Konzert Wiener Klassik – Große Musikmetropolen im Blickpunkt

In der Spielzeit 2018/2019 wollen die Dortmunder Philharmoniker das Publikum in ihren „Wiener Klassik“- Konzerten in die großen Musikmetropolen führen und das musikalische Schaffen der genialen Komponisten dieser speziellen Zentren näher bringen.

Beim 1. Konzert Wiener Klassik am 03.12.2018 im hiesigen Konzerthaus stand die Stadt Wien mit den Komponisten Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) und Joseph Wölfl (1773 – 1812) auf dem Programm.

Unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz ging es mit Beethovens „Wellingtons Sieg“ oder „Die Schlacht beiVittoria“ op. 91 los. Ein Auftragswerk vor dem Hintergrund des Sieges der Engländer (zusammen mit portugiesischen und spanischen Truppen) über das napoleonische französische Heer am 21. Juni 1813 bei Vitoria (südlich von Bilbao) unter dem Oberbefehl Wellingtons. Die Anregung für die Komposition kam von Johann Nepomuk Mälzel, der ein wirkungsvolles Musikstück für sein mechanisches Panharmonikum suchte. Das merkt man der insgesamt etwas groben Arbeit an.

Mit Beethoven und Wölfl entführten die Dortmunder Philharmoniker das Publikum ins die Wiener Klassik. (Foto: © Anneliese Schürer)
Mit Beethoven und Wölfl entführten die Dortmunder Philharmoniker das Publikum ins die Wiener Klassik. (Foto: © Anneliese Schürer)

Es war für eine„Europa-Tour“ gedacht und könnte als eine Art frühes „Live-Aid“ Stück zugunsten der verwundeten bayerischen und österreichischen Soldaten bezeichnet werden. Wie in einem Video-Clip orientiert sich die Musik stark am direkten Geschehen. Die Musik wird zum Schlachtfeld mit Pauken und Trompeten und Kanonendonner. Gegenüber stehen sich zwei Abteilungen. Die eine tendiert zum Spielen in C-Dur, die andere musiziert als Konfrontation meistens in Es-Dur. Dann treten zwei Märsche, das das patriotisch den Sieger verherrlichende „Rule Britannia“ gegen das „Marlborough se vat‘en guerre“. Der Schlachtlärm wird durch knarrende Ratschen und gegen die Taktschwerpunkte eingesetzter Kanonendonner bildhaft vor Augen geführt.

Für einige Kunstfertigkeit sorgen die verschiedenen Variationen bis zu dem Abschlussfugato.

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Auch beim folgenden5. Klavierkonzert C-Dur op. 43 „Grand Concerto Militaire“ von Wölfl macht der Krieg vor der Musik nicht halt. Als hervorragender Pianist konnte der deutsch-chinese Julian Pflugmann gewonnen werden.Der kriegerische erste Satz beginnt schon mit marschartigen Klängen und Trompetenfanfare. Erst spät setzt das Klavier ein. Kennzeichnet sind hier viele Variationen und nach oben strebende Läufe. Die Stimmung trübt sich durch den Wechsel von Dur nach Moll. Das Andante zeigt die auch für Mozart typischen Verzierungen. Überraschend läuft der Satz bei Wölfl plötzlich aus und es schließt sich schnell das Allegro Finale an.

Der musikalische Witz und die überraschenden harmonischen Abweichungen sowie starker Virtuosität und eine gewisse Unbeschwertheit, lassen den pompösen militärischen Ton am Anfang vergessen. Seine große Virtuosität konnte Pflugmann auch bei einer Zugabe für das begeisterte Publikum unter Beweis stellen.

Nach der Pause ging es dann mit Beethovens 8. Sinfonie F-Dur op. 93 weiter. Trotz privater und gesundheitlicher Probleme gelang dem Komponisten hiermit ein geradezu humoristisches Werk. Allerdings wird die Heiterkeit auch schon mal mit gegen den Strich der Taktschwerpunkte gebürsteten Schlägen des Orchesters „gestört“.

Kontrastreich und unkonventionell entstehen immer wieder stehende und zugleich bewegte langfelder. Bekannt ist das Allegro scherzando, das mit seinen wie ein„tickendes Uhrwerk“ mit musikalischen Nadelstichen durch die Begleitung als Parodie auf mechanische Instrumente wirkt.Überraschende Akkorde platzen da wie Sand im Getriebe hinein. Im dritten Satz, dem „Tempo di Minuetto“ geht dann beschwingt rustikal-bäuerlich zu.

Rasant, fast unmöglich zu spielen, geht der letzte Satz nervös-bizarr die letzten Takte zu, und es wirkt wie eine Parodie (mit viel Selbstironie) auf die nicht enden wollenden Schlüsse und das Pathos der eigenen Sinfonien des Komponisten.

Ein Beispiel für die Originalität des unkonventionellen Komponisten und der Genialität.

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