Klangvokal 2019 – mitreißende Weltmusik aus Kamerun

Sanft
und locker beginnen die vier Musiker das Konzert und ziehen mit dem
ersten Song die Zuschauer im domicil in ihren Bann. Blick Bassy nimmt
mit einer beeindruckend rauchigen Stimme, die bis ins Falsett
aufsteigen kann die Zuhörer mit in seine westafrikanische Welt.
Begleitet durch Posaune, Trompete, Keyboard und Cello breitet sich
eine Mischung aus Melancholie und Freude aus.

Blick
Bassy präsentiert im domicil im Rahmen des Musikfestivals Klangvokal
sein neues Programm „1958“, die CD dazu ist im März erschienen.
Der politisch engagierte Musiker beschäftigt sich in seinen Songs
mit der Geschichte Kameruns. Es ist eine Hommage an den
Widerstandskämpfer Ruben Um Nyobé, der im September 1958 im Kampf
um die Freiheit getötet wurde. Bassy ist der festen Überzeugung,
dass sich Kamerun nur weiterentwickeln kann, wenn es seine Wurzeln
wieder entdeckt.
Für ihn ist die Zeit vor der Kolonialisierung durch Deutsche, Briten
und Franzosen genauso wichtig, wie der Befreiungskampf für die
Unabhängigkeit Kameruns. Die Texte sind fast ausschließlich in
seiner Muttersprache Bassa geschrieben. Er möchte die Sprache so vor
dem Aussterben bewahren. In Kamerun gibt es über 270 einzelne
Sprachen, die Amtssprachen sind jedoch Französisch und Englisch.

Blick Bassy in der Mitte mit seinen Mitmusikern. (Foto: © Anja Cord)
Blick Bassy in der Mitte mit seinen Mitmusikern. (Foto: © Anja Cord)

Die
Musik ist im Gegensatz zu den Inhalten sanft, melancholisch, manchmal
kontemplativ, dann wieder mitreißend rhythmisch. Statt auf dem Banjo
spielt Bassy in diesem Programm E-Gitarre. Er nennt seinen Stil
Afroblues oder Global Blues, eine Mischung aus Latin, Jazz,
traditionellen afrikanischen Sounds und souliger Musik. Sie erinnert
an die Cajunmusik aus New Orleans, mit Frasierungen, Bläsersätzen
und Melodien die zum Tanzen animieren, kraftvoll, irgendwie geerdet.

Mit
dem Song Sango Ngando reißt die Band das Publikum von den Stühlen,
die Musiker tanzen klatschend und singend über die Bühne und
begeistern den fast ausverkauften Saal.

Global Blues aus dem Herzen von Kamerum: Blick Bassy. (Foto: © Anja Cord)
Global Blues aus dem Herzen von Kamerum: Blick Bassy. (Foto: © Anja Cord)

Neben
Blick Bassy ist Clément Petit am Cello ein wahrer Künstler.
Trommelnd, zupfend und streichend entwickelt er mit seinem Instrument
einen rhythmischen Klangteppich für die eingängigen Songs.

Das
eineinhalbstündige Programm vergeht wie im Flug, die Konzertbesucher
brechen in anhaltenden Applaus aus und werden mit zwei weiteren
Liedern als Zugabe belohnt.