Wiener Klassik und musikalischer Sturm der Revolution
Die unruhigen Zeiten
zum Ende des 18. Jahrhunderts, die besonders in der Französischen
Revolution seinen explosiven Ausbruch fand, hatte auch auf die
zeitgenössische Musik seinen maßgeblichen Einfluss. Paris, als
Hauptstadt der politischen Umwälzungen, stand am Beispiel der Werke
von vier bedeutenden Komponisten im Mittelpunkt des 2. Konzertes
Wiener Klassik. Die Dortmunder Philharmoniker spielten unter der
schwungvollen Leitung vom 1. Kapellmeister und stellvertretenden
Generalmusikdirektor Motonori Kobayashi.
Direkt oder indirekt
hatte die Revolution in Frankreich Einfluss auf die Komponisten in
der Zeit. Zu Beginn stand die Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 op. 72 von
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) auf dem Programm. Diese
Ouvertüre ist quasi ein musikalische Mini-Drama, das dem Publikum
die Handlung der „Leonore“ eindringlich mit seinem langsamen und
harmonischen Anfang, seinen Dissonanzen und Steigerung sowie
magischen Momenten näher. Die Geschichte um den in einem Kerker
gefangenen Freiheitshelden Florestan, der von seiner Frau und
Protagonistin Leonore mit Hilfe einer Verkleidung als männlicher
Kerkerknecht aus seiner misslichen Lage gerettet wird.

Eine schöne Melodie
deutet das Happy End an, und Trompetenfanfaren von außerhalb des
Orchesters sorgen für einen besonders magischen Moment. Symbolisch
stehen sie für den Minister, der Florestans Rettung ankündigt.
Das folgende 4.
Klavierkonzert G-Dur von Joseph Haydn (1732 -1809) entstand in den
1780er Jahren, als ein Kompositionsauftrag aus Paris den Meister
erreichte. Obwohl als kein ausgesprochen virtuoses Werk, ist es doch
höchst anspruchsvoll und einfallsreich komponiert.
Die junge Pianistin
Annika Treutler bewies am Klavier durchaus ihr virtuoses und
Feingefühl an ihrem Instrument. Begleitet wurde sie für das
Klavierkonzert nur von den Streichern. Schon beim kraftvollen ersten
Satz wurde ihr Können herausgefordert. Im verträumten Adagio (2.
Satz) begleiteten sie die Streicher mit Dämpfer. Der letzte Satz
war ein temperamentvolles Rondo mit witzigen Akzenten. Als Zugabe gab
es für das begeisterte Publikum die „Fantasia C-Dur“ von Joseph
Haydn.
Étienne-Nicolas
Méhul
(1763 – 1817),
heutzutage eher selten
gespielt, ist als
französischer Komponist ein Kind der Revolutionszeit. Er komponierte
im Auftrag des Staates Soldatenlieder oder Hymnen. Gespielt
wurde nach der Pause mit der temperamentvollen Ouvertüre F-Dur sein
einziges Stück mit umfangreicher Bläserbesetzung. Eine Huldigung an
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Feierlich
majestätisch beginnt die Sinfonie D-Dur KV 297 „Pariser“ von
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) mit aufsteigenden Streicher
Einsätze. Eine verspielte musikalische Wendung durch die Violinen
bildet einen Kontrast hierzu. Der ruhige und heiter-tänzerische
zweite Satz glättet die Wogen. Das
Hauptthema erinnert beim genauen Hinhören etwas an „Kuckuck,
Kuckuck, ruft‘s aus dem Wald“. Einem barocken Concerto grosso
ähnlich, wechseln sich zum Finale konzertierende Instrumente mit dem
Orchester ab.
Diese
Sinfonie changiert
musikalisch zwischen glänzendem Tumult und ernster, feiner Grazie.