Heidi – Der Berg ruft!

„Heidi“, Geißen, Gipfel,
Sensationen lautet der Titel der neuesten Theaterproduktion vom
Theater im Depot. Die klassische Vorlage des Romans von Johanna Spyri
erfährt eine fulminante Überarbeitung durch Regisseur und Autor
Stefan Keim.

Der
Plott der bekannten Erzählung bleibt im Grunde erhalten. Die junge
Heidi wird von ihrer Tante Dete zum Öhi auf die Alm abgegeben. Sie
hat Arbeit in Frankfurt gefunden und kann sich um das Kind nicht mehr
kümmern. Der Öhi gilt allgemein als ungesellig und etwas
sonderlich. Heidi hat jedoch ein sonniges Gemüt und kommt gut mit
dem Großvater klar. Erleichtert wird die Eingewöhnung durch den
Geißenpeter und einige Ziegen, die zu hüten sind. Nach einiger Zeit
erscheint Dete wieder auf der Bildfläche und nimmt Heidi mit nach
Frankfurt, um sie als Kameradin der behinderten Klara einzusetzen.
Nach einigen Anfangsschwierigkeiten arrangiert sich Heidi mit den
Gegebenheiten, vermisst jedoch das freie Leben auf der Alm. Nach
einiger Zeit in der fremden Stadt wird sie vor Heimweh krank und kann
kurz darauf in die Berge zurück. Nun muss sie allerdings Klara
zurücklassen, was Heidi auch nicht leicht fällt. Nach einigen
Monaten kommen Klara und deren Großmutter Frau Stresemann zu Besuch
auf die Alm. Durch gute Bergluft und eine Eifersuchtstat des
Geißenpeters schafft es Klara auf der Alm wieder laufen zu lernen.

Stefan Keim beginnt sein Stück mit einer Szene im Reisebüro. Ein Paar sucht einen Urlaubsort der beiden zusagt. Nach längerem Hin und her entscheiden sie sich fürs „Heidiland“. Inklusive Alphornklängen und Geißenkuscheln. Im Hintergrund ist eine Alpenkulisse auf eine Videowand projiziert. Hier schallen schon die ersten Lacher des Publikums Richtung Bühne. Danach beginnt die Erzählung über Heidis Abenteuer.

Vorbei mit der Alpenromantik! In Frankfurt muss Heidi (Cordula Hein, mitte) lernen wie man mit Messe und gabel isst. Angeleitet von Frl. Rottenmeier (Sandra Wickenburh) und Klara (Thorsten Strunk). (Foto: © Anja Cord)
Vorbei mit der Alpenromantik! In Frankfurt muss Heidi (Cordula Hein, mitte) lernen wie man mit Messe und gabel isst. Angeleitet von Frl. Rottenmeier (Sandra Wickenburg, links) und Klara (Thorsten Strunk). (Foto: © Anja Cord)

Die
drei SchauspielerInnen Cordula Hein (Heidi/Arzt), Sandra Wickenburg
(Der Öhi/Fräulein Rottenmeier) und Thorsten Strunk (der
Geißenpeter/Tante Dete/Klara/Großmutter) besetzen alle vorkommenden
Rollen. Mit Bravour wechseln sie in kürzester Zeit Outfit und
Haltung um in die jeweils nötige Rolle zu schlüpfen. Besonders
witzig und toll inszeniert ist der Auftritt der Herde,
ebenfalls genial durch die drei Schauspieler dargestellt. Beinah jede
Szene brachte das Publikum zum Kichern. Die Tiere
stehen auf einer leicht schrägen Fläche und kommentieren alle
Vorkommnisse auf der Alm. Dabei verhalten sie sich wie Nachbarn die
sich über den Gartenzaun oder aus dem Fenster heraus miteinander
unterhalten. Klatsch und Tratsch des Tages werden kommentiert.
Kreativ unterhalten sie sich durch Muuhs und Määhs, variieren den
Tonfall und beschreiben damit alles was Sie bewegt. Als
Übersetzungshilfe für das Publikum wird der ausführliche Text, man
glaubt ja nicht wie geschwätzig so eine Herde
sein kann, im Videobild aufgeschrieben.

Die
aktuelle Heidi ist ein aufgewecktes Kind, mit einem heiteren Gemüt
und einem positiven Blick auf die Menschen. Sie lässt sich auch vom
Großvater nicht einschüchtern der bei ihrem ersten Auftauchen mit
einer Axt auf sie und ihre Tante losgeht. Sandra Wikenburg verkörpert
den Öhi genauso glaubwürdig wie die Rolle des geifernden Fräulein
Rottenmeier. Thorsten Strunk stellt so viele Figuren da, das er
kurzfristig im Ablauf der Handlung auf der Bühne vom Geißenpeter
zur Klara mutiert.

Mit
neuen Texten versehen geben die Akteure zwischendurch kurze
Gesangseinlagen, wie zum Beispiel zu „La Montanara“ oder
„Frankreich, Frankreich“ von den Bläck Föös umgedichtet in
„Frankfurt, Frankfurt“. Auch das klassische Titellied zum Film
Heidi durfte natürlich nicht fehlen.

Die
Dialoge sind spritzig, Ironie tropft aus jeder Szene und es tut gut,
wenn alles mal nicht so ernst genommen wird

Das
begeisterte Publikum belohnte die Darsteller mit anhaltendem Applaus.

Die
nächsten Vorstellungen sind am 8. Und 9. November, jeweils 20h, am
10. November um 16h und am 22. Und 23. November wieder um 20h.