Mao Fujita – ein Abend voller Klarheit, Ausdruck und musikalischer Tiefe
Mit einem anspruchsvollen und dramaturgisch klug aufgebauten Programm präsentierte sich der japanische Pianist Mao Fujita am 18. November 2025 dem Publikum. Der Abend führte von Beethoven über Wagner, Berg und Mendelssohn bis hin zu Brahms – eine Reise durch Klassik, Romantik und Frühmoderne, die Fujita mit technischer Brillanz und poetischer Sensibilität meisterte. Schon nach wenigen Minuten zeigte sich, warum er als einer der interessantesten Pianisten seiner Generation gilt: Sein Spiel verbindet strukturelle Übersicht mit berührender Ausdruckskraft.
Beethoven – Musik, die atmet
Zum Auftakt erklang Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 7 in D-Dur, op. 10 Nr. 3.
Fujita gestaltete den ersten Satz (Presto) mit federnder Energie und klar konturierten Linien. Im Largo e mesto entfaltete Fujita eine meditative Intensität: Er ließ die Pausen bewusst sprechen und schuf eine Atmosphäre schlichter, fast kammermusikalischer Innerlichkeit. Das anschließende Menuetto klang leicht und kantabel, ehe das Rondo mit seiner Mischung aus Brillanz und Leichtigkeit den ersten Höhepunkt des Abends markierte.
Wagner, Berg und Mendelssohn – ein poetischer Mittelteil
Ein kurzer Moment zarter Lyrik folgte mit Richard Wagners Albumblatt „In das Album der Fürstin Metternich“ (WWV 94). Fujita verlieh dem selten gespielten Stück einen schwebenden Klang und hielt die spätromantische Geste transparent, ohne sie zu überladen.
Die „Zwölf Variationen über ein eigenes Thema“ (1908) von Alban Berg bildeten den strukturell anspruchsvollsten Abschnitt des Programms. Fujita navigierte durch die oft spröden und atonalen Miniaturen mit bewundernswerter Klarheit. Jede Variation erhielt einen eigenen Charakter – mal filigran und leise tastend, mal eruptiv und kraftvoll.

Zum Abschluss vor der Pause erklangen Felix Mendelssohn Bartholdys Variations sérieuses op. 54. Fujita präsentierte das Werk mit elektrisierender Energie und dennoch äußerster Präzision. Der dramaturgische Aufbau – vom verhaltenen Beginn bis zum virtuos aufwallenden Finale – wirkte stringent und organisch. Mendelssohns Mischung aus klassischer Formstrenge und romantischer Leidenschaft traf Fujita mit sicherem Gespür.
Brahms – jugendliche Kraft und lyrische Tiefe
Nach der Pause kehrte Fujita mit Johannes Brahms’ Sonate Nr. 1 C-Dur, op. 1 zurück – einem Monument der frühen Romantik, das pianistisch wie emotional große Spannweite verlangt.
Das Andante, basierend auf dem Volkslied „Verstohlen geht der Mond auf“, spielte er erzählerisch und mit großer Innigkeit.
Im Scherzo dominierten klare rhythmische Konturen und druckvolle, aber nie harte Akzente. Das Finale verband Virtuosität mit strukturellem Bewusstsein.
Wagner als würdiger Abschluss
Den emotionalen Schlusspunkt setzte Fujita mit Wagners „Albumblatt für Frau Betty Schott“ (WWV 90) – einer Miniatur voller spätromantischer Intensität. Fujita verband warme Mittellagen, gesangliche Spannungsführung und eine kontrollierte Klangfülle zu einem würdevollen Abschluss.
Fazit: Ein Abend, der lange nachhallt
Mao Fujita präsentierte ein Programm, das stilistisch wie technisch höchste Anforderungen stellte – und er erfüllte sie mit einer Mischung aus analytischer Klarheit, erzählerischer Tiefe und poetischer Sensibilität.
Das Publikum feierte ihn mit langanhaltendem Applaus – völlig zu Recht. Fujita bestätigte eindrucksvoll, dass er zu den bemerkenswertesten Pianisten seiner Generation zählt.