3. Philharmonisches Konzert mit dramatischen „lebens_wegen“

Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung des renommierten Dirigenten Dimitri Liss setzten am 12. und 13. Dezember 2017 im hiesigen Konzerthaus unter dem Motto „lebens_wege“ außergewöhnliche Lebensgeschichten in Musik.

Das 3. Philharmonische Konzert bot dem Publikum wunderbare Klangbilder voll Leidenschaft, Tiefe und emotionaler Kraft.

Im Blickpunkt der beiden Abende standen das Violinkonzert d-Moll op. 47 des finnischen Komponisten Jean Sibelius (1865-1957) und der die „Manfred-Sinfonie h-Moll op. 58“ von Peter Tschaikowsky (1840-1893).

Diese Werke sind geprägt von tiefer Emotionalität und im Kontext der Zeit (Spätromantik) und der persönlichen Lebenswege der Komponisten zu sehen.

Jean Sibelius hatte tragischer Weise erst mit 15 Jahren mit dem Geige spielen begonnen. Als Violinist konnte er es so nicht zur gewünschten Perfektion bringen. Sein Werk komponierte er mit allerhöchsten Ansprüchen an Virtuosität für den Solisten an der Geige. Viele sind daran gescheitert.

Es ist ein Glücksfall, dass für dieses Konzert einer der „Superstars“ an der Geige, der junge Deutsch-Amerikaner Augustin Hadelich, gewonnen werden konnte.

Seine starke Präsenz und Sensibilität an der Violine, kombiniert mit einer grandiosen Virtuosität und Kraft, durchzog sich bei allen drei Sätzen mit vielen Tempowechsel.

Von Sibelius (hier das Sibelius Monument in Helsinki) wurde das Violinkonzert in d-moll gespielt. (Foto: © Bildpixel / pixelio)
Von Sibelius (hier das Sibelius Monument in Helsinki) wurde das Violinkonzert in d-moll gespielt. (Foto: © Bildpixel / pixelio)

Beginnt der erste Satz leise mit der 1. und 2. Violine, über das sich die Sologeige mit einem einfachen Motiv erhebt, folgt nach dem Hauptthema die erste kleinere Solokadenz und der Seitensatz des Orchester. Die Durchführung übernahm dann die Sologeige mit einer wunderschönen Kadenz.

Der zweite Satz in dreiteiliger Liedform ist geprägt von einem tief-romantischem Hauptthema. Der stark virtuose dritte Satz voll überschäumender Ekstase forderte noch einmal alles vom Orchester und insbesondere dem Solovolinisten.

Sibelius komponierte hier keine romantische Landschafts-Idylle, sondern seine Musik vermittelt auch etwas bedrohliches und Unnachgiebiges.

Nach der Pause entfaltete sich mit der „Manfred-Sinfonie“ von Tschaikowsky vor dem Publikum eine grandiose und höchst dramatische „Tongeschichte“ in vier Bildern. Die Manfred-Sinfonie basiert auf einem dramatischen Gedicht in drei Akten von Lord Byron. Die Geschichte des jungen Protagonisten Manfred, der aus Verzweiflung über den Freitod seiner geliebten Halbschwester Astarte (mit der er ein inzestuöses Verhältnis hatte) in den Alpen herum irrt und erst durch den Tod Erlösung findet. Man muss wissen, das Tschaikowsky diesen Stoff zunächst nicht vertonen wollte. Erst der Tod eines Freundes Jossif Kossek (Violinist), in den er unglücklich verliebt war, bringt ihm das Schicksal des Manfred näher.

Die ganze Verzweiflung und alle Emotionen findet werden den Zuhörern bildhaft vor Augen geführt.

So rast man zunächst mit Manfred, begleitet von einem durch Bassklarinette und Fagott etablierten düsteren Motiv und den ruppigen Akkorden der tiefen Streicher. Die Musik steigert sich allmählich ins Hochdramatische.

Im zweiten und dritten Satz geht es deutlich entspannter zu. Manfred erscheint die Alpenfee unter dem Regenbogen und langsam eröffnen Harfen und Streicher ein harmonische musikalische Idylle. Es könnte auch eine Landschaft mit Hobbits aus „Herr der Ringe“ sein. Das ruhige und friedliche Leben der Bergbewohner, zu denen Manfred sich zurück zieht, schildert der dritte Satz.

Das große dramatische Finale im letzten Satz führt das Publikum mit Manfred in den düsteren unterirdischen Palast des bösen Gottes Ahriman. Die Musik wird Turbulent und ein entfesselter Tanz beginnt. Die den tragischen Protagonisten umgarnenden Erdgeister sind förmlich zu spüren. In größter Not ruft Manfred mit Hilfe der Blechbläser) seine geliebte tote Halbschwester. In Form von sanfter Harfen – und Streicherklängen erscheint Astarte und kündet von Manfreds baldigem Tod. Das vom Komponisten wieder aufgenommene Hauptthema wird zu einem furiosen Trauermarsch gesteigert. Mächtige Orgelklänge verkünden bei Tschaikowsky am Ende die Erlösung Manfreds.

Zwei wunderbarer Konzertabende mit selten gespielten Stücken und ausgezeichneten Musikern




Rhythmische Verführungskunst

Das 3. Philharmonische Konzert am 10. und 11. November brachte mit der Percussionistin Evelyn Glennie ein absolutes musikalisches Highlight. Sie spielte das Schlagzeugkonzert „Der gerettete Alberich“ von Christopher Rouse und zeigte, mit welcher Perfektion sie die verschiedenen Schlaginstrumente beherrscht.

Es war ein eher ungewöhnliches Bild für Besucher von klassischen Konzerten. Ein Schlagzeug, eine Steeldrum oder eine Marimba sind nicht oft Gast bei Symphonieorchestern. Doch Evelyn Glennie verzauberte das Publikum mit ihrem Können auf den verschiedenen Schlaginstrumenten. Rouse komponierte das Stück mit Sinn für Humor, denn es beginnt mit den letzten Takten der „Götterdämmerung“. Danach entfesselte Glennie den armen Alberich, der die Liebe für Gold eintauschte. Besonders beeindruckend war ihr Spiel auf der Marimba und in der Zugabe auf der Snaredrum. Da wurden einige Schlagzeuger sicherlich etwas neidisch.

Den Beginn machte aber Richard Strauss mit dem bekannten „Don Juan“, ein Musikportrait über eine der berühmtesten Figur in der Literatur. Auch hier spielte die Rhythmik eine große Rolle. Den Dortmunder Philharmonikern, diesmal unter der Leitung von Mario Vanzago, gelang es, diesem spätromantischen Werk eine besondere Farbigkeit zu aufzudrücken.

Nach der Pause ging es rhythmisch weiter mit Beethovens 7. Sinfonie. Ebenfalls ein Klassiker im Konzertbereich. Bekannt vor allem durch den langsamen zweiten Satz, dem „Trauermarsch“.

Alles in allem war es ein spannender Abend mit einer faszinierenden Glennie. Es ist immer wieder ein Gewinn, Musiker mit einem etwas ungewöhnlichen Instrument zu erleben wie Evelyn Glennie oder Carolina Eyck mit ihrem Theremin.




Orientalische Düfte im Konzerthaus

Am 13. November 2913 entführten uns die Dortmunder Philharmoniker im Konzerthaus Dortmund beim 3. Philharmonischen Konzert unter dem Titel „orient_düfte“in den Nahen und Fernen Osten. Mit Unterstützung des in Beirut (Libanon) geborenen Dirigenten George Pehlivanian und der Pianistin Lilya Zilberstein ging die Reise los. Ihren Höhepunkt fand sie in Armenien mit Chatschaturjans „Gayaneh-Suite“.

Der Orient hatte und hat für manche Künstler jeglicher Couleur immer eine besondere Faszination ausgeübt. Von der Literatur über Architektur bis hin zu Musik. In der Musik denken wir beispielsweise an Mozarts „Entführung aus dem Serail“ (diese Spielzeit in der Oper zu sehen) oder Lehars „Land des Lächelns“. Bei 3. Philharmonischen Konzert standen vor der Pause zwei Komponisten im Mittelpunkt, die den Orient quasi von außen betrachten. Carl Nielsen und Camille Saint-Saëns.

 

Carl Nielsens „Aladdins-Suite“ war eigentlich als Musik für ein gleichnamiges Schauspiel entstanden. Doch das Schauspiel floppte und nur Nielsens Musik überlebte. Glücklicherweise, so konnten die Philharmoniker und Dirigent George Pehlivanian sich langsam an den Orient heranwagen. Nielsens Komposition nimmt gegen Ende des Stückes Fahrt auf, der „Tanz der Gefangenen“ und vor allem der „Tanz der Mohren“ bedeuten Schwerarbeit und höchste Konzentration bei der Schlagzeug-Gruppe.

 

Camille Saint-Saëns Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 in F-Dur beginnt erst einmal wenig orientalisch. Im ersten Satz wurden die orientalischen Elemente noch in homöopathischen Dosen verabreicht, verwandelt sich der Klang im 2. Satz, dem Andante“, völlig. Hier sind auch die Fähigkeiten des Pianisten gefragt und Lilya Zilberstein meisterte die Schwierigkeiten mit Bravour. Naher und Ferne Osten zum Greifen nah. Der dritte Satz entführte uns wieder zu den Nildampfern nach Ägypten. Ein wirklich gelungenes Stück, dargeboten von einer spielfreudigen Solistin und gut aufgelegten Philharmonikern. Leider entließ uns Zilberstein ohne Zugabe in die Pause.

 

Nach der Pause wurde es Zeit für den Komponisten, der den Orient aus eigener Erfahrung kannte, auch wenn Armenien eher an der Peripherie liegt: Aram Chatschaturjan. Vor allem sein „Säbeltanz“ aus der „Gayaneh-Suite“ ist zum „Welthit“ geworden , so Dirigent George Pehlivanian im Vorgespräch. Seine Bekanntheit in Deutschland hat sicher auch damit zu tun, dass in den 70er Jahren der „Säbeltanz“ die Musikuntermalung für einen Werbespot in Fernsehen war. Beworben wurde damals ein Kaffeelikör.

Doch die „Gayaneh-Suite“ auf den Säbeltanz zu reduzieren wäre falsch, denn die Musik schwelgt in armenischen und kaukasischen Volkstänzen. Und hier zeigte das Orchester auch sein Können. Nichts gegen Nielsen und Saint-Saëns, aber nun tauten Orchester und Dirigent richtig auf. Bei der Mischung zwischen langsamen Adagio-Stücken und schnellen Tänzen machte das Zuhören Spaß. Einfach die Augen schließen und sich in die wilde Welt des Kaukasus entführen lassen.

Ein wirklich gelungener Abend mit fremden Klängen, viel Schlagwerk und engagierten Musikern.

 




Philharmonisches Konzert mit armenischem Temperament

 

Armenisches Temperament beim 3. Philharmonischen Konzert unter der Leitung von George Pehlivanian.
Armenisches Temperament beim 3. Philharmonischen Konzert unter der Leitung von George Pehlivanian.

Am 12. und 13. November können Besucher im Konzerthaus Dortmund die Düfte des Orients erleben. Natürlich nur musikalisch. Die Dortmunder Philharmoniker spielen unter der Leitung von George Pehlivanian die Aladdin-Suite von Carl Nielsen, das „Concerto égyptien“ von Camille Saint-Saëns und als Höhepunkt Auszüge aus den „Gayaneh“-Suiten von Aram Chatschatuarjan.

Wie duftet der Orient. Vielleicht nicht nach einem bestimmten Duft. „Es gibt so viele verschiedene Gerüche“, antwortete Gastdirigent Pehlivanian. „Vielleicht wie in den Souks in Marokko oder Algerien.“ Er muss es wissen, denn George Pehlivanian wurde in Beirut (Libanon) geboren und ging 1975 mit seiner Familie in die USA. Eine besondere Beziehung besteht zu Aram Chatschatuarjan, denn auch Pehlivanian hat armenische Vorfahren. „Und dieses armenische Temperament fließt noch in unseren Adern“, so der Dirigent.

 
Wem der Name Chatschatuarjan kein Begriff sein sollte, der „Säbeltanz“ aus der „Gayaneh“-Suite hat ihn weltbekannt gemacht, quasi ein Welt-Hit in der Klassischen Musik. So stehen in seiner Musik die armenischen Folkloretänze in Mittelpunkt, das armenische Lebensgefühl und die Lebensfreude. Von diesen Lebensfreuden war auch Chatschatuarjan nicht abgeneigt. „Er war ein fröhlicher Mensch und hat besonders gern gegessen“, so Pehlivanian, der Musik von Chatschatuarjan 1993 in seinem Heimatland Armenien dirigiert hat.

 

Auch die beiden anderen Stücke von Nielsen und Saint-Saëns entführen uns in den Orient. Hier blicken beide Komponisten zwar von außen auf den Orient, doch sie verknüpfen westliche musikalische Tradition mit Orientalismen zu einem ganz eigenen Klang.

 
Zufrieden war George Pehlivanian auch mit den Dortmunder Philharmonikern. „Es ist sehr toll mit den Musikern zu arbeiten. Sie sind sehr flexibel“, lobte der Dirigent seine Musiker. Auch wenn sie Chatschatuarjan noch nie gespielt haben, sieht Pehlivanian dies nicht als Nachteil: „Es ist wichtig für das Orchester, auch mal etwas anderes zu spielen.“