Julia Wissert ist die neue Leiterin ab Spielzeit 2020/2021 für das Schauspiel Dortmund
Nun ist es amtlich.
Ab der Spielzeit 2020/2021, nach zehn innovativen Jahren unter Kay
Voges als Intendant des Schauspiels Dortmund, folgt die 34-jährige
Julia Wissert als jüngste Intendantin Deutschlands. Die in Freiburg
geborene Julia Wissert hat bisher schon einige Erfahrungen an
verschiedenen Theatern wie etwa das Maxim Gorki Theater, Theater
Luzern, Schauspielhaus Bochum oder am Nationaltheater Brno als
Regisseurin sammeln können. Die Position der Chefdramaturgin und
Co-Intendantin übernimmt Sabine Reich.
Wie Kulturdezernent
Jörg Stüdemann beim Pressetermin im Rathaus erklärte, war sich die
Findungskommission schnell eins. In der Ratssitzung vom 23.05.2019
wurde sie mit überwältigender Mehrheit gewählt. Sie ist gleich
sehr gefordert und es wird ein harter Start in der relativ kurzen
Zeit bis da hin.
Was erwartet das
interessierte Theaterpublikum?
Inhaltlich geht es
ihr darum, im Kontakt der hiesigen Stadtgesellschaft zu erforschen,
welche relevanten Bereiche noch nicht vertreten sind. Was erwartet
ihr vom Theater? Was fehlt? Was sind deine Themen? Das können die
Fragen sein, die zur Diskussion stehen.
Sie sieht die Stadt
als Partner und das Publikum nicht nur als Konsument. Die
Stadtgesellschaft ist, so Sabine Reich, eine Kraftquelle, und das
Theater dient als Experimentierfeld.

Programmatisch soll
es eine ästhetische Variationsbreite geben. Das beinhaltet
Stückentwicklungen, Performances, Projekte zwischen Kunst und
Kultur, oder aber klassische Theater in neuer modernisierter
Bearbeitung. Es stellt sich ja immer die Frage, welche Literatur
heute noch angemessen ist, so Stüdemann.
Eine Zusammenarbeit
mit der neu gegründeten Akademie für Digitalität und Theater kann
sich die neue Intendantin zukünftig auch vorstellen.
Geplant sind auch
regelmäßige Projekt im Stadtraum.
Strukturell stellt
sich die Frage: Wie wollen wir im Theater in der Zukunft zusammen
arbeiten?
Ihr Ziel ist, dass
Theater inmitten der Stadt zu verankern. Die Diversität soll
widergespiegelt werden.
Wie das neue
Ensemble aussehen und wer von dem alten, sehr mit Kay Voges
verbundenen SchauspielerInnen noch dabei sein wird, ist noch unklar.
Da das Theater auch
für Werte stehen sollte, möchte Wissert auch gegen strukturelle
Missstände dort vorgehen. Sie machte zuletzt mit einer unter anderem
von Ihr mit entworfenen Anti-Rassismus-Klausel Furore. Diese ist, wie
die zukünftige Intendantin des Dortmunder Schauspiels betonte, nur
als Einladung zum Dialog gedacht. Es soll keine Möglichkeit sein,
mithilfe der Rassismus-Keule schnell eine Kündigung durchzubekommen.
Genaue Bedingungen
und juristischen Feinheiten müssen solche Vertragsklauseln jedoch
genau geprüft werden, so der Kulturdezernent.
Ein weiterer Schritt
in der Zeit des Auf- und Umbruchs steht bevor.
Miteinander
diskutieren und reiben als nur auf negative Phänomene und Probleme
zu reagieren, ist das Motto der zukünftigen Intendantin.