Impressionen von der Nacht der Bibliotheken

Am 15. März 2019 fand die „Nacht der Bibliotheken“ statt. Das Motto lautete: Mach es!
Anja Cord sammelte für Ars tremonia einige Impressionen.




Torsten Sträter und Melanie Raabe – auf der Erfolgswelle

In der zweiten Ausgabe des 1. Wortklub Dortmund im domicil lud Gastgeber Thomas Koch am 14. Februar zwei Menschen ein, die eine Durststrecke bis zu ihrem großen Durchbruch erleben mussten. Torsten Sträter und Melanie Raabe erzählten aus ihren Erlebnissen, die Musik dazu kam von Cynthia Nickschas.

Die Manager bei
Decca Records werden sich wohl noch jahrelang über ihre
Fehlentscheidung maßlos geärgert haben, den Beatles keinen
Plattenvertrag angeboten zu haben. Auch Melanie Raabe wurde von vier
Verlagen abgelehnt, bevor sie ihren Krimi „Die Falle“ bei btb
veröffentlichen konnte. Seitdem gehört sie zu einer der
erfolgreichsten deutschen Autorinnen und hat mit „Die Wahrheit“
und „Der Schatten“ zwei Fortsetzungen geschrieben. Die Filmrechte
wurden ebenfalls schon vergeben. Bei Thomas Koch erzählte sie von
den Zweifeln, die sie überkamen, als immer mehr Verlage sie
ablehnten.

Auch Torsten Sträter
hatte einen dornigen Weg vor sich, um als gefeierter
Geschichtenerzähler in Funk und Fernsehen zu gelten. Eigentlich war
die Logistikbranche schuld, dass er zum meistre
humoristisch-grotesker Kurzgeschichten wurde. Denn nach seinen Touren
fand er Zeit, um auf dem PC Geschichten zu schreiben. Sträter, der
gelernte Herrenschneider, musste jahrelang durch Kneipen und
Lesebühnen tingeln, bevor der große Durchbruch als
Unterhaltungskünstler kam.

Was macht der Erfolg mit einem Menschen? Torsten Sträter und Melanie Raabe gaben bei der zweiten Ausgabe des 1. Wortklubs Dortmund Einblicke. (Foto: © Anja Cord).
Was macht der Erfolg mit einem Menschen? Torsten Sträter und Melanie Raabe gaben bei der zweiten Ausgabe des 1. Wortklubs Dortmund Einblicke. (Foto: © Anja Cord).

Erfolg schlägt sich
im besten Fall auch finanziell nieder und so erzählte Sträter über
die ersten 8.000 DM, die er als Tantiemen von einem Verlag bekommen
hatte und stolz seiner Mutter präsentierte. Dass Geld auch
unvernünftig machen kann, war auch Thema. Sträter, der unter
Flugangst leidet, gönnte sich und seinem Sohn einen Flug in der
Business-Class nach New York.

Nebenbei bemerkt: Im
Laufe des Gespräches kam auch heraus, dass Sträter und Raabe zur
gleichen Zeit in New York waren, aber begegnet waren sie sich dort
nicht.

Was macht Erfolg mit
einem? Eine Erkenntnis ist wohl, dass die Selbstzweifel geringer
werden. Wer ständig von Verlagen abgelehnt wird, hat auch kein
großes Selbstvertrauen, wer Bestsellerromane schreibt, hat weniger
Angst vor dem weißen Blatt.

Eine kleine
Raffinesse hatte Moderator Thomas Koch auch noch parat: Sträter
musste einen Text von Raabe lesen und umgekehrt. Dabei hatte Raabe
sehr zur Freude des Publikums mehr Mühe bei Sträters Geschichte
über das Ende von „Struppi“ Ernst zu bleiben.

Die Musik steuerte
die Liedermacherin Cynthia Nickschas und ihre Freunde bei. Sie sang
einige Stücke aus ihrem neuen Album „Egoschweine“. Ihre Mischung
aus Folk und Rock mit punkiger Attitüde wurde im domicil vom
Publikum begeistert aufgenommen.

Nach „Religion vs.
Freiheit“ und „Erfolg“ geht der 1. Wortklub Dortmund am 04.
April in die dritte Runde mit einem Thema, das natürlich zu Dortmund
passt: Fußball. Mit dabei sind Birgit Schönau, Klaus Theweleit und
das Sergej Gorlukowitsch Sextett.

Wie man an Tickets
kommt, steht auf der Seite vom Wortklub: www.wortklub.de.




Nacht der Bibliotheken lockt mit vielfältigem Programm

In ganz NRW (und
erstmals auch in Schleswig-Holstein) wird am Freitag, den 15. März
2019 unter dem Motto „Mach es!“ die „Nacht der Bibliotheken“
durchgeführt. Nicht nur den ausgewiesenen Leseratten soll die
Vielseitigkeit des Angebots in den Bibliotheken für die ganze
Familie näher gebracht werden, sondern auch zu weiteren Besuchen und
Nutzungen animiert werden.

Auch die Stadt- und
Landesbibliothek Dortmund beteiligt sich selbstverständlich samt
ihrer Stadtteilbibliotheken und bietet den neugierigen BesucherInnen
Lesungen und Vorträge, Kreativ-Workshops und Führungen, Musik oder
eine historische Modeschau bis 22:00 Uhr.

Wie der Direktor der
Stadt- und Landesbibliothek, Dr. Johannes Borbach-Jaene durchblicken
ließ, sind gerade in Zeiten der modernen Medien und ihren
Möglichkeiten besonders wichtig, gerade auch den jungen Menschen
neben einem digitalen Angebot, auch die Freude am Lesen und Vorlesen,
zum Beispiel beim „Lesezauber“ oder gemeinsamen Spielen
(Spielenachmittagen) näher zu bringen.

Am 15.03.2019 wird
ab 17:00 bis 19:00 Uhr im Institut für Zeitungsforschung (2. OG)
eine Bastelaktion „Vielseitige Tüten“ stattfinden. Alte
Zeitungen werden zu Aufbewahrungsorten für verschiedene Dinge
umfunktioniert.

Im Foyer im
Erdgeschoss kann man von 17:00 bis 21:00 Uhr am 3D-Drucker den
„3D-Druck kennenlernen“ und seiner Kreativität freien lauf
lassen. Eigene Ideen lassen sich mit diesem Werk- und Spielzeug
realisieren.

Andrea Schmadtke
bietet von 17:00 bis 21:00 Uhr einen offenen Kalligraphie-Workshop an
Außerdem im Angebot: Lesezeichen-Ecken und Buchstützen selber
basteln.

Claudia Vennes (Veranstaltungsbereich) und  Dr. Johannes Borbach-Jaene, Direktor der Stadt- und Landesbibliothek, hoffen auf viele Besucher.
Claudia Vennes (Veranstaltungsbereich) und Dr. Johannes Borbach-Jaene, Direktor der Stadt- und Landesbibliothek, hoffen auf viele Besucher.

Im Institut für
Zeitungsforschung (2. OG) ist von 17:00 bis 22:00 Uhr ein
Ladenhüter-Flohmarkt vorgesehen. Dubletten, Plakate und anderes aus
den Beständen werden im Garderobenbereich verkauft.

Spaß für die ganze
Familie bietet von 18:00 bis 21:00 Uhr die Rallye „Auf die Plätze
fertig los“ (KiJu-Bereich). Foto-Memory, Dosenwerfen oder
Balancieren von Büchern stehen hier auf dem Programm.

Für die
interessante einstündige Führung „Drucke, Bilder, Handschriften“
mit über 120.000 kuriosen und skurrilen Einzelstücken um 18:00 Uhr
und 20:00 Uhr unter sachkundiger Leitung ist eine Vor-Anmeldung unter
Tel. 0231/ 23206 bei Herrn Pfeiffer notwendig. (Max. 15 Personen).

Das
Bratschen-Ensemble der Dortmunder Philharmoniker (Marjan Hesse,
Mingwan Kim, Armin Behr und Hindenburg Leka) wird jeweils um 18:30
Uhr, 19:00 Uhr und 19:30 Uhr im 1. Obergeschoss mit zehnminütigen
Musikdarbietungen überraschen.

Im 2. Obergeschoss
(Institut für Zeitungsforschung) geht es bei einer spannenden Lesung
aus den Gerichtsreportagen von Moritz Goldstein von 19:00 Uhr und
21:00 Uhr um „Mord und Totschlag“ zur Zeit der Weimarer Republik.

„Elektronische
Angebot – leicht gemacht“, wie fragen zu E-Books, E-Readern und
mehr sind von 19:00 bis 22:00 Uhr Thema im 1. Obergeschoss (Info).

Etwas für das Auge
bietet die „Historische Modeshow“ des Dortmunder Vereins Elffeast
e. V. Mit einer Auswahl selbst gefertigter Kleider und Zubehör
mit Bezug zu historischen Romanen im Studio B.

Von 21:30 bis 22:00
Uhr klärt Clara Lima Witz das Publikum mit ihrem Vortrag „Was ist
eigentlich Steampunk?“ über diese Subkultur mit der Mischung aus
Historie und Moderne auf.

Genossen werden kann
das Ganze auch bei einem schönen Glas Wein (1. OG) vom Förderverein
„Freunde der Stadt- und Landesbibliothek und guten Gesprächen oder
bei einem Getränk der besonderen Art von ‚Lieb & Lecker‘ im
Studio B.

Die attraktiven
Angebote auch in den Stadtteilbibliotheken und das vollständige
Programm finden Sie unter www.nachtderbibliotheken.de




Wenn Religionsfreiheit andere Freiheiten bedroht

Zur Premiere des 1.
Dortmunder Wortklubs hatte Gastgeber Thomas Koch ein durchaus
brisantes Thema gewählt. Am 14. Februar 2019 hieß es im domicil
„Religion vs. Freiheit“. Zu Gast waren Güner und Misha Vérollet,
für die Musik war Paul Wallfisch, der frühere musikalische Leiter
des Schauspielhauses Dortmund.

Im Artikel 18 der
Menschenrechte wird unter anderem die Religionsfreiheit erwähnt.
„Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und
Religionsfreiheit.“ Doch es scheint, dass je stärker die Religion
wird, die anderen Menschenrechte in Mitleidenschaft gezogen wird.
Besonders auf Frauen und Mädchen wird immer stärkerer Druck
ausgeübt.

Zu Beginn begrüßte
Thomas Koch Misha Vérollet. Die Eltern von Vérollet sind Zeugen
Jehovas und so wuchs er in einem streng religiösen Umfeld auf. Viele
Dinge, die für andere Kinder selbstverständlich waren, wurden ihm
verwehrt, so beispielsweise Kindergeburtstage.Auch zu viel Bildung
kann störend sein, Kinder sollten möglichst nicht auf eine
Hochschule gehen, dann hätte es Nachteile für die Eltern.

Danach kam Güner
Balci auf die Bühne. Balci stammt aus einem religionsfernen,
alevitischen Elternhaus und bekam die schleichende religiöse
Veränderung in Berlin-Neukölln mit. Gab es beispielsweise vor gut
zehn noch genügend öffentliche Ort, wo Jungen und Mädchen zusammen
kamen, ist jetzt alles streng nach Geschlechtern getrennt. Balci
benennt die schleichende religiöse Dogmatisierung in ihren Büchern
und journalistischen Beiträgen.

Der 1. Wortklub im Dortmunder domicil wurde von Gastgeber Thomas Koch geleitet. Gäste waren bei der Premiere Misha Vérollet, Güner Balci und Paul Wallfisch.
Der 1. Wortklub im Dortmunder domicil wurde von Gastgeber Thomas Koch geleitet. Gäste waren bei der Premiere Misha Vérollet, Güner Balci und Paul Wallfisch.

Nach einer kurzen
Pause las Koch noch einen eigenen Text zum Thema. Der drehte sich um
das „Untenrum“. Auf sehr humoristische Weise zeigt Koch wie sehr
sich die Religion um den Bereich „Untenrum“ einmischt. Alle
Religionen wollen anscheinend über Penis und Vagina kontrollieren
und stellen bisweilen merkwürdige Regeln auf.

Danach diskutieren
Koch, Vérollet und Balci gemeinsam über das Verhältnis Freiheit
und Religion. Besonders Vérollet und Balci kritisierten Teile der
Linken, die Religionskritik ablehnen, weil man damit das Geschäft
der Rechten betriebe. Belci wandte sich konkret gegen den Begriff des
„Feminismus des Kopftuchs“.

Zwischendrin sang
Paul Wallfisch am Klavier einige zum Thema passende Lieder. Am
eindrucksvollsten war sicherlich die Gospel-Version von Motörheads
„God was never on your side“, aber auch die anderen Lieder, u.a.
„Time“ von Tom Waits und seine Lieder aus „Der Meister und
Margarita“ waren passend.

Der 1. Dortmunder
Wortklub öffnet seine Tore wieder am 14. März 2019 zum Thema
„Erfolg“. Gäste sind Melanie Raabe und Torsten Sträter, die
Musik kommt Cynthia Nikschas. Am 04. April 2019 dreht sich alles um
„Fußball“, dabei sind Klaus Theweleit und Birgit Schönau, hier
spielt das „Sergej Gorlukowitsch-Sextett“ auf. Am 02. Mai 2019
geht es ums Kochen, hier begrüßt Thomas Koch Verena Lugert und
Helmut Gote und Musik machen „The Zucchini Sistaz“.

Alles um 19:30 Uhr
im domicil. Tickets gibt es unter www.wortklub.de
und www.domicil-dortmund.de




Lucie Flebbe: Neue Krimi-Reihe mit neuer Protagonistin

Nach ihrer Krimi-Reihe um die junge Detektivin Lila Ziegler hat die Schriftstellerin Lucie Flebbe eine „Jenseits-Trilogie“ mit einer neuen Protagonistin, der Mutter einer fünfjährigen Tochter Lotti und Polizistin (Elternzeit) Edith „Eddie“ Beelitz aus Bochum entwickelt.

Der erste Teil dieser Trilogie heißt „Jenseits von Wut“ und erscheint ab dem 20.08.2018 im Buchhandel.

Zum Inhalt:

Unsicher, ob sie die richtige Berufswahl getroffen hatte, war Edith „Eddie“ Beelitz eigentlich froh, sich in die Elternzeit verabschieden zu können. Doch das Leben mit ihrem dominanten Mann Philipp hält sie nicht mehr aus und verlässt ihn mit der kleinen Tochter. Da bei der Bochumer Polizei Personalnotstand herrscht, kann sie in Teilzeit bei der Mordkommission arbeiten. Mit ihrem neuen Teamchef verbindet sie eine alte, aber abgekühlte Freundschaft. Sie muss nicht nur die Widrigkeiten einer alleinerziehenden Mutter meistern, sondern wird an der harten Front mit einem Mordfall im Umfeld des Jobcenters konfrontiert.. Die Leiche der erschlagenen – arbeitssuchenden Ronja Bleier stellt sie vor einer großen Herausforderung, die sie zu überfordern droht…

Dieser Krimi-Thriller erhält seine besondere Intensität aus der sich abwechselnden Erzähl-Perspektive von einer als „Zombie“ bezeichneten Person und Eddie. Die Identität von „Zombie“ offenbart sich erst nach und nach und lässt viel Raum für Vermutungen beim Lesen.

Die neue Protagonistin ermittelt in einem Mord im Umfeld des Jobcenters. (Cover: © grafit Verlag)
Die neue Protagonistin ermittelt in einem Mord im Umfeld des Jobcenters. (Cover: © grafit Verlag)

Flebbe versteht es meisterhaft, den Leserinnen und Lesern mit psychologischem Feingefühl die seelischen Untiefen, Aggressionen, verzweifeltem Wunsch nach Anerkennung und menschlichen Widersprüche vor Augen zu führen. Dabei benutzt sie eine deutliche und ab und zu drastische Sprache. Die komplexen Hintergründe der Geschichte offenbaren sich erst nach und nach.

Manchmal vielleicht etwas klischeehaft, aber mit sich steigernder zunehmender Spannung, zeichnet Flebbe ein kleines Kaleidoskop unserer Gesellschaft. Prekäre Verhältnisse, Mobbing sowie unterschwellige und offene Gewalt sind hier Themen. Die Frauen in ihren Krimis müssen sich in einer „Macho-Welt“ durchkämpfen. Solidarität und gegenseitige Unterstützung spielen eine wichtige Rolle.

Eddie muss sich ihr Selbstbewusstsein erst langsam erarbeiten und dabei helfen „starke“ Freundinnen. Verständnis und Achtsamkeit gegenüber den Nöten von Schwächeren, gegenseitige Unterstützung und Hilfe gehören hier zu einem bedeutenden Überlebensprinzip.

Ein spannender Kriminalroman, nah am Puls der Zeit.

 

Lucie Flebbe
Jenseits von Wut
Grafit Verlag
288 Seiten,
EUR 12,00
ISBN 978-3-89425-587-9




Grappa in der Schlangengruppe – eine Rezension

In Dortmund und darüber hinaus ist die Dortmunder Journalistin und Schriftstellerin Gabriella Wollenhaupt seit langen Jahren vielen Krimi-Fans unter anderem wegen ihrer Grappa-Reihe ein Begriff.

Die taffe, mit einem kriminalistischen Gespür versehene Redakteurin des Bierstädter Tageblatts, Maria Grappa, hat im Laufe der Jahre schon viele brisante Situationen gemeistert. Sie hat die Fälle zumeist mit ihrer Kombinationsgabe und Gerechtigkeitssinn aufgeklärt. Unterstützung und wichtige Hinweise kommen dabei von der lebensklugen Anneliese Schmitz, in dessen Bäckerei Grappa auch ihre geliebten Mandelhörnchen bezieht. Obwohl mit den Jahren etwas „altersmilder“ geworden, hat sie ihre Menschenkenntnis und Hartnäckigkeit nicht verloren.

Das ist auch von Nöten In diesem 28. Fall „Grappa in der Schlangengrube“. Wie immer greift Wollenhaupt hier wieder ein aktuelles Thema von gesellschaftspolitischer Brisanz auf, das sie wie gewohnt mit ihrem leicht lesbaren und ironisch-humorvollem Stil verarbeitet.

In dem neuesten Kriminalroman geht es um Resozialisierung von Strafgefangenen. Ist sie möglich und wie geht man mit ehemaligen Straftätern um? Inspiriert wurde Wollenhaupt durch die Geschichte des Serienmörders Jack Unterweger in Österreich ( Mitte 1970iger Jahre bis 1994).

Stichwort Resozialisierung - Grappa gerät in eine Schlangengrube. (Cover: © grafit)
Stichwort Resozialisierung – Grappa gerät in eine Schlangengrube. (Cover: © grafit)

Der fiktive verurteilten Mörders Mischa Ashley, alias Michael Aschendorf im Krimi bekommt im Rahmen des landesweiten Projekts „Die zweite Chance“ eine Anstellung im Verlagshaus des „Bierstädter Tageblatts“, denn er hatte sich noch im Gefängnis mit dem Schreiben über sein Leben begonnen. Die Kulturschickeria war begeistert und vor allem die weiblichen Fans sind von seinem „Charisma“ angetan. Die Redaktion wird gehörig durcheinander gewirbelt die Atmosphäre vergiftet. Ihre vorgesetzte Chefin Jutta Hold scheint Ashley zugetan und an an eine erfolgreiche Resozialisierung zu glauben. Muss Grappa um ihre Position in der Redaktion bangen?

Der Leiter des Projekts ist ihr langjähriger Geliebter Friedemann Kleist, der im Schlepptau die junge undurchsichtige Lara Sander mitbringt. Sie soll das Projekt wissenschaftlich begleiten. Erst nach einem weiteren Mord lichtet sich die „Schlangenrube“….

Die Schriftstellerin bringt wie schon öfter noch ein weiteres politisch brisantes Thema unter. In diesem Fall ist ihr langjähriger Begleiter als Fotograf Wayne Pöppelbaum betroffen. Seine Geliebte Perihan Tercanli bekommt es bei einem Besuch in der Türkei mit dem Regime von Präsident Erdogan zu tun.

Eine spannender und kurzweiliger Kriminalroman ohne erhobenen Zeigefinger zu einem ambivalenten und komplexen Thema.

Genau der richtig Lesestoff für die Urlaubszeit.

Gabriella Wollenhaupt : Grappa in der Schlangengrube

Kriminalroman
Grafit Verlag: ISBN 978-3-89425-579-4
206 Seiten Paperback




Neuer Wollenhaupt-Krimi: Grappa in der Schlangengrube

In dem neuesten Kriminalroman der Dortmunder Journalistin und Schriftstellerin Gabriella Wollenhaupt „Grappa in der Schlangengrube“ geht es um eine in Zeit der Verunsicherung wichtige Frage: Sind Straftäter tatsächlich resozialisierbar? Diese provokative Frage regt zu Diskussionen an und eine Antwort darauf kann spalten. Gibt es eine klare Antwort?

Zum 28. Mal lässt Gabriella Wollenhaupt ihre Heldin Maria Grappa recherchieren.
Zum 28. Mal lässt Gabriella Wollenhaupt ihre Heldin Maria Grappa recherchieren.

Wie die Autorin beim Pressegespräch erklärte, wurde sie durch den Fall des mutmaßlichen österreichischen Serienmörders Jack Unterweger für ihren nun schon 28. Grappa-Krimi inspiriert.

Der uneheliche Sohn eines US-Soldaten und einer Wiener Prostituierten erdrosselte im Alter von 24 Jahren 1974 brutal eine Frau mit ihrem BH. Auch die weiteren Morde hat er auf diese Weise begangen. Zu einer Lebenslangen Haft verurteilt, begann er im Gefängnis zu schreiben und wurde von der Kulturschickeria hofiert. Er wurde von der österreichischen Kulturszene als Paradebeispiel für eine geglückte Resozialisierung präsentiert.

Eine Petition führte zu seiner Haftentlassung nach sechzehn Jahren. Nach 1990 kam es in seinem Umfeld in verschiedenen Städten zu Morden an Prostituierten. Aus irgend welchen Gründen flogen ihm die Frauen zu und fielen immer wieder auf ihn herein. Im Jahr 1994 wird er für neun Morde wiederum zu einer Lebenslangen Haft verurteilt, der er sich durch einen Suizid (Erhängen) entzieht.

In ihrem neuen fiktiven Krimi konfrontiert Wollenhaupt die taffe Romanheldin Maria Grappa in ihrer Redaktion mit einem neuen Mitarbeiter, einem verurteilten Doppelmörder Mischa Ashley mit der Thematik „Resozialisierung“ konfrontiert. Ashley nimmt nach seiner Haftentlassung an dem Projekt „Die zweite Chance“ teil. Im Gefängnis hatte er ein auch von der Kulturschickeria gefeiertes Buch über sein Leben geschrieben. Autor scheint vor allem nach Ansicht der Chefin der Redaktion Jutta Hold in das Verlagshaus gut zu passen.

Droht Grappa etwa auch beruflich Gefahr durch den „Neuen“?…

„Wie ein Virus dringt Mischa Ashley in die Redaktion und bringt die Welt dort durcheinander,“ so die Autorin.

Der neue Grappa-Krimi ist ab jetzt im Buchhandel erhältlich:

Originalausgabe
206 Seiten, Paperback
EUR 11,00 (D), EUR 11,30 (A)
ISBN 978-3-89425-579-4

Auch als E-Book erhältlich.

Am Donnerstag, den 17. Mai 2018 um 19.30 Uhr stellt Gabriella Wollenhaupt in einer Lesung im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund

Max-von-der-Grün-Platz 1-3
den Krimi „Grappa in der Schlangengrube“ dem interessierten Publikum schon einmal vor.

Eintritt: 3,00 Euro




Wie spricht Dortmund? – Ein besonderes Stadt-Porträt

Die Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens beim LWL (Landesverband Westfalen-Lippe) hat in ihrer Reihe „Niederdeutsche Studien“ unter dem Titel „Dortmund – Sprachliche Vielfalt in der Stadt“ einen interessanten neuen Band (59) herausgebracht. Dieses 339 Seiten umfassende Stadt-Porträt aus sprachwissenschaftlicher und sprach-soziologischer Sicht entstand in einer längerer dreijähriger Recherche in der Stadt.

Am Projekt beteiligt waren neben den drei Herausgebern Dr. Markus Denker, Dietrich Hartmann und Prof. Heinz H. Menge über 15 Autorinnen und Autoren.

Die regionalen spezifischen umgangssprachlichen Besonderheiten geraten im Zuge der Globalisierung immer mehr in den Hintergrund. Gerade die Menschen im Ruhrgebiet gehen mit ihrem „Ruhrdeutsch“- Erbe nicht selbstbewusst, sondern eher versteckt schamhaft um. Zu sehr ist es mit dem oft negativ bewerteten „Malocher und Bierstadt“-Image verbunden und von auswärtigen Personen etwas belächelt.

Das Buch macht sowohl den historischen wie auch den noch heute in Fragmenten vorhandenen Einfluss dieses speziellen Sprachduktus deutlich. Ohne es zu merken, steckt davon noch etwas in uns. Sei es nur das lang gezogene „o“ in der Sprache vieler Dortmund. Durch den Zuzug von Menschen mit unterschiedlichen Migrationshintergrund kommt eine erweiternde Vielfalt der Sprache hinzu.

Die Beiträge in diesem Sammelband sind in vier thematische Bereiche gegliedert:

Erstens die Beschreibung der regionalen Sprachmerkmale.

Zweitens die Sprachverwendung in der städtischen Erinnerungskultur (das historische Dortmunder Platt und der Namenwortschatz).

Drittens die spezifische Sprachverwendung und Kommunikation in Bereichen des Fußballs, Kabaretts und in der städtische Verwaltung.

Viertens die Mehrsprachigkeit (Spracheinstellungen, visuelle Mehrsprachigkeit in den Straßen, sowie Erzählungen von Sprecherinnen und Sprechern mit Migrationshintergrund).

Kulturdezernent Jörg Stüdemann lobte die gute Lesbarkeit des Bandes.

Der umfangreiche Sammelband „Dortmund – Sprachliche Vielfalt in der Stadt „ ist im wissenschaftlichen BV (Böhlau-Verlag) erschienen und kostet 45,00 Euro.

Unter der ISBN: 978-3-412-51067-1 ist es portofrei käuflich erhältlich.




Rezension Jan Zweyer: Starkstrom

Grafit Verlag 281 Seiten ISBN 978-3-89425-576-3 € 12,00

In seinem neuen Kriminalroman „Starkstrom“ hat der Schriftsteller Jan Zweyer einen bedrückend eindringlichen Blick in die nahe Zukunft gewagt.

Dystopische Zukunftsvision von Jan Zweyer. (Cover: © Grafit Verlag)
Dystopische Zukunftsvision von Jan Zweyer. (Cover: © Grafit Verlag)

Im Jahr 1953 in Frankfurt geboren und Mitte der 70er ins Ruhrgebiet gezogen, war er nach seinem Studium zunächst viele Jahre für verschiedene Industrieunternehmen tätig. Heute arbeite er er als freier Schriftsteller in Herne und hat eine Art Kultstatus als als Autor in Sachen Ruhrgebietskrimis.

Nachdem er sich im Jahr 2015 mit der Trilogie „Das Haus der grauen Mönche“ und deren Fortsetzung „Ein Königreich von kurzer Dauer“ dem Mittelalter zugewandt hatte, führt er die Leser nun in eine ( mögliche) nahe Zukunft.

Der ungewöhnliche Krimi spielt im Jahr 2030. Europa hat sich in Zentraleuropa und der Europäischen Assoziation gespalten. Katalonien und Süd-Tirol gehören dabei zu Zentraleuropa.

Europa verbarrikadiert sich mit einem meterhohen mehrfach gesicherten Metallzaun, um Flüchtlinge um jeden Preis fern zu halten. Es gibt Transitzentren, in denen tausende verzweifelten Flüchtenden festsitzen. Ein Lotterie entscheidet per Zufall, wer die Chance auf ein besseres Leben bekommt. Die deutsche Regierung beauftragt die Good-Fence-Cooperation, den Zaun mit allen Mitteln zu verteidigen. Sie droht mit der stärksten Abschreckung. Wer den Zaun zu überwinden versucht, wird auf alle Fälle sterben. Es soll nur eine leere Behauptung sein, um potentielle Flüchtlinge abzuschrecken. Dann aber steht der Zaun wirklich unter Strom und zurück bleiben eine verkohlte Leiche, ein Schweinekadaver und jede Menge Fragen. Die Politik möchte diese auf keinen Fall beantworten…

Der Krimi spielt auf mehren Ebenen und aus verschiedenen Sichtweisen. Auf der einen Seite sind da die Machtinteressen der Politiker sowie der Wunsch nach Gewinnmaximierung der Rüstungsindustrie und vor allem auch der Schlepper. Die Flüchtlinge dagegen kämpfen um ihr nacktes Leben und eine bessere Zukunft für sich, ihre Familien und Dörfer. Dann gibt es noch die investigativen Journalisten und Flüchtlingshelfer, die aufklären und die verzweifelten Menschen retten wollen.

Zweyer beschreibt eindringlich und ohne Pathos eine Gesellschaft von politischen Machtinteressen, Habgier auf Kosten der Verzweiflung von Menschen, und dem mutigen Kampf dagegen. Es ist eine Welt voll Misstrauen, die Ängste gezielt für ihre Zwecke schürt.

So unvorstellbar sind diese bedrückenden Zukunftsaussichten leider nicht. Derzeit wird viel über Zäune, Mauern, Ein- und Ausgrenzungen diskutiert. Die „Brandstifter“ stehen schon lange mit ihren Plänen in den Startlöchern. Pläne, wie etwa die des neuen „Heimat und Innenministers“ Horst Seehofer für „Ankerzentren“ sind da nur ein Anfang. Populistische Maßnahmen für den Machterhalt greifen immer mehr um sich.

Ein ungewöhnlicher und lesenswerter Krimi.




Jens-Daniel Herzog – Erinnerungen an sieben tolle Opern-Jahre

Sieben Jahre bewegende Intendanz von Jens-Daniel Herzog liegen hinter uns. Am 10.03.2018 um 19:30 Uhr ist die Premiere von Verdis „Nabucco“. Die letzte Opernpremiere hier in Dortmund unter seiner Regie vor dem Wechsel nach Nürnberg ist sicher nicht nur für ihn etwas besonderes.

Pünktlich zur Premiere erscheint nun ein weiß eingebundenes Erinnerungsbuch unter dem Titel „Addio Dortmund“.

Es ist eine wunderbare Reminiszenz an gut sieben Jahre Operngeschichte unter Jens-Daniel Herzog in unserer Stadt. Zu sehen sind viele Fotos der Aufführungen der letzten Jahre sowie interessante Interviews mit der Journalistin Julia Gaß sowie dem Journalisten Stefan Keim und dem Musikprofessor Holger Noltze.

Intensive sieben jahre Operngeschichte in Dortmund zwischen zwei Buchdeckel: Jens-Daniel Herzog sagt "Addio Dortmund". (Foto: © Oliver Schaper)
Intensive sieben jahre Operngeschichte in Dortmund zwischen zwei Buchdeckel: Jens-Daniel Herzog sagt „Addio Dortmund“. (Foto: © Oliver Schaper)

In den Interviews geht dabei um große oder weniger große Erfolge sowie den Platz und die Zukunft der Oper in der Stadtgesellschaft. Persönliche Erlebnisse und Anekdoten über Begegnungen dürfen natürlich nicht fehlen. Jens-Daniel Herzog berichtet über die großen Herausforderungen im zeitgenössischen Musiktheater unter den sieben Themenkomplexen: „Spielplan und Inszenierungen“, „Musik und Sänger“, „Unterhaltung“, „Junge Oper“, „Zuschauerzahlen, „Dortmund und seine Oper“ und „Ein Theater leiten“.

Am Ende steht eine Chronik der Inszenierungen sowie eine Liste aller beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von von 2011 bis bis 2018.

Dieses „Erinnerungsbuch“ ist eine großartige Idee und für die Zuschauerinnen und Zuschauer im Opernhaus ab der Premiere von „Nabucco“ am 10.03.2018 im Opernhaus erhältlich.

Dieser Rückblick auf einen kleinen Abschnitt der neuen Theatergeschichte unserer Stadt ist etwas bleibendes und eine gute Idee!