Musik in neuen Dimensionen

Beethoven, Barber und Chin – diese drei Komponisten standen im Mittelpunkt des 5. Philharmonischen Konzerts, das am 21. und 22. Februar 2025 im Konzerthaus Dortmund stattfand. Unter der Leitung von Hugh Wolff entführten die Dortmunder Philharmoniker ihr Publikum in faszinierende Klangwelten und zeigten eine beeindruckende Bandbreite musikalischer Stile.

Zwischen Avantgarde und Klassik

Der Auftakt des Abends gehörte der südkoreanischen Komponistin Unsuk Chin mit ihrem Werk „subito con forza“. Chin, die in Hamburg bei György Ligeti studierte, kombiniert in diesem kurzen, aber intensiven Stück Beethoven-Zitate und -Anklänge mit ihrer avantgardistischen Klangsprache. In nur fünf Minuten erschufen die Dortmunder Philharmoniker eine traumartige, oft surreale Atmosphäre, die das Publikum in den Bann zog.

Es folgte Samuel Barbers Cellokonzert in a-Moll, op. 22, das seine typische lyrische Tiefe mit einer modernen Harmonik verbindet, ohne die tonale Sprache des 19. Jahrhunderts zu verlassen. Barbers narrative Dreiteilung – von düsterer Leidenschaft über meditative Ruhe bis zur explosiven Energie des Finales – stellt hohe Anforderungen an den Solisten. Der französische Cellist Marc Coppey meisterte diese Herausforderung mit Bravour, beeindruckte mit technischer Virtuosität und gab dem Werk eine intensive emotionale Tiefe.

Die 3. Sinfonie von Ludwig van Beethoven wurde beim 5. Philharmonischen Konzert gespielt. (Foto: Richard Mcall from Pixabay)
Die 3. Sinfonie von Ludwig van Beethoven wurde beim 5. Philharmonischen Konzert gespielt. (Foto: Richard Mcall from Pixabay)

Ein Klassiker als Höhepunkt

Nach der Pause erklang Beethovens 3. Sinfonie in Es-Dur, op. 55, die „Eroica“. Dieses Meisterwerk, das in den Jahren 1803/04 entstand, markiert einen Wendepunkt in der Musikgeschichte. Mit ihrer Länge, dramatischen Intensität und emotionalen Vielschichtigkeit sprengt die „Eroica“ die Grenzen der klassischen Sinfonie und erzählt eine epische Geschichte von Heldentum, Trauer, Leichtigkeit und triumphaler Überwindung.

Die Dortmunder Philharmoniker überzeugten auch hier durch ihr nuanciertes Zusammenspiel und die kunstvolle Ausarbeitung der vielen besonderen Details dieser Sinfonie. Hugh Wolff leitete das Orchester mit Präzision und Feingefühl und sorgte so für einen mitreißenden Abschluss des Konzertabends.




Große Bühne für großartige Musik

Eine Frau mit Stimme, ein Mann mit Bass und in der Mitte ihr Gast mit Gitarre. Imagine, was die drei auf der Bühne, den Brettern, die nach Shakespeare die Welt bedeuten, zaubern können.
Schon mit ihren ersten Tönen nehmen sie das erwartungsvolle Publikum gefangen. Leise, aber innig singt Nina Dahlmann „Imagine“. Weitere Ohrwürmer folgen in ihrer ganz eigenen Art. „Summertime“ kehrt in das Wohnzimmer im Piepenstock ein, während draußen Nieselwetter herrscht. Aber das bleibt vor der Tür. Innen begleiten Jens Pollheide am Bass und Reynier Mariño das Publikum bis zum Mond und zurück („Fly Me to the Moon“). Die drei gehen immer wieder eigene Wege mit virtuosen Improvisationen, voller sicht- und hörbarer Spielfreude.

Ein Abend voller Virtuosität und Leidenschaft

Reynier Mariño, gebürtiger Kubaner, verleiht dem Abend eine besondere Note mit spanischen und kubanischen Klängen. In seinen Improvisationen mischen sich Flamenco-Elemente mit der Vielfalt seiner musikalischen Herkunft. Nach diesen, vom Publikum mit Zwischenapplaus gewürdigten Ausflügen, kehren die drei Musikerinnen und Musiker zurück zu ihrer Sängerin, um gemeinsam im „Hotel California“ einzuchecken. Der musikalische Himmel wird mit „Sunny“, dessen Text spanische Strophen erhält, weiter bereist. „Cielo“ – Himmel oder auch Schatz – schwingt in den Melodien mit.

Verzauberten das Piepenstcok (v.l.n.r.) Nina Dahlmann, Reynier Mariño  und  Jens Pollheide. (Foto: (c) Martina Bracke)
Verzauberten das Piepenstcok (v.l.n.r.) Nina Dahlmann, Reynier Mariño und Jens Pollheide. (Foto: (c) Martina Bracke)

Seit etwa einem Jahr spielen die drei Künstlerinnen und Künstler hin und wieder zusammen. Und dieser Abend hätte für viele sicher gern noch länger mit allen dreien weitergehen können. Doch nach diesem ersten Teil verabschieden sich Nina Dahlmann, die unter anderem an der Folkwang Universität und bei renommierten Größen des Jazz studierte, sowie Jens Pollheide, ein namhafter Vertreter der Weltmusikszene, der sich nach diesem Auftritt noch zu einem weiteren Konzert aufmacht.

Die Bühne gehört nun Reynier Mariño allein. Und er füllt sie mit seiner Musik, seiner Energie und seiner Leidenschaft. Flamenco real, kein touristischer Flamenco, erklingt in Klassikern und Eigenkompositionen. Mit Tempo, Witz, Virtuosität und vollem Körpereinsatz nimmt Mariño das Publikum mit. Seine langen Haare fliegen, die Finger gleiten rasant über die Saiten, und das Mikrofon bleibt nicht immer an seinem Platz. Zwischendurch wird die Gitarre zum Rhythmusinstrument, und Mariño zeigt, was alles möglich ist mit Holz und Metall auf einer kleinen Bühne.

Immer wieder erzählt er Geschichten aus seinem Leben und seiner Musik. Er spricht von seiner Leidenschaft fürs Unterrichten, dafür, dass der Flamenco in seiner ursprünglichen und kubanischen Form weiterlebt. Ein Musikstück, das er für seine Schülerinnen und Schüler geschrieben hat, wurde inzwischen zur Musik einer Netflix-Serie. In Kuba läuft derzeit ein Dokumentarfilm über diesen Meister der Gitarre.

Mariño lebt in Kuba und auf den Kanaren, spielt in der halben Welt und mit der halben Welt, darunter auch die Rolling Stones, Keith Richards eingeschlossen. Die beiden lernten sich auf Kuba kennen und musizierten dort zusammen. Obwohl Mariño hoffte, es bleibe bei einem Song – mehr Rocksongs kenne er nicht –, fanden sie offenbar noch weitere Stücke, die sie gemeinsam spielen konnten.

An diesem Abend gibt Reynier Mariño zwei Zugaben, bevor er die Bühne verlässt. Zeit für Smalltalk mit dem Publikum und eine Zigarette bleibt dennoch. Auf dem Heimweg hallt seine Musik bei vielen sicherlich noch lange nach. Imagine.

Wohnzimmer im Piepenstock

Adresse:
Schildstr. 1
44263 Dortmund-Hörde

Programm:
Aktuelle Termine unter marco-jorge-rudolph.de und auf Facebook. Gastgeber Marco Jorge Rudolph, Schauspieler, Sänger und Kulturwirt, sorgt für eine einzigartige Atmosphäre. Zu den Konzerten, die in der Regel freitags und samstags stattfinden, gibt es eine kleine Speisekarte sowie Getränke gegen Entgelt. Gespielt wird auf Hutbasis.

Der Donnerstagabend war ein relativ spontanes Zusatzkonzert, das trotz fehlender Ankündigung rappelvoll war. Es lohnt sich also, auf kurzfristige Hinweise zu achten!

Musik von Reynier Marino auch auf Youtube.




Wiener Klassik aus habsburgischen Landen

Das zweite Konzert der Reihe Wiener Klassik der Dortmunder Philharmoniker stand am 16. Dezember 2024 unter dem Motto „Aus habsburgischen Landen“. Im Dortmunder Konzerthaus trat mit Nicolas Altstaedt einer der führenden Cellisten unserer Zeit auf. Der Sohn deutsch-französischer Eltern übernahm – wie im 18. Jahrhundert üblich – die Doppelrolle als Solist und Dirigent.

Altstaedt hatte ein Programm mit Werken von drei Komponisten zusammengestellt, die alle im damaligen Herrschaftsbereich der Habsburger geboren wurden.

Der Abend begann seelenvoll und virtuos mit dem Violoncellokonzert Nr. 1 in C-Dur, Hob. VIIb:1 von Joseph Haydn (1732–1809). Haydn, der Habsburger par excellence, war lange Zeit in den Diensten des Fürsten Esterházy in Eisenstadt tätig. Das anspruchsvolle Konzert für Solocello und Orchester begeistert mit rasanter Virtuosität und sensibler Ausdruckstiefe. Besonders hervorzuheben ist der zweite Satz, der durch seine seelenvolle Langsamkeit besticht.

Ein Abend voller Virtuosität und Ausdruckstiefe

Es folgten die „Vier transsilvanischen Tänze“ des in Transsylvanien (Siebenbürgen) geborenen Sándor Veress (1907–1992). Dieses Werk, entstanden während der schwierigen Kriegs- und Nachkriegszeit unter wechselnder Herrschaft, ist von der Volksmusik der Region geprägt. Der ausdrucksstarke erste Tanz beginnt ruhig, langsam und ergreifend. Der folgende Sprungtanz verbindet Volksmusik mit einer kunstvollen Form, unterlegt von einem gleichbleibenden Bass. Der dritte Tanz wirkt leicht und schwebend, während das Werk mit einem schweren Stampftanz endet. Trauer und Wehmut sowie der Wechsel zwischen langsamen und raschen Tempi prägen die gesamte Komposition.

Nicolas Altstaedt dirigierte und überzeugte als Solist. (Foto: (c) Marco Borggreve)
Nicolas Altstaedt dirigierte und überzeugte als Solist. (Foto: (c) Marco Borggreve)

Den Abschluss bildete die Sinfonie Nr. 7 in d-Moll, op. 70, von Antonín Dvořák (1844–1904). Dieses Werk des ungarischen Komponisten überraschte mit expressiver musikalischer Kraft, emotionalem Aufruhr und einer dramatischen Stimmung. Der erste Satz beginnt mit einem pessimistisch-brütenden, kreisenden Hauptthema. Der zweite Satz, gesanglich und wunderbar gestaltet, verdüstert sich im Verlauf. Der dritte Satz ist traditionell tänzerisch gehalten, wobei dieser Charakter auf eigenwillige Weise gebrochen wird. Der vierte Satz nähert sich in seiner Ausdruckshaltung dem Kopfsatz an und endet mit einer glanzvollen Coda.

Die Dortmunder Philharmoniker sowie der temperamentvolle Dirigent und Solist Nicolas Altstaedt konnten das Publikum mit ihrer Virtuosität und Ausdrucksstärke vollends begeistern.




Musik am Abgrund – Das 4. Philharmonische Konzert der Dortmunder Philharmoniker

Mit einem beeindruckenden Programm aus Benjamin Brittens Sinfonia da Requiem und Dmitri Schostakowitschs Sinfonie Nr. 4 zeigten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz am 10. und 11. Dezember 2024 ihre künstlerische Qualität. Beide Werke, entstanden unter außergewöhnlichen persönlichen und politischen Bedingungen, spiegeln eindringlich die existenziellen Herausforderungen ihrer Zeit wider.

Brittens Pazifistisches Meisterwerk

Benjamin Britten schrieb seine Sinfonia da Requiem im Jahr 1940, inmitten der Bedrohung durch den Zweiten Weltkrieg. Für Britten bedeutete diese Zeit nicht nur einen künstlerischen Wendepunkt, sondern auch einen persönlichen Neubeginn: Gemeinsam mit seinem Partner Peter Pears entschied er sich für ein Exil in den USA. Dieses Werk, ursprünglich als Auftragskomposition zum 2600-jährigen Jubiläum der japanischen Kaiserherrschaft gedacht, wurde von den japanischen Auftraggebern abgelehnt, da es ihrer Ansicht nach zu wenig festlich war. Die liturgischen Titel der drei Sätze (Lacrymosa, Dies irae, Requiem aeternam) verleihen dem Werk eine spirituelle Tiefe, die Brittens pazifistischer Botschaft und seiner Abscheu vor Krieg und Gewalt Ausdruck verleiht.

Generalmusikdirektor Gabriel Feltz überzeugte mit seinen Dortmunder Philharmonikern. (Foto: (c) Jürgen Altmann)
Generalmusikdirektor Gabriel Feltz überzeugte mit seinen Dortmunder Philharmonikern. (Foto: (c) Jürgen Altmann)

Die Dortmunder Philharmoniker erweckten dieses außergewöhnliche Werk mit beeindruckender Präzision und emotionaler Intensität zum Leben. Besonders die Blechbläser brillierten mit aggressiver Dynamik und rhythmischer Schärfe, insbesondere im zweiten Satz (Dies irae), in dem Trompeten und Posaunen die Führung übernahmen.

Schostakowitschs Sinfonie Nr. 4: Ein Monument der Verzweiflung

Nach der Pause erklang Dmitri Schostakowitschs Sinfonie Nr. 4, ein Werk, das während der Jahre 1935 bis 1936 im Kontext des stalinistischen Terrors entstand. Schostakowitschs prekäre Situation als Künstler in der Sowjetunion prägte diese monumentale Sinfonie, die in ihrer Struktur und Instrumentation deutlich den Einfluss Gustav Mahlers erkennen lässt. Die Klangwelt der Sinfonie ist dunkel und von Verzweiflung geprägt, mit abrupten Wechseln zwischen brutaler Schärfe, groteskem Humor und melancholischer Tiefe.

Die Dortmunder Philharmoniker meisterten die immensen Herausforderungen dieses Werks mit Bravour. Die komplexe Polyphonie, die massiven orchestralen Klangblöcke und die solistischen Passagen wurden mit beeindruckender Klarheit und Ausdruckskraft dargeboten. Die Musiker*innen entfalteten die gesamte emotionale Bandbreite dieser Sinfonie, von schneidender Brutalität bis hin zu tiefster Melancholie.

Der langanhaltende Applaus am Ende des Abends war ein verdientes Lob für die Dortmunder Philharmoniker, die mit diesem Konzert die künstlerische Tiefe der Werke eindrucksvoll unter Beweis stellten.




A Musical Christmas – Eine Musicalgala voller Emotionen

Am 11. Dezember 2024 erlebte das Publikum im Opernhaus Dortmund einen besonderen vorweihnachtlichen Galaabend mit dem Titel „A Musical Christmas“, der unter der musikalischen Leitung von Stephan Kanyar stattfand. Die Bühne, festlich dekoriert mit zahlreichen Weihnachtsbäumen, bot die perfekte Kulisse für eine Mischung aus besinnlicher Atmosphäre und mitreißender Musicalpower.

Für den passenden musikalischen Rahmen sorgten die talentierten Bandmitglieder Julien Castanité (Gitarre), Bastian Ruppert (Gitarre/Keys), Stephan Schott (Drums) und Malte Winter (Bass). Im Zentrum des Abends standen jedoch die vier Musicalstars David Jacobs, Patricia Meeden (beide bekannt aus der Erfolgsproduktion RENT), Dominik Hees und Milica Jovanović, die mit ihren kraftvollen Stimmen und beeindruckenden Entertainer-Qualitäten das Publikum begeisterten.

Das abwechslungsreiche Programm bot eine gelungene Mischung aus traditionellen deutschen Weihnachtsliedern, humorvollen Santa-Claus-Songs und emotionsgeladenen Musicalhits, die Themen wie Liebe und Hoffnung aufgriffen.

Ein magischer Abend beim Musical Christmas

Besonders eindrucksvoll war der Moment, als Dominik Hees die Hymne „You’ll Never Walk Alone“ (Carousel) anstimmte und das Publikum ihn mit leuchtenden Handys begleitete – ein wahrer Gänsehautmoment. Die vier Künstler glänzten nicht nur bei ihren Soloauftritten, sondern harmonierten auch in Duetten und gemeinsamen Darbietungen perfekt miteinander. Die besondere Verbindung zwischen Dominik Hees und Milica Jovanović, die auch privat ein Paar sind, verlieh ihren gemeinsamen Auftritten zusätzliche Intensität und Authentizität.

A Musical Christmas“ bot eine gelungene Mischung aus vorweihnachtlicher Besinnlichkeit und mitreißender Bühnenkunst.
A Musical Christmas“ bot eine gelungene Mischung aus vorweihnachtlicher Besinnlichkeit und mitreißender Bühnenkunst.

„A Musical Christmas“ bot eine gelungene Mischung aus vorweihnachtlicher Besinnlichkeit und mitreißender Bühnenkunst. Das Publikum wurde auf eine emotionale Reise mitgenommen, die von berührenden Balladen bis zu energiegeladenen Musical-Hits reichte.

Den krönenden Abschluss bildete das gemeinsame Singen von „Stille Nacht“, das die Besucher in den festlich beleuchteten Dortmunder Stadttrubel entließ – ein Abend, der allen Musicalfans noch lange in Erinnerung bleiben wird.




Barocke musikalische Perlen des jungen Händel – Vox Luminis begeistert in Dortmund

Das renommierte Vokalensemble Vox Luminis aus Belgien stellte im Rahmen des Klangvokal Musikfestivals Dortmund am 13. Dezember 2024 erneut seine außergewöhnliche Klasse unter Beweis. Im Reinoldihaus widmete sich das Ensemble drei Psalmvertonungen des jungen Georg Friedrich Händel (1685–1759), die zwischen 1705 und 1707 während seiner Italienreise entstanden. Diese barocken Meisterwerke, geprägt vom römischen Stil, zeugen von Händels beeindruckender vokaler und kontrapunktischer Kunstfertigkeit und enthalten zugleich Soloarien von besonderer Ausdruckskraft.

Den Auftakt bildete „Nisi Dominus“ (HWV 238), eine Komposition für Alt, Tenor, Bass, Chor und Streichorchester. In diesem Werk umrahmen zwei Chorsätze vier kurze Solosätze. Die klangliche Vielfalt von Vox Luminis, bestehend aus sieben Frauen- und acht Männerstimmen, bot eine ideale Grundlage für ein ausdrucksstarkes und facettenreiches Musikerlebnis. Chorleiter Lionel Meunier war dabei nicht nur als künstlerischer Leiter präsent, sondern auch als Bass-Solist zu hören.

Die instrumentale Begleitung, die wesentlich zur klanglichen Tiefe beitrug, umfasste zwei Violinen, zwei Violen, Violoncello, Kontrabass, zwei Oboen, zwei Fagotte, ein Cembalo und eine Orgel. Besonders hervorgehoben wurde die Orgel durch ein Zwischenspiel des Organisten Anthony Romaniuk, der ein Konzert für Orgel und Klavier mit fünf Sätzen meisterhaft darbot.

Vox Luminis überzeugte erneut mit Musik des jungen Händel. (Foto: (c) Fiona Bischof)
Vox Luminis überzeugte erneut mit Musik des jungen Händel. (Foto: (c) Fiona Bischof)

„Laudate Pueri“ und „Dixit Dominus“ – Höhepunkte im Programm von Vox Luminis

Nach „Nisi Dominus“ folgte Händels „Laudate Pueri“, dessen ursprüngliche Fassung er bereits in seiner Hamburger Zeit komponiert hatte. Die spätere Überarbeitung für eine größere Besetzung und einen fünfstimmigen Chor besticht durch überraschend „weltliche Züge“. Besonders beeindruckend war der Solo-Sopran von Perrine Devillers, die die anspruchsvollen Koloraturen des ersten Satzes mit beeindruckender Präzision und Leichtigkeit meisterte.

Nach einer Pause stand mit „Dixit Dominus“ das wohl bekannteste und monumentalste Werk des Abends auf dem Programm. Diese Psalmvertonung stellt eine große Herausforderung dar, sowohl für Sänger als auch Instrumentalisten, da sie ein Höchstmaß an Präzision, Vielseitigkeit, Ausdruckskraft und Energie erfordert. Doch Vox Luminis zeigte sich dieser Aufgabe mehr als gewachsen. Das Ensemble, unterstützt von seinen virtuosen Instrumentalisten, verschmolz zu einer beeindruckenden Einheit, die das Publikum mit ihrer Leidenschaft und Hingabe für die „Alte Musik“ begeisterte.

Ein Abend voller barocker Klangpracht, bei dem Vox Luminis nicht nur die Werke des jungen Händel zum Leuchten brachte, sondern auch eindrucksvoll zeigte, warum es zu den führenden Ensembles für historische Aufführungspraxis zählt.

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Adventliche Chormusik im Reinoldisaal Dortmund

Am 30. November 2024 verzauberte der Philharmonische Chor Dortmund gemeinsam mit Simon Daubhäußer am Flügel und einer Gruppe von Streichern der Dortmunder Philharmoniker das Publikum im festlichen Reinoldisaal. Unter dem Motto „Geh auf, o Sonn“ wurde ein hoffnungsvoll-besinnliches Ambiente geschaffen, das perfekt zur Adventszeit passte.

Ein abwechslungsreiches Programm unter erfahrener Leitung

Unter der souveränen Leitung von Granville Walker präsentierte der Philharmonische Chor Dortmund ein vielseitiges Programm, das Werke in deutscher, lateinischer und englischer Sprache umfasste. Zu den aufgeführten Komponisten gehörten Johann Sebastian Bach, Hans Leo Hassler, Johannes Eccard, C. V. Stanford, G. P. da Palestrina sowie Felix Mendelssohn-Bartholdy. Besonders beeindruckend war die Aufführung von Granville Walkers eigener Komposition „Geh auf, o Sonn mit deiner Pracht“.

Die harmonische Verbindung von kräftigen Chorstimmen mit der feinfühligen Begleitung durch Klavier und Streicher schuf ein klangliches Highlight. Einen besonderen Moment bot das „Allegro“ aus Mozarts Divertimento Es-Dur (KV 563), bei dem die Streicher Yang Li, Juan Ureña Hevia und Emanuel Matz ihr virtuoses Können eindrucksvoll unter Beweis stellten.

Besinnliches Programm in der Vorweihnachtsszeit durch den Philharmonischen Chor Dortmund
Besinnliches Programm in der Vorweihnachtszeit durch den Philharmonischen Chor Dortmund

Granville Walker überzeugte nicht nur durch seine musikalische Leitung, sondern auch durch seinen britischen Humor, der zwischen den Stücken für heitere Momente sorgte. Den feierlichen Abschluss bildete die Zugabe der Bach-Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (BWV 140), die das Publikum in eine vorweihnachtliche Stimmung entließ.

Ein stimmungsvoller Ausklang

Nach dem Konzert gab es für alle Anwesenden einen geselligen Ausklang bei alkoholfreiem Sekt, Plätzchen und Salzgebäck. Dieses musikalische Erlebnis bot nicht nur einen klangvollen Nachmittag, sondern auch einen wohltuenden Kontrast zur hektischen Vorweihnachtsstimmung in der Dortmunder Innenstadt.

Der Philharmonische Chor Dortmund hat mit diesem Konzert erneut bewiesen, wie hervorragend er Tradition und musikalische Exzellenz vereint. Das Publikum konnte sich von der außergewöhnlichen Qualität des Chores überzeugen und erlebte einen unvergesslichen Einstieg in die Adventszeit.




„Die Fledermaus“ geht nicht baden

Ist es wirklich schon sieben Jahre her, dass „Die Fledermaus“ zuletzt auf dem Spielplan der Oper Dortmund stand? Die Besetzung hat sich teilweise geändert, doch eines blieb gleich: Motonori Kobayashi dirigierte erneut die Dortmunder Philharmoniker bei der Premiere am 23. November 2024.

Baden bei Wien – Wannen-Symbolik und Champagner-Laune

„Die Wanne ist voll“ – dieser Satz könnte auch als Leitmotiv für das Bühnenbild von Martin Dolnik stehen. Gemeinsam mit Regisseur Hinrich Horstkotte verlegt er die Handlung in eine Badeszenerie: Von Baden bei Wien bis ins Finale im Gefängnis begleitet die Zuschauer immer wieder eine augenzwinkernde Badesymbolik – selbst der Frosch sitzt in der Wanne.

Johann Strauss‘ Operette „Die Fledermaus“, entstanden im Krisenjahr 1873, spiegelt eine Gesellschaft im Wandel wider. Während die Arbeiterklasse nach mehr Einfluss strebt, versucht das Bürgertum, wie Gabriel von Eisenstein, den Lebensstil des Adels nachzuahmen. Auch das Stubenmädchen Adele träumt von einem sozialen Aufstieg. Hinzu kommen die Themen Erotik und natürlich Alkohol – in Form von Champagner, dem in der Inszenierung ausgiebig gehuldigt wird. Schließlich ist er, wie es humorvoll heißt, „an allem Schuld“.

Tanja Christine Kuhn, Daegyun Jeong, Fritz SteinbacherFoto: (c) Björn Hickmann
Tanja Christine Kuhn, Daegyun Jeong, Fritz Steinbacher. Foto: (c) Björn Hickmann

Nicht ohne Grund wird „Die Fledermaus“ als die „Königin der Operette“ gefeiert. Ohrwürmer wie „Im Feuerstrom der Reben“ oder „Brüderlein und Schwesterlein“ gehören zu den bekanntesten Melodien des Genres und haben sich tief in die musikalische DNA Deutschlands und Österreichs eingeprägt.

Starke Stimmen und ein Frosch mit Humor

Die Sängerinnen und Sänger der Dortmunder Inszenierung überzeugten mit Leidenschaft und stimmlicher Brillanz. So meisterte Sooyeon Lee trotz Erkältung ihre Partie als Adele tadellos, während Fritz Steinbacher als Gabriel von Eisenstein und Tanja Christine Kuhn als Rosalinde mit Spielfreude und Gesang beeindruckten. David DQ Lee verlieh dem Prinzen Orlofsky nicht nur seine Stimme, sondern auch eine humorvolle Präsenz – verstärkt durch das Kostüm in Form eines Fatsuits.

Besonderes Augenmerk galt der Rolle des Froschs, die in dieser Inszenierung Steffen „Shortie“ Scheumann übernahm. Er arbeitete stark mit Wortverdrehungen, aber die Qualität von Vorgänger Fritz Eckenga war schwer zu übertreffen war. Doch auch das ist Kritik auf hohem Niveau.

Wer Operette liebt, kommt an „Die Fledermaus“ nicht vorbei. Und wer Operette bisher gemieden hat, sollte dieser Inszenierung eine Chance geben – das Lächeln beim Verlassen des Theaters ist garantiert. Am Silvesterabend 2024 um 20 Uhr lädt „Die Fledermaus“ erneut zum festlichen Vergnügen ein, unterstützt von prominenten Gästen wie Angelika Milster. Ob es Champagner gibt? Das bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Jede Menge Spaß ist garantiert.

Mehr Infos und Termine unter www.theaterdo.de




Die Vielfalt der romantisch-musikalischen Welten mit Timothy Ridout

Im Rahmen der Konzertreihe „Junge Wilde“ war am 19. November 2024 der britische Musiker Timothy Ridout, einer der herausragenden Bratschisten seiner Generation, im Dortmunder Konzerthaus zu Gast. Gemeinsam mit seinem temperamentvollen Klavierpartner Jonathan Ware, gebürtig aus Texas und heute in Berlin lebend, präsentierte er ein vielseitiges Programm, das die Zuhörer auf eine faszinierende Reise durch die unterschiedlichen Facetten der romantischen Musik mitnahm.

Der Abend begann mit den drei Romanzen op. 94 (1849) von Robert Schumann, die speziell für Viola und Klavier arrangiert wurden. Besonders die zweite Romanze entfaltete eine bemerkenswerte Innigkeit, sodass sich das Publikum in eine zauberhafte romantische Welt versetzt fühlte. Anschließend folgte ein echtes Juwel der Romantik: die Sonate für Klavier und Violoncello Nr. 1 in e-Moll op. 38 (1865) von Johannes Brahms, die in einer Bearbeitung für Viola und Klavier dargeboten wurde. Timothy Ridout und Jonathan Ware schufen in den drei Sätzen – geprägt von ausdrucksstarken Übergängen – eine eindrucksvolle und bewegende Klangwelt. Besonders hervorzuheben ist das Menuett im zweiten Satz sowie die strahlende E-Dur-Schlussklanglandschaft, die durch ihre elegante Transformation des Hauptthemas beeindruckte.

Uraufführung und Abschluss mit César Franck

Nach der Pause wartete das Publikum gespannt auf die Uraufführung von Shadow Walkers, einem Werk der koreanisch-amerikanischen Komponistin Nahra Sol (*1991). Dieses fünfteilig angelegte Stück faszinierte durch den Kontrast zwischen meditativen und dynamischen Passagen, in denen avantgardistische Elemente die traditionellen Formen ergänzten. Diese geschickte Verbindung schuf eine Balance zwischen Licht und Schatten, die nicht vollständig greifbar, aber umso eindringlicher war. Es gelang dem Werk, eine besondere Tiefgründigkeit zu erzeugen, die die Zuhörer in ihren Bann zog.

Timothy Ridout faszinierte mit dem Spiel auf seiner Viola. (Foto: (c) Jiyang Chen)
Timothy Ridout faszinierte mit dem Spiel auf seiner Viola. (Foto: (c) Jiyang Chen)

Den krönenden Abschluss des Abends bildete César Francks berühmte Sonate für Violine und Klavier in A-Dur (1886), die in einer Bearbeitung für Viola und Klavier aufgeführt wurde. Dieses Meisterwerk begeisterte durch die motivische Verknüpfung aller vier Sätze. Nach einem ruhigen Beginn entwickelte sich die Sonate über leidenschaftliche Hymnen und träumerische Passagen bis hin zu einem lebhaften Rondo-Finale. Ridouts meisterhafte Interpretation und die einfühlsame Begleitung durch Ware verliehen der Aufführung eine mitreißende Intensität.

Dank der beeindruckenden Performance von Timothy Ridout und Jonathan Ware wurde das Publikum auf eine musikalische Reise mitgenommen, die nicht nur die Vielfalt romantischer Musik aufzeigte, sondern auch die außergewöhnliche künstlerische Qualität der beiden Musiker unterstrich. Der Abend bewies eindrucksvoll, warum diese „Jungen Wilden“ zu den spannendsten Künstlern ihrer Generation zählen.




Schuberts „Winterreise“ in einer besonderen Bearbeitung mit Daniel Behle

Startenor Daniel Behle begeistert erneut beim KLANGVOKAL Musikfestival

Am 17. November 2024 war Startenor Daniel Behle beim KLANGVOKAL Musikfestival im Dortmunder Reinoldihaus zu Gast. Der vielseitige Künstler, bekannt für seine Innovationsfreude, präsentierte eine außergewöhnliche Interpretation von Franz Schuberts Winterreise (op. 89, D 911), einem der bekanntesten Liederzyklen der Romantik mit Texten von Wilhelm Müller. Diesmal brachte er eine Bearbeitung für Tenor und Klaviertrio mit auf die Bühne, die er selbst arrangiert hat.

An seiner Seite musizierten Oliver Schnyder (Klavier), Andreas Janke (Violine) und Benjamin Nyffenegger (Violoncello). Diese Besetzung verlieh den 24 Liedern der Winterreise eine zusätzliche Klangdimension und hob besonders den Reichtum der Klavierstimme hervor. Die erweiterte Fassung, die Schubert aus den ursprünglich 12 „Wanderliedern“ zu einem umfassenden Liederzyklus ausbaute, wurde so in neuem Glanz präsentiert.

Ein musikalischer Zyklus voller Tiefe und Romantik

Die düstere, oft melancholische Grundstimmung der Winterreise ist eng mit ihrem zentralen Thema verknüpft: der Liebe, oder genauer gesagt, der unglücklichen Liebe eines Wanderers. Der Zyklus pendelt zwischen der Sehnsucht nach Erfüllung und der bitteren Enttäuschung über unerwiderte Gefühle. Die Lieder, geprägt von Wehmut, Schmerz, Einsamkeit und Visionen von Tod und Erlösung, ziehen das Publikum in ihren Bann. Besonders bekannt ist das Lied Der Lindenbaum, das als Symbol für Trost und Erinnerung gilt.

Tenor Daniel Behle mit dem Oliver Schnyder Trio. (Foto: (c) C. Spitzner)
Tenor Daniel Behle mit dem Oliver Schnyder Trio. (Foto: (c) C. Spitzner)

Das Wandermotiv spiegelt den romantischen Zeitgeist wider, in dem das Gehen durch die Natur als Heilmittel für seelische Wunden und als Aufbruch zu Neuem betrachtet wurde. Schuberts Kompositionen, überwiegend in Moll-Tonarten gehalten, unterstützen dieses Gefühl durch langsame, regelmäßige Rhythmen, die den Eindruck einer gleichmäßigen Wanderbewegung verstärken.

Daniel Behle und sein Ensemble beeindrucken mit emotionaler Tiefe

Daniel Behles facettenreiche Stimme brachte die Tiefen und Nuancen von Schuberts Musik eindrucksvoll zum Ausdruck. Darüber hinaus setzte er Gestik und Mimik gezielt ein, um die emotionale Wirkung zu verstärken. Das Zusammenspiel mit seinen musikalischen Partnern – Schnyder, Janke und Nyffenegger – war harmonisch und präzise. Gemeinsam schufen sie ein Klangerlebnis, das das Publikum von der ersten Note bis zum tragisch-romantischen Schlusslied Der Leiermann in den Bann zog.

Diese Interpretation von Daniel Behle hat bewiesen, dass Schuberts Winterreise auch in dieser besonderen Besetzung nichts von ihrer emotionalen Intensität verliert und immer wieder neu fasziniert. Ein Höhepunkt des Musikfestivals, der nachhaltig in Erinnerung bleibt.