Zwei starke Tanzarchitekturen zu 100 Jahre Bauhaus

Mit der Premiere von „Bauhaus 100“ am 24.11.2019 wurde den
Besuchern der Oper Dortmund ein besonderer, zweigeteilter
Ballett-Abend geboten. Hundert Jahre Bauhaus waren ein guter Anlass,
um zunächst Oskar Schlemmers berühmtes „Triadisches Ballett“
von dreizehn Mitglieder der Compagnie des Bayerischen Junior Balletts
München in Neuproduktion von 2014, einstudiert von Ivan Liška,
in unserer Stadt aufzuführen.

Zur Zeit der Bauhaus-Bewegung gab es eine Aufbruchstimmung in ganz Europa. Oskar Schlemmer wollte Kunst und Handwerk wieder zusammenführen und sie für den Lebensalltag nützlich zu machen…Möbel und Design wurden praktisch, funktional und dabei schön für den Alltag der Menschen gestaltet.

In dem Wort
„Triadisch“ steckt das griechische Wort für „Dreiklang“.
Dieser Dreiklang begleitet den Zuschauer auf allen Ebenen. Ob in
Bezug auf Raum-Form-Farbe Kreis-Quadrat-Dreieck,
Kostüm-Bewegung-Musik, Höhe-Breite-Tiefe
oder etwa die drei maßgeblichen Grundfarben .

In verschiedenen Szenen schlüpften die insgesamt dreizehn
Tänzer*innen des München Juniorballetts in die fantasievollen
Figuren des „Triadischen Balletts“ von Oskar Schlemmer“.

Allein, als Paar oder zu Dritt ertanzten sie sich in bunten Kostümen den Raum. In fantasievollen bunten Kostümen, in den Grundfarben lackierten Reifröcken, verschiedenfarbige Kugeln an Händen oder Kopf, Kostümen aus Wollbommeln sowie Drähten (auch mal mit Gegenständen in der Hand) wurden die Bauhaus) Figuren und Charaktere auf der Bühne lebendig.

Die
Musik, oder sollte man besser Geräusche sagen,
war exakt
auf jede einzelne kleine Bewegung und
Geste abgestellt waren.
Annäherungen,
Zusammenspiel und Abwehr spielten im Raum eine Rolle und es gab
grotesk-komische Momente.

Eine großartige Leistung aller Beteiligten, wenn die etwas schrillen
Geräusche manchmal auch etwas gewöhnungsbedürftig waren, und
gewisse Längen in der Aufführung zu spüren waren.

Oskar Schlemmers Ballett war schon einmal zu Gast in Dortmund: Das Theater im Depot präsentierte bereits 2015 eine Neuinterpretation des triadischen Balletts mit den Tänzerinnen und Tänzern des „Theaters der Klänge“.

Nach der Pause folgte die Uraufführung der Auftragsarbeit „Fluid
Housing“ („flexibler Wohnungsbau“) für das Ballett Dortmund.
Die von der Choreografin Wubkje Kuindersma (Niederlande) und der
Animatorin Nicole Aebersold (Schweiz) geschaffenen digitalen
architektonischen Welten, können als eine Erweiterung des
Bauhaus-Geistes gesehen werden. Kunst wird nicht nur als beiläufige
Selbstverwirklichung gesehen, sondern auch als Verpflichtung,
gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Atemberaubende Bilder von der Beziehung zwischen Wohnraum und Mensch zeigte das Stück "Fluid Housing". (Foto: © Ballett Dortmund)
Atemberaubende Bilder von der Beziehung zwischen Wohnraum und Mensch zeigte das Stück „Fluid Housing“. (Foto: © Ballett Dortmund)

Die Aufführung geht von der Utopie aus, den in unserer Zeit immer
knapper werdenden Wohnraum digital als analoge Realität und
virtuelle animierter Wirklichkeit zu postulieren. Mensch und Raum
bedingen sich Wechselseitig und hängen voneinander ab. Als
atmosphärische Verstärkung wurde die passende Musik (Valgeir
Sigurðsson) und dem Lichtdesign
(Ralph Jürgens) geschickt eingesetzt.

Die nahtlose Verschränkung der
verschiedenen Ausdrucksebenen und Interaktionen erfüllen aber nicht
nur den Zweck, das Publikum optisch zu überwältigen.Es geht viel
mehr um das existenzielle Verhältnis von Mensch
und Raum.

Diese halbe Stunde mit einer
ganz eigenen Dynamik verflog viel zu schnell.

Eine innovative Uraufführung
und schönes Beispiel für ein gelungenes Zusammenwirken von analoger
Ballettkunst und moderner digitalen Technik.




Benefizveranstaltung für künstlerische Nachhaltigkeit in Dortmund

Im letzten Jahr gab
es schon eine besondere Benefizveranstaltung unter dem Titel
„Sommernachtstanz“ als Kooperation vom Theater Dortmund (Ballett)
und dem Lions-Club Rothe Erde mit dem Ziel, junge Künstlerinnen und
Künstler und nachhaltige Projekte in verschieden künstlerischen
Bereichen zu fördern.

Am 06. Oktober 2019 um 17:00 Uhr (Opernhaus Dortmund) wird es einige Veränderungen geben. Nicht nur der Name, auch die Kooperation wird mit Highlights aus Oper & Ballett erweitert. Der neue Name „Dortmunder Löwe 2019“ ist eine symbolische Reminiszenz an den Lions-Club Rothe Erde. Eine Jury unter der Leitung von Bürgermeisterin Birgit Jörder vergibt wieder Preise in den drei Kategorien:

1. „Junge
Künstlerinnen und Künstler“,

2. Kulturelle /
künstlerische Vermittlungsprojekte“

3. im Bereich
„Nachhaltigkeit“ (Projekte, die Kunst und Kultur nachhaltig für
die nächste Generation etablieren).

Interessierte können
sich bis zum 15. Juni 2019 unter dortmunderloewe@theaterdo.de
bewerben.

Tobias Ehinger
(Geschäftsführender Direktor Theater Dortmund)erklärte, dass es
nicht um einen Siegeswettbewerb im Sinne 1. 2. und 3. Preis, sondern
das die Unterstützung für förderungsbedürftige Personen oder
Projekte je nach ihrem aktuellen Bedarf geht.

Mit dem "Dortmunder Löwen" wird ein Förderpreis für junge Künstlerinnen und Künstler ins Lebens gerufen. (v.l.n.r.) Tobias Ehinger (Geschäftsführender Direktor des Theater Dortmund), Heribert Germeshausen (Intendant der Oper), Dietmar Bläsing (Lions Club Rothe Erde), Bürgermeisterin Birgit Jörder, Manfred Klobes (Präsident Lions Club Rothe Erde), Ballettdirektor Xin Peng Wang, Sascha Nies und Gerd Bollermann (Lions Club Rothe Erde).
Mit dem „Dortmunder Löwen“ wird ein Förderpreis für junge Künstlerinnen und Künstler ins Lebens gerufen. (v.l.n.r.) Tobias Ehinger (Geschäftsführender Direktor des Theater Dortmund), Heribert Germeshausen (Intendant der Oper), Dietmar Bläsing (Lions Club Rothe Erde), Bürgermeisterin Birgit Jörder, Manfred Klobes (Präsident Lions Club Rothe Erde), Ballettdirektor Xin Peng Wang, Sascha Nies und Gerd Bollermann (Lions Club Rothe Erde).

Zusätzlich wird ein
Wettbewerb zur Gestaltung des Dortmunder Löwen ausgelobt.

Wie beim Oscar oder
dem Bären der Berlinale wird auch mit der Förderung des DORTMUNDER
LÖWEN eine Trophäe vergeben. Wie diese aussieht, ist Teil des
Wettbewerbs, an dem sich alle Künstlerinnen und Künstler in
Dortmund beteiligen können. Die Gewinnerin oder der Gewinner
erhalten eine einmalige Förderung von 1.000 EUR.

Wie Bürgermeisterin
Jörder beim Pressegespräch betonte, können wirklich alle jungen
Künstlerinnen (bis 30 Jahre), auch die Beteiligten vom letzten Jahr
mitmachen.es muss nur etwas „begreifbares“ geliefert werden.

Interessenten können
ihre Vorschläge bis zum 15. Juni 2019 unter
dortmunderloewe@theaterdo.de
einreichen.

Manfred Klobes
(Präsident Lions-Club Rothe Erde) verriet, dass auch in diesem Jahr
wieder viele Förderer und Sponsoren für das Projekt für die
Gesamtsumme von 40.000 EUR (wie letztes Jahr) gefragt sind. Spenden
erwünscht. Sämtliche Erlöse zzgl. Spenden und Sponsoreneinnahmen
kommen der Förderung von Projekten der kulturellen und
soziokultureller Nachwuchsarbeit in Schulen und Kindergärten sowie
jungen Künstlern in Dortmund zugute. Breite Förderung gehört zur
Philosophie vom Lions-Club.

In diesem Jahr ist
das kulturelle Programm vom kulinarischen Programm getrennt.

Zunächst können
sie das einmalige und exklusive Programm, zusammengestellt von
Opernintendant Heribert Germeshausen und Ballettdirektor Xin Peng
Wang und die dramaturgisch darin eingebundenen Preisverleihungen
erleben. Es soll ein einmaliges „Preview-Erlebnis“ für die
BesucherInnen werden.

Sicher sind
besondere Ausschnitte aus „Inferno“ (Ballett) oder der neuen
Opernproduktion „Echnaton“ als Highlight und auch das
NRW-Juniorballett dabei.

Preise für die
Benefizveranstaltung
mit Highlights aus Oper und Ballett:
Dortmunder Löwe:

Kategorie 1: 50 EUR
(1. bis 16. Reihe)

Kategorie 2: 40 EUR
(17. bis 25. Reihe)

Im Anschluss an
die Veranstaltung
mit Preisverleihungen besteht die Möglichkeit,
für einen Preiszuschlag von 35 EUR in der Lounge21 (Obere Etage) an
einer Party mit Live-Musik teilzunehmen und ein Flying Dinner von
Dinner&Co mit kulinarischen Köstlichkeiten zu genießen.




Drei Ballett-Visionen voll Imagination und Präzision

Im Opernhaus
Dortmund konnte das Publikum am 09.03.2019 sehr unterschiedliche und
beeindruckende Kreationen von drei renommierten Choreografen der
Ballett-Szene erleben.

Sie wurde extra für
das Ballett Dortmund entwickelt und in unserer Stadt als zwei
Uraufführungen und einer Erstaufführung präsentiert.

Unter dem Titel
„Visionen – Lee, Godani, Kuindersma“ brachten Douglas Lee (in
guter Erinnerung mit „PianoPiece“ aus dem Jahr 2013), Jacopo
Godani (beeindruckte mit „Versus Standard“) sowie die im Kamerun
geborene niederländische Choreografin Wubkje Kuindersma (2017
Ballettgala) ihre „Visionen“ auf die Bühne. Die Dortmunder
Ballettcompagnie waren ihrer Vermittler, Ausstattung und passend
projizierter Hintergrund aber vor allem auch die atmosphärisch als
verstärkendes Element eingesetzte moderne Musik und Klangbegleitung.

Los ging es mit der
Uraufführung „She Wore Red“ von Douglas Lee, der die bekannte
Geschichte von Rotkäppchen, wobei die Symbolik im Märchen, die
speziellen Archetypen und in ihrer bedrohlichen Situation.
Multifunktional von den Tänzerinnen und Tänzern genutzt wurde das
in schlichte glatten Design gehaltene Mobiliar wie etwa ein kleiner
Tisch oder verschieden große weiße Wände, die umgedreht einen
stilisierten Wald darstellten. Die „Wölfe“ trugen feine schwarze
Anzüge und konnten ihre „Wolfsmasken am Stil“ effektvoll
einsetzen. Das Rotkäppchen (Jelena-Ana Stupar) trug ein
futuristisches rotes Kostüm und die Großmutter(Sae Tamura) trat
ganz in Weiß auf. Besonders eindrucksvoll das „Spiel“ zwischen
Rotkäppchen und dem „bösen“ Wolf (Javier Cacheiro Alemán)
ob mit oder ohne seinen Anzug.

Die
ungewöhnliche Musikwahl aus Bernard Herrmanns Soundtrack zu der
amerikanischen Mystery-Serie „Twilight Zone“ aus den späten
fünfziger Jahren und der „Outer Space Suite“ zum
Science-fiction-Streifen „The Day The Earth Stood Still“ (1951)
unterstrichen und verstärkten die unheimliche mystische Stimmung.

Szene aus dem Ballett "„Kintsukuroi“ von Wubkje Kuindersma. (Foto: © Ballett Dortmund)
Szene aus dem Ballett „„Kintsukuroi“ von Wubkje Kuindersma. (Foto: © Ballett Dortmund)

Nach
einer kurzen Pause folgte die Kreation „Kintsukuroi“ (Reparatur
mit Gold) von Wubkje Kuindersma. In Japan stammt eine eigene Art,
zerbrochene Keramik mit Gold zu kitten. Der
Schaden wird nicht versucht zu verbergen, sondern wird mit Gold
aufgewertet.

Als
Hintergrund wurden die Risse zu Anfang als Projektion sichtbar. Der
erste Teil mit der archaischen Musik von Michael Gordon ist eine Art
Bestandsaufnahme unserer menschlichen Verletzungen. Die Tänzerinnen
und Tänzer tragen alle hautfarbene Kostüme, aber versteckt
zum Beispiel auf
der Stirn ist im inneren leuchtende Gold schon erkennbar. Der zweite
Teil ist eine tänzerische und musikalische (Peter
Gregson) Aufforderung,
die Brüche an und in uns
nicht nur zu akzeptieren, sondern ihren Wert
für unser Leben
zu erkennen. Wunsch ist, nicht an dem zu zerbrechen, was uns
widerfährt, sondern das uns die Lebenserfahrung von innen her zum
Leuchten bringt. Am Ende leuchtet das
Corps de Ballet mit
goldenen Kostümen und die Risse im Hintergrund werden mit goldenem
Kitt veredelt.

Nach
dem eher archaischen Kreationen bietet Jacobo Godani mit der
Erstaufführung von „Moto Perpetuo“ mit der Compagnie ein
modernes, futuristisches Feuerwerk an Dynamik und Präzision des
klassischen Balletts. Moderner expressiver und gleichzeitig
sensitiver Tanz gehen ihr
eine gelungene Verbindung ein. Der Einfluss von Godanis Vorbild
William Forsythes ist deutlich erkennbar. Dabei hat er eine ganz
eigene choreografische Sprache, die auf Virtuosität und physischer
Leistung jenseits des rein artistischen setzt.

Gemeinsam
ist allen drei Choreografien, bei allen Unterschieden, die hohe
technische Qualität des klassischen Balletts und gleichzeitig die
enorme Ausdruckskraft des neoklassischen Balletts der Moderne.

Informationen
zu weiteren Aufführungsterminen finden Sie wie immer unter
www.theaterdo.de oder Tel.:
0231/ 50 27 222.




Rachmaninow / Tschaikowsky – ein emotionales Ballett von Xin Peng Wang

Mit der Premiere seines neuen abstrakten Balletts „Rachmaninow / Tschaikowski“ brachte Xin Peng Wang am 11.11.2017 im Dortmunder Opernhaus eine weitere Facette im Ballett auf den Weg. Gemeinsam mit den bewährten Mitarbeitern, seiner Compagnie und Mitgliedern des NRW Juniorballetts entwickelte er eine Choreografie, bei der es vor allem um Emotionen geht.

Inspiriert vom 3. Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow (1873 – 1943) und der 6. Symphonie von Peter I. Tschaikowsky, begab er sich an die Schnittstelle von Kunst und Leben. Diese beiden Werke sind zum einen eng verwoben mit der persönlichen Biografie der beiden Komponisten, zum anderen bieten sie eine gute Spiegelfläche für die Projektion unser eigenen Gefühle in seiner Vielfalt. Ein Gelegenheit, sich mit den aufkommenden Gefühlen auseinander zu setzen und sich ihrer Verdrängung bewusst zu werden. Der bewegenden Musik wird eine weitere Dimension durch die moderne Ballettkunst hinzu gefügt.

Verstärkend dabei wirkt die Tatsache, dass die Musik live von der Dortmunder Philharmoniker unter der erfahrenen Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz sensibel begleitet wird.

Rachmaninow, dessen Werk trotz seiner Beliebtheit bei der russischen Bevölkerung von Kollegen und Presse als „schmalzig“ bezeichnet wurde, litt selber an den Anforderungen der „Spießer“ und war Schwermütig. Einfach Mensch sein war sein Wunsch. Das verband ihn mit Tschaikowsky.

Der erster Teil des Abends war dem 3. Klavierkonzert von Rachmaninow gewidmet. Am Flügel auf der Bühne saß der renommierte Pianist Nicolai Tokarev und verzauberte das Publikum mit seinem empathischen Spiel.

Als sichtbares Zeichen der Abstraktion traten die Tänzerinnen und Tänzer nach und nach in den gleichen engen blauen Ganzkörper-Anzügen auf die Bühne, das Individuum war nicht zu erkennen. Ein tiefer „Seelenblick“ in die Kunstwerke und unsere eigenen Emotionen folgte. Eine begehbare Weltkarten-Konstruktion im hinteren Bereich wurde mit in die Kreation einbezogen. Dieser Teil zeichnet sich durch eine Mischung aus kraftvoller Athletik und gefühlvoll-sentimentalen Passagen aus. Neben der Compagnie überzeugten die beiden Solisten Denise Chiarioni und Giacomo Altovino.

Das Ensemble in blauen Anzügen zu Rachmaninows Musik. Xin Peng Wang symbolisiert hier deutlich den Verlust der Individualität. (Foto: © Ballett Dortmund)
Das Ensemble in blauen Anzügen zu Rachmaninows Musik. Xin Peng Wang symbolisiert hier deutlich den Verlust der Individualität. (Foto: © Ballett Dortmund)

Als Teil zwei des Abends folgte nach der Pause die emotionale nach innen gerichtete 6. Symphonie von Tschaikowsky. Die TänzerInnen waren hier offener und spärlicher bekleidet und von der Decke wurden zwei hell schimmernde Hohlraum-Konstruktionen herunter gelassen. Dies war ein Sinnbild für den Hohlraum, den das Publikum mit seine eigenen Emotionen auffüllen konnte. Einen starken und großen Part hatten hier die exzellenten Solisten Lucia Lacarra und Marlon Dino. Die Dortmunder Ballett-Compagnie und das NRW Juniorballett überzeugten in den temperamentvollen, bunten Abschnitten.

Der enorme Kraftakt für diesen zwei geteilten Abend war gelungen und das Premieren-Publikum begeistert. Um es mit Udo Lindenberg zu formulieren: „Das ging ganz tief rein“.

Informationen zu weiteren Vorstellungsterminen erhalten sie unter www.theaterdo.de




Kontrastreiches Ballett Programm

Mit der Konzeption „Kontraste“ lud Ballettdirektor Xin Peng Wang zur Premiere am 25.02.2017 drei wegweisende Choreografen unserer Zeit mit ihren Stücken in das Dortmunder Opernhaus.

Den Anfang machte der William Forsythe verpflichtete kanadische Choreograf Richard Siegal und das Dortmunder Corps de Ballet mit der formalistischen Performance „Unitxt“. Mit seiner Plattform „The Bakery“ schuf er schon vor zwölf Jahren in Berlin und Paris die Grundlage für eine innovatives Zusammenwirken von Tänzern, Musikern, bildenden Künstlern, Architekten und Entwicklern von Software.

Bei „Rain Dogs“ von Johan Inger werden zur Musik von Tom Waits Grenzen ausgelotet. (Foto: © Bettina Stoess)

Es werden hier ganz neue Tanzsphären und Tanzräume geschaffen. Er stellt in der Performance die drei Begriffe NOISE/SIGNAL/SILENCE gegenüber und stellt sie provokativ zum Diskurs. Kann es in unsere hektischen Gesellschaft zum Beispiel Räume der Ruhe geben? Als Allegorie darauf ist die elektronische Musik von Carsten Nicolai mit seinen Techno-Klängen gleichmäßig laut und zieht das Publikum in das Geschehen auf der Bühne hinein. Nicolai lässt mit den Klängen an analoge Geräusche denken wie die von Nadeldrucker oder Einwahlmodems. Die Augen wissen nicht, wo sie zuerst hinsehen sollen. Mal sieht man Gruppen-Choreografien, daneben Pas de deux oder Solotänzer/innen.

Die Choreografie „Rain Dogs“ vom Schwedischen Choreografen Johan Inger im Anschluss nach einer Pause ist mehr inhaltlich ausgerichtet. Grundlage der Performance ist die Parabel vom Hund, der an einem regnerischen Tag die Grenzen seines gewohnten Lebensraumes überschreitet und nicht mehr zurück findet. Der Regen hat die Spuren hinweg gespült. Diese Metapher ist Ausgangspunkt für das Corps de ballet, um Beziehungen, Identitäten und Geschlechter auszuloten. Da tragen dann zum Beispiel die Männer auch schon mal Kleider und die Frauen Anzüge. Im Hintergrund erscheinen auf der Leinwand beeindruckende Wolkenkonstellationen zur passenden Musik mit der prägnanten Stimme von Tom Waits.

Nach einer weiteren kleinen Pause kam das extra für das Dortmunder Ballett konzipierte Kreation „Hora“ von dem aus Rumänien stammenden Choreografen Edward Clug zur Uraufführung. Hora ist ein im ländlichen Balkan bekannter traditioneller Rundtanz, der die Tänzer in einem geschlossenen Kreis vereint. Clug geht sozusagen zurück zu seinen Wurzeln. Die Tänzer/innen halten sich an den Händen und machen diagonale Schritte vorwärts und rückwärts.

Ein drehbarer, wellenartiger Rundbogen aus Holz wird später in die Performance integriert. Zunächst sind die Tänzer/innen einheitlich in beige gekleidet und tanzen in verschieden Rundtanzformationen zur ursprünglichen und archaischen Musik vom Balanescu Ensemle. Später löste sich die Gruppenformation auf und in bunterer Kleidung ging es im weiteren Verlauf auch wieder um Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Da sitzt etwa eine Frau auf dem wellenartigen Rundbogen und steht zwischen zwei männlichen Konkurrenten.

Mit den drei Beispielen wurde deutlich, welche vielfältigen Möglichkeiten das moderne Ballett bereit hält.

Weitere Informationen und Termine erhalten sie unter www.theaterdo.de




„Nussknacker“ im quietschbunten Farbrausch

Gärtner und Blumen tanzen in Claras surrealer Traumwelt. (Foto: © Bettina Stöß).
Gärtner und Blumen tanzen in Claras surrealer Traumwelt. (Foto: © Bettina Stöß).

Ein Traum in bonbonfarbener Kinderbuch-Optik. Die Inszenierung von Choreograph Benjamin Millepied und das Bühnenbild samt Kostüme von Paul Cox boten alles, was man für ein wunderschönes Weihnachtsballett braucht: Bunte Kostüme, tolle Tänzer und natürlich Tschaikowskys Musik, live gespielt von den Dortmunder Philharmoniker. Ein Premierenbericht vom 18. Oktober 2015.

Der „Nussknacker“ ist vor allem durch die Musik von Tschaikowsky bekannt, das Ballett ist hierzulande im Gegensatz zu „Schwanensee“ oder „Dornröschen“ eher unbekannt. Schade eigentlich, denn Choreograph Benjamin Millepied präsentiert ein buntes und aufgefrischtes Ballett für große und kleine Kinder mit viel Humor.

Die Geschichte, basierend auf dem gleichnamigen Märchen von E.T.A. Hoffmann, handelt vom Mädchen Clara, dass sich auf den Weihnachtsabend und die Geschenke freut. Verwandte kommen vorbei, darunter auch Drosselmeier (Arsen Azatayan) mit seinem Neffen. Drosselmeier ist vernarrt in mechanisches Spielzeug und schenkt Clara einen Nussknacker, der bei Millepied eine Art Froschkönig ist. Clara schläft müde ein und plötzlich erwachen mechanische Mäuse samt Mäusekönig zum leben, gegen die der Nussknacker und seine Zinnsoldaten kämpft. Dank Claras Hilfe erfolgreich. Zur Belohnung entführt der Nussknacker, der sich als Drosselmeiers Neffe entpuppt, ins Reich der Zuckerfee. Dort beginnen Schokolade, Kaffee und Tee zu tanzen. Dieser surreale Traum endet mit Claras und Drosselmeiers Neffen Erwachen. War alles nur ein Traum?

Millepied und seine Mitstreiter verwandelten die Bühne in eine kunterbunte Landschaft. Kein Wunder, dass Cox auch als Kinderbuchillustrator arbeitet. Geometrische Figuren in klaren Farbtönen und dazu passende Kostüme. Im zweiten, surrealen Akt steht dann auch alles auf dem Kopf. Dazu lässt Millepied auch dem Humor genügend Platz. Wenn Großmutter (Barbara Melo Freire) und Großvater (Davide D’Elia) im ersten Akt zunächst tatterig die Bühne betreten, um dann nach kurzer Zeit einen flotten Tanz hinzulegen, ist das sehr witzig anzuschauen. Auch die Szene, als die Verwandtschaft betrunken tanzt, ist sehr gut gemacht. Ebenfalls der Tanz der mechanischen Figuren (Denise Chiarioni und Alysson de Rocha)

Die Krönung ist aber der Tanz der Lebkuchenmutter (Dana Wilkinson) im zweiten Akt. Sie muss österreichische Vorfahren haben, denn hier stand zur großen Freude des Publikums Conchita Wurst Pate.

Das Ballett wurde routiniert begleitet von den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.

Millepied hat jegliche Verstaubtheit aus dem „Nussknacker“ entfernt und dem Ballett neue Ideen eingehaucht. Kein Platz für Kitsch oder ähnliches. Dafür kann man als Kritikpunkt ansetzen, dass aus der „Coming-of-age“ Geschichte von Hoffmann nur das Kindliche übrigbleibt. Erotik hat hier definitiv keinen Platz. Dennoch: Die Gelegenheit, dieses Ballett wieder neu für sich zu entdecken, sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.




21. Ballettgala wieder auf hohem Niveau

'Little Monsters': Stephanine Ricciardi und Francesco Nigro. (Foto:  ©Bettina Stöß)
‚Little Monsters‘: Stephanine Ricciardi und Francesco Nigro. (Foto:
©Bettina Stöß)

Die Mischung macht’s: Internationale Gäste, das neue NRW Juniorballett und Mitglieder des Dortmunder Ensembles zeigten am 13. Juni 2015 über drei Stunden hochklassiges Ballett. Natürlich wurde die Veranstaltung in gewohnter Weise moderiert von Kammersänger Hannes Brock. Am 14. Juni 2015 gibt es noch einmal die Gelegenheit, die Ballettgala zu sehen.

Die Dortmunder Ballettfreunde haben einen neuen Liebling: Der Kubaner Osiel Gouneo, Mitglied beim Norwegischen National Ballet, zeigte zusammen mit seiner Tanzpartnerin Whitney Jensen vom Boston Ballet in den beiden klassischen Pas de deux „Le Corsiare“ und „Flamme de Paris“ höchste Kombination von Technik und Sprungkraft. Anhand des Applauses merkte man, dass der klassische Tanz in Dortmund sich sehr großer Beliebtheit erfreut. Von daher waren in dem umfangreichen Programm mehrere Pas de deux enthalten wie „Don Quichotte“ oder das von George Balachine choreographierte „Pas de deux“ aus „Schwanensee“ von Tschaikowski.

Auch Freunde des modernen Tanzes kamen natürlich auf ihre Kosten. Hier begeisterte vor allem der Australier James O’Hara. Seine schier unglaubliche Körperbeherrschung zeigte er in zwei Choreografien „Exhausting space“ sowie „Ondos do mar“. Ein sehr atmosphärisches Stück mit Licht und Schatten zeigten Jurgita Dronina und Fabien Voranger vom „Nationale Ballet Amsterdam“ in „A sweet spell of oblivion“ mit der Musik von Johann Sebastian Bach.

Etwas Besonderes boten Robert Tewsley und Thomas Gallus von „Ballet de l’Opéra de Lyon“. Sie tanzten das Pas de deux aus dem „Feuervogel“ von Strawinsky. Während der Feuervogel normalerweise von einer Frau getanzt wird, sind in der Choreografie von Marco Goecke sowohl der Feuervogel als auch der Prinz beides Männer. Der Tanz von Tewsley und Gallus erinnerte an die beiden tschechischen Tänzer Jiří und Otto Bubeníček

Für regelmäßige Besucher des Dortmunder Balletts gab es ein Wiedersehen mit vielen Stücken, die in den letzten Spielzeiten zu sehen waren. Das leidenschaftliche „Closer“, getanzt von Clara Hernandez und Andrei Moriariu vom Ballett Dortmund war ebenso dabei wie das großartig getanzte „With a little help from my friends“. Hier zeigte Giacomo Altovino vom Dortmunder NRW Juniorballett eine beeindruckende Leistung. Auch „Little Monsters“ mit der Musik von Elvis Presley und getanzt von Stephanine Ricciardi und Francesco Nigro (Ballett Dortmudn) verzauberte die Zuschauer. Szenen aus „Geschichten aus dem Wiener Wald“, „Der Traum der roten Kammer“, „Zauberberg“ und „Schwanensee“ rundeten das hochkarätige Programm ab.




Eine Form der Flüchtigkeit

Mit „Drei Streifen: Tanz“ präsentiert das Ballett Dortmund diesmal drei Handschriften von verschiedenen Talentschmieden. Benjamin Millepied steht für die neoklassische Tradition eines George Balanchine. Demis Volpi kommt aus der Stuttgarter Talentschmiede und Jiří und Otto Bubeníček sind geprägt von John Neumeier. Die Premiere ist am 14. Februar 2015 um 19:30 Uhr.

Eröffnet wird das Programm von der Kreation „Closer“ von Benjamin Millepied. Erzählt wird die Liebesgeschichte eines Paares, dass sich trifft, wieder entzweit, aber immer wieder begegnet. Dazu erklingt die Musik von Phillip Glass („Mad Rush“).

Ähnlich poetisch sind die drei Duette von Demis Volpis. Auch hier wird die Geschichte von leidenschaft und Trennung erzählt. Bemerkenswert ist, dass beim ersten Duett „Little Monsters“ Musik von Elvis Presley erklingt. Die dritte Choreografie „Ebiony Corner“ wurde extra für diesen Abend geschaffen und ist somit eine Uraufführung.

Nach dem poetischen Tanz, wird es mehr prosaisch. Denn die beiden Zwillinge Jiří und Otto Bubeníček haben sich für diesen Abend etwas ganz besonderes ausgedacht. In der Uraufführung von „The piano“ haben sie eine tänzerische Fassung des gleichnamigen Films von Jane Campion.

Der Film erzählt die Geschichte der Schottin Ada McGrath , die im 19. Jahrhundert mit ihrer Tochter nach Neuseeland zwangsverheiratet wird. Ada ist stumm und nur mit dem Klavier kann sie ihre Gefühle ausdrücken. Ihr Mann Ailster ist für solche Art von Kultur völlig unempfänglich, im Gegensatz zum Nachbarn George.

Während Millepied und Volpis bei ihren Choreografien den Fokus auf die Körper der Tänzer legen, haben die beiden Bubeníčeks eine andere Herangehensweise gewählt. Eine Musikcollage aus unterschiedlichen Quellen von Nyman über Schostakowitsch bis hin zu Gesängen der Maori wird die Umsetzung unterstützen. Dazu gibt es eine Videoproduktion, die die gewaltige Natur Neuseelands zeigen wird. Die Pariser Bühnenbildnerin Elsa Pavanel hat passende Kostüme entworfen, die das Publikum ins 19. Jahrhundert entführen.

Für die Premiere gibt es noch Restkarten. Weitere Termine sind: SO, 01. MÄRZ 2015, SA, 07. MÄRZ 2015, DO, 19. MÄRZ 2015, FR, 24. APRIL 2015, DO, 07. MAI 2015, SA, 16. MAI 2015 und FR, 05. JUNI 2015.




Wenn der Atem langsam ausgeht

Hans Castorp (Dimitry Semionov) umtanzt den einen Stuhl, auf dem Madame Chauchat) saß. (Foto: © Bettina Stöß)
Hans Castorp (Dimitry Semionov) umtanzt den einen Stuhl, auf dem Madame Chauchat) saß. (Foto: © Bettina Stöß)

Mit dem „Zauberberg“ nach Motiven von Thomas Mann hat sich Ballettdirektor Xin Peng Wang einen vielschichtigen, epochalen Roman ausgewählt. Dieses wortgewaltige Zeitdokument der Gefühlslage des so genannten „Fin de siècle“ kurz vor dem ersten Weltkrieg tänzerisch atmosphärisch umzusetzen, ist eine große Herausforderung.

Da braucht es neben einem hochklassigen Ballett-Ensemble auch die Unterstützung eines guten Videodesigners in Form von Knut Geng von der Semperoper Dresden, eines beeindruckenden Bühnenbildes von Frank Fellmann und nicht zu vergessen, die geschickte Lichtgestaltung eines Carlo Cerri.

Der Ballettdirektor und sein sein musikalisches Team um den stellvertretenden GMD Motonori Kobayashi und die Dortmunder Philharmoniker hatten ein gutes Händchen bei der Auswahl der Musik. Die minimalistische Musik des estnischen Komponisten Lepo Sumera (1950 – 2000) mit einer sich nach und nach steigernden Frequenz sorgte für eine atmosphärische Einheitlichkeit.

Die Musiker unter der Leitung ihres Dirigenten lösten die anspruchsvolle Umsetzung bravourös.

Das Premieren-Publikum am 8. November 2014 wurde von Beginn an in die besondere, abgeschiedene Welt des internationalen Schweizer Lungensanatorium hineingezogen.

Mit der Ankunft vom jungen Schiffsingenieur Hans Castorp (Dimitry Semionov) am Bahnhof von Davos und der Begrüßung durch seinen Cousin Joachim Ziemßen (Dann Wilkinson vom NRW Juniorballett), einem Offizier, der schon längere Zeit Lungenkrank im Sanatorium weilt, entfaltet sich langsam eine virtuelle Bergwelt im Hintergrund. Schon jetzt wird Castorp mit dem Tod konfrontiert, als er zwei Bauern mit einem Schlitten sieht, die die Toten aus dem Sanatorium in das Tal bringen.

Die einzelnen Charaktere der wesentlichen Patienten und die gleichbleibenden Ritual im Sanatorium werden eingeführt. Beeindruckend umgesetzt wurde zum Beispiel das Ritual des spezielle „Decken einschlagen“ der Patienten vom Ballett-Ensemble, wobei die Decken an Leichentücher erinnerten.

Charakteristische Bewegungsmuster und Eigenheiten der Hauptpersonen wurden sensibel eingebaut. Monica Fotescu-Uta als die von Castorp verehrte Madame Clawdia Chauchat aus Kirgisien zum Beispiel mit ihrer Angewohnheit, sich kokett an den Haarknoten im Nacken zu greifen. Auch das Geräusch, wenn sie beim Eintreten in den Esssaal die Tür zuknallen lässt, ist deutlich zu hören.

Weitere Akteure sind die von Joachim Ziemßen verehrte Nelly mit ihrer Angewohnheit, immer zu Lachen. Doch das Lachen geht auch in Weinen über. Eine große Herausforderung für Jelena Ana Stupar, die neben dem Lachen auch noch husten und lautes Atmen punktgenau auf die Bühne bringen musste.

Daneben spielten die unheilbar kranken Mentoren von Castorp eine wichtige Rolle. Der Freimaurer Ludovico Settembrini (Giuseppe Ragona) und der Jesuit Naphta (Arsen Azatyan., die sich um den richtigen politischen Weg und die Zukunft einer Welt im „Flachland“ streiten und duellieren, die sie selber nicht mehr betreten werden.

Madame Chauchats geliebter Mynher Pieter Peppercorn, ein charismatischer „Kaffeekönig“, macht einen großen Eindruck auf Hans Castorp, nimmt sich aber das Leben, als er fürchtet, seine Lebens-und Manneskraft durch seine Tropenkrankheit zu verlieren.

Ein besonderes berührendes Highlight des Abends war sicherlich der „Todestanz“ des Joachim Ziemßen zu der Musik von Franz Schuberts „Lindenbaum“-Lied. Er stirbt, nachdem er sich zunächst selbst aus dem Sanatorium entlassen hatte, um dann doch todkrank von seinem Regiment zurückzukehren.

Xin Peng Wang widmete auch dem berühmten „Schneetraum“ des Hans Castorp eine Szene. Castorp träumt unter anderem von paradiesischen Gefilden und von Schreckensbildern wie im Hades.

Gegen Ende wird aus der Schneelandschaft ein Leichentuch. Denn der Erste Weltkrieg zerstört diese Gesellschaft fundamental. Bilder aus dem Krieg flackern im Hintergrund der Bühne auf. Zum Schluss geht Castorp alleine durch die Schneehügel. Was mit ihm passiert? Wir wissen es nicht.

Neben den Tänzern gehört auch dem Bühnenbild ein großes Lob. Mit simplen, aber effektvollen Mitteln wurde eine schweizerische Berglandschaft dargestellt. Ein kleines Miniaturmassiv stand immer auf der Bühne. Auch die Videoeinblendungen während der Duette zwischen Castorp und Madame Chauchat passten sich dem Stück an und brachten dem Stück eine weitere Tiefe.

Xin Peng Wang setzte den „Zauberberg“ in ein berührendes Tanzerlebnis um, einfach atemberaubend und ein in unsere Zeit passend.

Weitere Termine: FR, 14. NOVEMBER 2014, SA, 22. NOVEMBER 2014, FR, 28. NOVEMBER 2014, SA, 06. DEZEMBER 2014, FR, 12. DEZEMBER 2014, SO, 28. DEZEMBER 2014, SO, 04. JANUAR 2015, MI, 07. JANUAR 2015, SO, 01. FEBRUAR 2015, FR, 06. FEBRUAR 2015, DO, 12. MÄRZ 2015, FR, 20. MÄRZ 2015, SA, 11. APRIL 2015, FR, 17. APRIL 2015 und SO, 26. APRIL 2015.

Infos unter www.theaterdo.de oder 2012 50 27222.




Flucht auf den Zauberberg

Erste Einblicke in das neue Handlungsballett „Zauberberg“ nach Motiven aus dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann von Ballettdirektor Xin Peng Wang gab es am 2. November 2014 vorab für das Publikum bei einer Matinee im Ballettzentrum (Westfalenpark).

Die Idee für sein neues Projekt entstand schon vor zwei Jahren während seines Aufenthaltes in Hongkong anlässlich der Aufführungen des „ Traumes der Roten Kammer“, verriet Xing Peng Wang.

„Die Worte des „Zauberberg“ kann man nicht tänzerisch eins zu eins übersetzen, aber die Atmosphäre in dem Berg-Sanatorium für die Patienten kann das Ballett emotional und fantasievoll herüberbringen. Mich interessiert, wie verändern die Berge und die spezielle Situation die Menschen. Was macht das mit ihnen,“ so der Ballettdirektor.

Die Geschichte um Hans Castorp spielt in der Zeit vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wo er sieben Jahre in einem Schweizer Lungensanatorium (Davos) zwischen siechenden Patienten als Lebender, Überlebender zwischen Todgeweihten verbringt. Eine ganz eigene Welt mit seinen speziellen Ritualen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Flucht in den „Zauberberg“ oder die bedrohliche Welt „da unten im Tal“. Auch in unserer heutigen Zeit geht angesichts verschiedener „Brandherde“und der unsicherer Situation in einer globalisierten Welt auch ein wenig die Luft aus. Das macht die Aktualität dieser Produktion aus. Dramaturg Christian Baier erklärte: „ Der „Zauberberg“ von Thomas Mann beschreibt eine Gesellschaft, der langsam der Atem ausgeht.“

Das Publikum bekam schon einmal beeindruckende Kostproben aus dem „Zauberberg“ zu sehen. Für eine besondere Emotionalität sorgt zudem die besondere Auswahl der Musik.

Sie stammt vom estnischen Komponisten Lepo Sumera (1950 – 2000). Als Kulturminister setzte er sich nach der Autonomie Estlands für dessen kulturelle Öffnung ein.

So gibt es neben der Premiere vom „Zauberberg“ am Samstag, den 8. November 2014 um 19.30 Uhr im Dortmunder Opernhaus auch noch eine musikalische Ur-Aufführung. „Mit musikalischen Überlagerungen oder Wiederholungen mit verschiedenen Instrumenten hat Lepo Sumeras Musik eine besondere Suggestivkraft und Emotionalität. Das passt gut zum „Zauberberg“, so der 1. Kapellmeister und stellvertretende Generalmusikdirektor Motonori Kobayashi.

Die Ballett-Freunde dürfen auf die Premiere gespannt sein.

Weitere Termine, Karten und Informationen unter 0231 5027222 oder www.theaterdo.de