Seniorentanztheater und das Sinnhafte im Eigensinnigen
Unter der Leitung und tatkräftigen Unterstützung von Barbara Huber
sowie des erfahrenen Choreografen Mark Hoskins bereichert das
Dortmunder Seniorentanztheater schon in der zehnten Spielzeit das
kulturelle Leben in unserer Stadt. Die fitten Seniorinnen und
Senioren (57 bis 82 Jahre) sind keine Profitänzer, sondern haben,
wie man sehen und spüren kann, enormen Spaß an Bewegung und Tanz.
In ihrer neuesten
Produktion „We don‘t need no (s) education“ (frei nach Pink
Floyd), an der sie über Monate zusammen gearbeitet haben, geht es
darum, gegen überkommene Vorstellungen über „ältere Menschen“
mit Mut und das Leben möglichst lange selbstbestimmt und autonom
anzugehen.
Ein aktuelles Thema
aus dem Erfahrungsbereich der älteren Generation. Der demografische
Wandel zeigt deutlich, das die Zahl der Senioren in den nächsten
Jahren stetig ansteigen wird. Die individuelle Situation und
Fähigkeiten sind bei ihnen sehr unterschiedlich und lassen sich
nicht über einen Kmm scheren.

Die dreiundzwanzig
beteiligten Personen (sechzehn Frauen und sieben Männer) waren alle
mit einer Art weißen Kittel (ähnlich einem Engels-oder
Krankenhauskittel) anonym und wie „unsichtbar“ gekleidet. Nur
bunte Fäden ihren Köpfen brachten kleine zaghafte Farbtupfer
hinein.
Passend zum ernsten Thema war die energiegeladenen Musik von Igor Strawinskys „Sacre du printemps“ sowie natürlich Ausschnitten aus Pink Floyds „The Wall“ sehr gut ausgewählt.
Strawinky beschwört
in seinem legendären Ballett ein vorzeitliches Ritual und feiert die
stete Erneuerung der Natur. Für die älteren Menschen, die schon
einige Frühlinge und Sommer hinter sich haben, wird aus dem
Frühlings- ein Herbstopfer
Der Druck von außen,
wie man als älterer Mensch zu sein und sich zu verhalten hat, wurde
sehr plastisch und eindringlich tänzerisch dargestellt. Widerstand
entwickelt sich erst langsam nach und nach.
Das Leben wird als
Spiel auf Leben und Tod erfahren, bei der Humor nicht auf der Strecke
bleiben darf.
Im Laufe der
Aufführung werden dann den Beteiligten in goldenen Kelchen „rote
Nasen“ gereicht und sie werden zu Clowns. Glücklich sind sie damit
nicht, mit den roten Nasen lächerlich gemacht zu werden. Sie sind
keine Narren, sondern haben eine Art Freibrief.
Wenige
Videoprojektionen dienten zwischendurch als Hintergrund. Am
Eindrucksvollsten war dabei die bunte „Wall“, die Risse bekam.
Beim Song „We don‘t need no education“ rockte das Ensemble die
Bühne .
Es gab wohl bisher
keiner Produktion des Seniorentanztheaters, wo die tänzerisch und
motorischen Anforderungen für alle so hoch waren. Viele Elemente des
modernen Balletts waren darin eingeflossen.
Ein großes
Kompliment für diese Leistung!