Homosexualität und Fußball

Mit „Echte Liebe“
präsentiert das Schauspiel Dortmund ein sehr politisches Stück. Es
behandelt quasi das letzte Tabu: Homosexualität im Profifußball.
Trotz Outing von Thomas Hitzelsberger vor Jahren findet ein Diskurs
in der Gesellschaft nicht statt. Das Besondere an dem Stück: Der
Sprechchor übernimmt alle Rollen. Die Premiere ist am 29.03.19 im
Studio.

Der Claim „Echte
Liebe“ ist mit dem BVB verbunden, doch es geht nicht speziell um
Borussia Dortmund. „Diesen Abend könnte man auch in Nürnberg
zeigen“, so Matthias Seier, Dramaturg am Schauspiel. Vielmehr geht
es um die generelle Frage, warum outen sich keine Profi-Fußballer?
Warum gibt es keine Diskussionen in der Öffentlichkeit? Warum
passiert nichts?

Das könnte mehrere
Gründe haben, vermuten Seier und Laura N. Junghanns, die
Regisseurin. Zum einen die Angst vor den Medien als „schwuler
Fußballer“ gebrandmarkt zu werden, die Furcht vor dem Fanblock,
vor allem bei Auswärtsspielen, aber auch die Sorge, auf dem
Transfermarkt weniger Chancen zu haben. Denn jeder Fußballer ist
quasi eine „Marke“, die an Wert verlieren würde, wenn er nicht
mehr in bestimmte Länder transferiert werden könnte.

Der Sprechchor spielt die zentrale Rolle in "Echte Liebe". (Foto: © Birgit Hupfeld)
Der Sprechchor spielt die zentrale Rolle in „Echte Liebe“. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Für das Stück
wurden viele Texte herausgesucht von vielen Texturhebern wie
Fußballern, Mitarbeiter der Fanabteilung des BVB, Funktionäre des
DFB, aber es gab auch Gruppengespräche mit dem Sprechchor. Hier
wurde unter anderem gefragt, was bedeutet der BVB für dich? Ist
Fußball politisch? Welchen Fußballspieler findest du attraktiv?

Homosexualität im
Frauenfußball hat dagegen mit dem Klischee zu kämpfen, dass es dort
eh nur „Kampflesben“ gebe, was sicher übertrieben ist. Dennoch
scheint es dort leichter zu sein, mit dem Thema Homosexualität
umzugehen.

Ein ist klar, „Echte
Liebe“ kann keine einfachen Antworten geben oder simple Lösungen
präsentieren, dafür ist das Thema zu komplex. Der Sprechchor, der
permanent im Studio in Bewegung ist, spielt eine gewichtige Rolle,
denn er wird verschiedene Typen darstellen. Von eher links-liberal
angehaucht bis hin zu homophob ist alles dabei. Vor allem die
homophoben Sprüche von Spielern und Funktionären werden zu hören
sein, um zu zeigen, wie borniert die Menschen mit Homosexualität
umgehen. Der Sprechchor übernimmt verschiedene Figuren wie den
anonymen Profi, Thomas Hitzelsberger, den DFB, Corny Littmann und
weiteren.

Die Bühne und
Kostüme werden dem Premierenort gerecht, denn Dortmund wird in den
Kostümen verortet sein. Die Dauer des Stückes ist nicht – wie man
vermuten könnte – 90 Minuten, sondern etwa 70 Minuten.

Informationen und
weitere Termine unter www.theaterdo.de