Tod im Schatten des Stahlarbeiterstreiks

Die Trilogie über die Pastorin Martha Gerlach handelt diesmal im Stahlarbeitermillieu. (Foto: © emons Verlag)
Die Trilogie über die Pastorin Martha Gerlach handelt diesmal im Stahlarbeitermillieu. (Foto: © emons Verlag)

Nach ihren Ruhr Classic-Krimis „Kohlenstaub“ und „Linienstraße“, die uns ins alte Dortmund der Jahre 1965 und 1968 führte, spielt der neue Retro-Krimi „Tod im Stahlwerk“ von Pfarrerin und Autorin Anne-Kathrin Koppetsch während der aufregenden und turbulenten Zeit der Septemberstreiks bei Hoesch 1969.

Während die Stahlkocher erfolgreich für mehr Lohn streiken, überfährt ein betrunkener Lokführer den Sohn des Betriebsrats. Lokführer und Betriebsrat, einst befreundet, sind zur Zeit nicht gut aufeinander zu sprechen. Der Betriebsrat ist als jemand, der sich „mit den feinen Herren gemein tut“ in Verruf geraten. Wurde Freddy, der Sohn des Betriebsrats, Opfer dieses Streits, oder steckt etwas andres dahinter? Für Pastorin Martha geht es diesmal auf eine emotionale Berg- und Talfahrt.

Die Leser bekommen bei diesem Krimi wieder eine Menge Lokalkolorit aus Dortmund zur Zeit vor dem Strukturwandel und den Lebensumständen einer jungen Pastorin damals mit. Das „Fräulein Pastor“ hatte damals nicht nur einen schweren Stand gegenüber ihren männlichen Kollegen und Vorgesetzten, sondern war immer noch gezwungen, sich zwischen Beruf(ung) und Heirat zu entscheiden. Eine verheiratete Pastorin wurde von der evangelische Kirche auch Ende der 60iger Jahre noch nicht akzeptiert.

Der musisch begabte Sohn des Betriebsrats Freddy bringt in diesem Roman die Pastorin Martha Gerlach emotional gehörig aus dem Gleichgewicht. Um so mehr drücken sie Schuldgefühle nach dessen Tod. Der Reporter Luschinski steht ihr auch dieses Mal wieder als guter Freund und Beschützer zur Seite.

Nach und nach offenbart sich im Krimi familiäre Dramen. Als weitere Ebene spielt das Thema Homosexualität innerhalb der Kirche eine Rolle.

Der Krimi ist spannend aber auch amüsant geschrieben und Leser, die sich in Dortmund auskennen, werden sicher die eine oder andere genannte Örtlichkeit wieder erkennen.

Anne-Kathrin Koppetsch
Tod im Stahlwerk
Ruhr Krimi Classic, emons Verlag
192 Seiten
ISBN 978-3-95451-528-8
Euro 9,90 [D] , 10,20 [AT]



Mord im Dortmunder Rotlichtmilieu

Pfarrerin im Protionssumpf. Der neue Roman von Anne-Kathrin Koppetsch entführt in das Dortmund der späten 60er jahre. (Cover: © Emons-Verlag)
Pfarrerin im Prositutionssumpf. Der neue Roman von Anne-Kathrin Koppetsch entführt ins Dortmund der späten 60er Jahre. (Cover: © Emons-Verlag)

In ihrem neusten Classic Ruhrgebiets-Krimi „Linienstraße“ entführt die Dortmunder Pastorin und Schriftstellerin Anne-Kathrin Koppetsch die Leser und Leserinnen nach „Kohlenstaub“ wieder in die 60-iger Jahre des letzten Jahrhunderts. Auch in Dortmund eine brisante und interessante politische Umbruchzeit. Studentenrevolte und Anti-Vietnamkrieg-Bewegung begehren gegen den Mief und die Heuchelei der bürgerlichen Nachkriegsgesellschaft auf und die Amerikaner schicken eine Raumfähre zum Mond.

Die Handlung des Romans spielt zur Zeit rund um den Jahreswechsel 1968/69. Die Protagonistin ist wieder die selbstständige und taffe Pastorin Martha Gerlach. Sie findet zur Weihnachtszeit einen ausgesetzten Säugling in ihrer Kirche. Nur kurze Zeit später wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Ist sie die Mutter des Babys? Der kriminalistische Spürsinn der Pastorin ist wieder gefragt. Es zeigt sich, das es eine Verbindungen der Toten zur Dortmunds Bordellstraße gab. Martha wird erst sehr spät klar, dass dieser Fall mehr in ihr Privatleben eingreift als ihr lieb sein kann…

 

Koppetsch zeichnet ein einfühlsames Bild der verschiedenen Charaktere und ihrer Nöte. Der Leser wird in eine Zeit hineingezogen, die für viele Menschen – besonders die Jüngeren – etwas befremdlich wirken muss. Erstaunlich, dass noch Ende der 60-iger Jahre Pastorinnen, anders als ihre männlichen Kolleginnen, nach einer Heirat ihr Amt aufgeben mussten. Der Kampf der Frauen gegen das festgefügte Rollenbild der Frau mit „Kirche-Kind und Küche“ war gerade erst im vollen Gange. Die Geschichte spielt pikanterweise im Spannungsfeld zwischen Kirche und Prostitution zur „friedlichen“ Weihnachtszeit.

 

Die 191 Seiten des spannenden Krimis sind leicht und flüssig zu lesen. Der Autorin gelingt nicht nur ein gelungenes Zeitbild. ,sondern auch den Spannungsbogen zum Ende hin zu steigern.

Auch wenn Ende der 60er Jahre sicher noch mehr Leute so sprachen wie man es von Tegtmeier oder Herbert Knebel kennt, wird vielleicht das sprachliche „Ruhrpottklischee“ etwas zu plakativ bedient. Dennoch ein schönes Geschenk zur Weihnachtszeit für Menschen, die das historische Ruhrgebiet lieben.

 

Anne-Kathrin Koppetsch

„Linienstraße“, 191 Seiten

Emons Verlag, ISBN 978-3-95451-161-7

9,90 €

 




Doppel-Lesung im Studio B

DSC_0742Am Montag, den 14. Oktober 2013 findet um 19.30 Uhr im Studio B der Stadt-und Landesbibliothek am Max-von-der-Grün-Platz 3 eine besondere Lesung statt. Gleich zwei Dortmunder Autorinnen stellen ihre neuen Krimis als Buchpremiere vor.

Die Gemeindepfarrerin und Autorin Anne-Kathrin Koppetsch liest aus ihrem neuen Kriminalroman „Linienstraße“. In Vertretung für die leider erkrankte Autorin Christina Füssmann wird die Schauspielerin Jutta Seifert aus deren neuen Justiz-Krimi „Mörderspur“ vorlesen. Praktischer Weise kennen sich beide Autorinnen auch schon von den „Bloody Marys“- einem Zusammenschluss von Krimiautorinnen in Dortmund, die regelmäßig Benefiz-Lesungen veranstalten.

 

Koppetsch verriet zu ihrem neuen Buch „Das ist ein Nachfolgeroman meines Kriminalromans „Kohlenstaub“ (2012) mit der Dortmunder Pastorin Martha Gerlach als Protagonistin.“ Entführte die Autorin ihre Leser/innen dort in das Jahr 1965, befinden sie sich in „Linienstraße“ am Ende der 60-iger Jahre. Die Zeit ist geprägt von „Flowerpower“, APO (Außerparlamentarische Opposition) oder Ereignisse wie der bevorstehende amerikanische Mondlandung. Da entdeckt Pastorin Gerlach in ihrer Kirche einen Säugling. Wenig später wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Ist sie die Mutter des Findelkindes? Die Spuren führen direkt zu Dortmunds Bordellstraße. Doch noch etwas anderes erschüttert Marthas Weltbild zutiefst….

„Besonders spannend bei dem Buch finde ich, dass hier die beiden Welten „Bordell“ und „Kirche“ aufeinanderprallen“, erklärte die Autorin.

„Linienstraße“ ist im Hermann-Josef Emons Verlag erschienen und für 9,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

 

Christina Füssmanns Justiz-Krimi „Mörderspur“ führt die Leser in die Zeit Ende der 80-iger Jahre. Modernste wissenschaftliche Methoden der Verbrechensbekämpfung und neue Möglichkeiten der Überführung mittels des sogenannten genetischen Fingerabdrucks spielten eine große Rolle. Mit Hilfe eines DNA-Abgleichs konnten die wahren Verbrecher nun auch Jahre später noch überführt werden.

Die Autorin hat in ihrem Buch einen waren Kriminalfall in eine fiktive Romanhandlung eingebunden. Im Mai 1982 wird in Dortmund eine junge Frau tot aufgefunden. Es deutet alles auf einen Ritualmord hin, und ein Student gerät schnell als Täter in Verdacht. Nach jahrelangen erfolglosen Ermittlungen gegen ihn bietet ein neues modernes wissenschaftliches Verfahren scheinbar eine bis dahin ungeahnte Möglichkeit der Täterüberführung. Begleitet wird der Fall von der Gerichtsreporterin Judith Faßberg. Kann der Mordfall aufgeklärt werden? „Der Roman zeigt die Gefahren auf, wenn ehrgeizige Ermittler und übereifrige Wissenschaftler voreilig fehlerhafte Rückschlüsse ziehen“, so Elke Neumann vom OCM-Verlag.

 

Hilfreich für den Kriminalroman war sicherlich, dass Füssmann selbst jahrelang als Gerichtsreporterin gearbeitet hat.

 

„Mörderspur“ ist im OCM-Verlag erschienen und für 11,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

 

Der Eintritt für die Lesung kostet wie immer drei Euro.