KJT Dortmund – viel Fantasie bei „Agent im Spiel“
Das Dortmunder
Kinder- und Jugendtheater (KJT) hat sich mit der Premiere von „Agent
im Spiel“ (ab 9 Jahren) des kanadischen Autors David S. Craig unter
der Regie von Johanna Weißert am 05.04.2019 einem sensiblen und
brisanten Themenkomplex gewidmet.
Es geht um
Arbeitslosigkeit und ihre Folgen für gerade die betroffenen Kinder.
Aber auch um die Zerrissenheit von Scheidungskindern. Wie können die
Kinder damit umgehen? Da spielen Scham und Verdrängung eine große
Rolle.
Der Protagonist des
Stücks ist (der 10-11-jährige) Dani, der mit seiner allein
erziehende Mutter Luise (Web-Designerin) immer wieder umziehen muss.
Diese verliert immer wieder ihren Job und Partner und Geld kommen ihr
schnell abhanden. Dani findet seinen eigenen Umgang mit der prekären
Situation, indem er sich mit viel Fantasie und Widerstandskraft in
eine „Agenten-Welt“ als eine Art James Bond flüchtet. Da er ohne
den vermeintlich in Bayern bei der Bergwacht arbeitenden Vater
auskommen muss, fühlt er sich für seine liebevolle Mutter
verantwortlich. Er verwaltet sogar das wenige Geld. Jan Westphal
spielt den Dani mit all seiner Fantasie und Kreativität, aber auch
mit seiner Sehnsucht nach dem Vater stark und eindringlich.
Seine Mutter wird
mit viel Herzblut von Bianka Lammert dargestellt. Sie will das Beste
für ihr Kind und kümmert sich um einen neuen Job in einem Imbiss.

Dani ist
kommunikativ und findet schnell neue Freunde, so auch im neuen
„Zielort“ Rotbuchenstraße 92 K (K für Keller). Er trifft in der
Nachbarschaft auf Mehmet, der dem Erwartungsdruck seines arbeitslosen
Vaters nicht gerecht werden kann, und Melanie, die zwischen ihren
getrennten Eltern hin- und hergerissen ist. Diese kommunizieren
ausschließlich über die Tochter miteinander. Die hat sogar ein
„Mama-Handy“ und ein „Papa-Handy“.
Gastschauspieler
Denis Wiencke spielt den verunsicherten Mehmet mit viel Sinn für
Humor. Außerdem sorgte für Live-Musik und Loops, die passend zu den
unterschiedlichsten Situationen von allen Beteiligten eingesetzt
werden konnten.
Ann-Kathrin Hinz
ging in ihrer Rolle als Melanie, die „Jungs eigentlich blöd
findet“ und „zwischen den Stühlen“ der Eltern leidet auf.
Zwischen den drei
Kinder entwickel sich nach anfänglichen Schwierigkeiten eine
Freundschaft und Dani bezieht die beiden anderen Kinder geschickt und
erfolgreich in sein fantasievolles Rollenspiel ein. Nach und nach
bröckeln die Fassaden und die traurigen Realitäten der Kinder
werden untereinander offenbart. Mit viel Kreativität gehen sie ihre
Probleme an. Da wird zum Beispiel bei Mehmet mit verschiedenen
Gegenständen so getan, als würde man ihm einen „Gehirnknoten“
herausoperieren. Dieser steht symbolisch für den Druck des Vaters,
der Mehmet blockiert.
Auch bei der
Bühnengestaltung spielte Fantasie eine riesige Rolle. Schon beim
Einlass konnte das Publikum die gestalteten beiden weißen
durchscheinenden Leinwände (Folie) bestaunen. Sie waren schon
liebevoll mit Straßenlaternen und am Boden mit einem „Hundehaufen“
und Ratten bemalt. Alle anderen Dinge, wie etwa Klingel, Türnummern,
und anderes wurden live vor dem Publikum aufgemalt oder
ausgeschnitten.
Als auffallende
Gegenstände auf der Bühne nur eine Mülltonne und eine Schubkarre
in das Geschehen eingebunden.
Gearbeitet wurde
zudem mit Licht und Schattenspielen als fantasievolle Metaebene.
Interessant, das
Mehmets Vater nur wie ein grunzender „Drache“ zu hören war.
Trotz der
nachdenklich-traurigen Momente gibt es bei der Aufführung viel zu
Lachen. Besonders lustig war ein „Fußballspiel ohne Ball“ und
Toren der Kinder.
Eine Inszenierung
zwischen Spielfreude, Einfallsreichtum und ernsthaften Momenten der
Realität.
So bewundernswert
der Umgang der Kinder mit ihren schwierigen Verhältnissen ist:
Kinder sollten nicht
für die Probleme der Erwachsenen verantwortlich sein.
Sie haben es alle
(ob arm oder reich) verdient, geschützt aufzuwachsen und in ihrer
Persönlichkeit gefördert zu werden.
Informationen über
weitere Aufführungen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de
oder Tel.: 0231/ 50 27 222