Historisches Ballett und Filmset als Blaupause verbunden

Das im exotisch verklärten Indien verortete Ballett „La Bayadère“ (Die Tempeltänzerin) wurde 1877 in Sankt Petersburg unter der Choreografie von Marius Petipa uraufgeführt, mit der melodiösen Musik von Léon Minkus. Der Dortmunder Ballettintendant Xin Peng Wang fügte dem Werk eine besondere, interessante Dimension hinzu, die einen dramaturgischen Blick von außen ermöglicht. Die Premiere des vieraktigen Balletts (Choreografie von Xin Peng Wang, 2. und 3. Akt nach Marius Petipa) fand am 1. November 2024 in der Oper Dortmund statt.

Ein Filmset als Rahmengeschichte für La Bayadère

Die Aufführung beeindruckte durch passend ausgewählte Kostüme, eindrucksvolle Hintergrundprojektionen und effektvollen Lichteinsatz. Die musikalische Begleitung übernahm das Orchester der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Motonori Kobayashi. Die Filmset-Passagen und Stummfilm-Einspielungen wurden zudem stimmungsvoll von Karsten Scholz live am Klavier begleitet.

Als Rahmenhandlung für die Choreografie wählte Xin Peng Wang ein Hollywood-Filmset der 1920er Jahre, das das „heilige Ballett“ La Bayadère verfilmen möchte. In der Geschichte geht es um die tragische Liebe zwischen der Tempeltänzerin Nikija und dem Krieger Solor, der jedoch bereits der Tochter des mächtigen Rajas, Gamzatti, versprochen ist. Daraus entfaltet sich eine dramatische Handlung voller starker Emotionen wie Liebe, Eifersucht, Verzweiflung und Hoffnung.

La Bayadère: Anna Tsygankova, Giorgi Potskhishvili. Foto: ((c) Leszek Januszewski)
La Bayadère: Anna Tsygankova, Giorgi Potskhishvili. Foto: ((c) Leszek Januszewski)

Allmählich erleben die Darsteller*innen am Set in ihren Rollen die gleichen Gefühlsverwirrungen wie die Figuren im Ballett – mit weitreichenden Folgen. Anders als bei einigen anderen Inszenierungen endet die Handlung nicht nach dem dritten „Schattenakt“ – der traumhaften Vision nach Opiumkonsum des Solor-Darstellers, nachdem seine geliebte Nikija durch ein Giftgetränk getötet wurde. Stattdessen folgt ein emotionaler Showdown im vierten Akt.

Freunde des klassischen und neoklassischen Balletts kamen voll auf ihre Kosten. Alle Tänzerinnen und Tänzer boten Ballett auf höchstem technischen Niveau. Die Darsteller*innen der Hollywoodstars, des Filmregisseurs, Produzenten und Managers bewiesen auch ihr schauspielerisch-pantomimisches Talent.

Ein besonderer Höhepunkt der Premiere waren die Gastsolist*innen Anna Tsygankova (Nikija/Hollywood-Starlet) und Giorgi Potskhishvili (Solor/Hollywood-Star), die mit ihrer eindrucksvollen Darbietung das Publikum begeisterten.

Weitere Informationen zu Aufführungsterminen finden Sie unter www.theaterdo.de oder telefonisch unter 0231 / 50 27 222.




Fulminante Internationale Ballettgala XXXIX in Dortmund

Der Dortmunder Ballettintendant Xin Peng Wang zog auch in diesem Jahr zahlreiche Ballettstars aus Europa (Amsterdam, Berlin, Dresden, München, Lissabon, London, Paris) in unsere Stadt.

Die 39. Internationale Ballettgala am 21. und 22. September 2024 bot die gesamte Bandbreite des Genres. Moderiert wurde der Abend wie gewohnt humorvoll und charmant von Kammersänger Hannes Brock.

Bolero (Jiří Bubeníček): Jenny Laudadio, Jon Vallejo (Semperoper Ballett). Foto: (c) Leszek Januszewski
Bolero (Jiří Bubeníček): Jenny Laudadio, Jon Vallejo (Semperoper Ballett). Foto: (c) Leszek Januszewski

Den Auftakt bildete eine Reminiszenz an die erfolgreiche Choreografie von Xin Peng Wangs „Schwanensee“ (Musik: Peter Tschaikowsky) mit Tänzer*innen des Dortmunder Balletts sowie des NRW Juniorballetts.

Klassisch-romantisch ging es weiter mit „Renaissance“ (Choreografie: Sébastien Bertaud, Musik: Félix Mendelssohn; Besetzung: Bleuenn Bettistoni, Ballet de L’Opéra Paris) und „Le Parc“ (Choreografie: Angelin Preljocaj, Musik: W.A. Mozart; Besetzung: Yasmine Naghadi, Julian MacKay).

Ein vielfältiges Ballett-Erlebnis

Die Ausdrucksmöglichkeiten des modernen zeitgenössischen Balletts demonstrierten eindrucksvoll die beiden Choreografien „O“ und nach der Pause „I“ von Philippe Kratz, der vor 18 Jahren selbst zur Dortmunder Company gehörte. Beide Stücke wurden wunderbar von Casia Vengoecha und Toon Lobach interpretiert.

Mit „Giselle“ (Musik: Adolphe Adam; Choreografie: Marius Petipa; Besetzung: Anna Tsygankova und David Motta Soares, Het Nationale Ballet Amsterdam, Staatsballett Berlin) zeigten die Tänzer*innen ihr Können auch in „Penumbra“ (Choreografie: Remi Wörtmeyer).

Eine empathisch-rasante Choreografie von Jiri Bubeníček zu Ravels „Boléro“, meisterhaft dargeboten von Jenny Laudation und ihren vier männlichen Partnern (Semperoper Ballett, Dresden), leitete die Pause ein.

Nach der Pause folgte „Love, Fear, Loss“, sensibel auf dem Flügel von Marcos Madrigal begleitet. Dieses klassische, romantisch-melancholische Ballettstück, inspiriert von der Musik von Piaf, Brel und Dumont, präsentierte Ballettgrößen der Companhia Nacional de Bailado, Lissabon.

Zum französisch geprägten Abend passte die an die Französische Revolution angelehnte Choreografie „Flammes de Paris“ von Wassili Valonen (Besetzung aus dem Royal Ballet, London, und dem Bayerischen Staatstheater, München).

Eine virtuose Kostprobe aus „Ein Mittsommernachtstraum“ (2020; Choreografie: Alexander Ekman, Musik: Mikael Karlsson) mit Akteur*innen des Balletts Dortmund und des NRW Juniorballetts rundete den Abend für das begeisterte Publikum ab.




Peer Gynt – auf der Suche nach dem Glück

Ein dramatisches Gedicht von Henrik Ibsen mutierte zu einem Ballett, choreographiert von Edward Clug, mit der Musik von Edvard Grieg

Ein Ballettabend auf Weltniveau mit einem phänomenalen Ballettensemble und Standing Ovations. Ein Premierenbericht vom 04. Februar 2023 aus dem Opernhaus Dortmund.



Weil es nordisch war, liebten die Nazis Peer Gynt und machten, weil sie nichts verstanden in ihrem toxischen Männlichkeitswahn, einen Heroen aus einem narzisstischen und zuweilen machiavellistischen Peer Gynt, der am Ende auch noch scheitert an seinen Träumen und skrupellosen Geschäften.

Endlich vereint? Javier Cacheiro Alemán (Peer Gynt) und Daria Suzi (Solveig). (Foto: (c) Leszek Januszewski)
Endlich vereint? Javier Cacheiro Alemán (Peer Gynt) und Daria Suzi (Solveig). (Foto: (c) Leszek Januszewski)

Peer ist ein Prahlhans, Lügner, Tunichtgut und eigentlich ein Muttersöhnchen, das sich artig den Hosenboden von Ase, von Guilia Gemme Manfrotto als Frau des 19.Jh. zurückhaltend dargestellt, versohlen lässt. Ein krasser Gegensatz zu dem toxischen Männerbild des 19.Jahrhundert, dass bis heute nachwirkt und gerade tödlich, dank eines fest im 19.Jahrhundert verankerten Diktators in der Ukraine ausgetobt wird. Javier Cacheiro Alemán tanzt diesen zwiespältigen und fragwürdigen Charakter des Stückes hervorragend. Wie auch das gesamte Ensemble das dramatische Gedicht für den Zuschauer nachvollziehbar, auch ohne Kenntnisse des Textes, tanzend erzählt.

Peer versucht mit aller Gewalt das, dank seines Vaters, verarmte Leben, das er mit seiner Mutter führt, zuerst noch zu kompensieren, jemand zu sein … auch durch einen „Brautdiebstahl“, der fast tödlich hätte enden können, wenn der Tod, getanzt von Guillem Rojo, nicht eingegriffen hätte. Er begegnet der Grüngekleideten, Isabelle Maia, Tochter des Trollkönigs, mit der er ein Kind zeugt, es aber wie zu oft, nicht nur vor unserer Zeit. nicht anerkennt … Er wird von den Trollen gejagt und wieder vom Tod „gerettet“.

Solveig, getanzt von Daria Suzi. ist sie real, oder ist doch eher ein Mythos, das Traumbild des toxischen Herren der Geschichte? Verfängt sich in dem Gespinst von Peer, nachdem der sein Interesse an Ingrid, Paulina Bidzińiska, der gestohlenen Braut, schnell verliert. Auch das ein Symbol für die Machtvorstellungen des Mannes des 19.Jahrhundert und leider ein Paschaverhalten, das heute noch allzu fröhliche Urstände feiert.

Der 2. Akt beginnt musikalisch mit dem bekanntesten Stück aus der Musik Peer Gynt von Edvard Grieg. Peer geht in die Welt, und hier zeigt er sich wieder von seiner durch die Dark Triade befallenen Seite … Solveig zahlt seinen Weltbummel. Der Groschen fällt laut in den Kasten, fast wie der des Ablasshändlers, und Peer gleitet unter dem Gelächter des Publikums in einem Kinderkarussel-Flugzeug in die weite Welt hinaus … und Solveig wartet, ganz artige Frau des 19.Jh, zu Hause.

Peer ist nun im Orient erlebt Peer Reichtum, und wird fingerschnipsend eklig. Nein, nicht Geld verdirbt den Charakter … entweder man hat einen schlechten vorn herein oder einfach kein soziales Koordinatennetz. Amitra, verführerisch getanzt von Giuditta Vitiello, stielt das Vermögen von Peer, der in nun am Tiefpunkt seines Lebens ankommt, in einer Irrenanstalt in Kairo.

Der immerwährende und nagende Wunsch von Peer eine anderer zu sein, als der, der er ist, Sohn eines Bankrotteurs, hat ihn fast um den Verstand gebracht … und wird von den Mitinsassen der Anstalt Malträtiert. Währenddessen medikamentiert Dr. Begriffenfeld, Filip Kvačák, Peer bis er schlussendlich von den Mitpatienten zum König der Anstalt gekrönt wird. Er kann sich nur mit Mühe, sehr schön von Edward Clug choreographiert und Javier Cacheiro Alemán dargestellt, von dieser Krone befreien, gleichsam als er Peer sich nun seiner Wahrheit stellen könnte, oder kann. Die Bilder seiner Vergangenheit gleiten auf der Bühne an ihm vorbei, der Brautraub, die Hochzeitsfeier, die er störte, die Grüne mit seinem Kind, die Trolle … sein Gewissen richtet Peer, was ihn zu Solveig führt, die wartend auf ihn gealtert ist wie er.

Peer erkennt endlich, dass er auf seiner Jagd nach einem anderen Selbst und Leben, seines vergeudet hat, und die, die eigentlich wichtig waren auf seiner rastlosen Flucht und Suche weggeworfen hatte. Die Dinge, die im Leben wirklich zählen … Solveigs Liebe, In ihren Armen findet er endlich seinen Frieden.

Aber ist Solveig nicht zu sehr als archetypisches Weibchen am Herd bei Ibsen angelegt, als Kritik an der Rechtlosigkeit der Frauen im Allgemeinen? Solveig als verzerrtes Traumbild der 19.Jahrhunderts toxischen Männekens, wie meine Grandmère, trotz Jahrgang 1899, emanzipierter als manche Frau von heute, zu toxischen Männern sagte.

Was fanden die Nazis an Peer? Der doch so gar nicht ihrem Zerrbild von Mann entspricht, auch 1867 von Ibsen als Kontrapunkt zu dem Viktorianischen toxischen Model als Kontrast angelegt … Gerade jetzt hat sich eine Partei etabliert mit genau dem alten abgehalfterten Männekensbild, dass wir überwunden glaubten.

Das Dortmunder Publikum war in jedem Fall aber von der Aufführung zu Standing Ovations begeistert und klatschte sich die ganze schlechte Luft aus den Rängen auf die Bühne … wobei die Luft war nicht so verbraucht, denn es kam zu keinen Ausfällen bei der gebührenden Ehrung des Ensembles und der Mitarbeiter, hinter den Kulissen.




Eine Reise durch die Nacht mit Lucia Lacarra und Mathew Golding

Liebe, viel ist darüber geschrieben worden, die fantastischsten Dramen, die wunderbarsten Romanzen und natürlich getanzt … auch über die unmöglichen, verbotenen Lieben, wie im Schwanensee. Für mich ist der Schwan ein Synonym für eine andere geliebte Person, als die weibliche, die nicht gesellschaftlich tolerierte.

Aber zu unserer Premiere zurück.
„In the Still of the Night“ ist die neueste Arbeit von Lucia Lacarra und Mathew Golding. Sie hatten sich schon mit Fortlandia als neues Kreativpaar der internationalen Tanzwelt in Dortmund vorgestellt, und mit der Eigenproduktion einen Zustandsbericht zum globalen Stillstand abgegeben.

Liebe, in ihrem Beginn wohnt das Ende. Sie ist aufregend, blendend, erfüllend, verstörend durch Ängste von Verlust und wieder Einsamkeit, beides setzen Lacarra und Golding fantastisch in ihren Pas de Deux im Film und auf der Bühne um. Morgen ist jetzt! Die Momente und Augenblicke reihen sich. Man spürt regelrecht den Herzschlag der Liebenden. Man ahnt aber auch das Drama, das jeden Moment zuschlagen könnte.

Bis … bis, dass das Schicksal zuschlägt. Ist es wirklich der Unfall? Oder ist er nur ein Synonym für das Scheitern der Liebe?
Der Schmerz, der danach kommt, ist der Gleiche in beiden Fällen. Er ist tötend. Er ist wie Lehm, der sich über einen legt und förmlich erstickt. Die Einsamkeit, die folgt, ist erschlagend und laut, unerträglich und man spürt den Menschen, den man sich herbeisehnt, ersehnt, erfühlt wie eine Realität.

Die letzte Szene gibt etwas zum Nachdenken zur getanzten Beziehung … aber auch für Zuschauer. Vor allem diejenigen unter uns, die eine schmerzhafte Trennung durchlebt haben.

Das Tanztheater von Lacarra und Golding lässt uns eine intensive Liebe erleben, nicht unsere, aber eine schöne, eine schreckliche, eine brutale Liebe.
Das Stück ist eine kreative Union zwischen Film und Bühne, die unterschiedliche Musikstile verbindet und dabei etwas Neues, sehr kraftvolles auf die Bühne zaubert und fesselt.

Musik von Five Satins, Philip Glass, Ben E. King & The Drifters, Edith Piaf, Max Richter, Righteous Brothers, The Ronettes,
Tänzer – Lucia Lacarra, Mathew Golding
Konzept und Inszenierung, Choreographie, Filmregie – Mathew Golding
Video – Valeria Rebeck, Craneo Media

Lucia Lacarra und Mathew Golding zelebrieren die Zustände der Liebe. (Foto: © Leszek Januszewski)
Lucia Lacarra und Mathew Golding zelebrieren die Zustände der Liebe. (Foto: © Leszek Januszewski)



Abstand – ein Zeitballett unter besonderen Bedingungen

Die aktuelle Kreation „Abstand“ von Ballettintendant Xin Peng Wang hatte am Samstag, den 17.10.2020 im Dortmunder Opernhaus seine mit Spannung erwartete Uraufführung.

Gemeinsam mit seiner Ballett-Compagnie und dem gesamten Produktionsteam setzte er sich mit der Corona-Pandemie – ihren Gefahren, aber auch Chancen – künstlerisch auseinander.

Unseren zwischenmenschlichen Bedürfnissen nach Nähe und Sicherheit ist momentan eine Bremsspur verordnet. Dies betrifft alle Bereiche. Gefahr lauert nicht nur für unsere Gesundheit, sondern zudem auch durch die ideologische Instrumentalisierung der Pandemie. Die Risse quer durch die Gesellschaft verstärken sich zunehmend.

Während die Zeit still zu stehen scheint, besteht aber auch die Chance, den Umgang mit (Um)Welt, oder unser Verhältnis innerhalb einer Solidargemeinschaft gemeinsam neu zu überdenken.

Aktuelle Themen wie "Fridays for future" wurden im Ballett "Abstand" auch behandelt.(Foto: © Leszek Januszewski)
Aktuelle Themen wie „Fridays for future“ wurden im Ballett „Abstand“ auch behandelt. (Foto: © Leszek Januszewski)

Mit Abstand hat Xin Peng Wang ein Zeitballett geschaffen, das sich mit einem „choreografischen Augenzwinkern“ mit den Kernfragen sozialer Bedürfnisse nach Nähe und Sicherheit fantasievoll beschäftigt. Kreative Videoinstallationen und passende Musikauswahl verstärkten die Ausdruckskraft der Tänzer*innen zusätzlich.

Es war aber nicht nur moderner Ausdruckstanz mit Empathie gefordert, sondern auch mit Sprache und Gesang gearbeitet.

Zu Anfang standen die Umweltaktivisten von „Fridays for Future“ (sowie eine eindrucksvollen Greta Thunberg Video-Installation) im Mittelpunkt. Im weiteren Verlauf wurden fantasievoll-witzigen Versuche, mit den veränderten Lebensbedingungen klarzukommen von den Tänzer*innen auf der Bühne umgesetzt. Ein Beispiel dafür war etwa die Situation, als eine Frau und ein Mann nur mit „Übermittlung“ durch ein Spielzugwagen Kontakt miteinander aufnehmen konnten.

Fantasievolle Mund-Gesichtsmasken,Visiere und mehr kamen zum Einsatz, und es wurde mit Fahrräder über die Bühne gefahren sowie Krankenbetten von Personen in Schutzanzügen über die Bühne gezogen.

Wie sehr sich das Theater und ihre Akteure wieder volle Säle wünscht, wurde eindringlich klar, als ein(e) Tänzer*in (Guillem Rojo I Gallego) zu den Klängen von „Vissi d‘arte aus Giacomo Puccinis Tosca vor den an die Leinwand projizierten leeren Sitzen des Opernhauses expressiv tanzte.

Der Abschluss zu rhythmischen Klängen verbreitete eine hoffnungsvoll optimistischen Ausblick auf die Zeit, wenn die Mund-Nasen- Gesichtsmasken zur Vergangenheit gehören (Symbolisch flogen sie schon einmal per Videoprojektion durch die Lüfte.

Selbst der Ballettintendant reihte sich am Ende zur Freude des Publikums noch in die Reihe der Tänzer*innen ein.

Informationen zu weiteren Vorstellungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 50 27 222




Getanzte Paarbeziehung

Der Bildhauer Rodin bei der Arbeit. In Tanzbilder umgesetzt durch Boris Eifmann. (Foto: © Berin Artmanagement)
Der Bildhauer Rodin bei der Arbeit. In Tanzbilder umgesetzt durch Boris Eifmann. (Foto: © Berin Artmanagement)

Mit gleich zwei Vorstellungen am Sonntag, den 11.10.2015 um 16 und 20 Uhr erwartet die Ballettfreunde im Opernhaus Dortmund ein besonderes Erlebnis. An diesem Tag kommt der erfolgreiche russische Choreograf Boris Eifman, geboren 1946 in Sibirien, mit seinen Sankt Petersburger Ballett-Theater und seinem neuen Programm „Rodin“ nach Dortmund. Bei einem französischen Thema gehört auch französische Musik. Zu hören sind Musikcollagen von Ravel, Saints-Saëns sowie Massenet nach Dortmund.

Eifman leitet das besondere „Ballett-Theater“ seit über 30 Jahren und gilt als ein Meister des modernen russischen Ausdruckstanzes. Ballett-Manager Tobias Ehinger machte beim Pressegespräch deutlich, dass Eifman versucht, neue Bewegungen und Themen zu finden. Das schafft Parallelen zu Ballettdirektor Xin Peng Wang, der ähnliche Ansätze hat. Eifman vertanzte Literatur (Dostojewski, Tolstoi) und gestaltete „Klassiker“ neu. Für die russische Tanzwelt ist es die aktuellste, am meisten vernetzte Companie. Denn Eifman hat schon früh darauf gesetzt, Gastspiele zu geben.

Das neue Stück „Rodin“ befasst sich mit dem Leben des Bildhauers Auguste Rodin (1840 – 1917) und der Beziehung zu seiner Muse Camille Claudel. Die Beziehung endete tragisch. Claudel kam in die Psychiatrie. Eifman thematisiert in seinem Ballett die Verbindung zwischen den beiden Menschen und die künstlerische Schaffensprozesse. Im Spannungsfeld von Kunst und Privatem zahlen die Beteiligten oft einen hohen Preis.

Für diese tänzerische Darstellung von künstlerischen Schaffensprozessen arbeitet Eifman mit vielen starken physischen Elementen. Daher braucht man auch entsprechende Tänzerinnen und Tänzer. Die um die 50 Tänzerinnen und Tänzer sind sehr groß und athletisch. Ihre Bewegungen sind dynamisch-aggressiv.Denn Eifman sucht im Gegensatz zum klassischen Ballett Reibungspunkte.

Stehen im klassischen Ballett Körper und Schönheit im Fokus, sind es bei Eifman Charakter, Kanten und Ecken.

Die Vorstellung dauert knapp 2 Stunden. Mehr Informationen und Online Tickets unter www.berin-artmanagement.de




Flucht auf den Zauberberg

Erste Einblicke in das neue Handlungsballett „Zauberberg“ nach Motiven aus dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann von Ballettdirektor Xin Peng Wang gab es am 2. November 2014 vorab für das Publikum bei einer Matinee im Ballettzentrum (Westfalenpark).

Die Idee für sein neues Projekt entstand schon vor zwei Jahren während seines Aufenthaltes in Hongkong anlässlich der Aufführungen des „ Traumes der Roten Kammer“, verriet Xing Peng Wang.

„Die Worte des „Zauberberg“ kann man nicht tänzerisch eins zu eins übersetzen, aber die Atmosphäre in dem Berg-Sanatorium für die Patienten kann das Ballett emotional und fantasievoll herüberbringen. Mich interessiert, wie verändern die Berge und die spezielle Situation die Menschen. Was macht das mit ihnen,“ so der Ballettdirektor.

Die Geschichte um Hans Castorp spielt in der Zeit vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wo er sieben Jahre in einem Schweizer Lungensanatorium (Davos) zwischen siechenden Patienten als Lebender, Überlebender zwischen Todgeweihten verbringt. Eine ganz eigene Welt mit seinen speziellen Ritualen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Flucht in den „Zauberberg“ oder die bedrohliche Welt „da unten im Tal“. Auch in unserer heutigen Zeit geht angesichts verschiedener „Brandherde“und der unsicherer Situation in einer globalisierten Welt auch ein wenig die Luft aus. Das macht die Aktualität dieser Produktion aus. Dramaturg Christian Baier erklärte: „ Der „Zauberberg“ von Thomas Mann beschreibt eine Gesellschaft, der langsam der Atem ausgeht.“

Das Publikum bekam schon einmal beeindruckende Kostproben aus dem „Zauberberg“ zu sehen. Für eine besondere Emotionalität sorgt zudem die besondere Auswahl der Musik.

Sie stammt vom estnischen Komponisten Lepo Sumera (1950 – 2000). Als Kulturminister setzte er sich nach der Autonomie Estlands für dessen kulturelle Öffnung ein.

So gibt es neben der Premiere vom „Zauberberg“ am Samstag, den 8. November 2014 um 19.30 Uhr im Dortmunder Opernhaus auch noch eine musikalische Ur-Aufführung. „Mit musikalischen Überlagerungen oder Wiederholungen mit verschiedenen Instrumenten hat Lepo Sumeras Musik eine besondere Suggestivkraft und Emotionalität. Das passt gut zum „Zauberberg“, so der 1. Kapellmeister und stellvertretende Generalmusikdirektor Motonori Kobayashi.

Die Ballett-Freunde dürfen auf die Premiere gespannt sein.

Weitere Termine, Karten und Informationen unter 0231 5027222 oder www.theaterdo.de




Fantasievolles Ballett für die Jugend

Die „Jugendabteilung“ der renommierten niederländischen Ballett-Kompanie „Introdans“ gastierte einmalig in Deutschland während ihrer Tournee am 11. Juni 2014 in Dortmund auf der Ballettbühne unter dem Titel „MIXVANMATS“.

Der Titel bezieht sich auf den Schweden Mats Ek, der die Choreographie dafür entwickelt hat.

Eigentlich nicht speziell für Kinder gemacht, lassen die beiden Teile , „På Norrbotten“ (Hoch im Norden) und „Parken“ (Im Park) mit ihren bunten Kostümen, besonderen Welt und absurden Idee und Unterhaltung viel platz für Imagination. Gerade das macht sie auch für ein junges Publikum interessant.

Der erste Teil entführt das Publikum hoch in den Norden Lapplands. Ein wunderschöner mystischer Hintergrund auf den Vorhang projiziert, beflügelt sofort die Fantasie. Links oben kann man wie in einem glücklichen Traum das Wort „Paradies“ lesen.

Zu traditioneller folkloristischer Musik und der passender farbenfrohen Kleidung. Der Kompanie gelingt mit einer guten Mischung aus traditionellem klassischen Tanz und dem modernem Ausdruckstanz eine besondere Welt, mit allem was ein typisches Dorfleben ausmacht, entstehen zu lassen. Da geht es natürlich um die Beziehung zwischen den Frauen und Männern des Dorfes. Besonders gelungen ist dabei die Darstellung von drei „Balzenden Macho-Männern“, die um die Gunst ihrer Liebsten buhlen. Außerdem kommen der Mann mit einem Schuh, das Frühlings-Mädchen oder der Mann, der nachts lebt und wie eine Art dunkler Fuchs erscheint.

Nach der Pause ging es mit „Parken“ weiter. Wie der Name besagt, spielt dieser Teil in einem Park. Die beteiligten Tänzer brannten ein Feuerwerk von schillernden kurzen Szenen und anspruchsvollen akrobatischen Sprüngen ab. Ein Prinz in glänzend rotem Kostüm sitzt auf dem Baum und warte auf seine Prinzessin. Wunderbar absurd und grotesk wirkte das aus dem Ruder laufende Picknick einer Familie.in bis ins Detail durchdachten Bekleidung,. So zum Beispiel lange Kleider mit Rüschen, Schleifenschürze und großem Hut. Das besondere dabei war, das zum überwiegend Männer in der Frauenkleidung tanzten.

Die Aufführung zeichnete sich aber noch durch einige andere fantasievolle Einfälle und Effekte aus. Zu nennen wäre da beispielsweise der Auftritt von den gemeinsam tanzenden Finger, Mund , Auge und Nase. Besondereoptische Highlights waren die „Disco-Männer“oder der Moment, wo Prinz nur diebeleuchteten Umrisse des Prinzen im dunklen Baumzu sehen waren.

Auch das „Sackhüpfen“ zur Musik von Richard Wagner oder am Ende das zusammentreffen vom Prinzen und Prinzessin mit Eiswaffel-Hut waren ganz spezielle, innovative Ideen.

Es war schon erstaunlich, wie aufmerksam und geduldig das doch recht junge Publikum der immerhin 90- minütigen Vorstellung folgte.

So kann der Nachwuchs für das Ballett begeistert werden.