Paris im musikalischen Aufbruch des 20. Jahrhunderts

Im Blickpunkt des 6. Philharmonischen Konzerts am 3. und 4. März 2020 stand Paris, die Stadt der Liebe, Revolution und Kunst auf dem Programm der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Maestro Mario Venzago (Schweiz). Im hiesigen Konzerthaus standen Werke von George Gershwin (1898 – 1937), Alexander Glasunow (1865 – 1936) sowie Igor Strawinsky (1882 – 1971) im Mittelpunkt. Auch das Saxophon als Instrument spielte eine große Rolle.

Paris war in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts für viele Künstler aller Sparten ein aufregender Ort. Nicht nur für Komponisten im Exil wie Glasunow und Stawinsky, sondern auch für längere Besucher wie Gershwin.

Die Kunst- und Musikwelt war im Umbruch und die Einflüsse der modernen avantgardistischen Einflüsse vor allem aus Amerika (etwa der Jazz) auf die ernstere europäische Musiktradition waren vor allem in der französischen Metropole spürbar.

Saxophonist Koryun Asatryan meisterte das "Konzert für Alt-Saxophon und Streichorchester Es-Dur op. 109" von Alexander Glasunow. (Foto: © Jürg Christandl)
Saxophonist Koryun Asatryan meisterte das „Konzert für Alt-Saxophon und Streichorchester Es-Dur op. 109“ von Alexander Glasunow. (Foto: © Jürg Christandl)

Mit seinem „An American in Paris“ (1928) vertonte Gershwin meisterhaft die Eindrücke eines Spaziergängers, der durch Paris flaniert. Ob det Lärm des Autoverkehrs, die Schwingungen der Varietés, Cafés, Stimmengewirr und anderes wird von den Instrumenten des Orchesters musikalisch verdeutlicht. So ist zum Beispiel das Hupen der Autos klar zu vernehmen. Auch Stimmungen wie Freude, Einsamkeit und Heimweh werden wunderbar umgesetzt.

Der russische Komponist Alexander Glasunow war nicht nur seiner Exil-Heimat Paris zugetan, sondern war von der Jazz-Musik und dem Saxophon aus Amerika begeistert.

Für den deutsch-schwedischen Saxophonisten Sigurd Raschèr und seine Musiker komponierte er sein „Konzert für Alt-Saxophon und Streichorchester Es-Dur op. 109“ (Uraufführung 1933). Mit dem Armenier Koryun Asatryan hatte das Konzert einen hervorragenden Saxophonisten für dieses Werke gefunden. Er war den variablen Anforderungen und anspruchsvollen Solopartien jeder Zeit gewachsen. Es zeigt sich bei diesem musikalischen Werk, dass Glasunow ein wahrer Meister der Themenverknüpfung und des Kontrapunkts war.

Nach der Pause stand das eigentlich für das Ballett konzipierte musikalische Arbeit „Petruschka“ (Fassung 1947) von Igor Strawinsky auf dem Programm. Grundlage für diese avantgardistische Komposition bildete ein Jahrmarkt in Sankt Petersburg (Fastnacht). Die drei zum „Leben erwachten“ Holzpuppen sind Petruschka (Kasper oder Narr), der „Mohr“ und die von beiden umgarnte Ballerina.

Jahrmarktstimmung verbreitet unter anderem die Celesta. Zusätzlich sind im Orchester auch zwei Harfen im Einsatz. Das Spektrum der Musik reicht von volkstümlichen Klängen und „hölzerner Walzermusik“ bis hin zu avantgardistischen und der Situation entsprechenden manchmal bizarr wirkenden Tonen. Das die Musik von Petruschka sich wunderbar für das Ballett eignet, ist spürbar.

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