Raum als Ort – Was macht Kunst mit einem Raum?

Die Auswirkungen von Kunst auf einen Raum sind vielfältig und tiefgreifend. Kunst hat die einzigartige Fähigkeit, Räume zu transformieren, zu beleben und eine Atmosphäre zu schaffen, die Emotionen, Gedanken und Perspektiven beeinflusst.



Zunächst einmal kann Kunst einen Raum visuell verändern. Durch die Wahl von Farben, Formen, Texturen und Proportionen kann Kunst die Wahrnehmung des Raumes selbst verändern. Darüber hinaus kann Kunst auch eine emotionale Wirkung auf einen Raum haben. Die Stimmung eines Raumes kann durch die Art der Kunst, die darin präsentiert wird, stark beeinflusst werden. Des Weiteren kann Kunst einen Raum zum Leben erwecken und ihn zu einem Ort der Interaktion und des Austauschs machen.

Diese Beziehung zwischen Kunst und Raum thematisiert die Ausstellung „Raum als Ort, die bis zum 19. Mai 2024 im Künstlerhaus Dortmund läuft. Kuratiert wurde sie von Willi Otremba und Elly Valk-Verheijen.

Auf eine durchaus witzige Art und Weise bespielt Jonas Hohnke den großen Raum im Künstlerhaus. Denn er teilt anscheinend den Raum durch Vorhänge, aber auch wieder nicht, denn auf den Vorhängen ist der abgedeckte Teil als Foto zu sehen. Ist der Raum jetzt durch den Vorhang getrennt oder durch die Kunst immer noch „ganz“?

Im sogenannten „Totenraum“ im Keller präsentiert Suse Itzel ihre bewegenden Fliesen. Die Videoinstallation fasziniert die BesucherInnen schnell.  Eine geflieste Fläche gerät in Bewegung. Einzelne Fliesen wackeln. Die ganze Fläche schlingert, schwingt und pendelt, bis sie bricht. Das Muster gerät in Unordnung.

Die Installation von Anne Kückelhaus wirkt vielleicht auf den ersten Blick etwas morbide, denn ihr Mobile besteht aus Hundeköpfen aus Keramik. Das Ziel der Künstlerin war es, mit Schatten zu arbeiten. Zudem können die BesucherInnen mit den Hunden quasi in Kontakt treten.

Mit Licht arbeitet Yoana Tuzharova. Ihre Lichtinstallation verwandelt den Raum in eine kontrastreiche farbliche Welt, in der alle Elemente ihren Platz haben. Die Besucherinnen müssen sich im Raum bewegen, um die Feinheiten der Installation zu erfahren.

 Nicola Schudy arbeitet mit dem Schwerpunkt Installation, Objekt und Zeichnung. Ihre zumeist ortsbezogenen Installationen beziehen sich auf das atmosphärische Raumerleben genauso wie auf historische, funktionelle und architektonische Besonderheiten der jeweiligen Umgebung und weben so ein erzählerisches Geflecht zu der jeweiligen Situation.

Thilo Schölpen ist als Klangforscher und Musiker vor allem in der experimentellen Musik und Improvisation zu Hause. Er performt in unterschiedlichen Ensembles und als Solist, wobei sein Schwerpunkt in der Elektroakustik, Akusmatik und der Erfindung von Klangmöglichkeiten liegt.

Für die Räumlichkeiten des Dortmunder Künstlerhauses entwickelte Vier-Kanal-Klanginstallation, die bei der Eröffnung in einem Klangkonzert live bespielt wird.

Hanna Schneider hat in ihrer Arbeit eine simple, aber effektive Möglichkeit gefunden, den Raum und die Kunst zu verbinden. Denn jeder, der durch den Flur geht, verändert durch seine Bewegung die Statik des Kunstwerks.

Beim flüchtigen Blick könnte man meinen, dass sich Nico Pachali mit Layoutfragen beschäftigt, doch weit gefehlt. Ihn interessiert Raum als temporäre Situation und dynamische, horizontale und mobile Einheit ohne vertikale Grenzen. Seine Arbeiten sind variabel und unterliegen einem permanenten Prozess des Überdenkens, Befragens, Ordnens, Neuordnens und Re-Arrangierens.

Charlotte Perrin zeigt ihre Kunst in Raumen, die sich dem rechten Winkel zu widersetzen scheinen. Daher benutzte sie eine Schlagschnur, um die Unperfektheit dieser Räume sichtbar zu machen. Denn Charlotte Perrins Arbeiten setzen sich mit dem Verhältnis von Materialität zu Form auseinander und beziehen sich oft auf räumlichen Kontext.




Raum und Grenze in künstlerischer Darstellung

Die Rauminstallation Magnus Sönning, (2014, Holzlatten, Baufolie, Ventilatoren) ist in der Ausstellung "Zwitschern zwischen Zwischenräumen" im Künstlerhaus Dortmund zu sehen.
Die Rauminstallation Magnus Sönning, (2014, Holzlatten, Baufolie, Ventilatoren) ist in der Ausstellung „Zwitschern zwischen Zwischenräumen“ im Künstlerhaus Dortmund zu sehen.

Einen Zungenbrecher als Ausstellungstitel. „Zwitschern zwischen Zwischenräumen“ lädt vom 07. Juni bis zum 06. Juli ins Künstlerhaus Dortmund ein. Studenten und Alumni der Fachklasse von Prof. Monika Brandmeier aus Dresden präsentieren Arbeiten zum Thema „Grenzlinien“ über politische Sphären hinaus.

 

Eine kleine Auswahl der Arbeiten:

Grenzen sind fragil, nicht nur im politischen Sinn. Fabian Glass hat diese Fragilität auf die Spitze getrieben und in seiner Arbeit „Spannstück“ Holzleisten und ein Gummiband wurden miteinander kombiniert. Noch ist alles stabil, doch irgendwann wird das Gummiband seine Elastizität verlieren und das Gebilde in sich zusammenstürzen.

 

Anna Erdmann und Marit Wolters schränken die Wahrnehmung des Betrachters ein. In den Werken „fünfundsechzigfünfzig #2“ kann der Betrachter beispielsweise seinen Kopf in eine Art hohle Abzugshaube oder Kamin stecken und feststellen wie sich der Raum verändert.

 

Olga Grigorjewa visualisiert mit ihrer Skulptur „Plural trägt und es nie vergeht“ ein wenig das Sprichwort von „zwei Seiten einer Medaille“. Eine Seite wölbt sich mit allem was sie hat, während die andere Seite in der Sachlichkeit des Materials verharrt.

 

Eine unerreichbare Bank präsentiert Andreas Schliebenow in seinem Werk „Wohin“. Eine Bank lädt zum Sitzen ein, doch die Alufolie, die die Bank umgibt, darf nicht betreten werden. Wer also kein sehr guter Weitspringer ist, wird sich nie auf die Bank setzen können. Hier ist die Grenze auch gleichzeitig Barriere.

 

Kunst und Algorithmen verbindet Konstatin Kunath. Seine Klebebandarbeit basiert auf ein Zufallssystem. Erst werden die Regeln vorgegeben und dann wird gestartet. Kunath hat Einfluss auf die Parameter des Systems, aber nicht auf das Ergebnis.

 

Grenzen der Verständigung erforscht Soojung Kim in ihrem Video „andere Zunge“. Hier lesen Deutsche koreanische Gedichte in der Originalsprache vor, während Muttersprachlerinnen ihnen zuhören, ohne das sie es wissen.

 

Einen kompletten Raum nimmt die Arbeit von Magnus Sönning ein. Er entwickelte ein Belüftungssystem, dass mittels Ventilatoren und unterschiedlichen Kanalmodulen die Luft innerhalb des Raumes verlagert.

 

Lisa Pahlke verwandelt eine Skulptur in ein Bild. Mit „Spurensuche“ verarbeitet sie ein Holzmodell, das speziell für das Künstlerhaus entwickelt wurde. Zu einem Bild wieder zusammengefügt, das nur noch Spuren des ursprünglichen Einfalls aufwies.

 

Mit unsichtbaren Grenzen beschäftigt sich das Video von Maria Schwerdtner „Von Falksovce nach Dubravka“. Obwohl die Dörfer nur drei km voneinander entfernt liegen, gibt es kaum Kontakte untereinander. In einem Dokumentarfilm sollte Schwerdtner mehr über diese „Grenze“ wissen.

 

Alle Künstlerinnen und Künstler: Julia Boswank, Lisbeth Daecke, Anna Erdmann/Marit Wolters, Fabian Glass, Olga Grigorjewa, Theo Huber, Soojung Kim, Konstatin Kunath, Georg Lisek, Stephanie Meier, Paul Melzer, Lisa Pahlke, Charlotte Perrin, Andreas Schliebenow, Maria Schwerdtner und Magnus Sönning.

 

 

Zwitschern zwischen Zwischenräumen

07. Juni bis 06. Juli 2014

 

Künstlerhaus Dortmund

Sunderweg 1

44147 Dortmund

www.kh-do.de

 

Öffnungszeiten Donnerstag bis Sonntag 16 bis 19 Uhr