Wünsch dir was – das 10. Philharmonische Konzert

Demokratie bei einem klassischen Konzert? Ja, das geht. Am 18. und 19. Juni 2024 bewiesen die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Florian Ludwig, der für den erkrankten Gabriel Feltz einsprang, ihre Flexibilität.



Fünfmal durften die Besucher*innen entscheiden, was gespielt wird. Dabei erhielten sie eine grün/rote Karte, was den Dirigenten vor besondere Schwierigkeiten stellte, denn er hat eine Rot-Grün-Sehschwäche. Doch mit ein paar Tricks liefen die Wahldurchläufe ohne Probleme ab.

Das erste Stück durften die Besucher*innen nicht wählen: Der erste Satz aus Smetanas „Die Moldau“ erklang als Auftakt. Danach gab es die erste Wahl. Wie bei der Fußball-EM verlor Österreich (Mozart) gegen Frankreich (Ravel), und der Solist Benedetto Lupo spielte den zweiten Satz des Klavierkonzerts in G-Dur.

Auch Johann Strauß (Sohn) und Jean Sibelius hatten bei der Abstimmung gegen Antonin Dvořák und Peter Tschaikowsky keine Chance.

Nach der Pause ging es in den Weltraum mit der Musik von „Star Wars“ des Komponisten John Williams. Mahler gewann gegen Samuel Barber, und die Dortmunder Philharmoniker spielten das Adagietto aus seiner 5. Sinfonie.

Danach war es Zeit für den Pianisten Lupo, der den vierten Satz aus dem zweiten Klavierkonzert von Johannes Brahms spielte.

Das Konzert endete mit dem ersten Satz des „Danse macabre“ von Camille Saint-Saëns, der sich gegen Liszt durchsetzen konnte, sowie einer lateinamerikanisch inspirierten Zugabe.

Florian Ludwig dirigierte nicht nur, sondern gab dem Publikum auch wertvolle Informationen zu den einzelnen Stücken, damit sie ihre Wahl nach bestem Wissen treffen konnten.




Chorkonzert über Natur, Frieden und Hoffnung

Der Jugendkonzertchor der Chorakademie Dortmund, unter der Leitung von Felix Heitmann, präsentierte am 15. Juni 2024 im Rahmen des Festivals Klangvokal ein abwechslungsreiches Programm. Der Veranstaltungsort war ungewöhnlich: Das Konzert fand in der Maschinenhalle der ehemaligen Zeche Zollern statt, die heute ein Industriemuseum ist.



Trotz des industriellen Ambientes gelang es den jungen Sängerinnen und Sängern, zu Beginn und gegen Ende des Konzerts, ein romantisches Naturerlebnis hörbar zu machen. Mit Mendelssohn Bartholdys „Abschied vom Walde“ und Brahms „Waldesnacht“ wurde der deutschen Sehnsuchtslandschaft schlechthin gehuldigt. Auch skandinavische Komponisten wie die Schweden Wilhelm Peterson-Berger und Bo Hansson beschworen mit ihren Werken eine feierliche Naturstimmung herauf.

Der Jugendkonzertchor der Chorakademie Dortmund begeisterte das Publikum. (Foto: (c) Bülent Kirschbaum)
Der Jugendkonzertchor der Chorakademie Dortmund begeisterte das Publikum. (Foto: (c) Bülent Kirschbaum)

Im weiteren Verlauf des Abends folgten, vor und nach der Pause, Blöcke mit kirchlicher Musik aus verschiedenen Jahrhunderten. Von der Renaissance (Tomás Luis de Victoria) bis hin zu aktuellen Komponisten religiöser Chormusik wie Ola Gjeilo und Mårten Jansson.

Der Abend des Chorkonzerts war eine wunderbare Darbietung jugendlicher Stimmen, die das Publikum in ihren Bann zogen und für eine durchweg positive Atmosphäre sorgten. Die jungen Sängerinnen und Sänger präsentierten eine beeindruckende Vielfalt an Liedern, die sie mit Leidenschaft und Präzision vortrugen. So verwandelten sie diesen Abend in ein besonderes Erlebnis.




Achtziger-Jahre-Feeling zum Klangvokal-Abschluss

Mit einer 80er-Jahre-Musikparty endete das Klangvokal Musikfestival Dortmund am 16.06.2024 im hiesigen Konzerthaus. Das Orchester „Neue Philharmonie Westfalen“ unter der Leitung von Rasmus Baumann (auch am Piano) sorgte mit Unterstützung einer vierköpfigen Band (darunter Rockkeyboarder Marcus Schinkel) für ein ganz besonderes Klangerlebnis.



Mit Bonita Niessen, Viviane Essig, Ruud van Overdijk und Henrik Wager konnten ausdrucksstarke Stimmen für das Konzert gewonnen werden. Als Background-Sängerinnen fungierten Anja Günther, Laetitia Stengel und Nadine Trefzer. Charmant und humorvoll führte Dominik Freiberger durch den Abend.

Internationale Hits von Musikgrößen wie Madonna, Michael Jackson, Whitney Houston, Tina Turner, Pink Floyd, Prince, The Police, Elton John und anderen standen auf dem Programm. Bei „Another Brick in the Wall“ (Pink Floyd) und „We Are the World“ (Michael Jackson, Lionel Richie) brachte sich der Kinderkonzertchor der Chorakademie (Einstudierung: Raphael Arnault) effektvoll ein.

Marcus Schinkel und seine Kollegen konnten sich zwischendurch als Solisten in den Vordergrund spielen, etwa bei „Jump“ (Van Halen). Die Sänger*innen überzeugten sowohl solo als auch im Duett oder als Gruppe. Die beiden Frauen brachten zusammen bei „Simply the Best“ von Tina Turner den Konzertsaal richtig in Stimmung. Ruud van Overdijk hatte seinen ersten großen Auftritt bei „Another Brick in the Wall“. Henrik Wager begeisterte vor allem bei dem anspruchsvoll zu singenden „Take on Me“ (a-ha).

Als dann am Ende die Vier „Sweet Dreams“ (Eurythmics) anstimmten, gab es auf den Publikumsrängen kein Halten mehr. Alles stand und machte mit. Ein wunderbarer Abschluss für ein vielseitiges Musikfestival.

Die Konzertsaison folgt vom 11. Oktober 2024 bis 28. März 2025.




Verzaubernde Rückkehr: Nesrine begeistert erneut beim Festival Klangvokal

Nach fünf Jahren wieder beim Festival Klangvokal. 2019 verzauberte die algerisch-französische Sängerin Nesrine Belmokh mit ihrem Trio NES das domicil (wir berichteten), und am 11. Juni 2024 präsentierte sie am gleichen Ort ihr neues Programm.



Ein wenig aufgeregt war die Cellistin und Sängerin schon, denn sie präsentierte ihr frisches Material zum ersten Mal vor Live-Publikum. Ihr Trio hieß passenderweise Nesrine und bestand neben der Namensgeberin aus dem Keyboarder Léo Jassef und der Perkussionistin Anissa Nehari. Der Sound wurde natürlich auch von Nesrines E-Cello getragen. Dank Loops und anderen elektronischen Soundeffekten schuf sie mit ihrem Instrument beeindruckende Klangwelten.
Die Lieder von Nesrine waren meist auf Französisch mit arabischen Anteilen und klangen weniger jazzig, sondern eher poppig oder erinnerten an französische Chansons. Einige Lieder trugen arabische Titel wie „Dunja“ oder „Laila“. Grundsätzlich beschäftigen sich ihre Songs mit dem Leben und der Liebe, doch die Pandemie hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie erkrankte sehr schwer an Covid-19. Dies thematisierte sie in dem Lied „Floue“ (Verschwommen).

Ein Wort zu ihren Mitmusikern: Léo Jassef ließ an seinem Keyboard nicht nur Sounds erklingen, die ein wenig an die 80er Jahre erinnerten, sondern zeigte in einigen Songs auch sein Können an den Tasten. Dass Anissa Nehari ihre Inspiration von den Tuareg-Völkern und aus dem Hip-Hop nimmt, hörte man in jedem Beat. Wer dachte, das passt nicht zusammen, hätte nach der ersten Zugabe, einem Solo-Perkussion-Stück, seine Meinung geändert.

Nach dem Konzert steht fest: Nesrine kann gerne zum dritten Mal zu Klangvokal kommen.




Festliche Belcanto-Operngala mit Musik von Gaetano Donizetti

Die Dortmunder Operngala „Viva la Diva“ mit Ausschnitten aus Belcanto-Opern von Gaetano Donizetti am 09.06.2024 im hiesigen Opernhaus stand ganz im Zeichen dieser geschmeidig-emotionalen Musik und ihren imposanten Frauenfiguren. Der italienische Komponist trug maßgeblich zur Herausbildung des Typus der Primadonna assoluta bei.



Passend dazu standen unter anderem Sooyon Lee und Anna Sohn, zwei hervorragende Sopranistinnen, für die Gala zur Verfügung. Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Motonori Kobayashi (1. Kapellmeister und stellvertretender GMD) sorgten für die einfühlsame instrumentale Begleitung. Unterstützt wurden die Sänger*innen auf der Bühne tatkräftig vom Opernchor Theater Dortmund unter der Choreinstudierung von Fabio Mancini.

Alex Martini, Ks. Morgan Moody, Anna Sohn, Sungho Kim Foto: (c) Björn Hickmann
Alex Martini, Ks. Morgan Moody, Anna Sohn, Sungho Kim Foto: (c) Björn Hickmann

Opernintendant Heribert Germeshausen führte durch den Abend und bot das nötige Hintergrundwissen zu den vier Donizetti-Opern des Programms. Im ersten Teil standen neben den Ouvertüren Musikszenen aus den beiden komödiantischen Opern „Don Pasquale“ und „L’elisir d’amore“ (Der Liebestrank) auf dem Programm.

Hier konnten bereits zu Beginn Kammersänger Morgan Moody (Don Pasquale), Anna Sohn (Norina), Alex Martini (Dottore Malatesta), Sungho Kim (Ernesto) sowie Jean Vendassi (Un Notaro) neben starken Stimmen ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellen.

Bei einer Primadonna kommt es nicht nur auf das gesangliche Können an, sondern auch darauf, die unterschiedlichsten Gefühlslagen für das Publikum transparent und spürbar werden zu lassen. Das gelang Anna Sohn als erst scheue, dann selbstbewusst keck auftretende Norina und beim „Liebestrank“ Sooyeon Lee als Adina wunderbar. Bei „L’elisir d’amore“ waren zudem Denis Velev (Dulcamara), Sungho Kim (Nemorino) sowie der Opernchor Theater Dortmund beteiligt.

Nach der Pause wurde mit „Wahnsinnsarien“ aus „Lucia di Lammermoor“ und „Roberto Devereux“ eine neue Facette des Belcantos aufgezeigt. Auch hier war der Opernchor bis zum Ende eine emotionale Unterstützung. Berührend war das „Percorrete…“ aus dem ersten Akt (Coro e Scena) mit der eindringlichen Tenorstimme von Sungho Kim.

Die teils auf historische Begebenheiten bezogenen dramatischen Opernszenen waren nicht nur technisch höchst anspruchsvoll für Sooyeon Lee (Lucia) und Anna Sohn als Königin Elisabetta (Roberto Devereux). Die ganze Tragik mussten sie auch körperlich glaubhaft vermitteln. Natascha Valentin (Opernchor Theater Dortmund) konnte als Sara (Roberto Devereux) erneut ihr Können als Sängerin zeigen.

Neben der bewegenden Musik war es ein ergreifendes Erlebnis für die Anwesenden. Die Akteure erhielten vom Publikum viel Beifall für ihre Leistung.




Barocke Musik modern visualisiert

Im Rahmen des Dortmunder Klangvokal Musikfestivals stand am 07.06.2024 im Orchesterzentrum / NRW Barockmusik vom Feinsten auf dem Programm. Das renommierte belgische Ensemble Vox Luminis präsentierte Henry Purcells (1659–1695) Semi-Oper „The Fairy Queen“ in einer poetischen und modern visualisierten Version zwischen Traum und Realität. Diese Aufführung feierte in unserer Stadt ihre Deutschland-Premiere.



Die Gesamtleitung lag in den Händen des Ensemble-Gründers Lionel Meunier. Für das Projekt hatte er den Videokünstler Mário Melo Costa, den Lichtdesigner Carney und den Regisseur Benoît De Leersnyder versammelt. Zudem entführte Emilie Lauwers mit ihren auf eine Leinwand projizierten Zeichnungen das Publikum in einen nächtlichen Wald, wo verschiedene Tiere der Liebeslust und dem Schmerz nachgingen.

Purcells Werk ist an Shakespeares „Sommernachtstraum“ angelehnt. Die halbszenische Aufführung der Musikkomödie um Liebeswirren und Mystik wurde durch eine Portion „Shakespeare-Humor“ sowie einige allegorische Figuren bereichert. Dazu gehörten die „Vier Jahreszeiten“, Nacht, Geheimnis, Heimlichkeit, Juno (Königin der Götter), Feenkönig Oberon, der Gott der Ehe, sowie ein komischer „Drunken Poet“. Ein Schauspieler (Simon Robson) fungierte als Erzähler.

Die Sängerinnen und Sänger sowie der Chor überzeugten mit ihren hervorragenden Stimmen und ihrer Spielfreude. Das Orchester sorgte mit seinen diversen Instrumenten (darunter das für die Barockzeit übliche Cembalo) auf technisch hohem Niveau für die angemessene musikalische Begleitung.

Die modernen Videoprojektionen führten zu einem besonderen Konzerterlebnis, das nur durch gewisse Längen in der Handlung etwas getrübt wurde. Nicht alle Menschen im Publikum hielten das dreieinhalbstündige (mit Pause) Barockereignis bis zum Ende aus.




Das ewige Licht – The Gesualdo Six in der Marienkirche

Am 04. Juni 2024 präsentierte das britische Vokalensemble The Gesualdo Six im Rahmen des Festivals Klangvokal einen musikalisch beeindruckenden Abend in der Marienkirche. Der Titel des Abends, „Lux aeterna“, stammt aus der liturgischen Totenmesse und folgt in Requiems-Kompositionen auf das „Agnus Dei“. Eine weitere Besonderheit des Konzerts war, dass sowohl zeitgenössische als auch barocke Komponisten zu Gehör gebracht wurden.



Die Marienkirche war ein idealer Ort für das Konzert, nicht nur wegen des Resonanzraums, sondern auch wegen der Atmosphäre, die zu den liturgischen Texten passt.

Abschied und Trauer gehören zu den intensivsten Gefühlen der Menschen, und daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Komponisten Lieder in diese Richtung geschrieben haben. Viele Lieder handeln von der Angst, dass Gott sie nach dem Tod für ihre Sünden für alle Zeit in die Hölle schickt, aus der es keine Rettung gibt.

Berührend fand ich zwei Stücke, die von Frauen geschrieben wurden. Judith Bingham vermischt in „Watch with me“ Bibelzitate mit einem Gedicht von Wilfred Owen aus dem Ersten Weltkrieg, was eine aktuelle Komponente mit sich bringt. „I take thee“ von Joanna Marsh ist eine Hymne auf die Liebe und das einzige weltliche Lied an diesem Abend.

Musikalisch war „And there was war in heaven” von Howard Skempton interessant, der durch seine Wiederholungen und Veränderungen Erinnerungen an Arvo Pärt aufkommen ließ.

Im Mittelpunkt standen aber die Sänger von The Gesualdo Six. Die beiden Countertenöre Guy James und Alasdair Austin überzeugten ebenso wie ihre Kollegen Joseph Wicks, Josh Cooter (beide Tenöre) und Michael Craddock (Bariton). Die Leitung hatte Owain Park.

Ein ruhiger, besinnlicher und musikalisch hochwertiger Abend ging nach einer Zugabe zu Ende. Vielleicht sehen wir The Gesualdo Six in den nächsten Ausgaben von Klangvokal wieder.




Eine musikalische Wohlfühlreise mit Jördis Tielsch

Beim SOUNDZZ-Familienkonzert des Klangvokal Musikfestivals am Sonntag, den 02.06.2024, im Dortmunder Jazzclub domicil war die junge Künstlerin Jördis Tielsch mit ihren Kollegen Ian Alexander Griffiths (Gitarre, Gesang) und Bastian Hildebrandt (Schlagzeug) zu Gast.



Jördis beeindruckt nicht nur mit ihrer warmen und klaren Stimme, sondern beherrscht auch ihre Instrumente – Geige, Klavier, Keyboard und Gitarre – mit virtuoser Leichtigkeit. Alles hat sie von klein auf gelernt, wie die jungen Teilnehmenden des IMPRO:KIDS Projekts in einem kleinen Interview erfuhren. Sie ist zudem naturverbunden und liebt Pferde und Katzen.

Ihre begabten Kollegen lernte sie während ihres Studiums (Musik und Englisch auf Lehramt, Master im letzten Jahr abgeschlossen) in Köln kennen, und seitdem tritt sie mit ihnen auf.

Ihre Vorliebe für Irland, wo sie ein Jahr lebte, wird bei den temperamentvollen irischen Folk-Songs deutlich. Dazu gab es Informationen von den IMPRO:KIDS, und es wurden wunderschöne Bilder auf die Leinwand projiziert. Auch Country-Musik gehört zu Jördis Tielschs bevorzugten Musikrichtungen, und davon gab es im domicil einige Stücke zu hören.

Zudem schreibt sie auch eigene, sehr persönliche Texte, die zusammen mit ihrer Stimme das Publikum berühren oder manchmal auch mitreißen. Sie vermittelt pure Lebensfreude und die Fähigkeit, sich an den kleinen, wesentlichen Dingen des Lebens zu erfreuen.

Mit ihrer offenen und freundlichen Art begeisterte sie Jung und Alt. Die anwesenden Kinder hatten die Gelegenheit, das Konzert ganz nah vor der Bühne zu erleben.




Modern interpretierter traditioneller Fado

Beim Klangvokal Musikfestival Dortmund stand am 31.05.2024 portugiesische Fado-Musik der preisgekrönten Fadista Lina und ihrer sie mit Empathie begleitenden Freunde im „domicil“ auf dem Programm.



Lina kombiniert die traditionelle Musik Portugals mit modernen Elementen. Das war besonders bei ihrem aktuellen Programm zu hören. Mit viel Feingefühl interpretierte sie hier Texte des portugiesischen Nationaldichters Luis Vaz de Camōes, dessen 500. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird.

Neben ihrer Stimme nutzte die Künstlerin auch Bewegungen, in einem eleganten weißen Gewand gekleidet, als Ausdrucksmittel. Mit ihrer eindringlichen, starken Stimme berührt Lina sofort ihr Publikum.

Ausdrucksvolle und erstklassige musikalische Begleitung erhielt sie durch Ianina Khmelik Pacheco (Klavier, Synthesizer) und nach klassischer Art des Fado von Pedro Viana mit der portugiesischen Gitarre. Zusammen ergab das ein besonderes Klangerlebnis.

„Saudade“ – Sehnsucht, Schmerz oder Wehmut spielt eine wesentliche Rolle beim Fado, so auch bei diesem Programm. Die Anreicherung mit zeitgenössischen elektronischen Sounds ist eine effektvolle Bereicherung.

Die Bandbreite erstreckte sich von statischen Klangfarben bis hin zu Meeresrauschen (mit einer entsprechenden Wandprojektion). Die Musik besitzt die Kraft, die Zuhörenden in eine eigene Welt hinein abdriften und versinken zu lassen.

Dass Fado aber durchaus auch ein Gefühl von Lebensfreude vermitteln kann, konnte das Publikum bei drei Stücken erleben. Da war sogar Mitklatschen angesagt.

Wieder einmal ein gutes Beispiel für Vielfalt in der Weltmusik.




Klangvokal Musikfestival mit glanzvoller Operngala

In diesem Jahr musste das Klangvokal Musikfestival-Team in Dortmund für die beliebte Operngala am 30.05.2024 kurzfristig umdisponieren. Die beiden vorgesehenen Opernsängerinnen hatten aus persönlichen Gründen oder krankheitsbedingt abgesagt.



Mit Hilfe des italienischen Dirigenten Lorenzo Passerini konnte jedoch hochkarätiger Ersatz für einen speziellen italienischen Opernabend gewonnen werden: die Sopranistin Pretty Yende aus Südafrika und der Bariton Artur Ruciński. Die Neue Philharmonie Westfalen sorgte als Orchester unter der temperamentvollen Leitung Passerinis für eine professionelle musikalische Begleitung.

Pretty Yende und Artur Ruciński sorgten mit der Neuen Philharmonie Westfalen für einen gelungen Opernabend beim Festival Klangvokal. (Foto: Bülent Kirschbaum)
Pretty Yende und Artur Ruciński sorgten mit der Neuen Philharmonie Westfalen für einen gelungen Opernabend beim Festival Klangvokal. (Foto: Bülent Kirschbaum)

Nach der feierlichen Ouvertüre von Giuseppe Verdis (1813-1901) Oper „Nabucco“ begeisterten Yende und Ruciński das Publikum im Dortmunder Konzerthaus mit Arien und einem Duett aus Verdis „La Traviata“. Ihre kraftvoll-warmen Stimmen brachten die unterschiedlichen Stimmungen, von melancholisch-tragisch bis zu dramatisch steigender Intensität, wunderbar zur Geltung.

Die gesangstechnischen Herausforderungen meisterten sie auch nach der Pause bei den folgenden Arien und Duetten aus Vincenzo Bellinis (1801-1835) Oper „Norma“ sowie Gaetano Donizettis (1797-1848) „Lucia di Lammermoor“ mit scheinbarer Leichtigkeit. Das galt auch für anspruchsvollste Koloraturen, die die Sopranistin locker bewältigte.

Freunde der italienischen Oper kamen an diesem Abend voll auf ihre Kosten, und die Akteure wurden mit starkem Applaus für ihre Leistung belohnt.

Als humorvolle Zugabe gab es zum Schluss noch die italienische Fassung von Mozarts „Don Giovanni“ mit „Reich mir die Hand, mein Leben“ als kleines Dankeschön.