Solarpunk – Funkeln einer möglichen Zukunft
Ein anderes Morgen ist denkbar. Mit dieser leisen, aber entschlossenen Hoffnung öffnet die Ausstellung „Solarpunk – Mit einem Funkeln aus der Zukunft“ vom 24.10.2025 bis 18.01.2026 auf der uzwei im Dortmunder U ihre Türen. Während täglich neue düstere Schlagzeilen auf uns einstürzen, lädt diese Schau dazu ein, den Blick in die andere Richtung zu wenden: hin zu Visionen, die leuchten statt mahnen, zu Bildern, die fragen, wie Zukunft aussehen könnte – und nicht nur, wovor wir Angst haben.
Solarpunk versteht sich als Utopie-Bewegung einer klimaneutralen, solidarischen Welt, in der Technik nicht zerstört, sondern pflegt. Die Ausstellung nimmt diesen Gedanken auf und übersetzt ihn in eine farbige Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen: Videoinstallationen, Comics, Skulpturen, Stoffwelten, Experimente. Alles wirkt handgemacht, verletzlich, neugierig – wie Prototypen einer Gesellschaft, die sich noch erfindet.
Hier entwerfen Jugendliche und Erwachsene kleine Weltmodelle: gerechter, weicher, mutiger. Kuratiert von Isabel Stahl und geleitet von Lioba Sombetzki, entsteht ein Raum, in dem utopisches Denken kein Luxus ist, sondern eine Überlebensstrategie.
In Kooperation mit dem Schauraum für Comic und Cartoon („The Future is“) treiben 14 Comiczeichner*innen die Debatten über Klima, Gender und Technologie weiter – humorvoll, sarkastisch, zärtlich. Wer möchte, kann sich auf eine grün-bunte Stoffwiese fallen lassen und in den gezeichneten Welten versinken.

Ein Höhepunkt: Judith Kranz mit ihrem neuen Comic „SOMA“ (Oktober 2025). Das Epos erzählt von einem Volk, das in einer vergifteten Welt nur dank uralter Bäume überlebt – bis zwei Figuren den Mut finden, auszubrechen. Eine Erzählung wie ein grüner Faden durch den Asphalt.
Ein Rundgang voller Resonanzen
Gleich zu Beginn empfängt die Skulptur „Mutter“ von Theresa Mielich die Besucher*innen: ein roter, textiler Körper, aus Gewebe, Folie und Füllung, roh und schimmernd. Eine Frage steht im Raum: Wie gebären wir Zukunft – vielleicht ohne Körper, aber mit Verantwortung?
In „SOLIDARITIES“ von Stefan Hurtig begegnet ein Performer Algenwesen – tastend, zugewandt, fast verliebt. Hier scheint die Grenze zwischen Mensch und Nicht-Mensch zu schmelzen, bis Identität selbst zu etwas Flüssigem wird.
Das Speed-Zeichen-Kollektiv Stift Touché wiederum greift Kästners „Konferenz der Tiere“ auf und verwandelt Tiere in politische Akteur*innen einer interspezies-Zukunft.
Wer spielen will, findet im Online-Abenteuer „Cosy Futures“ ein Interface der Möglichkeiten: Zukunft zum Durchklicken, Entwerfen, Verwerfen, Neudenken.
Und dann ist da der Solarchor unter Marija Balubdžić. Sechs junge Stimmen forschen an der Frage, wie Klang in einer anderen Welt klingen könnte. Über Kopfhörer hört man Resonanzen, Turbulenzen, Schweben – wie ein Wetterbericht aus einem Morgen, das es noch nicht gibt.
Ausblick
Diese Ausstellung ist weniger Abschluss als Anfang. Sie macht Mut, die eigene Vorstellungskraft nicht länger zu zensieren. Denn Utopien sind kein Eskapismus – sie sind Baupläne.
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