Intimer Einblick ins Atelier

Wolfgang Schmidt in seinem Atelier vor seinem neuesten Werk "Wiener Zuckerl".
Wolfgang Schmidt in seinem Atelier vor seinem neuesten Werk „Wiener Zuckerl“.

Das Atelier ist für viele Künstler der Ort, an dem Ideen ausgearbeitet und beendet werden. Hier entstehen Kunstwerke. Sich in ihr „Allerheiligstes“ schauen zu lassen, kostet sicher Überwindung. Wolfgang Schmidt hat sogar fünf Künstlerkollegen eingeladen und in sein Atelier (ebenfalls im Depot)gelassen. Die Ausstellung „aus Künstlersicht“ in der Galerie Dieter Fischer im Depot vom 21. März bis 06. April 2014 zeigt die Ergebnisse.

 

Die Künstlerinnen und Künstler, die Wolfgang Schmidt eingeladen hat, sind: Mark Ansorg, Doris Goldbach, Sabrina Podemski, Heidrun Schauerte und Christian Westphalen. „Ich hege eine Begeisterung für diese Künstler“, so Schmidt.

 

Die Bilder, die Heidrun Schauerte gemalt hat, bieten eine Art mikroskopischen Blick auf das Atelier. Einige Elemente werden in ihren schmalen, rechteckigen Bildern ausschnitthaft vergößert, so dass es fast schon abstrakt aussieht.

 

Die überwiegenden schwarz-weiß Fotografien von Mark Ansorg wirken nüchtern. Fast scheint der Fotograf unsichtbar zu sein. „Ich habe irgendwann mal vergessen, dass er da war“, erklärte Schmidt. So entwickeln die Fotografien ihren eigenen Reiz.

 

Der andere Fotograf, Christian Westphalen, stellt eher die Technik in den Vordergrund. Seine Bilder, die er nachts mit hoher Belichtungszeit gemacht hat, bringt den Sternenhimmel ins Atelier. Durch die starke Weitwinkeligkeit werden die Linien zu Kurven und der Betrachter hat den Eindruck, er schaut auf einen Torbogen.

 

Die Grafikerin Sabrina Podemski hat persönliche Sachen von Schmidt wie Schuhe oder ähnliches in den Vordergrund gestellt und sie neu zusammengestellt. Neben Zeichnungen benutzte die Künstlerin auch den Druck als künstlerisches Mittel.

 

Die großformatigen Bilder von Doris Goldbach wirken impressionistisch durch ihre Farbigkeit. „Sie setzt Licht in Farbe um“, so Schmidt.

 

Die Vernissage ist am Freitag, den 21.03.2014 von 19 bis 21 Uhr. Die Galerie ist geöffnet Donnerstag und Samstag von 16 bis 20 Uhr sowie Sonntag von 15 bis 18 Uhr und nach Absprache.

 

Galerie Dieter Fischer

Immermannstraße 29

44147 Dortmund

www.galerie-dieter-fischer.de

Streichquartett-Kultur auf hohem Niveau

Das Mannheimer Streichquartett mit Andreas Krecher (1. Violine), Shinkung Kim (2. Violine)- bekannt als Konzertmeisterin der Dortmunder Philharmoniker, Sebastian Bürger (Viola) und Armin Fromm (Cello) hatte beim 3.Kammerkonzert im Orchesterzentrum/NRW am17.3.2014 reichlich Gelegenheit ihr Können zu beweisen.

Zu Anfang spielten sie das Streichquartett Nr. 1 e-Moll „Aus meinem Leben (1876) von Bedřich Smetana (1824 – 1884). Smetana als Vertreter der Romantiker aus Böhmen ist vielen Menschen ja vor allem durch „Die Moldau“ ein Begriff geworden.

Der erste Satz „Allegro vivo appassionato“ gab einen romantisch-schwelgerischen Einblick in sein Gefühlsleben. Mal gaben die einzelnen Instrumente den Ton als „Vorreiter“ an, um dann wieder mit den Anderen zu einem gemeinsamen Ganzen zusammen zu finden. Beim „Allegro moderato alla Polka“ mit seinen musikalischen Anklängen an Böhmen, Österreich-Ungarn veranschaulicht mit seiner Beschwingtheit die heitere Seite des Lebens. Das „Largo sostenuto“ wechselt dagegen schon zu Beginn mit einem melancholischen Cello-Solo zur melancholischen Seite im Leben. Der vierte Satz „Vivace“ nimmt ein ein aufbrausend-rasantes Tempo und endet mit einem Zzusammenklang.

 

Als Kontrast zur europäischen Musik der Romantik wurde dem Publikum vor der Pause mit „Eight Colors for string quartet“ moderne Klangkunst des zeitgenössischen chinesisch-amerikanischen Komponisten Tan Dun (1957) dargeboten. Sein europäisch-asiatisches geprägtes Klangfarben-Vexierspiel, bei dem durch Zupfen, Streichen und Klopfen auf den Klangkörper verschiedene Geräusche und Klänge entstehen und zwischen den vier Instrumenten hin und her schwingen.

Ein interessantes Klangerlebnis, wenn auch für unsere Ohren etwas befremdlich. Die größte Wirkung wird erreicht, wenn man beim Hören seine Augen schließt.

 

Nach der Pause ging es mit dem zweiten böhmischen Romantiker des neunzehnten Jahrhunderts, Antonin Dvořák (1941-1904) und seinem Streichquartett F-Dur op.96 „Amerikanisches“ (1893). Das Werk ist während seines „Neue Welt“-Aufenthaltes entstanden.

Hier erleben die Zuhörer wieder die europäische, folkloristisch-naturbezogene Klangwelt der Romantik zur damaligen Zeit. Deutlich wird das schon beim ersten Satz „allegro ma non troppo“. Typisch für diesen Satz ist das in Variationen von den Instrumenten immer wieder aufgegriffene melodiös beschwingte Hauptthema und die naturbezogenen Klänge. Das erinnert ein wenig an die „Moldau“. Hier scheint man manchmal Bergbäche in der Natur zu hören. Beim „Lento“ wird dann es melancholisch-traurig, während das „Molto vivace“ und das „Finale. Vivace ma non troppo“ rasant und heiter beschwingt daher kommt mit einem beeindruckend virtuosem finalem Abschluss.

 

Die vier Musiker boten eine Streichquartett-Kultur vom Feinsten auf hohem Niveau. Als Zugabe für das begeisterte Publikum gab es als Zugabe einen Auszug aus einem Streichquartett von Joseph Haydn.

Familiärer Abend mit Musik

Nein, es waren nicht die „Hits aus den 80ern, 90ern und das Beste von heute“, sondern die Mischung, an Songs die Andreas Beck und Thorsten Bihegue bei der Spielbar am 14. März spielten, war deutlich bekömmlicher. „Die Welt ist eine Scheibe“ hieß es und man konnte das schwarze Vinyl spüren.

 

Tja, PVC hat ja einen nicht ganz so guten Ruf, aber in schwarze Scheiben gepresst, sorgt es für Extase und die glühendsten Erinnerungen. Doch die Spielbar wäre nicht die Spielbar, wenn sie einfach Platten abspielen würde. Zumal es nicht die Möglichkeit gab, einen Plattenspieler anzuschließen. So kam der Musikgenuss in elektronischer Form.

 

Zuerst mussten die Gäste wählen (oder ‚voten‘ wie es jetzt heißt). Zehn Lieder aus verschiedenen Epochen standen zur Wahl und daraus entstand eine Hitparade. Erwartungsgemäß kam James Blunt „You’re beautyful“ auf den letzten Platz. Dass Kraftwerk mit „Autobahn“ so schlecht abschnitt und auf den hinteren Plätzen kam, fand ich persönlich schade. Am Ende gab es zwei Sieger: Marvin Gaye mit „Sexual healing“ und die Eagles mit „Hotel California“.

 

Dazwischen gab es noch Textkunde, manche Songs wurden ins Deutsche übersetzt. Bihegue spielte zwei Lieder auf seiner Ukulele und es gab zwei Raterunden, bei denen die Besucher Schallplatten gewinnen konnten.

Das Texte für Mißinterpretationen sorgen können, ist bekannt. Andreas Beck erzählte die Geschichte von Pink Floyds „Another brick in the wall“, in der angeblich der Kinderchor die deutschen Worte „hol ihn, hol ihn unters Dach“ singt. Danach gab es noch weitere Kostprobem von „Verhörungen“.

 

Da wir ja in einem Theater waren, durfte die hohe Kultur nicht fehlen. So trugen Ekkehard Freye und Uwe Schmieder (ost-)deutsche Lyrik vor wie etwa „Ein bißchen Frieden“, „Ich steh auf Berlin“ oder „Hey, junge Mutti“.

 

So eine Spielbar sollte auf alle Fälle wiederholt werden, denn es gibt bestimmt noch genug Geschichten aus der „Scheibenwelt“.

Experimente mit Zeichen und Buchstaben

Ein Exponat aus der Ausstellung, die momentan in "Kunst im Glas" läuft.
Ein Exponat aus der Ausstellung, die momentan in „Kunst im Glas“ läuft.

Bis zum 24. März zeigt die U2_Kulturelle Bildung des Dortmunder U eine Ausstellung mit Kunstobjekten aus dem Projekt „LOOPING“. An diesem Projekt haben Jugendliche und junge Erwachsene von 13 bis 25 Jahren teilgenommen. Begleitet wurde „LOOPING“ von der Künstlerin Dagmar Lippok und dem Kameramann Björn Leonhardt.

 

Hintergrund des Kunstprojektes war die Ausstellung „Moving types“, in der es um das Thema ging, wie Film und Fernsehen mit Buchstaben umgehen. Mit der Hilfe von Lippok und Leonhardt entstanden großformatige Papiere und Folien, aber auch Filmsequenzen, in denen Sprüche und Buchstaben auf dem Dortmunder Bahnhofsvorplatz in Bewegung gesetzt wurde.

 

Das Projekt war ein offenes Angebot, so haben neben Schülerinnen und Schüler auch FSJler, Sozialarbeiter und Studierende von kreativen Fachrichtungen teilgenommen.

 

„Wir haben uns die Frage gestellt ‚Was kann man mit Worten erreichen“, so Lippok. Dabei wurde beispielsweise auch an die Tradition von Dada gedacht, das vor 100 Jahren entstand. „Sehr viel Spaß hatten die Teilnehmer auch an den Performances“, erklärte die Künstlerin.

 

Die Ergebnisse des Projektes werden in der Reihe „Kunst im Glas“ aus der zweiten Etage gezeigt. Diese Reihe möchte Werken junger, nicht professioneller Kreativer eine Plattform geben.

 

Das nächste Projekt auf der U2 steht schon in den Startlöchern: Urban Movements. Hier geht es um Musik und Mode. Mehr Informationen unter www.aufderuzwei.de

Vom WIR zum ICH

Zum Ende werden die Individuen vernetzt. (Foto: ©Hannah Bünemann)
Zum Ende werden die Individuen vernetzt. (Foto: ©Hannah Bünemann)

In der neuen Produktion der Theaterpartisanen „Radikal wirklich“ zeigen die Jugendlichen welche Schwierigkeiten auf dem Weg zum Erwachsenwerden liegen. Liebe und Leid liegen oft eng beieinander. Ars tremonia war auf der Premiere am 16. März 2014 im Studio des Schauspielhauses.

 

Zunächst ist da das WIR, die Gruppe. Alle verstehen sich, alle sind gut drauf, doch zunächst bricht einer aus der Reihe, dann immer mehr. Jeder betont seine Individualität, plötzlich ist es nicht mehr eine Gruppe, sondern eine Ansammlung von Individualisten. So hat jeder eigene Charakteristika, die auch mal in „Ich bin radikal blond“ kumulieren können.

Die Bühne hat etwas von einem Camp, ein Tarnnetz, eine Fahne der Theaterpartisanen, Gymnastikbälle in verschiedenen Farben und Größen dienen als ultimative Requisite. So können sie beispielsweise auch ein Handy sein. Handys und Facebook sind sowieso stets präsent. Beispielsweise wird direkt gefragt: „Dein Status auf Facebook hat sich geändert“.

 

Im Stück, immer wieder unterbrochen von pantomimischen Darstellungen von alltäglichen Handlungen wie beispielsweise Zähneputzen, stehen Probleme um die (erste) Liebe im Zentrum. Sei es, dass jemand auf seinen Märchenprinzen wartet oder ob jemand Probleme mit Frauen hat. Die Jugendlichen spielen einige Szenen wie das Ende einer Beziehung durch ein missglücktes gemeinsames Essen, das Finden einer neuen Liebe oder der dadurch entstandene Trennungsschmerz.

 

Ein wesentliches Element in „Radikal wirklich“ ist ein etwa 10-minütiger Film, der etwas nach zwei Drittel des Stückes gezeigt wird. Hier wird eine fantasievolle, leicht surrealistische Welt geschaffen, mit einigen Elementen aus Shakespeares „Sommernachtstraum“. So wird ein Trank gebraut, mit ganz merkwürdigen Effekten, so taucht beispielsweise ein Einhorn auf. Das erinnert so ein wenig an die Situation, wenn eine Party plötzlich alkoholbedingt aus dem Ruder läuft. Plötzlich hat sich ein Pärchen im Arm, die nach dem aufwachen nichts mehr davon wissen will. „Da ist nichts passiert. Kann auch gar nicht sein.“

 

Zum Schluss werden alle Beteiligten wieder mittels Klebeband in eine Gruppe vereinigt. Jeder ist zwar ein Individuum, hat sich aber mit den anderen vernetzt. Es ist wie ein Spinnengeflecht.

 

Zu der gelungen Aufführung gehörte eine gute Portion Musik, die auf der akustischen Gitarre dargeboten wurden. Von „Folsom Prison Blues“ von Johnny Cash bis hin zu „Little Talks“ von „Of monsters of men“ reichte die musikalische Bandbreite. Dazu passte auch die „Frusthymne“ Ficken und Bier“, die dem Verlassenen zum Trost gesungen wurde.

 

Ein wunderschöner, fast beschwingter Abend mit tollen Darstellerinnen und Darstellern, die von der Regisseurin und Theaterpädagogin Sarah Jasinszczak hervorragend eingestellt wurden: Mit dabei waren Frauke Becker, Mariana Bittermann, Helena Demantowsky, Jost Grünastel, Lisa Heinrich, Nadine Hövelmann, Maximilian Kurth, Finnja Loddenkemper, Merlin Mölders, Rebekka Pattison, Elena Schembecker und Alina Vogt.

 

Es lohnt sich auf den Fall, den Theaterpartisanen zuzusehen. Weitere Möglichkeiten dazu gibt es am 19. und 30. März, 30. April und 11. Mai 2014.

Karten unter www.theaterdo.de oder 0231 5027222.

Beschwerlicher Weg zu sich selbst

Barbara (Bettina Zobel) findet Ruhe nach der Anstrengung einer Etappe. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Barbara (Bettina Zobel) findet Ruhe nach der Anstrengung einer Etappe. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Das Publikum bei der Premiere der Aufführung „The road to Santiago – ein Jakobsweg“, einem Ein-Personen-Stück von und mit Bettina Zobel (Ensemblemitglied des Kinder- und Jugendtheaters), war am 15. März 2014 durchschnittlich älter als sonst im KJT üblich. Das lag wohl an der Thematik des Stückes, einer Koproduktion mit der „Companie des Mers du Nord“ aus Grande-Synthe (Frankreich), deren Gründerin Brigitte Mounier auch Regie führte.

 

Nach dem Motto „Ich bin dann mal weg“ wagt die Protagonist Barbara (Bettina Zobel) den schweren Schritt in ein Abenteuer und nimmt sich eine Auszeit von Beruf, Familie und Krankheitssorgen. Sie will in 116 Tagen zu Fuß den Jakobsweg von ihrer Heimatstadt Köln bis nach Santiago de Compostela gehen. Auf diesen physisch wie psychisch anstrengenden Weg begegnet sie auch vielen Pilgern. An ihren Begegnungen mit fünf von ihnen lässt sie uns teilhaben. Jeder dieser fünf hat unterschiedliche Beweggründe, ob Unzufriedenheit mit dem Beruf, das zerstrittene und in seinen Rollen eingefahrene Paar, die mit ihren Mitmenschen hadernde Veganerin oder eine nach Freiheit und Unabhängigkeit strebende Britin. Mit jedem Schritt begegnet die gut auf die Reise vorbereitete Barbara nicht diesen Pilgern, sondern vor allem auch sich selbst mit ihren Ängsten und Schuldgefühlen am Tod ihres Bruders….

 

Zur Bühne: Im Hintergrund eine Landkarte mit dem Jakobsweg, mitten auf der Bühne ein Laufband, dass auch multifunktional zum Beispiel als Pilgerherbergs-Schlafstätte Verwendung fand. Das waren die wenigen Requisiten die nötig waren, um die physische Herausforderungen und Anstrengungen dem Publikum lebendig vor Augen zuführen.

Daneben spielten Musik und Alltagsgeräusche wie Autobahnlärm oder Vogelgezwitscher sowie der geschickte Einsatz von Beleuchtung eine wichtige Rolle. So war das Publikum beispielsweise mit der Protagonistin in dunkler Einsamkeit in einer Pilgerherberge oder hörte das Surren der Stechmücken im Wald von Gascogne. Der Übergang nach Luxemburg wurde musikalisch mit Beethovens „Ode an die Freude“ begleitet.

Zu Beginn stellte Barbara (Bettina Zobel) die Personen die sie während der 116 Tage kennenlernt symbolhaft in Form von fünf Steinen vor, und legt diese um die Bühne herum auf den Boden.

Beeindruckend, wie lebensnah Zobel die Zuschauerinnen und Zuschauer von ihrer akribischen Vorbereitung, angefangen von angemessener Funktionskleidung und Schuhwerk sowie an an allen Emotionen wie Freude und Euphorie, körperlichen und psychischen Schmerz oder auch ihren Ängsten teilhaben lässt. Das Publikum hatte wohl mehr als einmal das Gefühl, selbst diesen Weg zu gehen. Der Satz „Das war das Beste, was ich machen konnte“ konnte man ihr wirklich abnehmen, auch wenn er vielleicht etwas zu häufig benutzt wurde.

Ein bedeutender Moment war auch, als Barbara mitten im Regen einen glatt polierten kleinen Stein findet, den sie gegen Ende als „ihren Stein“ am Cruz de Ferro, dem Eisenkreuz ablegt. Für das Paar Monika und Harro gibt es dort auch ein „Happy End“. Und sie finden wieder zueinander.

 

Der Jakobsweg ist sicherlich für viele Menschen ein Weg – aber eben auch nur eine von mehreren Möglichkeiten – zu sich selbst zu finden. Bettina Zobel ist diesen Weg auch privat schon gegangen. Das war ihrem Spiel anzumerken.

 

Die Inszenierung und schauspielerische Leistung wurde mit viel Beifall belohnt.

 

Weitere Termine So, 23. März 2014, Sa, 29. März 2014, Sa, 24. Mai 2014, So, 25. Mai 2014 und Sa, 14. Juni 2014. Karten gibt es unter www.theaterdo.de oder 0231 5027222.

Ein Plädoyer für die Liebe

Hochkonzentriert bei der Arbeit. Regisseur Erik Petersen und seine Regieassistentin Susann Kalauka bei der öffentlichen Probe.
Hochkonzentriert bei der Arbeit. Regisseur Erik Petersen und seine Regieassistentin Susann Kalauka bei der öffentlichen Probe.

Ab dem 22. März steht „Aschenputtel“ oder italienisch: „La cenerentola“ von Gioacchino Rossini auf dem Programm der Opernbühne Dortmund. Gleichzeitig ist es das Regiedebut von Erik Petersen, der als Regieassistent in den vergangenen Spielzeiten bei verschiedenen Produktionen dabei war. Die Titelrolle der Aschenputtel spielt und singt Ileana Mateescu.

 

Wer kennt es nicht, das Märchen von Aschenputtel? Es gibt auf der ganzen Welt unzählige Varianten, wovon Aschenbrödel und vor allem Cinderella die bekanntesten sind. In der Oper von Rossini selbst kommen keine Märchenelemente wie Feen oder sprechende Tiere: das Märchen erzählt uns, wie es ist, sich in jemanden zu verlieben.

Die Geschichte wird auch modern erzählt, verspricht uns Erik Petersen. „Wir lassen die Figuren erzählen, wie man sich verlieben kann.“ Dabei ist das Aschenputtel trotz aller Erniedrigungen durch ihre Schwestern durchaus selbstbewusst: „Wer mich als Frau haben will, muss mich respektieren“.

 

Neben Ileana Mateescu als Aschenputtel spielen unter anderem noch John Zuckerman (als Don Ramino, Prinz von Salerno), Gerardo Garciacano als (Dandini, Raminos Kammerdiener), Gastsänger Eugenio Leggiadri-Gallani als Don Magnifico sowie Julia Amos und Inga schäfer als Don Magnificos Töchter Tisbe und Clorinda. Christian Sist spielt den Strippenzieher Alidoro, den Erzieher des Prinzen.

 

Die Bühne wird sich in einen Dorfplatz verwandeln und die Kostüme sehen historisch aus, aber ohne aus einer bestimmten Zeit zu kommen. Daher wurden dafür moderne Stoffe benutzt.

 

Ars tremonia führte ein Interview mit dem Regisseur Erik Petersen.[youtuber youtube=’http://www.youtube.com/watch?v=4x0LiBORq0U‘]

 

Termine: Sa, 22. März 2014 (Premiere), So, 30. März 2014, So, 06. April 2014, Fr, 11. April 2014, Mi, 30. April 2014, Do, 22. Mai 2014, So, 01. Juni 2014, Fr, 06. Juni 2014, So, 15. Juni 2014 und Do, 03. Juli 2014.

 

Karten und Infos unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27222.

Re-birthing auf türkisch

Der Protagonist wacht in einem merkwürdigen jenseits wieder auf. Ensemble Altidan Sonra Tiyatro. (Foto: © Yucel Kursun)
Der Protagonist wacht in einem merkwürdigen jenseits wieder auf. Ensemble Altidan Sonra Tiyatro. (Foto: © Yucel Kursun)

Als drittes Gastspiel aus der Reihe „Szene Istanbul“ wurde am 14. März 2014 im Schauspielhaus Dortmund „Du bist tot, kapiert?“ (Öldün, duydun mu?) der Gruppe Altidan Sondra Tiyatro/Kumbaraci50 unter der Regie von Yiğit Sertdemir aufgeführt.

Diese Reihe wird in Kooperation mit dem Mülheimer Theater an der Ruhr realisiert.

Das freie Theater Altidan Sondra Tiyatro hat – wie die anderen auftretenden Gruppen – seine Heimat in einem der interessantesten und vielfältigsten Viertel in Istanbul. Beyoğlu, unterhalb des Taksim-Platzes gelegen, ist zudem auch Partnerstadt(teil) von Dortmund.

Das Stück wurde in türkischer Sprache mit deutschen Übertitel gespielt.

 

Schon das Bühnenbild dieser märchenhaften, satirischen Gesellschafts-Parabel ist fantasievoll – fabelhaft angelegt. Der Bühnenboden war voll von weißen, plüschigen und Wattebäuschen ähnliche „Wolken“. Umfasst war die Bühne von einer eierschalenfarbenen, durchbrochenen Konstruktion, die nach oben hin kuppelartig abgeschlossen war. Ein Raum, der einer fantasievollen Vorstellung von einem „Jenseits“ nahe kam.

In der Mitte lugte nur der Kopf eines Mannes heraus. Begrüßt wird der Mann, nach seinem dritten Selbstmordversuch von einem Wesen zwischen Engel und Clown. Es verrät ihm, dass er im Jenseits sei. Sein Lebenswandel würde aber einer Prüfung unterzogen und er könnte eventuell eine zweite Chance bekommen. Sein Leben wird aus einem Buch in Form einer märchenhaften Parabel vorgetragen. Die Menschen leben in „Schalen“, Kinder heißen „Bobolops“, Erwachsene“Bobolips“ Geliebte „Liebliebfrauen“ und ein Suizid „Dezius“. Wir erfahren von dem herrschsüchtigen, gewalttätigen Vater, der auch seine Frau schlägt, wenn sie nicht „gut funktioniert“. Der Vater erhängt sich und der Bruder wird von Militär ermordet. Den Selbstmord des Vaters schiebt er unbewusst seiner Mutter in die Schuhe. Der Protagonist der Geschichte geht seinen Weg, studiert , wohnt in seiner eigenen „Schale“ und verliebt sich. Er verzweifelt an den gesellschaftlichen Bedingungen und unternimmt mehrere Suizidversuche. Von einem älteren „Bobolip“ wird ihm aber klar gemacht, dass er sich trotz allem dem Leben stellen muss. Nachdem ihm seine Geliebte verlassen will, unternimmt er den letzten Versuch, sich das Leben zu nehmen.

Mit weißem langen Haar und hellem Gewand steht erhöht die als „Herrin“ bezeichnete Gestalt als entscheidende Instanz für eine zweite Chance für den Protagonisten.

 

Gegen Ende wird klar, der Protagonist ist nicht tot ist, sondern befindet sich nach seinem letzten Suizidversuch in einer Art psychiatrischen Klinik. Hier wird versucht, den Protagonisten durch eine Art „Re-birthing“ „umzupolen“, so dass er seinen Hass auf die Mutter verliert.

 

Untermalt wurde das Stück manchmal mit Instrumentalmusik und zur Unterstützung der Stimmung und Aussagekraft wurde die Beleuchtung geschickt eingesetzt.

 

Die Aufführung gab interessante Einblicke in die frei Theaterszene Istanbuls und in ein Leben, dass durch ein patriarchalisches Gesellschaftssystem und der Militärherrschaft in den 80er Jahren mit all seinen Folgen für die einzelnen Menschen geprägt war.

 

Die Geschichte weckt viele unterschiedliche Emotionen. So wird zum Beispiel humorvoll erzählt, wie der Protagonist als kleiner Junge in ein Bordell gerät, aber auch tieftraurige Erlebnisse wie die Militärgewalt und der Suizid des Vaters beschrieben.

 

Am 7. April 2014 ist als letztes Stück aus der Reihe „Szene Istanbul“ am 7. April 2014 um 20.00 Uhr im Studio des Dortmunder Schauspiels Iz/ Die Spur von Ahmet Sami Üzbudak (Galataperform) zu sehen.

 

Karten und Infos gibt es unter www.theaterdo.de oder 0231 5027222.

Abschied ist ein scharfes Schwert

Das 7. Philharmonische Konzert am Dienstag und Mittwoch im Konzerthaus Dortmund stand unter dem Oberbegriff „Abschiednehmen“. In seiner 7. Sinfonie nahm Anton Bruckner Abschied von Richard Wagner, Sergej Rachmaninow überarbeitete sein erstes Klavierkonzert 1917, als er Russland verließ. Geschrieben hat er es schon einige Jahre vorher als Abschlussprüfung. Pianist Joseph Moog spielte den Solopart.

 

Das Konzert für Klavier und Orchester Nr.1 in fis-Moll ist Rachmaninows Frühwerk. Das hört man. Einerseits ist die russische Musik in fast jeder Note vorhanden, Erinnerungen an Tschaikowsky kommen auf, aber man spürt die Eloquenz, die der damals 17-jährige an den Tag legte. Dazu kam mit Joseph Moog ein Interpret, der seine Virtuosität in jedem Tastenschlag unter Beweis stellte. Sein Klavierspiel passte ideal zu dem spätromantischen Werk, im dem Rachmaninow sich ja nicht nur als Komponist, sondern auch als Pianist verewigte. Das Spiel der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz ergänzte sich vortrefflich mit dem Klavierspiel von Moog. Eine Zugabe gab es natürlich auch: Moog spielte eine der Nocturnes von Chopin.

 

Nach der Pause wurde es monumental. Bruckners 7. Sinfonie in E-Dur stand auf dem Programm. In dieser Sinfonie ist alles enthalten, was man an Bruckner mag oder hasst. Der Reichtum an musikalischen Erfindungen und die thematische Eloquenz auf der einen und der Hang zum Maßlosen, zum blendenden Prunk auf der anderen Seite. „Mit Kleinigkeiten hat sich Bruckner nie abgegeben“, stand in einem Nachruf auf den Komponisten aus der „Arbeiter-Zeitung“. Dem kann man vorbehaltlos zustimmen, wenn man die 7. Sinfonie gehört hat. Und so setzte Gabriel Feltz mit seinen Philharmonikern die Segel und fuhr durch das große, weite Bruckner-Meer.

Das Adagio, der zweite Satz, hatte etwas besonderes zu bieten: Wagner-Tuben. Trotz des Namens sind die „Tuben“ eigentlich Hörner und so klingen sie auch. In diesem Satz verarbeitet Bruckner musikalisch die Nachricht vom Tode Wagners. So besitzt dieses langsame, getragene Stück eine deutliche elegische Form. Doch die Wagner Verehrung Bruckners lässt sich in seiner 7. Sinfonie öfters heraushören. Nur kommen in Wagners Musikdramen noch Gesang und das Geschehen auf der Bühne hinzu. Zudem besitzt Wagner trotz seiner tiefen und ernsten Musik immer noch einen kleinen Funken Humor, den er bei seinen Werken einarbeitet.

Feltz und seine Musiker verrichten Höchstarbeit auf hohem Niveau. Am Ende sind nicht nur die Musiker ermattet, sondern auch das Publikum. Nach der Urfassung der 1. Sinfonie in der vergangenen Spielzeit und die Erfahrung von Dienstag, muss ich sagen: Bruckner und ich werden wohl keine Freunde, dabei ist und bleibt das musikalische Genie des Österreichers unbestritten.

Zähle ICH oder entscheidet das WIR?

Zwischen Gruppe und Individuum. Das neue Stück der Theaterpartisanen. (Foto: © Hannah Bünemann)
Zwischen Gruppe und Individuum. Das neue Stück der Theaterpartisanen. (Foto: © Hannah Bünemann)

Die Theaterpartisanen kommen mit einem neuen Stück auf die Bühne: „Radikal wirklich“. Die Premiere am 15. März um 20 Uhr findet im Studio statt.

Am Anfang ist das WIR. Die zwölf Mitglieder des Jugendclubs am Schauspiel Dortmund kommen zunächst als Gruppe für die Bühne. Viele Gemeinsamkeiten, doch im Laufe der Zeit kommen immer stärker die Eigenheiten, Stärken und Schwächen des Einzelnen zu Tage. Denn jeder hat Ängste und Befindlichkeiten. Einer fürchtet sich vor Spinnen, eine andere hat Angst, den Traumprinzen niemals zu begegnen. Das wird auch in den Kostümen zu sehen sein. Sie sind alle sehr ähnlich, doch individuell.

Die Spieler behalten im Stück ihre eigenen Namen und erzählen eine Geschichte. Doch was ist wirklich, was ist erfunden. Vielleicht erzählen sie auch Geschichten, die jemand anderes erfunden hat. „Es geht auch um Veränderungen von Wirklichkeiten“, so Regisseurin und Theaterpädagogin Sarah Jasinszczak. Es wird im dem Stück auch die Frage gestellt. Wovor schämen wir uns eigentlich. Doch keine Angst, es wird niemand bloßgestellt.

In „radikal wirklich“ wird es Musik, Tanz und Video geben. Das Video spielt eine ganz wichtige Rolle im Stück. Es nimmt die Funktion einer Art von Katharsis wahr. Beispielsweise wenn der Charakter erzählt, dass er Angst vor Frauen habe, wacht er nach dem Film in den Armen einer Frau auf.

 

Die zwölf jungen Schauspielerinnen und Schauspieler haben für das Stück einiges an Freizeit geopfert. Denn geprobt wurde zweimal die Woche zu drei Stunden. Der Film hat nochmals extra Zeit gekostet. Das hatte auch sein Gutes. „Wir haben uns sehr gut zusammengefunden“, so Maximilian Kurth, einer der Theaterpartisanen.

Rezensionen und Berichte über Dortmunder Kunst und Kultur