Expressiv-modernes JugendTanzTheaterBallett Dortmund

Als partizipatives Projekt des hiesigen Balletts entwickelte das JugendTanzTheaterBallett Dortmund unter der Regie des Choreografen Justo Moret sein Projekt „Lamentos“ für das Jahr 2025. Am 02.07.2025 war Premiere im Opernhaus unserer Stadt.

Der Titel Lamentos bezieht sich auf „lamentieren“ bzw. „wehklagen“.
Die größere Gruppe junger Menschen (ab 16 Jahren) setzte sich durch ausdrucksstarken Tanz, Gestik und Mimik mit Fragen nach Möglichkeiten des friedlichen menschlichen Zusammenlebens sowie dem Begriff Glauben auseinander. Was ist das Verbindende? Wo und wie finden Menschen über diesen Begriff zueinander?

Dabei ging es auch darum, wie sehr Herkunft oder Glaube uns prägen und in unserer „Blase“ gefangen halten können. Können wir es schaffen, im anderen einen Spiegel unseres Selbst zu erkennen?
Dies vermittelten die Beteiligten auf der Bühne in sieben Bildern eindrucksvoll und empathisch: Widerstand, Ängste, Gefühle der Bedrohung und die verzweifelte Suche nach Menschlichkeit und Verbindung.

Leider gab es kein Bildmaterial von der Produktion "Lamento", daher musste die KI sich etwas überlegen.
Leider gab es kein Bildmaterial von der Produktion „Lamento“, daher musste die KI sich etwas überlegen.

Der Beginn erinnerte an aktuelle Konflikte (etwa im Nahen Osten). Menschen laufen verängstigt vor der drohenden Bombengefahr durch überfliegende Flugzeuge umher.

Der starke, moderne Ausdruckstanz wurde atmosphärisch durch Musik oder passende Geräusche begleitet. Eine unterstützend und verstärkend eingesetzte Projektionsfläche im Hintergrund sowie Tücher, die effektvoll auf den Boden geschlagen wurden, rundeten das einstündige Gesamterlebnis ab.

Da es kein spezielles Programmheft zu „Lamentos“ gab, konnte das Publikum dem Geschehen besonders frei mit eigenen Assoziationen begegnen und den Abend auf sich wirken lassen.




Lazgi -Tradition verbunden mit modernem Tanz

Am 06.12.2022 zum Nikolaus, hatte „Lazgi- Dance of Soul and Love“ im Dortmunder Opernhaus seine beeindruckende Europa-Premiere mit dem „National Ballet of Uzbekistan“ unter der Choreografie von Raimondo Rebeck.



Der Lagzi hat eine auf 3000 Jahre zurückgehende Tradition mit unterschiedlichen Ausprägungen. Faszination der Seidenstraße sowie Magie und Farbenpracht des Orients sind ebenso kennzeichnend wie symbolhaft starke Bewegungen von Händen und Armen.

Es geht um Stärke, Liebe, Freude, Trauer oder Natur. Auch Zucken und Vibrieren gehören dazu. Der Tanz ist von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt.

Rebeck verbindet in seiner Produktion in vier Szenen diese alte Tanztradition und ihre Mythen mit klassischem und zeitgenössischem modernen Tanz.

Die Musik dazu kam vom Sound-Designer und Tänzer Davidson Jaconello, die atemberaubend-spektakulären Bühnenbilder und Lichteffekte von der anerkannten japanischen Multimediakünstlerin Yoko Seyama.

Die erst Szene (Eine Oase auf der Seidenstraße) gab einen guten Einblick in einen Mythos der Entstehung des Lagzi. Eine Frau (weiblicher Naturgeist) bricht erschöpft in der Wüste zusammen. Reisende entdecken sie und eilen zur Hilfe herbei. Erst durch den Rhythmus der sich verändernden Musik bekommt die Frau neue Lebenskraft. Der Anführer einer Nomadenkarawane (Ulugbek Olimov) bittet sie in sein Zelt, verliebt sich und ist verzaubert von der Anmut ihrer Bewegungen. Es ist der Beginn der Liebe zur tanzenden Seele. Die Geschichte wird von einer Generation zur anderen weitergegeben.

Die nächste Szene führt in die Gegenwart. In einem Museum versinkt die Liebe (Elmira Yusupova) dort in die Betrachtung zweier Exponate. Ein anwesender Schamane (Radion Isyanov) erweckt ihr zweites ich aus der Vergangenheit und die historischen Figuren werden in der Jetztzeit lebendig.

Liebe und Seele (Nadira Khamraeva) bleiben am Ende allein zurück und verschmelzen in Erinnerungen zu einer Person.

Bei der dritten Szene kommen die Gegenwart mit ihrem Lärm des Alltags und der Priorität der Ökonomie sowie der Fixierung auf die Zukunft, die den Blick auf die Geschichte und Kultur in Verbindung.  Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treffen für einen Augenblick aufeinander. Modern Dance und Musik, schwarze Anzüge und Bürostühle wurden hier geschickt zur Darstellung der Gegenwart eingesetzt.

Besonders beeindruckend war die letzte Szene, wo die Ballett-Company umgeben von 1600 Kerzenlichter fast schwebend über den Boden tanzte. Seele und Liebe durchschreiten aus der Vergangenheit kommend die Gegenwart auf ihren Weg in die Zukunft. Sie stehen symbolisch für Schönheit, ewiges Licht und den Sinn des Lebens. Sie werden zu einer spirituellen Einheit, die ihren Ausdruck im Lagzi findet.

Ein wunderbarer Ballettabend und ein Fest für die Sinne.