Geheimdienste contra Performancekunst
Ausstellung „Artists & Agents“ des HMKV zur Interaktion zwischen Geheimdiensten und Performancekunst
Auf der Ebene 3 im Dortmunder U in den Räumlichkeiten des Harteware MedienKunstVerein (HMKV) können Besucher*innen vom 26.10.2019 bis 22.03.2020 die Ausstellung „Artists & Agents“ erleben.
Diese besondere Ausstellung ist von Inke Arns (Direktorin HMKV), Kata Krasznahorkai (Historikerin Slavisches Seminar Department, Universität Zürich) und Sylvia Sasse (Professorin für Slawistische Literaturwissenschaft, Universität Zürich) kuratiert worden. Beteiligt daran sind 24 Künstlerinnen und Künstler aus 10 Ländern.
Im Mittelpunkt steht
die bis heute andauernden Interaktion zwischen Geheimdiensten und
Performancekunst. Diese Kunstform galt (und gilt wohl noch) als
besonders gefährlich für die Machthaber z.B. in Ost- aber auch in
Westeuropa. Zunächst denkt man bei perfiden Überwachungen von
Künstlern wohl an Osteuropa (Sowjetunion (jetzt Russland), Ungarn,
Polen u.s.w.). Wie wir in der Ausstellung erfahren können, betraf es
auch unliebsame (linke) Performancekünstler im Westen, etwa um 1919
die Dadaist*innen in der Schweiz (Bern). Es ist aber durchaus ein
sehr aktuelles brisantes Thema mit Sprengkraft. Die Frage nach dem
zunehmenden Einsatz geheimdienstlicher Methoden in Politik und Alltag
ist hochaktuell…

Viele Jahre
Recherchearbeit und Forschung in versch8iedenne Archive und
Begutachtung von Geheimdienstarchiven war von Nöten. Fast nur in
Osteuropa sind diese Archive zugänglich und offenbaren einen
Einblick in die „Zersetzung“ und „Liquidierung“ kritischer
Künstlerinnen und Künstler durch die Staatssicherheitsdienste.
Dafür mussten die Agenten jedoch teils selbst „Performancekünstler“
werden, um an ihre Informationen zu kommen.
Spannend ist es zu erfahren, warum diese Kunstform als so „gefährlich“ eingestuft wurde, und wie man dagegen vorging. Oft wurden mit perfidesten Mitteln versucht, „Performancekunst“ zu verhindern.
Die selbst
betroffenen ausstellenden Künstler*innen setzen sich mit den sie
betreffenden „Akten“ vorwiegend fotografisch, aber auch durch den
Einsatz von Videos (z.B. audiovisuelles Beispiel eines „Verhörs“)
und andere Ausdrucksformen (Mobile) künstlerisch auseinander. Die
zu lesenden Aktenvermerke geben einen ganz besonderen Einblick in
diese spezielle, teils paranoiden Welt des Misstrauens und Argwohns.
Wie Sylvia Sasse
beim Pressegespräch verriet, reagierte vor allem die ungarische
Staatsmacht damals schon auf das Wort „Happening“ mit
hysterischer Abwehr. Happenings waren zutiefst suspekt.
Subversion als
Methode wurde von Geheimdiensten (die mit staatlichem Auftrag die
Kunstszene unterwandern wollten) sowie von den Künstlern selbst (um
den Staat zu überlisten) angewandt.
Zusätzlich wurde
ein Ausstellungsmagazin (HMKV 2/2019, Erscheinungstermin: November
2019) erstellt, und ab dem 26.10.2019 ist das Buch „Artists &
Agents, Performencekunst und Geheimdienste“ (Hg.: Kata
Krasznahorkai, Sylvia Sasse) für 34,- Euro im Buchhandel erhältlich.
Die Ausstellung wird
am Freitag, den 25. Oktober 2019 um 19:00 Uhr auf der Ebene 3
(Dortmunder U) eröffnet.