Parabel „Der kleine schwarze Fisch“ als Schattentheater

Als Thema der Bürger*innen-Oper in Dortmund wurde das iranische Märchen von Samad Behranghi „Der kleine schwarze Fisch“ schon vor der Sommerpause für die Opernbühne bearbeitet.



Am 18./19. August.2023 wurde die im Jahr 1967 veröffentlichte Parabel (die unter der Zensur des damaligen Schah-Regimes fiel) dem Publikum im Fletch Bizzel (Dortmund) vom Performance-Kollektiv Sepidar Theater als Schattentheater nahegebracht. Das 2016 von den Theaterwissenschafts-Studierenden Bahareh Sadafi und Maarnadoo Mehrnejad gegründete Kollektiv besteht aus darstellendem Künstler*innen mit verschiedenem kulturellem Hintergrund.

Die Geschichte vom kleinen schwarzen Fisch, der mutig, stark, hoffnungsvoll und neugierig über die Grenzen der Enge seines kleinen Heimatbaches hinaus strebt und andere Lebewesen kennenlernen will hat nichts an Aktualität und Brisanz verloren. Gerade auch in der Situation der Mädchen und Frauen im Iran 2023.

Ermutigt durch eine (weise) Schnecke, nimmt der kleine schwarze Fisch den langen Weg ins unbekannte weite Meer auf sich und muss sich mit verschiedenen gefährlichen Tieren oder misstrauischen anderen Fischen auseinandersetzen. Die reagieren unterschiedlich auf den „Fremdling“.

Klar wird im Märchen die Bedeutung von Zusammenhalt, Mut, Beharrlichkeit und kreativer Ideen gegenüber den Bedrohungen durch Pelikan, Kormoran oder Säbelfisch.

Den vier Mitgliedern des Sepidar Theaters gelang es, das Publikum mit eindringlichem Spiel mit Licht und Schattenfiguren, der Situation angepassten Geräuschen und Musik mit unterschiedlichsten Instrumenten sowie sensiblen Bewegungsabläufen in die Parabel hineinzuziehen.

Die uns Menschen bekannten Ängste und Misstrauen gegenüber den „Fremden“, aber auch Offenheit und Willkommenskultur finden sich in der Geschichte wieder.

Am Ende steht die Hoffnung, dass auch nach dem Tod des kleinen schwarzen Fisches ein anderer (roter) Fisch stark und selbstbewusst gegen Widerstände seinen individuellen Weg über Grenzen hinaus geht.




Musiktheater um Neugier, Mut und Widerstandskraft

Am 09.06.2023 hatte das neue Musiktheaterprojekt von We DO Opera! – Die Dortmunder Bürger*innen Oper „Der kleine schwarze Fisch“ unter der Regie von Justo Moret im hiesigen Opernhaus seine Uraufführung.



Das Libretto nach dem gleichnamigen iranischen Märchen von Samad Behranghi (1939 – 1967) ist eine Fabel, die auch heute den jungen Menschen Mut macht, sich gegen Ungerechtigkeit und traditionelle Begrenzungen zur wehren, sowie eigene Wege mutig und neugierig auf neue Einflüsse zu beschreiten.

Die Musik stammt von Elnaz Seyedi und Thierry Tidrow und die musikalische Leitung des Orchesters und Chors hat Ruth Katharina Peeck übernommen.

Eine große Herausforderung, denn die vielen Bürger*innen bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit und eine gewisse Fluktuation während der Projektarbeit war gegeben.

Die Inszenierung fand auf zwei Ebenen statt. Wo sonst Obertitel für Übersetzungen zu sehen sind, war die Geschichte des kleinen schwarzen Fisches zusätzlich als Trickfilmformat (mit erzählerischer Begleitung) zu sehen. Auf der Bühne erweckten die Chormitglieder das Märchen mit Bewegung und eindringlichen Sprechgesang die unterschiedlichen Charaktere mit Humor und Engagement zum Leben. Die Untermalung mit passenden musikalischen Die Geräuschen kam vom Orchester.

Fabeln haben den dien Vorteil einer klaren Sprache und durch Tiere vermittelte Symbolkraft mit Bezug zum realen Leben der Menschen.

Der mutige kleine schwarze Fisch, der sich durch sein Denken, Bewusstsein und starken Willen von seinen Artgenossen unterscheidet und die Grenzen seines Baches überschreitet, genauso wie die ignoranten selbstgefälligen Kaulquappen samt ihrer Froschkönigin, die Gefahren durch den unbarmherzigen Krebs oder Pelikan. Das alles wird nicht verschwiegen. Aber ohne Aufstand gegen Ungerechtigkeit und Freiheit kann es keine Entwicklung geben

Die wunderbaren Kostüme und Bühnengestaltung und der geschickte Einsatz von Projektionsflächen (Anna Hörling) sorgten für ein eindringliches Erlebnis.

Ein Märchen, das sicher nicht nur für die tapferen Frauen (und sie unterstützende Männer) im Iran heute eine besondere Bedeutung hat.