sie präsentierte ihr frisches Material zum ersten Mal vor Live-Publikum. Ihr Trio hieß passenderweise Nesrine und bestand neben der Namensgeberin aus dem Keyboarder Léo Jassef und der Perkussionistin Anissa Nehari. Der Sound wurde natürlich auch von Nesrines E-Cello getragen. Dank Loops und anderen elektronischen Soundeffekten schuf sie mit ihrem Instrument beeindruckende Klangwelten.
Die Lieder von Nesrine waren meist auf Französisch mit arabischen Anteilen und klangen weniger jazzig, sondern eher poppig oder erinnerten an französische Chansons. Einige Lieder trugen arabische Titel wie „Dunja“ oder „Laila“. Grundsätzlich beschäftigen sich ihre Songs mit dem Leben und der Liebe, doch die Pandemie hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie erkrankte sehr schwer an Covid-19. Dies thematisierte sie in dem Lied „Floue“ (Verschwommen).

Ein Wort zu ihren Mitmusikern: Léo Jassef ließ an seinem Keyboard nicht nur Sounds erklingen, die ein wenig an die 80er Jahre erinnerten, sondern zeigte in einigen Songs auch sein Können an den Tasten. Dass Anissa Nehari ihre Inspiration von den Tuareg-Völkern und aus dem Hip-Hop nimmt, hörte man in jedem Beat. Wer dachte, das passt nicht zusammen, hätte nach der ersten Zugabe, einem Solo-Perkussion-Stück, seine Meinung geändert.

Nach dem Konzert steht fest: Nesrine kann gerne zum dritten Mal zu Klangvokal kommen.




Eine musikalische Wohlfühlreise mit Jördis Tielsch

Beim SOUNDZZ-Familienkonzert des Klangvokal Musikfestivals am Sonntag, den 02.06.2024, im Dortmunder Jazzclub domicil war die junge Künstlerin Jördis Tielsch mit ihren Kollegen Ian Alexander Griffiths (Gitarre, Gesang) und Bastian Hildebrandt (Schlagzeug) zu Gast.



Jördis beeindruckt nicht nur mit ihrer warmen und klaren Stimme, sondern beherrscht auch ihre Instrumente – Geige, Klavier, Keyboard und Gitarre – mit virtuoser Leichtigkeit. Alles hat sie von klein auf gelernt, wie die jungen Teilnehmenden des IMPRO:KIDS Projekts in einem kleinen Interview erfuhren. Sie ist zudem naturverbunden und liebt Pferde und Katzen.

Ihre begabten Kollegen lernte sie während ihres Studiums (Musik und Englisch auf Lehramt, Master im letzten Jahr abgeschlossen) in Köln kennen, und seitdem tritt sie mit ihnen auf.

Ihre Vorliebe für Irland, wo sie ein Jahr lebte, wird bei den temperamentvollen irischen Folk-Songs deutlich. Dazu gab es Informationen von den IMPRO:KIDS, und es wurden wunderschöne Bilder auf die Leinwand projiziert. Auch Country-Musik gehört zu Jördis Tielschs bevorzugten Musikrichtungen, und davon gab es im domicil einige Stücke zu hören.

Zudem schreibt sie auch eigene, sehr persönliche Texte, die zusammen mit ihrer Stimme das Publikum berühren oder manchmal auch mitreißen. Sie vermittelt pure Lebensfreude und die Fähigkeit, sich an den kleinen, wesentlichen Dingen des Lebens zu erfreuen.

Mit ihrer offenen und freundlichen Art begeisterte sie Jung und Alt. Die anwesenden Kinder hatten die Gelegenheit, das Konzert ganz nah vor der Bühne zu erleben.




Modern interpretierter traditioneller Fado

Beim Klangvokal Musikfestival Dortmund stand am 31.05.2024 portugiesische Fado-Musik der preisgekrönten Fadista Lina und ihrer sie mit Empathie begleitenden Freunde im „domicil“ auf dem Programm.



Lina kombiniert die traditionelle Musik Portugals mit modernen Elementen. Das war besonders bei ihrem aktuellen Programm zu hören. Mit viel Feingefühl interpretierte sie hier Texte des portugiesischen Nationaldichters Luis Vaz de Camōes, dessen 500. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird.

Neben ihrer Stimme nutzte die Künstlerin auch Bewegungen, in einem eleganten weißen Gewand gekleidet, als Ausdrucksmittel. Mit ihrer eindringlichen, starken Stimme berührt Lina sofort ihr Publikum.

Ausdrucksvolle und erstklassige musikalische Begleitung erhielt sie durch Ianina Khmelik Pacheco (Klavier, Synthesizer) und nach klassischer Art des Fado von Pedro Viana mit der portugiesischen Gitarre. Zusammen ergab das ein besonderes Klangerlebnis.

„Saudade“ – Sehnsucht, Schmerz oder Wehmut spielt eine wesentliche Rolle beim Fado, so auch bei diesem Programm. Die Anreicherung mit zeitgenössischen elektronischen Sounds ist eine effektvolle Bereicherung.

Die Bandbreite erstreckte sich von statischen Klangfarben bis hin zu Meeresrauschen (mit einer entsprechenden Wandprojektion). Die Musik besitzt die Kraft, die Zuhörenden in eine eigene Welt hinein abdriften und versinken zu lassen.

Dass Fado aber durchaus auch ein Gefühl von Lebensfreude vermitteln kann, konnte das Publikum bei drei Stücken erleben. Da war sogar Mitklatschen angesagt.

Wieder einmal ein gutes Beispiel für Vielfalt in der Weltmusik.




4. Dortmunder Kammerkonzert mit Tango nuevo und mehr

Die Dortmunder Philharmoniker lud ihr Publikum zum 4. Kammerkonzert am 14.03.2024 unter dem Motto „Argentinische Jahreszeiten“ an einen außergewöhnlichen Ort ein: In den hiesigen Jazz-Club „domicil“.



Das Ruhrgebiet steht in dieser Spielzeit im Mittelpunkt und die Philharmoniker geht in verschiedene Veranstaltungsorte in unserer Stadt, die einen Bezug zum musikalischen Thema haben.

Eine Hauptrolle spielten in diesem Konzert zwei Beispiele des schon in jungen Jahren bekannten argentinischen Bandoneon-Spielers und Entwicklers seiner ganz persönlichen Form des kammermusikalischen Tangos, des Tangos nuevo und Jazz-Elementen, nämlich Astor Piazolla. Da passte der Jazz-Club als Ortschaft für das Kammerkonzert wunderbar.

Das Bandoneon hatte in der Bergmannskultur der 1920er Jahre eine große Bedeutung.

Die Dortmunder Philharmoniker hatte mit Karsten Scholz (Solo-Repetitor) am Klavier, Nemanja Belej (Violine), sowie Mladen Miloradovic (Violoncello) drei hervorragende Musiker für diesen Abend auf die Bühne geschickt.

Zu Begin wurde jedoch erst das Klaviertrio Nr.1 d-Moll op. 35 des spanischen Komponisten Joaquín Turina (1882-1949) gespielt.

Das Stück vereint Elemente der andalusischen Volksmusik (dort hat auch der Tango seine Wurzeln), mit bekannten Formen der klassischen Kunstmusik (wie etwa Fuge und Sonate), die ein wenig an den Impressionismus erinnern. Eindrucksvoll der zweite Satz mit seinen fünf Variationen, die jeweils von einer anderen Tanzform beherrscht wurden.

Astor Piazollas (1921-19929) „Le Grand Tango für Violoncello und Klavier” verdeutlichte die interessante Verbindung des Tango nuevo mit feinen Elementen des Jazz. Das befeuerte die Popularität des Komponisten.

Nach einer Pause begeisterten Astor Piazollas „Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires“ die Zuhörenden. Leichte Anklänge zum barocken Konzert gab es beim langsamen Abschnitt in der Mitte. Ein wunderbares musikalisches Stadtportrait von Buenos Aires. Es führt dem Publikum die unterschiedlichen Stimmungen, je nach Jahreszeit und Temperatur, in der quirligen argentinischen Großstadt lebendig vor Augen. Ein starkes Kammerkonzert-Erlebnis in einer passenden Location.




30. Jazztage Dortmund 2023

Die 30. Jazztage Dortmund sind eine kuratierte Konzertreihe mit 15 Veranstaltungen in 4 Wochen. Ein Hörfenster der Spielarten des Jazz und der zeitgenössischen improvisierten Musik, das vor „Ausflügen“ in umliegende Gefilde nicht zurückschreckt. Und auch gesellschaftliche und politische Themen spiegeln sich im Programm.



Mit Black Lives kommt ein Kollektiv nach Dortmund, dass sich ganz dem Kampf gegen Rassismus und für soziale Gerechtigkeit durch ihre Musik verschrieben hat: A collective of artists who are continuing to fight for equality and social justice through music. Der aus Odessa stammende Pianist und Komponist Vadim Neselovskyi reflektiert in seiner Suite „Ukrainian Diary“ zusammen mit dem von geflüchteten ukrainischen Musikerinnen neu gegründeten Myria Ensemble seine Empfindungen gegenüber des andauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Die Ruhrgebiets-Band The Sephardics bearbeitet sephardische Musik, die ihren Ursprung im 16. Jahrhundert hat und traditionell geprägt wurde durch die als Sepharden bezeichneten Nachfahren iberischer Juden. Sie kooperieren hier erstmals in einem besonderen Projekt mit dem kurdischen Electro-Disco-Trio Biensüre aus der hippen Hafenstadt Marseille.  

Neben den vielen weiteren Konzerten mit einer stilistischen Spannbreite von Modern Jazz über Improvisationsmusik und experimentell-elektronische Klangwelten über französische Jazz-Chansons bis hin zu brasilianischem Latin-Pop seien noch besonders erwähnt die diesjährigen Kooperationspartner Folkwang Jazz, das junge Dortmunder Kollektiv Bunt oder Blau, das Kollektiv The Dorf und das Tanzcafé Oma Doris als kooperativer Spielort im Musikquartier Brückviertel sowie die Familienkonzertreihe SOUNDZZ. Das Doppelkonzert am Eröffnungsabend wird eingerahmt von der Vernissage der Foto-Ausstellung „Women in Jazz“ von Frank Schindelbeck.

Weitere Informationen zum Programm und den Eintrittspreisen finden Sie unter der Internetseite: https://www.domicil-dortmund.de/jazztage-dortmund.html

 




Erster Wortklub Dortmund – Let‘s talk about cooking

Die Maiausgabe der
monatlichen Talkreihe des „1. Wortklub Dortmund“ mit Moderator
Thomas Koch drehte sich ums Thema Kochen. Zwei interessante Gäste
hatte Thomas Koch eingeladen: Verena Lugert und Helmut Gote. Die
musikalische Begleitung kam von den Zucchini Sistaz.

Eigentlich hatte
Verena Lugert alles erreicht. Sie hatte die Henri-Nannen-Schule
besucht, war Korrespondentin für neon in Südostasien. Sie reiste
zwischen Hamburg und Bali hin und her und schrieb Reportagen. Dann,
mit 39 Jahren, machte sie einen großen Schnitt und fing nochmal neu
an. In einer Küche. In London. Ganz unten. Davon handelt ihr Buch
„Die Irren mit dem Messer“ aus dem sie auch vorlas. In einer
Sternenküche geht es ähnlich ab wie beim Militär. Es ist streng
hierarchisch strukturiert und jeder Handgriff muss sitzen. Wehe, es
geht etwas schief, da fließen schon mal Tränen. Doch am Ende
stellte sich ein gewisses Glücksgefühl ein, wenn alles funktioniert
und der Gast glücklich ist.

Thomas Koch (ganz rechts) mit seinen Gästen Helmut Gote und Verena Lugert. (Foto: © Anja Cord)
Thomas Koch (ganz rechts) mit seinen Gästen Helmut Gote und Verena Lugert. (Foto: © Anja Cord)

Der zweite Gast des
Abends war Helmut Gote, der kulinarische Journalist bei WDR 5 sowie
WDR 2 und Buchautor. Er erzählte von seiner Kindheit in Bottrop und
den Speisen, die seine Großmutter kochte. Er stammt aus einer
Bergarbeiterfamilie und das Essen war dementsprechend gutbürgerlich.
Er verriet das Geheimnis von Großmutters Rouladen: Sie tat gewürztes
Bratwurstbrät hinein. Die Besucher erkannten schnell, warum Gote zu
beliebt ist. Er konnte charmant über alles, was in der Küche
passiert, reden.

Ein großes Thema
nach der Pause war die Sternenküche. Für Lugert und Gote stand die
Bedeutung der Sterne außer Frage, wobei Gote das Chi-chi um die
Speisen ein wenig zu viel war. Er sehnte sich nach den alten
Sterneköchen zurück, die den Gast im Auge hatten und nicht ihre
Kochkunst.

Musikalisch wurde
die Veranstaltung sehr schwungvoll von den Zucchini Sistaz begleitet.
Sie verbinden die Gesangskunst der Andrew Sistaz mit einer gehörigen
Portion Virtuosität an den Instrumenten. Ihre Musik, Jazz, Swing und
Boogie aus den 30ern bis 50ern, riss das Publikum mit. Dazu
überzeugten sie mit tollen Kostümen und frechen Ansagen.

Wegen der
Sommerpause findet der nächste Dortmunder Wortklub erst am 12.
September um 19:30 Uhr an alter Wirkungsstätte im domicil statt.




Klangvokal 2018 – Moderner Fado im domicil

Am 25. Mai 2018 war im Rahmen des diesjährigen Klangvokalfestivals in unserer Stadt im Dortmunder domicil wieder einmal Zeit für Weltmusik.

Das Fado nicht unbedingt nur Melancholie und traurig klingen muss, bewies an diesem Abend die portugiesische Fado-Sängerin Gisela João. Seit ihrem Debütalbum im Jahr 2014 hat sie sich als Meisterin des modernen Fado einen Namen gemacht.

Mit einer Verbindung von klassischem Fado und urbanen zeitgenössischen Element verschafft sie diesem Genre eine neue Aktualität und Impulse. Begleitet wurde sie von drei Musikern an verschiedenen Gitarren-Typen , die zusammen für einen ganz speziellen Zauber sorgten.

Bernado Romão erzeugte mit seiner birnenförmigen „Guitarra Portuguesa“ auf den zwölf Saiten flirrende, manchmal an eine Zitter oder Mandoline erinnernde Klänge. Nelson Aleixo war der Mann an der eher klassischen „Viola de Fado“ und Francisco Gaspar sorgte mit der Bassgitarre (Viola Baixo) für den nötigen „Groove“. Nach der Pause konnten die Drei ihr virtuoses Können an ihren Instrumenten mit einer längeren Solo-Sequenz zeigen.

Fado muss nicht nur melancholisch sein, Gisela João sang auch einige lustig-skurrile Lieder. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Fado muss nicht nur melancholisch sein, Gisela João sang auch einige lustig-skurrile Lieder. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Mit ihrer starken und warmen Stimme gelang es João während des Konzertes, sowohl die eher melancholisch-nachdenklichen wie auch die lustig-skurrilen Songs eindrucksvoll auf der Bühne zu präsentieren. Manchmal steigert sie sich dabei intensiv in laute Klanghöhen hinein.

Vor jedem Lied erklärte sie mit verständlichem Englisch etwas zum Inhalt und Hintergrund der Texte. So erfuhr das Publikum, wie wichtig ihr Poesie, Liebe und Intensität bei ihren Texten und Ausdrucksformen sind. Großen Einfluss hatten auf sie auch ihr verstorbener Großvater mit seinem Humor und ihre lebenskluge Großmutter.

Einen skurrilen Humor beweist die Künstlerin mit einem Song über den Besuch eines Außerirdischen, der in ihrem Garten landet.

Bei den temperamentvollen Songs gab es auch Momente zum Mitklatschen für das Publikum.

Die Sängerin bewies wiederum, dass sie beim Tanzen den Rhythmus im Blut hat und auch eine Meisterin der starken Gesten ist. Besonders viel getanzt wurde beim Song „St. Johns Day“ (Johannistag), dem Fest einen Tag nach der Sommersonnenwende am 24. Juni.

Fado kann nicht nur traurig und melancholisch sein, sondern auch leidenschaftlich und temperamentvoll.